Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19091029
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190910293
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19091029
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-29
- Monat1909-10
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
12998 NSrfeablsir s ^ Dtschll. Buchhantxl Nichtamtlicher Teil et 252, 29. Oktober 1909. saal» entwickelt, der sehr ersprießlich wirkt, und es ist auf ähnliche Gründungen in anderen Städten zu hoffen. Endlich hat der Verein mit bestem Erfolg auch die gesamte Ver tretung des deutschen Buchgewerbes auf in- und ausländischen Fach- und Weltausstellungen üdernommen und erfolg reich durchgeführt, so in Chicago ,893, Paris 1900, St. Louis 1904, ferner auf der Sächsisch-Thüringischen Ausstellung Leipzig 1897, der Internationalen Ausstellung für moderne Kunst und Dekoration in Turin 1902, der 3. deutschen Kunst gewerbe-Ausstellung Dresden 1906 und der Internationalen Photographischen AusstellungDresden 1909. Auch für die bevor stehende Weltausstellung Brüssel 1910 ist ihm wieder die Gruppe Buchgewerbe und Photographie seitens des Reichskommissars übertragen worden, em Zeichen dafür, daß die geschlossene Organisation auch offiziell als nützlich und wesentlich be trachtet wird und daß sie ihre Aufgabe bisher stets zweck mäßig zu lösen verstand. Übrigens erhält der Buchgewerbe verein einen dauernden Vertrauensbeweis seitens der Retchs- regierung, des sächsischen Ministeriums und der Stadt Leipzig, sowie mehrerer Vereine in Gestalt namhafter Zuschüsse, und er ist sich stets der hohen Verantwortung dankbar bewußt, die in dieser Verwaltung öffentlicher Mittel der All gemeinheit gegenüber liegt. — Die Mitgliederzahl des Vereins ist in stetem Steigen begriffen: bei der Begründung lagen 180 Anmeldungen vor, jetzt ist die Zahl auf eiwa 1300 gewachsen, die sich über alle Teile Deutschlands und ins ferne Ausland erstrecken; dabei befinden sich aber über 40 korporative Mitgliedschaften mir etwa 4000 Mitgliedern, nämlich buchgewerblichen Gehilfen, denen der Verein besondere Förderung zuteil werden läßt. Dadurch vermag er in hohem Maße sozial zu wirken, gerade weil er im übrigen alle sozialpolitischen Bestrebungen aus drücklich ausschließt. Das Buchgewerbehaus, das jährlich von etwa 50 000 Per sonen — darunter zahlreiche auswärtige Vereine, Schulen usw.— besucht wird, hat sich zu einer der bedeutendsten Sehenswürdig keiten Leipzigs entwickelt. Von weither, aus England und Frank reich, Rußland und Belgien, ja aus China sind in den letzten Jahren Besucher herbeigeströmt, darunter leitende Persönlich keiten, die zum Teil in ihren Ländern die empfangenen An regungen in Form ähnlicher Einrichtungen wieder aufleben ließen. Nicht zu vergessen ist auch das Interesse der Sächsischen Könige, die als Protektoren des Vereins wieder holt dessen Heim besucht haben. Doch dies alles soll nur einer immer stärker sich ausprägenden großdeutschen Wirk samkeit als Mittel- und Ausgangspunkt dienen, und das wird um so eher der Fall sein können, je mehr wirklich alle Kreise des Buchgewerbes in Deutschland an dieser gemeinnützigen Tätigkeit teilnehmen. Die Förderung in technischer und künstlerischer Hinsicht, die für den Ein zelnen damit verknüpft ist, wird sich alsbald auch in sehr greifbaren wirtschaftlichen Werten äußern. So dürfen wir dem Deutschen Buchgewerbeverein, der in fünfundzwanzig- jähriger rastloser Arbeit seine Daseinsberechtigung kräftig erwiesen hat, zu diesem Abschnitt seiner Entwicklung die aufrichtigsten Wünsche für ein gedeihliches Fortschreiten aus dem so erfolgreich betretenen Wege aussprechen. ° * Autographie im Jahre 1678? Von Ili. P. Mitzschke (Weimar). Nachdruck nur mit Einwilligung des Verfassers. Die Erfindung, Handschriften geradeswegs von ihrer Original form zu vervielfältigen, ist 1796 von Alois Senefelder gemacht worden. In der Form der Autographie dient dieses Verfahren heutzutage als beliebtestes Mittel für den Druck stenographierter Bücher und Zeitschriften. Und fast scheint es, als ob man eine ähnliche Art der Vervielfältigung schon mehr als hundert Jahre vor Senefelder einmal bei einem stenographischen Lehrbuch an gewandt habe, ohne daß man sich damals des Wertes und der Wichtigkeit der Sache bewußt geworden sei. Das erste System einer deutschen Stenographie wurde 1678 von Karl Alois Ramsay unter dem Titel: »Tacheographia oder Geschwinde Schreibe-Kunst usw.« anonym herausgegeben, und zwar auf Grundlage des englischen Systems von Thomas Shelton (1647 ff.). Im Jahre 1679 ließ Namsay eine zweite Auflage seines Büchleins in Leipzig herauskommen als »New vermehrte Tacheographia usw.«. Diese zweite Auflage, bei der sich Ramsay als Verfasser auf dem Titelblatte nennt, ist in der Hauptsache eine Titelauslage, denn sie wiederholt ganz getreulich die erste Auflage, nur mit anderem Titelblatt und unter Vorheftung einer »Vorrede« und »Etlicher Regulen usw.«. zwischen der ersten und zweiten Auflage — wohl noch im Jahre 1678 — von einem Raubschriftsteller unbefugter Weise ausgeplündert worden war. Der Philolog Daniel Hartnach (1642—1708), ein geborener Pommer, der 1670 seine Professur am Erfurter Gymnasium wegen eines Betruges hatte verlassen müssen und nach Dresden geflüchtet war, wo er sich nun ein Jahrzehnt lang als Privatlehrer aufhielt, hatte die »Tacheo- graphia« in die Hände bekommen und sich veranlaßt gesehen, sie in etwas verkürzter Gestalt ohne Vorwissen Ramsays neu herauszugeben. Ein Exemplar davon hat sich nicht bis auf die Gegenwart erhalten, wenigstens ist bisher keins an irgend einer öffentlichen oder privaten Stelle nachzuweisen gewesen. Wir sind also auf die Mitteilungen angewiesen, die Ramsay, wie oben »Dieses hat verursachet, daß neulich einer zu Dresden nahmens Hartnach, gewesener Professor zn Erfurt, sich hat unterstehen dürfen, selbiges mein Tractätlein nachzumachen, ich kann nicht sagen nachzudrucken, weilen selbiges Exemplar, so mir von Dresden gekommen und nur ein halber Bogen groß war, weder gedrucket, gestochen, noch radieret oder ge schrieben schiene, auch ohne Nahmen war, ungeachtet, wie mir ist gesaget worden, er solches selbsten angefertiget habe; daß er aber nicht den Nahmen darbeygesetzet, wie sonsten wohl bey Kupferstechern oder Buchdruckern bräuchlich, halte ich darvor, wird geschehen sein, umb den Verdacht einiger ambition zu verhüten, weilen selbige Arbeit gar zu künstlichen gemachet war.« Was für eine Herstellnngsweise des Hartnachschen Büch leins sollen wir uns nach dieser Beschreibung vorstellen? Es war eine »gar zu künstliche«, d. h. doch wohl »gekünstelte« oder »ungewöhnliche Arbeit«, und Hartnach hatte sie »selb sten angefertiget«. Ramsay vermochte nicht zu erkennen und anzugeben, was für eine Vervielfältigungsart vorlag. Weder wie Buchdruck schien es ihm, noch wie Kupfer druck oder Kupferradierung. Der Hinweis auf die beiden letzten Herstellungsarten macht es wahrscheinlich, daß die Buchstaben des Nachdrucks nicht die Form der Drucktypen aufwiesen, sondern die bei Kupferdrucken beliebte Gestalt der Schreibschrift hatten. Zur Gewißheit wird diese Vermutung durch das weitere Wort »geschrieben«. Ramsay würde auf den Gedanken einer Herstellung der unberechtigten Ausgabe durch Hand und Schreibfeder nicht verfallen sein, wenn sich der Text nicht in den Zügen der Schreib schrift dargestellt hätte. Und wiederum seine Unsicherheit, ob das Büchlein auf der Buchdruckerpresse entstanden sei, deutet darauf hin, daß nicht einfache handschriftliche Vervielfältigung mit Tinte vor lag, sondern daß die Züge druckähnlich hervortraten. An eine Verwendung von so etwas wie Kopiertinte läßt sich auch nicht denken, denn einerseits ist selbst eine geringe Buchhändlerauflage daß das Papier ganz dünn, durchsichtig und nur auf einer Seite mit Schrift bedeckt gewesen sei. Alles zusammengenommen legt den Gedanken nahe, daß Daniel Hartnach eine Vervielfältigungsart kannte, die der Auto graphie oder einem sonstigen Umdruckverfahren ganz ähnlich gewesen sein muß. Was für Flächen er benutzte, um seine Handschrift darauf zu übertragen, und von welcher Art die Schreibflüssigkeit war, die er gebrauchte, läßt sich freilich ebensowenig erkennen wie das
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder