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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1911
- Strukturtyp
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- 1911-08-07
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1911
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- Deutsch
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^ 181, 7, August 1911. Nichtamtlicher Teil. «SrleEaU f. v. Dischn. SuchhanL-L. 8939 Nichtamtlicher Teil. Das Grotzantiquariat und seine Ausdehnung. Von Jacques Iolowicz-Berlin. Die Redaktion des Börsenblatts regte au, daß ein Aussatz »über die Entwicklung und Organisation des Groß antiquariats- geschrieben werden solle, da es bisher wenig Material über diesen Zweig des Buchhandels gäbe. Ich habe diese Arbeit übernommen, da ich seit vielen Jahren im Betrieb stehe. Ich mutzte jedoch den Rahmen etwas weiter spannen; denn um den Einfluß des Großantiquariats auf den Buchhandel Nachweisen und hieraus einige wichtige Schlüsse ziehen zu können, waren auch dessen Abnehmer, die modernen Antiquare und die Warenhäuser, einer Betrachtung zu unterziehen. Ich habe versucht, meine Ansichten über einige aktuelle Fragen so sachlich als möglich zu fassen. Da ich in den meisten Fächern unseres Berufs längere Zeit praktisch tätig gewesen bin, konnte ich auch den Standpunkt des Sorti menters, des Verlegers und des wissenschaftlichen Antiquars wahren. Ein bestimmtes Ziel haben die folgenden Ausführungen aber dennoch: sie sollen über ein Gebiet des Buchhandels Kenntnis und Kunde geben, das nicht zu viele Kollegen näher kennen und das deshalb von ihnen gemieden wird. Andere wieder glauben es zu kennen. In bester Absicht wirken sie so an Gesetzen mit, die die Auswüchse nicht ver nichten können und die gesunden Knospen nicht reisen lassen. Jeder Buchhändler weiß selbstverständlich, was der Be griff -Großantiquariat« bedeutet. Würde mich der dem Beruf Fernstehende um eine Erklärung bitten, so würde ich ihm antworten: -Das Grotzantiquariat ist der Handel mit alten Büchern, die neu, d. h. ungebraucht sind.» Ich lege hierbei auf zwei Merkmale Gewicht: die Bücher müssen ein gewisses Alter haben, und sie dürfen noch nicht in den Kleinhandel gebracht oder, wie man sagt, -detailliert- gewesen sein. Die ersten Anfänge des Großantiquariats fallen wohl in den Anfang der siebziger Jahre. Leute, die es mit gemacht haben, nannten mir drei Persönlichkeiten als Väter: den -alten- Schwelm aus Frankfurt a/M., Griesbach aus Gera und meinen Vater. Der Gedanke, Restauflagen zu verwerten, kam wohl mit der steigenden Produktion der Verleger. Kurz vor dem Kriege und nachher schwoll die Literatur, besonders auch die Unterhaltungslektüre für den Durchschnittsleser stark an. Die Jüngstdeutschen und ihre Nachfolger hatten eine fruchtbare Tätigkeit entfaltet. Große Verlagshäuser, besonders solche, die für die eigene Druckerei und deren neu aufgestellte Maschinen Futter brauchten, gaben sehr viele populäre, philosophische und geschichtliche Werke heraus, deren Auflagen durch die fortschreitende Technik größer bemessen wurden, während das Publikum noch nicht reif war, seine Unterhaltung bei einem Buche zu suchen, zumal bei einem schwerer zu verstehenden (vergl. auch den geringen Absatz bei Erscheinen der Werke von Schopenhauer und später von Nietzsche). Die Produktion überstieg daher den regulären Absatz, so daß sich die Verleger genötigt sahen, abseits vom bisherigen Wege ihre unverkaufte Ware zu Geld zu machen. Schwelm soll ein sehr tüchtiger und kenntnisreicher Antiquar gewesen sein, der sich mehr dem Großvertriebe be stimmter, für ihn geeigneter Bücher widmete. Griesbach, dessen Tüchtigkeit ich nicht verschweigen möchte, obgleich er noch unter den Lebenden weilt, war der erste, der den Vertrieb in groß zügiger Weise durchführte. Mein Vater endlich hatte erkannt, daß man durch die persönliche Vorlage von Büchern nicht un beträchtliche Erfolge erzielen könne, und auf dieser Beobachtung baute er ein System auf. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich seiner, auch zum Verständnis der späteren Entwick lung seiner Idee, gedenken. Er hatte das Buchhändlerexamen gemacht nachdem er ursprünglich in einem kaufmännischen Ge schäft gearbeitet hatte. Liebe zu den Büchern, die er sich bis in sein spätes Alter bewahrt hatte, ist wohl der Beweggrund zum Umsatteln gewesen. Er übernahm dann ein Sortiment in Brom berg, verbunden mit einer Buchdruckerei und mit einer kleinen Zeitung. Die Politik der sechziger Jahre kostete ihm die Existenz. Er kam nach Berlin und wurde hier, nachdem er ein neues kleines Sortiment gegründet hatte, gezwungen, um seine Familie und sich über Wasser zu halten, den Berliner Kollegen Bücher zum Kauf anzubieten. Da die Sortimenter wohl wenig fest kauften, blieben nur die Antiquare als Kunden übrig. Um für diese Material zu haben, wandte er sich au die Verleger. Aus solchen Anfängen hier und dort entwickelte sich das Großantiquariat. Mein Vater hat mir erzählt, daß er seine erste Ge schäftsreise in der 4. Klasse mit einem einzigen Roman von E. Aug. König gemacht hat. Seine Erfolge sollen nach seinem Bericht derartige gewesen sein, daß er zurück schon 3. Klasse fahren konnte. Sein Geschäft nahm dann einen Aufschwung, der mir heute märchenhaft erscheint. Ich habe nach einem alten Hauptbuch feststellen können, daß mein Vater mit einigen Buchhandlungen Jahresumsätze bis zu 59 090 ^ machte. In Wien betrug sein jeweiliger Umsatz in 14 Tagen ungefähr 25090—39000 Baraufträge von 10 900 ^ und darüber waren keine Seltenheit. Auch das muß hier feftgestellt werden, da es zur Beurteilung der heutigen Sachlage wesentlich ist, worauf in dem Kapitel über die Warenhäuser noch zurückzukommen sein wird. Inzwischen hatte Strauß in Bonn in ganz eigen artiger Weise gleichfalls ein Großantiquariat geschaffen. Er war derjenige, der durch eine gefällige Neuaufmachung den alten Büchern ein Neues Gesicht gab und hierin Schule machte. In Leipzig hatte sich Gustav Fock selbständig gemacht. Griesbach und Iolowicz wetteiferten, dieser neuen Firma, die sich schnell, vielleicht zu schnell zu einem blühenden Ge schäfte entwickelte, große Warenposten zu verkaufen. Sie schufen sich so in diesem genialen Manne einen gefährlichen Konkurrenten. Ec hatte den beiden die besten Pferde aus dem Stalle geholt. Denn als er später selbst das Groß antiquariat in großem Maßstabe anfing, konnte er den Ver legern weit bessere Preise zahlen als seine beiden früheren Lieferanten, da er viel für sein lebhaftes Ladengeschäft brauchte. Das wären die vier Schulen: Griesbach, Strauß, Fock, Iolowicz. In eine dieser Schulen ist wohl jeder spätere Grotzantiquar gegangen. Von den später entstandenen Firmen haben nur zwei größere Bedeutung im Großantiquariat erlangt: Neufeld L Mehring, später Neufeld L Henius und Gnadenfeld L Co. Besonders Neufeld hat durch seine Tatkraft und durch seine liebenswürdige Persönlichkeit lange Zeit an der Spitze gestanden. Dem Aufgang folgt der Niedergang. Die Nachfrage nach modernem Antiquariat wuchs, die Verlegerlager waren stark ausgeräumt, folglich mußte man selbst Ware schaffen. So entstand ein Verlag nach den Prinzipien des modernen Antiquariats. An ihm verbluteten sich alle, außer Strauß und Neufeld, die mit offenen Augen die Fehler der andern erkannt und gemieden hatten. Unter die Großantiquare mischten sich Agenten aus den I1S1>
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