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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1900
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- 23.08.1900
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- Deutsch
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6228 Nichtamtlicher Teil. 195, 28. August 1900. (Scorg Wigand in Leipzig. 6249 Emil Wirz vorm. I. I. Christen in Aarau. 6248 Lee, William Shakespeare. 7 ./^ geb. 8 Lürlucrdt, dis Landgut 1 80 -H. Scrgejenko, wie Leo Tolstoi lebt und arbeitet. 2 geb. 3 Nichtamtlicher Teil. Das Buchgewerbe in der Pariser Weltausstellung. Von Otto Schlotte-Gr. Lichterfelde. Sieben Jahre sind verflossen, seit ich den Lesern dieses Blattes über eine Weltausstellung berichten durfte, nämlich über jene imposante ->?air« am Michigan-See, die zur Feier des fünfhuudertjährigen Jubiläums der Entdeckung Amerikas veranstaltet war. Sieben Jahre sind auch verflossen, ohne daß inzwischen eine andere Weltausstellung zu verzeichnen gewesen ist, denn was in Antwerpen und Brüssel als »Welt«- Ausstellung figurierte, verdiente diesen Namen natürlich nicht im entferntesten. Man konnte nach der Chicagoer Aus stellung das Wort von den: Ausstelluugsüberdruß des Publikums in allen Tonarten hören, ja, dieses Bedenken hat wohl zum großen Teil mit dazu beigetragen, die mehr fach aufgetauchten Projekte einer deutschen Weltausstellung zu Fall zu bringen. Umfragen bei den Industriellen und sonstigen Interessenten hatten ebenfalls Teilnahmslosigkeit für alles, was Weltausstellung heißt, ergeben, kurz, die »Welt ausstellungen hatten sich überlebt«. Nur Paris ließ sich nicht einschüchtern und veranstaltete, wie gewöhnlich, nach Ablauf der berühmten historischen elf Jahre seine Weltausstellung — und siehe da, die klugen Propheten der Weltausstellungsmüdigkeit hatten falsch prophe zeit: die Pariser Weltausstellung des Jahres 1900 bedeutet einen großen Erfolg — einen Erfolg sowohl an sich, wie im Vergleich mit ihren Vorgängerinnen. Sollte nun dies nur die vielbcrufene und gewiß durchaus nicht abzuleugncnde außerordentliche Ausstellungskunst der Franzosen verursacht haben, sollte die ihre Anziehungskraft auf die Völker nie verleugnende verführerische Lutetia der wahre Magnet sein? Ich glaube nicht, daß man mit dieser Erklärung allein auskommt, sondern meine, daß es mit dem Ausstellungs überdruß nicht gar so schlimm bestellt ist, und daß die vorwärtsstrebenden Völker ohne Zweifel noch immer von dem Wert des friedlichen internationalen Wettkampfes überzeugt sind. So weit geht der Idealismus denn doch noch nicht, daß ein ausländischer Aussteller sich etwa um der schönen Augen der Franzosen willen die großen Kosten und Mühen einer Ausstellung seiner Erzeugnisse macht, wenn auch gewiß zugegeben werden muß, daß bei ganzen Gruppen der Aus steller, und ich meine hier speziell die buchgewerblichen, von einem direkten Nutzen aus der Ausstellung wohl kaum die Rede sein kann; bei diesen Gruppen ist es dann wieder ein hochzuschätzender Patriotismus, der, weil er das Vaterland möglichst glänzend vertreten sehen möchte, zur Beteiligung bewogen hat. Ein Vergleich zwischen den beiden großen Weltaus stellungen der letzten Jahre in Chicago und Paris liegt für mich nahe, und wenn ich das Urteil in kurze Worte fassen soll, so muß ich sagen, daß die Pariser Ausstellung feiner, künstlerischer und vornehmer ist und aus diesen Gründen einen reineren Genuß als die Chicagoer gewährt Die Amerikaner ließen, bei aller Großartigkeit in manchen Einzel heiten, doch gar zu sehr das Streben nach dem Kolossalen, Verblüffenden, nur nach der Quantität erkennen, und diese so bemerkbare Absicht wirkte selbstverständlich verstimmend. Dazu kam dieses entsetzliche Chicago, das ja in manchen Stadtteilen und manchen seiner Einrichtungen mehr den primitiven Ein druck eines schmutzigen Dorfes als den einer Großstadt machte! Ganz anders in Paris! Selbstverständlich haben sich auch die Franzosen von dem Grundsatz leiten lassen: »Alles bis jetzt Dagewesene überbieten« — und die räumliche Ausdehnung ist denn auch gegenüber der letzten 1889er Ausstellung um dreizehn Hektar gewachsen, abgesehen von dem umfangreichen Gebäude, das in Vincennes von der Sportausstellung, der Ausstellung des Eisenbahnbaues rc. eingenommen wird. Aber bei allen Größenverhälrnissen ist trotzdem das weise Maß halten überall beobachtet, und die große Masse wird getragen von dem feinen Kunstgefühl, das nun einmal dem Franzosen nicht abzusprechen ist, abgesehen von seinem Geschick, auch die größten Räume übersichtlich einzuteilen, ein Punkt, der ja gerade bei Ausstellungen von unschätzbarem Wert ist. Der glänzendste Beweis für diese Fähigkeit des Franzosen, auch im Kolossalen nicht brutal zu wirken, ist noch immer der Eiffelturm; die künstlerische und dekorative Wirkung des Riesen hat durch den neuen goldgelben Anstrich noch eine wesentliche Steigerung erfahren und es ist wirklich schade, daß dieser entzückende Bau nicht der olou der diesjährigen Aus stellung werden konnte, sondern schon da war; — für diejenigen jedenfalls, die ihn noch nicht sahen, wird er als der Gipfel punkt der Ausstellung im wahrsten Sinne des Wortes ge wirkt haben, auf diejenigen aber, die ihn schon von früher kannten, wird er auch im Rahmen der neuen Ausstellung seinen mächtigen Eindruck erneuert und die Freude an seinen so eleganten wie kühnen Linien wiedergeweckt haben. Aber noch etwas unterscheidet ganz wesentlich die Pariser Ausstellung von ihrer Vorgängerin in Chicago. Das kul turelle Raffinement, das in der von allen Kulturvölkern be schickten und besuchten Chicagoer Ausstellung natürlich gleich falls zu Tage trat, kontrastierte aufs schärfste mit den Zu ständen der Stadt Chicago selbst, man empfand die Aus stellung als ein künstliches, dem unentwickelten und rohen Stamm aufgepfropftes Reis, bei dem sich beide Teile nicht wohl fühlten. Aus diesem Mißklaug zwischen Ausstellung und Umgebung, zwischen Kultur und Wild-West entsprang in erster Linie das unbefriedigte Gefühl, das der feiner em pfindende Besucher mit nach Hause nahm. — Ganz anders in Paris! Paris ist in einem solchen Ausstellungsjahr die Ausstellung — und die Ausstellung ist Paris. Beide sind durch Tausende von feinen Fäden miteinander verknüpft, und derselbe Pulsschlag, der das Leben auf den Boulevards be wegt, treibt auch das Leben in der Ausstellung; dasselbe künstlerische Feingefühl, dieselbe Kunst des Genusses hier wie dort! Die Chicagoer Ausstellung war nach ihrem Schluß bald versunken und vergessen — die Stadt selbst verspürte als ihre nächste Folge die Ausschreitungen des lichtscheuen Gesindels, das durch sie zusammengeströmt war, und die Aussteller wurden nach mehreren Jahren erst in nicht gerade angenehmer Weise durch das geschmacklose Diplom an die ^Vorlds ü'ccir erinnert. Wie sehr aber die Pariser Ausstellungen mit der Stadt selbst verwachsen sind, das dokumentiert sich schon rein äußerlich darin, daß fast jede ein bleibendes Merkmal ihres Lebens der Stadt zurück gelassen hat, und dieses sich als unentbehrlich bereits dem Stadtbilde eingefügt hat, so der Trokadero, der Eiffel turm und dieses Jahr der unvergleichlich schöne Laut TOsxiwärs III.
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