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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1924
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- 1924-04-16
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1924
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8284 vörleublau I. b. Dtlchn. vuchbaasel. Redaktion«!!-! Teil. iX- 9!, IK. April 1924. 2. über ein« neue Shakespeare-Übersetzung: Künstler von äußerstem Feingefühl, ganz gewiegte Kenner der Sprache spüren den Drang zum Wirrsal der Leidenschaften ... bis zum rohesten Wort, vom gepflegten Ebenmaße des vornehmen Amtssessels bis zu den zuchtlosen Rufen der Hasenkneipen. 3. Mit diesem Feinempfinder gleitet die Liebesfrage in so ver wickelte Lagen, daß nur der versteckt« Spott, mit dem er sie behan delt, ihre Natur erträglich macht. 4. Zur Gestalt eines alten Bauernsonderlings bei Timm Kröger: Diese . . . ländlich« Umwelt, diese ureinfache Auffassung werden mit beharrlicher Sachlichkeit . . . beibehalten, hierdurch aber wird die Erzählung trotz des Wirklichkeitssinnes oder eben deswegen ins Urbildliche, ins Sinnbildliche gerückt. 5. Reine Gefühle entstehen, wie wissenschaftlich anzunehmen ist, rascher als mit Gedanken verbundene; erfahrbar sind sie nicht. — Di« Geschichte ruht ihrem Ursprung« nach nicht auf einheit lichem, sondern auf zweiheitlichem Grunde, ist nicht Bogattungs- srucht, sondern jungsernbürtig, ist außerirdisch empfangen, aber männlich erzeugt, ist seiend und an sich. 6. Den Krieg führen »die Engländer mit diesem gemüisträgen, rohgemeinen Geschäftsgeist, die Franzosen mit diesem reizbar-geisti gen Heldensinn. — Im Sittlichen unser festes Pflichtgefühl (gegen- Wer) der haltlosen Sittenlehre der Freigeisterei, . . . unsere Über zeugung von Unbedingtheiten in der Welt, unsere dem Glauben an zwei Grundgewalten entspringende Kraft, zwischen dem Bereich« des Stofflichen und dem des Geistigen zu unterscheiden, die sich gegen die aus Unergründbarkeit der Dinge selbst fußende Zweifel sucht . . . gegen überempsindlichkeit, Hingebung und Einführung zu behaupten vermag . . ., doch so, daß die eigenen Anschauungen und Plangedanken die Plan- und Denkherrschast behalten». 7. Leben ist nichts als Zersetzung einer gallertartigen Masse, der Säfte. 8. Es handelt sich um »Kulturgüter, deren Beschaffenheit dem seelischen Empfinden des einzelnen entspricht«. 9. Die Beweisführung (für den Untergang der Kultur des Wendlandes) nach der Lehre von den Erscheinungen stützt sich auf die in sich selbst sinnfälligen Merkmale des Zivilisationsgeistes seit 1800: die Erschöpfung der Kunstkräfte . . ., die Führerschaft der Großstädte, di« unnatürlich« Vorherrschast der einseitigen Verstan- desbildung, die ausgeklügelt« Vernünstigung des Äbens. Der Freund gab mir die Sätze mit dem Bemerken zurück: Es sind ja außer den eingebürgerten Wörtern Zivilisation und Ma schine gar keine Fremdwörter drin! Auf Lehn- und auf Weltwörter wie Kultur hast düs doch wohl nicht abgesehen? Nein. Aber ich habe dich auch nicht gebeten, die Sätze auf darin stehende Fremdwörter zu prüfen, sondern nur: auf Fremdwörter. Und du weißt: viele Gelehrte meinen, die deutsche Sprach« könne eine unendlich große Zahl von Begriffen nicht erschöpfend, vor allem nicht wissenschaftlich ausdrücken. Du könntest ja unentbehr liche Fremdwörter in meinen Sätzen vermissen; der deutsche Ausdruck könnte dir unverständlich oder nicht bezeichnend Vor kommen. Nun, im Punkte der Klarheit kannst du dir aus di« Vaterschaft gerade nicht — Halt! Ich bin bloß der Stiefvater, ich habe die Sätze nur übersetzt! Aha! Und aus welcher Sprache? Aus einer Mischsprache — Griechisch, Lateinisch, Französisch, allez durcheinander. Für Nebensächliches haben di« Verfasser gnä digst auch das Deutsche zugelassen. Der urwüchsige Liliencron, von früherer eigener Fremdwörterei durch seinen Freund Bierbaum bekehrt, nannte solche Sprach« einschließlich seiner bisherigen: Sau sprache. Ich nenne sie höflicher Fremdenheim oder auch Leser scheuche. Die Sätze stammen aus der Zeit von Ende 1910 bis jetzt; sie sind mit einer Ausnahme aus Zeitschriften entnommen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, also für diese auch verständlich sein müßten. Klarheit — nun ich habe mich redlich bemüht, den wahren Sinn zu tresfen; aber Unklares läßt sich oft nicht klar, Mehrdeutiges nicht eindeutig wiedergeben. Hier der Urwortlaut, und zwar mit dem Namen der Verfasser. 1. U'bvmmsmaokiiiö. Tahlor fand, daß ein besonders qualifizierter Arbeiter nur 43 v. H. der Tagesarbeitszeit tätig sein dürfe und 57 v. H. tätig sein müsse, um die Maximalletstung bei geringster Ermüdung zu produzieren. — Das Bedenken gegen jede voreilige Praktifizierung der Laboratoriums-Arbeitsforschung: die Ignorierung der subjektiven Leistungselement« zugunsten der objek tiven — ist hier ins Gigantische vergrößert. — Ins Gewerblich- Taylorsche übersetzt würde es heißen: Pshchophhsisch« Arbeit er müdet desto weniger, je subtiler und konsequenter man sie mechani siert. Denn um höchst« Mechanisierung handelt es sich, wenn keine Phase einer Bewegung mehr durch individuellen Impuls, sondern jede durch Signal von außen innerviert, und wenn jede Phase auf ihr Minimum an Umfang reduziert wird. (Pros. Hellpach, Karls ruhe.) 2. Ästhetisch -sublimste Künstler, höchst raffinierte Kenner der Sprache spüren den Drang zum Chaos der Leidenschaften ... bis zum brutalsten Wort, vom -gepflegten Rhythmus des kurulischen Stuhles zu -den zuchtlosen Rufen der Hafenkneipen. (Emil Ludwig.) 3. Mit diesen Ästheten gleitet das erotische Problem in so komplizierte Situationen, daß nur -die Ironie usw. (Bücherbespre chung der Deutschen Rundschau.) 4. Dieses . . . ländlich« Milieu und die primitiv« Ausfassung werden mit konsequenter Objektivität . . . beibehalten, hierdurch aber wird die Erzählung trotz des Realismus oder eben deswegen ins Typische, ins Symbolische gerückt, (vr. Hans Benzmann^ 5. Reine Gefühle sind als den mit ideellen Komponenten be- flüchteten Gefühlen präexistenl theoretisch anzunehmen und nicht erfahrbar. (Franz Blei.) Die Genesis der Geschichte ruht nicht auf monistischem, sondern auf dualistischem Grund«, ist nicht organisch, sondern parthenogene- tisch, ist kosmisch empfangen, aber männlich erzeugt, ist seiend und an sich. (Derselbe.) 6. »Die Abkehr vom Westen«. Es führen den Krieg -die Engländer mit dieser phlegmatisch-brutalen Spekulation, die Franzosen mit -diesem nervös-intellektuellen Heroismus ... Im Sittlichen unsere feste Ethik der labilen Moral des Liberalismus, . . . unsere Überzeugung von Absolutheiten in der Welt, unser« dualistische Kraft, zwischen dem Bereiche des Materiellen und dem des Spirituellen zu unterscheiden, die sich gegen die relativistische Skepsis . . ., gegen Sensibilität, Intuition und Einfühlung zu be haupten vermag ... doch so, daß di« eigenen Ideen und Probleme di« Jdeendominante behalten«. (Moeller v. d. Bruck.) 7. Das Leben ist nichts alz die Katalyse einer kolloidalen Sub stanz, des Plasma. (Prof. Ernst Haeckel.) 8. . . . Kulturgüter, deren Struktur der individuellen Psyche adäquat ist. (Kerschensteiner.) 9. Selbständige Schrift: Zum »Untergang« -des Abendlandes. Auseinandersetzung mit Oswald Spengler. »Di« phänomenologische Beweisführung (gegenüber der morphologischen) stützt sich auf die in sich selbst evidenten Symptome des Zivilisationsgeistes seit 1800: die Erschöpfung der -Kunstkräfte . . ., di« Hegemonie der Groß städte . . ., die unnatürliche Vorherrschaft der isolierten Intelligenz, die raffinierte Rationalisierung des Lebens. (Prof. o. vr. Hein rich Scholz.) Der Freund las und las wieder, kopfschüttelnd und mit steigen dem Unmut«. Endlich warf er das Schriftstück hin. Sein Urteil gab er ab mit dem einen Worte: Liliencron! In 13 — mit Ausnahme eines einzigen — kurzen Sätzen und 2 Überschriften 99 zum Teil unverständliche, aufdringlich«, häß liche, insgesamt aber entbehrlich« Fremdwörter! Welch eine be trübende Tatsache! , Man wird einwenden, die Auswahl sei die eines Eiferers, sie enthalte Ausnahmen. Ich werde Nachweisen, Laß es weit schlimmer steht. Da und dort mag ich Wohl nicht im Sinne des Urhebers verdeutscht haben; der Leser entscheide, wer schuld ist. Hoffnungsfreudig schrieb 1910 unser Hermann Dünger am Schlüsse seiner Festschrift zur Fünfundzwanzigjahrfeier: Die geisti gen Führer unseres Volkes, die in Zeiten der Ohnmacht und des staatlichen Niedergangs di« Überflutung unserer Sprach« mit latei nischen und französischen Wörtern verschuldet gehabt, haben es jetzt ! als ihre Pflicht anerkannt, diesen Schaden wieder gutzumachen. Er
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