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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1900
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- Erscheinungsdatum
- 07.02.1900
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- Deutsch
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31, 7, Februar isoo. Nichtamtlicher Teil. 1083 angehörcnde, von dem »Meister von Zwolle« geschaffene großartige Blatt »gotische Architektur- mit seinem außer ordentlichen Reichtum an Details und imposanter Gesamt anlage anschließt. Der holländischen Schule gehören 6 Tafeln mit S Blättern an; mehrere große Portraits in Kupferstich von W. I. Delff und zwei kleinere von Rembrandt, diesem unerreichten Radierer, befinden sich unter ihnen. Eine Radierung von Adriaan van Ostode, reproduziert nach dem zweiten Zustande der Platte (einen Maler im Atelier, wohl Ostade selbst, darstellend) verdient, den Malern von heute, die in der Pracht ihrer Ateliers einander zu überbietcn suchen, als nach ahmenswertes Muster von Einfachheit empfohlen zu werden. Die italienische Schule ist durch drei Tafeln vertreten, von denen die letzte, Madonna am See, von Longhi, wohl eins der jüngsten Blätter der Sammlung sein dürfte; es trägt das Datum 182S und zeigt ganz die moderne Art des Stichs. Die französische Schule mit 8 Tafeln und 11 Blättern wird durch das merkwürdige Kunstblatt aus dem 17. Jahr hundert von Claude Mellon eingeführt, das als ein virtuoses Kunststück bezeichnet werden kann. Es stellt das Schweißtuch der heiligen Veronika dar, doch ist das ganze Bild aus einer einzigen, an der Nasenspitze des Christuskopfes beginnenden und nach außen sich schlingen den Spirale geformt, die nur durch mehr oder minder starke Anschwellungen die sämtlichen Modulationen des Bildes her vorbringt. Da dessen Fläche 31^2:42'/, ein mißt, so kann man nur das erstaunliche Geschick und den geduldigen Fleiß des Stechers bewundern, mit dem er seine mühselige, aber durchaus künstlerische Arbeit ausgesührt hat. Eine Radierung Jean Moyreaus nach einem Gemälde Wouwermans und vier Blätter nach Satyrskizzen Honorö Fragonards zählen zu den besten der aus der französischen Schule gegebenen. Die englische Schule ist in dieser Mappe besonders berück sichtigt worden: elf Tafeln gehören ihr an, und von diesen sind nicht weniger als sechs in Farbenkupserstich aus- geführt, zwei nach Originalen von Bartolozzi und eins nach William Nulter, das Portrait Washingtons, in Punktier manier, die anderen drei aber nach Schabkunstblättern von John Jones und John Raphael Smith, sämtlich bewunderns werte Leistungen reproduktiver Kunst, bei deren Betrachtung man zu dem Glauben verführt werden könnte, die Reichs druckerei habe uns den Abschied von ihrer unvergleichlichen Publikation besonders schwer machen wollen. Unter den fünfzehn Holzschnitttafeln ist die deutsche, die niederländische und die italienische Schule durch hervor ragende Meister wie Dürer, Burgkmair, Holbein d. I., Beham u. a., sowie durch eine Anzahl von Künstlern, deren Namen man nicht kennt, vertreten. Als Nachbildung ganz besonders bemerkenswert ist das niederländische Blatt »Madonna in der Strahlenglorie- zu erwähnen, auf dem kräftige Linien technik mit erstaunlich zarter Ausführung des Fonds Hand in Hand geht. Das wichtigste Blatt dieser Abteilung aber ist ein 1498 von E. Ratdolt in Augsburg in fünf Farben gedruckter Holzschnitt, der unstreitig eines der frühesten auf uns gekommenen Beispiele von xylograpischem Farben druck von mehreren Platten ist. Er stellt drei nebeneinander stehende Heilige dar und ist in rot, gelb, grün, braun und schwarz in flachen Tönen gedruckt, die durch Einzeldrucke, nicht durch Uebereinanderdruck verschiedener Farben, hergestellt wurden. Wer den Holzschnitt geschaffen hat, ist nicht bekannt; es war aber ein tüchtiger Meister seiner Kunst, denn Zeich nung und Schnitt sind frisch und lebensvoll, und das Register der Farben ist in allen Teilen tadellos. Die Farben sind sehr frisch und kräftig, und darin dürfte die Nachbildung wohl von dem jetzt mehr als 400 Jahre alten Originale etwas abweichen. — Das letzte Blatt der Mappe ist ebenfalls ein Farbenholzschnitt; er stammt aus dem sechzehnten Jahr hundert und ist in Helldunkelmanier von nur zwei Platten in braun und schwarz mit ausgesparien weißen Lichtern gedruckt. Der Inhalt der letzten Mappe ist, wie aus dieser summarischen Ileberschau sich ergiebt, nicht minder reich als der der vorangegangenen neun Mappen; ja, was die in ihrer Herstellung so ungemein schwierigen und kostspieligen farbigen Kupferstiche anbelangt, so ist er der reichste von allen. Von welch hoher Bedeutung die 500 Blätter der Nachbildungen sind, das ist bereits eingangs näher betont worden; sie bilden eine Galerie des Schönsten, Seltensten und Kost barsten, was Kupferstecher und Holzschneider im Laufe der Jahrhunderte in allen Schulen der Kulturnationen ge schaffen haben, und ermöglichen somit ihrem Besitzer das Studium und den Genuß dieser Meisterwerke in der behag lichen Ruhe des eigenen Heims. Um dieses Studium aber zu erleichtern und zu fördern, wäre es erwünscht gewesen, wenn die Reichsdruckerei der letzten Mappe ein ausführliches Verzeichnis der in allen zehn Mappen vertretenen Meister und der darin in Reproduktionen wiedergegebenen Bilder beigefügt hätte. Ohne ein solches ist das Suchen in den zehn gewaltigen und gewichtigen Folianten ein ziemlich mühe volles und zeitraubendes Geschäft. Melleicht holt dies die königliche Hofkunsthandlung von Amsler L Ruthardt in Berlin, der der Vertrieb des Werkes übertragen worden ist, noch recht bald nach; sie würde damit auch ihrem eigenen. Interesse dienen. Vorstehende Betrachtungen würden unvollständig sein, wenn nicht auch gesagt wäre, daß alle Blätter in ihrer künstlerisch-technischen Ausführung aus den Ateliers der Reichsdruckerei, und zwar aus deren chalkographischer Ab teilung hervorgegangen sind. An der Spitze dieser Kunst stätte steht Herr Geheimer Regierungsrat Professor Roese; — der Direktion der Reichsdruckerei und ihm gebührt der Dank für die großartigen, der deutschen graphischen Kunst zu höchster Ehre gereichenden Nachbildungen der Kupferstiche und Holz schnitte alter Meister. Vielleicht läßt elftere in einiger Zeit den zehn Mappen noch einige weitere folgen; sie würde sich damit noch größeren Dank bei allen Kunstfreunden erwerben. Theod. Goebel. Die Illustration. Vorträge im Deutschen Buchgewerbeverein zu Leipzig. II. (I. in Nr. 23 d. Bl.) Nach der Erörterung der mittelalterlichen Illustration im ersten Vortrag gab Herr vr. Kautzsch in dem zweiten eine Uebersicht über die Geschichte der Illustration bis auf Dürer, seine Schüler und Nachfolger. Die mittelalterliche Illustration war Einzelprodukt, und der Schwerpunkt ihres Charakters beruhte in der Kostbarkeit des Stoffes und der Arbeit. Sie wurde nur auf Bestellung erzeugt. Als um 1400 die Herstellung des Papiers allgemein wird, greift auch das Unternehmertum ein: ein einzelner Unternehmer läßt auf eigene Rechnung und Gefahr durch Gesellen auf Vorrat Bücher schreiben und illustrieren, und somit beginnt auch auf diesem Gebiet die Teilung der Arbeit. Die so entstandenen Werkstattprodukte werden dann auf dem Markt veräußert. Der Charakter dieser Werkstatlarbeit ist auch in der Illustration u erkennen, die sich als derbe Federzeichnung, mit wenigen rüstigen Farben einfach koloriert, kennzeichnet. Ihr Stil ist ganz der alte andeutende. Gewöhnlich bleibt der Schauplatz der Darstellung auf ein paar Coulissen beschränkt, wobei der Hinter grund und Himmel nicht angedeutet sind, während die Figuren in den Vordergrund gerückt und lebhaft gestikulierend dargestellt sind. Deren Ausdruck ist mit wenigen charakteristischen Strichen wiedergegeben. Diese Gattung von Illustrationen erscheint neben den malerischen Miniaturen. Die letzteren schmücken ausschließ lich die vornehmen Prachthandschriften der Fürsten, jene dagegen die ganze volkstümliche Litteratur der Zeit. Selbst das Auskommen des Drucks mit beweglichen Lettern ändert an dieser Zweiteilung zunächst nichts. Gutenberg selbst und einige andere 143
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