Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19000201
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190002015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19000201
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-02
- Tag1900-02-01
- Monat1900-02
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8S4 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 26, 1. Februar I960. Kleine Mitteilungen. Lavaters Briefwechsel. — Der Stadtbibliothek in Zürich ist, wie dem Leipziger Tageblatt mitgetcilt wird, von den Erben des Kirchenvorstehers vr. Finsler die Korrespondenz des Physio- gnomikers Lavater zum Geschenk gemacht worden. Lavater stand Persönlichkeiten jedes Standes und Geschlechts (u. a. mit Goethe) in Verbindung setzte, ihm eine Fülle von Briefen zubrachte und ihn selbst zu eifrigem Korrespondieren veranlaßte. Die Briefe liegen in Abschriften vor, die in der überwiegenden Mehrzahl von Lavaters täuschend ähnlich wurde, oder von bereitwilligen Freunden und Freundinnen angefertigt wurden. Nach Lavaters Tode über nahm es seine hochbegabte Tochter Luise, den Nachlaß des Vaters zu ordnen. Die Zählung ergab 3230 Briefe von 331 Korrespondenten an Lavater und 4013 Briefe von ihm an 968 Personen. Dieser Briefwechsel befand sich zuletzt im Besitze des vr. Finsler, der ein spondenz scheinen sich früher losgetrennt zu haben und fanden schließlich ihren Weg in ein Antiquariat zu Schaffhausen, wo sie der Oberbibliothekar der Zürcher Stadtbibliothek vr. Horner er warb. Es sind 1589 Briefe an Lavater und 2319 Briefe von ihm. Nunmehr ist der ganze Briefschatz in der Stadtbibliothek zu Zürich vereinigt. Buchdruckertarif. — Der deutsche Buchdruckertarif, der zwischen den Prinzipalen und Gehilfen auf Grund der Tarif gemeinschaft vereinbart worden ist. war am Schlüsse des Jahres 1899 in 987 Orten von 3035 Firmen, die zusammen 30311 Gehilfen Auffindung alter Bilder. — Zu der Auffindung zweier angeblicher Rubens-Bilder in Wiesbaden wird der Frankfurter Zeitung von dort geschrieben: -Zwei Rubens zugeschriebene Bilder ^ sollten nach der Meldung eines hiesigen Blattes entdeckt worden ' sein. Nach meinen Feststellungen kommt das eine Bild als völlig I wertlos überhaupt nicht in Betracht; das zweite ist nach dem Nest der Signierung vielleicht ein Jordaens. Es stellt indessen nicht, wie behauptet wird, den Raub der Europa dar, sondern Hera, die dem Pfau die Augen des von Hermes erschlagenen Argos ein setzt, des Hüters der Jo. Eine Prüfung durch Sachverständige dürste das Bild immerhin verdienen.- Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung. — Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung wird ihre dies jährige Hauptversammlung am 19. und 20. Mai in Heidelberg abhalten. Vorsitzende der Gesellschaft sind die Reichstags-Abge ordneten Prinz Schönaich-Carolath und vr. Rickert. Jubiläumsfeier. — Die Feier des fünfzigjährigen Jubi läums des Faktors Herrn Adolf Mierwald im Hause A. W. Hayn's Erben in Berlin versammelte am Sonnabend den 27. Januar das gesamte Berliner Personal, etwa 150 Personen, und fünf zehn Abgesandte des Potsdamer Geschäfts mit dem Chef, Herrn Curt Gerber, und einer stattlichen Reihe von Ehrengästen in den festlich geschmückten Räumen der -Neuen Welt, zu Berlin um den Jubilar. Der würdige Verlauf des Festes war ein beredtes Zeugnis für den vortrefflichen Geist in diesem angesehenen Druck- und Verlagshause, das schon vor zwei Jahren einen fünfzig jährigen Mitarbeiter-Jubilar begrüßen konnte und, wie zu hoffen, in nicht astzu ferner Zeit weitere fünfzigjährige Jubiläen von Mitarbeitern in seiner Chronik verzeichnen dürfen wird. Allgemeine Vereinigung deutscher Buchhandlungs gehilfen. Landesoereinioung Schweiz. — Auf Anregung der Ortsgruppe Bern findet am 11. Februar in Bern eine Ver sammlung der Schweizer Kollegen statt. Der größte Teil des Tages soll ernsten Besprechungen gewidmet sein: Selbständig- machung der Landesvereinigung Schweiz, Lehrlingsfrage, Frauen frage, die nächsten Aufgaben der Allgemeinen Vereinigung u. a. Die verbleibende freie Zeit wird der Geselligkeit gewidmet sein. Näheres teilt der Vorsitzende der Ortsgruppe Bern, H. Helbing i/H. Hans Koerber, auf Wunsch gern mit. S p r e ch s a a l. Pikant illustrierte Büchcrnmschläge. Wiederholt ist die Frage erörtert worden, inwieweit die -modernen- Umschläge, den Inhalt des Werkes oder den Charakter desselben durch Illustrationen widerspirgelud, sich der Grenze des hervorgerufen wird. Die nachstehende Wiedergabe des Verlaufes eines Rechtsstreites erscheint mir deshalb für das Börsenblatt wichtig; sie ist dem Berliner Tageblatt entnommen. Ich stehe den beiden Parteien ganz fern und sehe von den Persönlichkeiten vollständig ab; nur die Sache erscheint mir für uns Verleger wichtig. Leipzig, den 25. Januar 1900. O. R. Reisland. «Ein litte r arischer Prozeß. — Bei zeitweise verschlossenen Thüren verhandelte am 19. d. M. das Schöffengericht vier Stunden lang über die Sittlichkeit oder Unsittlichkeil einiger in dem hie sigen Verlage von Schuster L Loeffler erschienenen Werke. Der Prozeß, der bereits eineinhalb Jahre schwebt, hat viele Kreise gezogen und selbst dem Justizminister Veranlassung gegeben, durch eingehende Prüfung der Akten ihm seine Aufmerksamkeit zuzuwendcn. Es handelte sich um eine Beleidigungsklage der Inhaber des obigen Verlages gegen die -Gegenwart, auf Grund einer in dieser Zeitschrift erschienenen Kritik. Angeklagt war der Herausgeber der -Gegenwart-, vr. Theophil Zolling, dem als Verteidiger Rechtsanwalt vr. Lubszynski zur Seite stand; Privat kläger waren die Verleger Schuster L Loeffler, vertreten durch Rechtsanwalt vr. Hans Hoffmann. Die -Gegenwart- hatte in einer Kritik über das Reisewerk von Paul Remer -Unter fremder Sonne- in scharfen Worten getadelt, daß ein derartiges ernstes Werk unter pikanter Flagge erscheine, indem dasselbe auf dem dies als eine -plumpe Spekulation auf die unsittlichen^Jnstinkte eines gewissen Publikums- und als -dreiste Mystifikation, be zeichnet und ausgeführt, daß diese Spekulation für den Verlag ohne in den angebotenen Wahrheitsbeweis einzutreten. Das Berufungsgericht hob das Urteil wegen mangelnder Begründung auf und verwies die Sache an die erste Instanz zurück. In zwischen hatte die oberste Justizverwaltung Gelegenheit genom men, sich der Angelegenheit zu bemächtigen, was die Beschlag nahme einiger im Verlage von Schuster L Loeffler erschienenen Bücher zur Folge hatte. Diese Beschlagnahme ist später durch Beschluß der Strafkammer aufgehoben und ein Strafverfahren gegen die Verfasser abgelehnt worden. Im Verhandlungstermin trat Rechtsanwalt vr. Lubszynski einen umfangreichen Wahr heitsbeweis dafür an, daß die Ausdrücke von dem Angeklagten mit Recht gebraucht worden seien, und dieser als Leiter einer angesehenen Familienzeitschrift Recht und Pflicht habe, derartig scharfe Waffen zu gebrauchen. Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurden dann einzelne Stellen aus Werken, die in dem Verlage der Kläger erschienen waren, verlesen. Es handelte sich dabei insbesondere um das Dehmelsche Werk -Aber die Liebe-, sowie um das Buch von Ernst Schur: -Seht, es sind Schmerzen, an denen wir leiden.- Auf Grund der Beweisaufnahme gelangte der Gerichtshof zu einem freisprechenden Urteil für den An geklagten. Er hielt den Wahrheitsbeweis im großen und ganzen für gelungen, billigte, wie aus der Urteilsbegründung hervor ging, dem Angeklagten den Schutz des 8 193 zu und erachtete hiernach die Kritik in der -Gegenwart- nicht für beleidigend. — Die Privatkläger werden gegen das Urteil Berufung einlegen.- Erwiderung. Zu dem obigen Eingesandt des Herrn O. R. Reisland, das für die Verleger ja wichtig sein mag, haben wir nichts zu be merken als vielleicht das Eine: Wer unsere Thätigkeit gerade auf dem Gebiet der Buchausstattung verfolgt hat, der wird wissen, was wir darin geleistet haben; er wird auch wissen, ob man es uns zutrauen darf, daß mir Bücher ernsten Inhalts mit pikanten Umschlägen versehen, um eine unrichtige Vorstellung vom Inhalte der Bücher zu geben. Wer uns nicht kennt, nun. den wird die Sache ja ohnedies kalt lassen. Uns mit allzuängstlichen Tugend wächtern über das, was künstlerisch oder nicht künstlerisch, pikant oder nicht pikant ist, zu streiten, dazu fehlt uns Lust und Zeit; ängstlichen Gemütern mag ja genügen, daß der beanstandete Um schlag sogar von der kgl. preußischen Staatsanwaltschaft als nicht pikant freigegeben wurde. Berlin, 29. Januar 1900. Schuster L Loeffler.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder