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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1900
- Strukturtyp
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- 1900-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1900
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- Deutsch
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15, IS. Januar isoo. Nichtamtlicher Teil. 5IS Goethe in feinen Beziehungen zum Frankfurter Buchhandel. Vortrag zur Goetheseier des Lokalvereins der Buchhändler zu Franksurt a M, gehalten von Max Ziegert. (Schluß aus Nr. 14.) Erlauben Sie nun, daß ich Sie, gleich dem »Hinkenden Teufel-, meine verehrten Zuhörer, wieder in die alte Reichs stadt versetze, und zwar in das Jahr 1816, in dem die von Peter Cornelius entworfenen 12 Zeichnungen, in Kupfer von Ruscheweyh und Thäter gestochen (von letzterem nur ein Blatt, der Spaziergang), bei Wenner in Franksurt erschienen. Der junge sechsundzwanzigjährige Cornelius war nach dem Tode seiner Mutter von Düsseldorf 1809 nach Frankfurt über gesiedelt und hat hier zwei Jahre, und zwar glückliche Jahre, bis 1811 verlebt bis zu seiner italienischen Reise. Er hat in dieser Zeit von den zwölf in Grotz-Folio heraus gegebenen Blättern die Nummern 2, 3, 4, 5, 6 und 8 in Frankfurt entworsen, die übrigen Blätter später in Rom ge arbeitet. Bon den zwölf Blättern gelten Nr. 1 und 2 dem Prolog und Vorspiel, Nr. 3 dem Oster-Spaziergang, Nr. 4. Auer bachs Keller, Nr. 5. Fausts erstem Begegnen mit Grethchen, Nr. 6. Spaziergang im Garten, Nr. 7. Grethchen im Gebet vor der water äolorog», Nr. 8. Valentins Tod, Nr. 9. Greth- chens Ohnmacht, Nr. 10 Walpurgisnacht, Nr. 11. Vorüber am Rabenstein, Nr. 12. Grethchen im Kerker. — Auf Blatt Nr. 2, unter dem Vorspiel, findet sich die Widmung: Seiner Excellcnz dem Herrn Geheimrat von Goethe: »Wenn auch jede wahre Kunst nie ihre Wirkung auf unverdorbne Gemüther verliert, und die Werke einer großen Vergangenheit uns mächtig in die damalige Denk- und Empfindungsweise hineinziehn, so sind doch die Wirkungen einer gleichzeitigen Kunst noch ungleich größer und leben diger, und ganze Völker, ja ganze Zeitalter sind oft von den Werken eines einzelnen großen Menschen be geistert worden. Wie Jhro Excellenz auf Ihre Zeit und besonders aus Ihre Nation gewirkt haben, ist davon der sprechende Beweiß. Möchten Sie unter jenen tausend Stimmen der Liebe und Bewundrung, die sich dankbar zu Ihnen drängen, die meinige nicht ganz überhören, und diesem geringen Werke, als einen schwachen Wiederschein Ihrer lebendigen Schöpfungen, eine kleine Stelle in Ihrem Andenken, so lange gönnen, bis ein Würdigerer kommt, der mit größerer Kunst, und reich begabterem Geiste, das wirk lich vollsührt, wonach ich so sehnlich, aber mit geringem Erfolge, gestrebt habe. Peter Cornelius. - Im Städelschen Institut werden 19 Briese von Peter Cornelius an den Buchhändler Johann Friedrich Wenner zu Frankfurt a. M. ausbewahrt aus den Jahren 1811—19 mit 3 Beilagen, hauptsächlich die Herausgabe des Faust betreffend, mit Notizen von Wenner. Sie sind aus dem Nachlasse der Christina Wenner, der Frau des Verlegers (geb. Malß). Im ersten Briefe giebt Cornelius die Bedingungen an, unter denen er seine Entwürfe einem Verleger abtreten würde. Cornelius war durch Boisserse in Kenntnis gesetzt, von dem Wunsche Wenners, der die Zeichnungen gesehen hatte, diese Bedingungen kennen zu lernen. 1. verlangt Cornelius Dedi- kation an Goethe, unter 3. ein Honorar von 100 Louisd'or, auch erbietet er sich, einen Text zu den Blättern zu liefern, wovon er aber abriet, da das Gedicht die Zeichnungen am besten kommentiere. 4. wünscht Cornelius bis Ende August, wo er 9 Blätter fertig haben werde, das Honorar fürs Ganze. »Uebrigens habe ich noch zu bemerken, daß die Ehre und der gute Fortgang dieses Werkes mir mehr am Herzen liegen, als jeder äußre Vortheil.« Wenner nahm diese Bedingungen an und publizierte das Werk. Boifferee schreibt an Goethe den 17. Juni 1811: »Cotta zeigt für die Zeichnungen von Cornelius keine Aufmerksamkeit. Reimer in Berlin äußerte sehr große Lust zu den Darstellungen aus dem Faust, nur verlangt er nothwendig einen Text dazu, damit das Werk den Anstrich eines Buches gewinne; ohne diesen könne er als Buchhändler es nicht gehörig verkaufen. Er ging in seinem lustigen Sinn so weit zu verlangen, daß Sie vielleicht einige Blätter zu den Bildern schreiben möchten, und es macht mir Spaß Ihnen diesen curiosen Fall mitzutheilen. An Cornelius habe ich zugleich mit Ihrem Briese wegen dieser Aussichten geschrieben. Ich glaube, daß er der gleichen auch schon in Frankfurt hat, und es steht wohl nur bei Ihnen, die Sache durch ein öffentliches Wort zur Ausführung zu bringen.« Darauf antwortet Goethe: »Carlsbad, d. 26. Juni 1811. Wie dem guten Cornelius zu helfen sei, sehe ich nicht so deutlich. Wie hoch schlägt er seine Zeichnungen an? Und wenn er k.men Verleger dann findet, um welchen Preis würde er sie an Liebhaber verlassen?» In Cornelius' Briefe an Wenner von 29. Juni 1811 heißt es: »Bevor ich Ihrem Wunsche Genüge leiste (VerlagS- bedingungen) habe ich das Vergnügen, Ihnen die sehr gute Aufnahme meiner Zeichnungen von Goethe mitzutheilen, dessen Stimme für oder gegen einen Gegenstand der Art, einem Verleger keineswegs gleichgültig sein kann. Nebst beiliegender Copie seines Schreibens an mich, habe ich Ihnen auch noch seine gegen Herrn Boifferee gethane Er klärung, meiner Unternehmung öffentlich ein gutes Wort zu reden, mitzutheilen- rc. rc. Dieses anerkennende Schreiben Goethes an Cornelius ist vom 8. Mai 1811: »Die von Herrn Boifferöe mir überbrachten Zeich nungen, haben mir auf eine sehr angenehme Weise dar- gethan, welche Fortschritte Sie, mein weither Herr Cor nelius, gemacht, seitdem ich nichts von Ihren Arbeiten gesehn. Die Momente sind gut gewählt, und die Dar stellung derselben glücklich gedacht, und die geistreiche Be handlung, sowohl im Ganzen als Einzelnen muß Be wundrung erregen. Da Sie sich in eine Welt versetzt haben, die Sie nie mit Augen gesehn, sondern mit der Sie nur durch Nachbildungen aus früherer Zeit bekannt ge worden, so ist es merkwürdig, wie Sie sich darin so rühmlich finden, nicht allein was das Costüm und sonstige Aeußerlichkeiten betrifft, sondern auch der Denkweise nach, und es ist keine Frage, daß Sie, je länger Sie auf diesem Wege fortsahccn, sich in diesem Elemente, immer freier bewegen werden.« Dann warnt Goethe vor romantischer Ueberschwenglich- keit und weist Cornelius auf das Dürersche Gebetbuch Maxi milians hin: »weil nach meiner Ileberzeugung Dürer sich nirgends so srey und geistreich, groß und schön bewiesen, als in diesen, gleichsam extemporirten Blättern«. Goethe bewundert die Reinlichkeit und Leichtigkeit von Cornelius' Feder und die große Gewandtheit im Technischen. Der Dichter erkannte die Ungewöhnlichkeit und Ursprünglichkeit der Begabung, wie den natürlichen Zug des Cornelius zur Größe und Kühnheit voll an. In späteren Zeiten weniger. Auch an Baron von Reinhard schrieb Goethe, Mai 1811: -Boifferee hat mir ein halb Dutzend Federzeichnungen mitgebracht, die wirklich wundersam sind. Es sind Scenen nach meinem Faust gebildet. Nun hat sich der junge Mann ganz in die alte deutsche Art und Weise vertieft, die denn zu den faustischen Zuständen ganz gut paßt, und hat sehr geistreiche, gut gedachte, ja oft unübertrefflich 70'
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