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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.06.1902
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- Erscheinungsdatum
- 21.06.1902
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- Deutsch
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^ 141, 21. Juni 1902. Nichtamtlicher Teil. 5091 Nichtaintlrcher Teil. Die Volksbildimgsbestrebungcn und der Buchhandel. Von Julius Eichenberg. Gerade in der letzten Zeit machen sich auf dem Gebiete der ideellen Volksfürsorge wieder manche Maßnahmen geltend, denen der Buchhändler teilweise mit gemischten Gefühlen gegenüberstcht. Denn wenn er auch selbstverständlich nicht weniger sozial und ideal denkt als andere Kaufleute — viele behaupten sogar, er denke zu ideal —, so ist es doch klar, daß neben der Freude an kulturfördernden Schritten der verschiedenen Kreise die Sorge um das eigene Ach und Wehe ein Wörtchen mitspricht. Es gilt also zu untersuchen, ob die Volksbibliothelen, Lesehallen und andere solche Einrich tungen dem Buchhandel in seiner Gesamtheit nützlich oder schädlich sind. Gehen wir bei dieser Untersuchung von dem Standpunkt des einzelnen Verlegers bezw. Sortimenters aus, so haben diese allerdings schon einen Schaden, wenn nur zwei Leute, die sich irgend ein Buch angeschafft hätten, dieses aus einer Bibliothek entleihen, denn statt zweier Exem plare wird nur eins für die Bibliothek gekauft. Dieser Vorgang kann sich in so und so viel Städten wiederholen und der Schaden entsprechend wachsen. Anderseits aber darf man durchaus nicht annehmen, daß nun alle Interessenten, oder auch nur die meisten, ihren Wissensdurst aus entliehenen Büchern löschten. Fragt man ein-, zweimal vergeblich nach einem Buch, so schafft man es sich auch schließlich an, und manche Leute holen sich ans den Bibliotheken nur deshalb Bücher, um sie einigermaßen prüfen zu können, und kaufen sie dann. Denn wie auf der einen Seite die Beschränkung der Entleihungsdauer den Absatz der Bücher schädigt, indem dadurch die Möglichkeit gewährleistet wird, daß möglichst Viele das Buch leihen können, so wird eben auch mancher dadurch gezwungen, sich ein Werk anzuschaffen. Ferner wird gerade durch das Vorhandensein in einer Bibliothek oft die Kenntnis von der Existenz manchen Buches erst in das Publikum getragen und auch dadurch der eine oder der andere Kauf veranlaßt. Endlich ist auch noch zu beachten, daß manches Werk infolge seines Umfanges und Preises über haupt nur von Bibliotheken erworben werden kann. Von solchen Werken soll allerdings hier nicht die Rede sein; wir wollen hier die Bücher fürs Volk besprechen, die schließlich doch von einer großen Zahl gekauft werden könnten. Leidet also der Absatz des einzelnen Werks durch die Biblio theken? Zweifellos ja. Und doch dürsten die Volksbiblio theken dem Buchhandel im ganzen nützen. Von einer anderen Wirkung, der erhöhten Leistungsfähigkeit eines wirklich ge bildeten Volkes aus allen Gebieten, will ich dabei vollständig absehen und nur die alte Erfahrung ins Gedächtnis zurück- rusen, daß die Befriedigung des geistigen Hungers regelmäßig den Appetit nach mehr hervorruft. Und da durch die Volks-, Fach- und sonstigen derartigen Bibliotheken einem Publikum geistige Nahrung geboten wird, das vorher nichts, nur sehr wenig oder wahllos Gutes und Schlechtes gelesen hat, so darf man als sicher annehmen, daß das Lesebedürfnis sich verbreiiert und damit auch der Bücherabsatz, einerseits an die Bibliotheken, anderseits direkt an das Publikum. Beweise hierfür geben uns, wenigstens teilweise, die in den letzten Jahren doch stets wachsenden Ziffern des Bücher absatzes und der Benutzung öffentlicher Bihliotheken. »Ein Denkmal, dauernder als von Erz-, ist eine der Redensarten, die nian bei jedem Jubiläum und bei jeder Beerdigung eines geistig Thätigen hören kann, einerlei, ob ihn die Volksgenossen anerkannt haben oder verhungern ließen. Nun aber soll mit dem Denkmal Ernst gemacht werden, in dem sich eine Vereinigung mit gar erlauchten Namen an der Spitze gebildet hat, die die Herausgabe von lesenswerten Werken zu ganz billigen Preisen (oder gar zum Verschenken) plant. Die Autoren sollen natürlich ein entsprechendes Honorar für die betreffenden Massenauflagen erhalten, und diesen ist also sicher materiell und ideell gedient. Auch dem Buchhandel? - Dem betreffenden Drucker und Verleger sicher. Im übrigen nimmt der Absatz an Klassikern dadurch wohl etwas ab; aber es ist anzunehmen, daß der Einzelne das Geld, das er für Bestreitung seines Luxus an Büchern ver ausgaben wollte, für andere Litteraturerzeugnisse verwendet. Für manchen wird auch der erste Grundstock einer Bibliothek Veranlassung sein, diese weiter auszubauen. Einen Fehler hat übrigens die erwähnte Vereinigung begangen. Man liest unter den Namen des Aufrufs keinen Vertreter der zu be glückenden Kreise. Soll die Maßregel Erfolg haben, so müssen auch die unteren Volksschichten bei der Ausführung Mit wirken. Auch von kirchlicher Seite ist die Berechtigung des geistigen Strebens der Arbeiterschaft neuerdings wieder aner kannt worden. Auf dem 13. evangelisch-sozialen Kongresse wurde nach einem Referat des Professors v. Harnack eine Resolution angenommen, die ausdrückt, daß das Bestreben der Arbeiterklasse nach erweiterter Bildung, größerem Lebens genüsse u. s. w. durchaus berechtigt sei. Den drohenden Ge fahren der Halbbildung, gedankenloser Gleichmacherei u. dgl. müsse dadurch vorgebeugt werden, daß die zum Lehren Berufenen eine geschlossene, sittlich-ideale, religiöse Welt anschauung darböten. Auch hier sehen wir wieder die Unmündigkeitserklärung und die Bevormundung des Volkes, die bewirkt und bewirken muß, daß auch die gutgemeinten Bemühungen der »zur Ver breitung der Bildung Berufenen- teilweise mit Mißtrauen betrachtet werden, zum teil auch wahrscheinlich mit Recht. Einen wirklichen Erfolg können alle Bestrebungen zur Hebung der Bildungsstufe des Volkes nur haben, wenn dabei nach den Grundsätzen der Gesellschaft für Ethische Kultur und der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung ver fahren wird, wenn nämlich ohne jede Tendenz, ohne jede Bevorzugung irgend einer Richtung jede Anschauung, jede Richtung zu Worte kommt. Mit der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung sind wir bei dem Faktor angelangt, der wohl der wichtigste auf unserm Gebiete ist. Diese bewährie Vereinigung hielt am 7. und 8. d. M. in Düsseldorf ihre 32. Generalver sammlung ab. Aus der Rede des Herrn vr. von den Steinen- Düsseldors, die der Geschichte der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung gewidmet war, entnehmen wir, daß die Gesellschaft als ihre Aufgabe die Pflege von Kunst, Bildung und Wohlfahrt angesehen habe. Also auch der »Wohlfahrt» und nicht nur der Bildung als Entschädigung und Schmerz tilgungsmittels für fehlendes materielles Wohlergehen. Ferner: »Ein gebildetes Volk sei ein gesittetes Volk. Darum thäten Staat, Kirche und Gesellschaft gut, die Bestrebungen des Bildungsvereins zu fördern.» Herr I. Tews-Berlin gab einen kurzen lleberblick über die Thätigkeit der Gesellschaft für Verbreitung von Volks bildung. Am bemerkenswertesten sei zur Zeit die Aus breitung und innere Ausgestaltung der Volksbibliotheken. Unterstützung finde der Verein von vielen Seiten, vom Kaiser, von der Regierung, den Stadtverwaltungen u. a. m. Die Kreis-Wanderbibliotheken seien vergrößert und vermehrt worden, in Grenzdistrikten hätten sich die Bibliotheken als S87»
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