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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1910
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- 1910-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1910
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pH 274, 26, November 1910 Nichtamtlicher Teil, ««I,mbl»u ,, d, DttLn, DüchAndkl, 14K35 Märchen von Würmern, die das H ;us ihrer Ausbeuter und Zwingherren unterwllhlen, um es zu Fall zu bringen. Das halte ich für einen Frevel an der Kindesseele. Noch einige Bemerkungen zu Herrn Köhlers jüngstem Artikel, Es heißt darin: »Weil nun solche Tendenzjugend schriften, denen Herr Pape die Kraft bcimißt, daß sie unsere Jugend stark und gesund gemacht hätten, in den Verzeich nissen fehlen«. , , , Will Herr Köhler die von mir in dem früheren Artikel genannten Jugendschriften der Hoffmann, Horn, Nieritz usw, auch zu Tendenzjugendschriften stempeln? Das sollte mir leid sein. Von Tendenz kann man mit Recht wohl bei Büchern, wie »Ewald, ausgewählte Märchen« sprechen, — Engels Aufsatz über die Jugend- schriftenfrage wild uns Buchhändlern dringend empfohlen. Ich nehme an, daß damit der Abschnitt in Engels Literatur geschichte gemeint sein soll, aus dem Herr Köhler zitiert hatte; er steht im 2. Bande (g. Auflage 1910) Seite 407—409, Auf zwei Seiten und sieben Zeilen wird dort die Jugendliteratur behandelt, von denen ein großer Teil der Verhimmlung Wolgasts und seiner Prüfungsausschüsse gewidmet ist. Man kann dort lesen, daß Storms Pole Poppenspäler »ein Lieb lingsbuch der Knaben und Mädchen geblieben ist», und daß »bis vor kurzem Karl May der Beherrscher der Knabenliteratur war«. Ich habe davon nie etwas gemerkt gehabt, empfehle jedoch allen Kollegen den betreffenden Abschnitt zu lesen, hoffend, daß man mir dann in meinem Urteil der Dürftigkeit jener Äußerungen allgemein beistimmen wird, »Es gebührt der Lehrerschaft der größte Dank für die Ergreifung der Initiative im Kampf gegen die Schund literatur». — Dieses Urteil macht Herr Köhler sich aus drücklich zu eigen. Sollen unter der Schundliteratur alle die Jugendschriftcn verstanden sein, über die Wolgast und nach ihm Eduard Engel den Stab gebrochen haben, so ist es eine maßlose Einseitigkeit; soll aber das verstanden sein, ivas man heute allgemein Schund benennt, dann ist der Satz unrichtig; es war nicht die Lehrerschaft, die hierbei die Initiative ergriffen hat, die Lehrerschaft hat erst viel später als andere Leute sich au dem Kampfe beteiligt. Auch die Berufung auf den Dllrerbund macht keinen Ein druck auf mich, ebensowenig die auf das Publikum, das angeblich in den Buchhändlern Jnteressenvertreter sieht. Das mag manchen Kreisen suggeriert worden sein; wir erkennen aber aus den oben abgedruckten Briefen, daß einsichtige Beurteiler das Vertrauen zu den Prüfungs ausschüssen erst recht und schon längst wieder verloren haben. Wer sich den Prüfungsausschüssen anschließen will, mag versuchen, wie er dabei sährt; ich befürchte nur, daß es sich meistens um Unterordnung handeln wird. Hier in Hamburg wenigstens sind die Herren sehr unduldsam. Es werden hier in den Schulen Elternabende veranstaltet, bei denen mit Erlaubnis der Oberschulbehörde Jugendschriften zum Verkauf gestellt werden; aber es dürfen nur »approbierte» sein. Das ist für die beteiligten Geschäfte wohl gleichgültig, jedoch nicht für die Lehrer, die einmal auch ein anderes Buch empfehlen möchten. Ich Hörle schon von mehreren Lehrern Klagen über diese Bevormundung, Mir persönlich ist die Beurteilung eines Mannes, wie Friedrich Paulsen, oder einer Mutter, wie die obige Brief schreiberin, wertvoller, als die durch die Formel eines ästhetischen Prokrustesbettes und demnächstigen Ausrechnung nach Stimmenmehrheit erzielte Beurteilung. In einem Punkte hat mich Herr Köhler gänzlich miß verstanden, Wenn ich nach den Früchten der Kunster ziehung -— nicht Kunstbewegung — fragte, so dachte ich nur an Früchte sittlicher Art, an solche, die durch Ge sinnung und Willen in die Erscheinung treten, habe das auch meines Erachtens deutlich genug zum Ausdruck gebracht, Herr Köhler aber bezieht meine Frage auf Früchte der Produktion und Technik, In diesem Punkte kann ich Herrn Köhler recht geben. Doch wie unwesentlich ist das gegenüber den sittlichen Gütern! Diese sehe ich gefährdet durch die übertriebene Be wertung der Kunst und Ästhetik, Es ist schon charakteristisch genug, daß Herr Köhler mich so falsch verstehen konnte. Indem ich ausdrücklich betone, daß ich jetzt die Frage der Kunsterziehung und Jugendliteratur verlasse, vielmehr die allgemeine Kunstbewegung und Kunstbewertung im Auge habe, kann ich nur tief beklagen, welche Verwirrung und Gleichgültigkeit gegenüber den Fragen höchster sittlicher Güter, der seelischen und infolge davon auch der körper lichen Volksgesundheit, in weite Kreise unseres Volkes durch den Kunstfanatismus hineingetragen ist. Ähnlich mag cs in früheren Zeiten auch schon gewesen sein, wenigstens deute ich mir Andersens München von dem Schweinehirten und der Prinzessin so. Aber damals war der Schweine hirt in Wahrheit ein verkleideter feiner Prinz, heute dagegen, wenn man z. B, auf eine Anzahl Prozesse blickt, gibt es eine große Menge wirklicher Schweinehirten, die sich in den Mantel der Kunst gehüllt haben. Sachverständige preisen ihre Werke als Kunstschöpfungen, die Beurteilung wird be einflußt — wer möchte wohl hinterher in gewisse» Zeitungen als Kunstbanause verschrieen werden! — und die Frei sprechung muß erfolgen. — Es gibt viel Verwilderung und Verwirrung in deutschen Landen. Hamburg, 21, November 1910, Justus Pape. Annette von Droste-Hülshoff und ihre Verleger. Von vr. Kl. Löffler. Annette von Droste-Hülshoff hat einmal den Wunsch geäußert, sie mochte nicht in ihrer Zeit, wohl aber nach fünfzig Jahren gelesen und gerühmt werden. Dieser Wunsch ist vollauf in Erfüllung gegangen. »Heute gilt sie unbestritten als die bedeutendste Dichterin und insbe sondere einzige nennenswerte Lyrikerin unserer neueren Literatur. Zu ihren Lebzeiten ist ihr Ruhm nicht sehr weit gedrungen. Zum Teil liegt das daran, daß sie erst sehr spät, schon vierzig Jahre alt, mit der ersten schlichten Auslese ihrer Gedichte vor die Öffentlichkeit trat. Ent scheidenden Erfolg aber hatte nicht schon dieser, sondern erst ihr zweiter Gedichtband. Und dieser erschien vier Jahre vor ihrem frühen Tode. Es war im Sommer 1834/) als Annette nach Überwindung des Widerstandes ihrer Familie, besonders der Mutter, die »jedes öffentliche Auftreten scheute wie den Tod«, ernstlich daran ging, ihreGedichte in den Druck zu geben. Sie sandte die beiden größeren erzählenden Gedichte, »Das Hospiz auf dem großen St. Bernhard« und »Des Arztes Ver mächtnis«, die damals gerade beendigt waren, an ihre Freundin Sibylla Mertens in Bonn, die sie zusammen mit Adele Schopenhauer, der Schwester des Philosophen, mit der Annette ebenfalls sehr befreundet war, und Professor D'Alton kritisch durchsehen sollte. Annette bat zu gleich um Anweisung, an wen sie sich wegen des Verlags wenden könnte und auf welche Weise. Die Mertens antwortete »enthusiastisch« und »überaus dienstwillig«, aber Annette wartete »mit ängstlicher Spannung von einem Posttage zum andern« und war nicht wenig ärgerlich, als sie im Februar 1835 konstatieren mußte, daß »so gar nichts geschehen« se?) und daß sie »so allen Mut und Lust verloren habe, je wieder etwas zu unternehmen«. Bei einer Reise nach Bonn im Juli 1835 hoffte sie dann ihre Verlagsangelegenheit ordnen zu können. Aber neue Verlegenheiten erwarteten sie. »Was fand ich in Bonn?« berichtet sie im Herbste von Eppishausen in der Schweiz aus ihrem treuen Freunde Schlüter^), — Z Das meiste Material für das Folgende liefern die beiden Bries- sammlungen von H. Cardauns (Die Briefe der Dichterin Annette v. Droste-Hülshoff. Münster, Aschendorff'sche Buchhdlg. 1909) und Th. Schücking (Briefe von Annette v. Droste-Hülshoff und Levin Schücking. Leipzig, Grunow 1893), das übrige die Biographien der Dichterin von H. Hüffer (Gotha, Perthes 1887) und W. Kreiten (Paderborn, Schöningh, 2. Aufl. 1900). 2) An Sibylla Mertens bei Cardauns S. 67. 2) Ebenda S. 93. 1896-
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