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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1910
- Strukturtyp
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- 1910-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1910
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. oV 2K3. 12. November 1910. Nichtamtlicher Teil. Alsx Llioxers Kodierungen, 8ticlre und 8tein- diueke. Vissenscbaktliebes Vsrrsicbuis von Hans s^vitZLNA Linken. Uerlin 1919. riwsler und Rutbarät. Uex.-8". XVIII n. ILO 8. I'ext und 69 lOaieln mit 331 LbbldZn. 6eb. in I-rvd. ^ IO.— ord. Ain I. November beging die Firma Amslcr L Ruthardt in Berlin, Hofkunsthändler des Kaisers »nd der Kaiserin, das Fest ihres fünfzigjährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß fei auch an dieser Stelle auf ein Verlagswcrk der angesehenen Kunsthandlung hingewiesen, das, schon vor einiger Zeit er schienen, doch recht eigentlich als eine Festgabe der Jubelsirma angesehen werden kann: »Max Klingers Radierungen, Stiche und Steindrucke. Wissenschastliches Verzeichnis von Hans Wolfgang Singer«. Der stattliche Band wird von verschiedenen Seiten mit Freuden begrüßt. Kupserstichkabinette und Privatsammler, Kunsthandlungen und Kunstantiguariate, der Sortimenter, der doch auch gelegentlich Bestellungen Klingerscher Werke zu vermitteln hat, nicht zuletzt der Knnstsorscher und -Gelehrte und der große Kreis der Liebhaber sehen in ihm ein willkommenes, lange entbehrtes Hilfsmittel. Zu den Standard-Works, Bartschs »?eintre6raveui» und Naglers »Künstlerlexikon«, waren im Lauf der Jahre die groß angelegten Werke: Engelmanns Chodvwiecki«, Dorgerlohs »Menzel«, Hosfs «Ludwig Richter«, zuletzt Lehrs »Stausscr-Bcrn« gekommen, um nur diese zu nennen; dazu die vielen tüchtigen Arbeiten, die das graphische Werk anderer Künstler zusammenstellten; ein solches über Klingcr, den bedeutendsten und begehrtesten der modernen Graphiker, fehlte. Es war bekannt, daß Singer seit langen Jahren an einer Zusammenstellung von Klingers Arbeiten tätig war. Den ur sprünglichen Plan, das Oeuvre-Verzeichnis einem Prachtwerk über Klingers gesamtes künstlerisches Schassen anzuhängen, hat er fallen lassen: sind doch in den letzten fünfzehnJahrcn eine große Reihe von Monographien und das Meißncrsche Prachtwerk er schienen. Sodann aber darf die graphische Tätigkeit des Leip ziger Meisters jetzt im wesentlichen als abgeschlossen gelten; hat er doch selbst gelegentlich geäußert, daß die Hand, die von der vielen Bildhauerarbeit schwer geworden ist, mit der deli katen Radiernadel und dem sauberen Stichel nicht recht mehr fort wolle. So ist es Singer möglich gewesen, in seinem Werke ein abgeschlossenes Ganzes vorzulegen. Kleinere Gelegenheits arbeiten, wohl meist die von Klingers Hand so begehrten Exlibris, die er uns noch bescheren sollte, kann ein künftiger Nachtrag aufnehmen. Das Singersche Verzeichnis, das sich in vornehmer Aus stattung, schönem Leincnband und klarer Antiqua, präsentiert, bedarf keiner Rechtfertigung. Zur Blütezeit des deutschen Knpserstichs und Holzschnitts, vor 400 Jahren, hat Dürer, der deutscheste Künstler, mit der Kraft seines leidenschaftlichen seelischen Empfindens seine Kupferstiche und Holzschnitte voll grüblerischer Tiefe, wie die Melancholie, die apokalyptischen Reiter, die kleine Passion u. a. und daneben aus der Kindlichkeit seines Gemütes das innige Marienleben, die anmutige deutsche Landschaft seinem Volke geschenkt. Hat diese Seite deutschen künstlerischen Schaffens im 19. Jahrhundert Ludwig Richter, der Wicdererwecker des deutschen Holzschnittes, in seinen gemütvollen Schilderungen deutschen Volkslebens besonders gepslegt, so finden wir jene in den gedankentiefen, phantasie vollen radierten Zyklen Klingers verkörpert. Waren Stich und Radierung, wie auch Lithographie und Holzschnitt im neunzehnten Jahrhundert bis aus wenige allerdings glänzende Ausnahmen Menzel) fast ausschließlich zur Reproduktion fremder Gedanken, zur möglichst getreuen Wiedergabe von Ölbildern usw. verwandt worden — bei aller Hochjchätzung der unübertrefflichen Feinheit der Reproduktionsradiernngen William Ungers n. a. —, so war Klinger der erste «Maler- Radierer«, der die »Künstlerradierung«, die »Originalradiernng« wieder zu Ehren gebracht, sie als jeder anderen Technik gleich wertig hingestellt hat. In seiner Schrift »Malerei und Zeich nung« hat er später, was er praktisch hier geschossen, theoretisch begründet. «Nur allein das, was ich G r i s s e l k u n st nennen möchte, — sagt er dort — ist aus innerm Drang, dem ein anderes Ausdrucksmittel Intensität und Farbe rauben würde, ge schaffen worden« (S. II). »Ein Motiv, vollständig künstlerisch darstellbar als Zeichnung, kann sür die Malerei aus ästhetischen Gründen undarstellbar sein.« «Ein Kunstwerk kann aber nur dann vollendet sein, wenn es mit den, Material ge schaffen worden ist, welches den erschöpsenden Ausdruck seiner Grundidee möglich macht. — — Deshalb sind die Repro duktionen und die weite Mehrzahl der Illustrationen keine Kunstwerke, denn auch ihnen lag die sarbige Darstellung zu grunde« (S. 13). »Was die Palette an Intensität und Farbe voraus hat, ersetzt der Griffel durch die Unbejchränktheit der künstlerischen Darstellbarkeit von Licht und Schatten« <S. 3ö>. »Der hervorragende Charakterzng der Zeichnung: die starke Subjektivität des Künstlers.« (S. 32.) Und diese starke Persönlichkeit ist es vor allem, die fast aus jedem Blatte seines radiertenWerkes zu uns spricht. Und wie hat er sich die Ausdrucksform zu eigen gemacht! Gewiß hat er an Menzels Radierversuchen, besonders aber an Goyas allegorisch- satirischen »Caprichos«, dieser genialen Verbindung von Aqna- tintaflächen und kühn hingeworfenen Radiernadelstrichen, gelernt; aber er hat seinen eigenen Stil gesunden, die technischen Ausdrucksmittcl der Radierung durch Zuhilfenahme anderer Atzverfahren erweitert und zu ganz neuen Nuancen gebracht. Und in die kühne, kraftvoll neue Form hat er bedeutenden Inhalt gebannt, wie vor ihm nur Dürer. So hat er, dessen erstes radiertes Opus «Radierte Skizzen« 1878/79 erschien, und mit ihm Karl Stansfer-Bein, unser größter Porträtstecher der Neuzeit, der sich in demselben Jahre (188S) wie Ernst Moritz Geyger der Grisselkunst zuwandte, der in Formalismus erstarrten Linienstccherci zu neueni Leben ver helfen; und das gerade in einer Zeit, wo die durch die moderne Technik zu ungeahnter Vollkommenheit gediehene photo graphische Übertragung als Photolithographie und Lichtdruck, als Hoch- und Tiesätznng die alten, edlen graphischen Künste, Lithographie, Holzschnitt und Kupferstich, immer mehr be drängte. Klinger hat unter Hermann Sagerts, des Berliner Kunst händlers und Kupferstechers Leitung, der des jungen Künstlers Federzeichnungen kennen gelernt hatte, das Radieren, das Atzen von auf der Kupferplatte vorgeritzten Zeichnungen, gelernt. Und die Federzeichnung, der Radierung stilistisch ver wandt, blieb auch bis zur »Brahmsphantasic« das Bestimmende für Klingers gedruckte Kunst. Für fast alle Radierungen dieser Zeit liegen Originalzeichnungen vor. Hatte aber der Künstler bis jetzt in der Verwendung der Aquatinta mehr zur male rischen Auffassung als zur linearen hingencigt, so tritt in den folgenden Werken, die er schasst, das Gefühl sür den Wert der F o r ni, die sich am menschlichen Körper am schönsten offen bart, mehr hervor; sie auszudrücken, genügte ihm die Radierung nicht mehr: oft hat er auf den schon fertigen Platten die radier ten Körper wieder ausgeschlifsen und sic mitten in die radierte Umgebung nnt dem Grabstichel neu hineingearbeitet. So war nur noch ein Schritt bis zum Stich; in dieser Technik hat er viele große Platten (besonders in »Vom Tode II«: Integer vitae, Versuchung, Tote Mutter, Zeit und Ruhm, ausgesührt. Ferner sinden wir alle möglichen Techniken, Stich, Aquatinta, Schabtunst, Roulette auf einer und derselben Platte neben-
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