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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1918
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1918-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1918
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- Deutsch
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- Saxonica
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BSrsenbratt f. d. Dtschn. Buchknndel. Redaktionell» Teil. 72, 27. März 1918. stellen. Ungezählte Kataloge und Drucksachen aller Art müssen helfen, unser Wirtschaftsleben und unsere Beziehungen zum Auslande neu zu beleben. Die Preise spielen dabei eine ge ringere Rolle; sie treiben daher die Herstellungskosten für Bücher und Zeitschriften mit in die Höhe. Gewiß stehen nach der De mobilisierung mehr Arbeitskräfte zur Verfügung. Um so fühl barer aber wird der Mangel an Maschinen hervortreten; die alten bedürfen umfangreicher Ausbesserungen, die jetzt aus Mangel an Material nicht möglich sind; neue Maschinen sind ebenfalls erst nach längerer Zeit zu erwarten. Daher wird sich für eine Reihe von Jahren eher eine Ten denz der Preissteigerung als des Preisabbaues bemerkbar machen. Unsere Lieferanten haben ja auch am Gegenteil genau so wenig Interesse wie am Sinken der Arbeitslöhne, da der Ge winn sich prozentual auf die Unkosten aufbaut. Die Gefahr, daß die hohen Preise im Frieden auf die Dauer beibehalten wer den, ist für den gesamten Buchhandel, nicht bloß für den Verlag, um so ernster, als mit großer Wahrscheinlichkeit den jetzigen guten Absatzmöglichkeiten eine Zeit der schwierigsten Geschäfts lage für den Buchhandel folgen muß. Sobald erst wieder die meisten Waren im freien Verkehr zu haben sind, wird das Buch wieder das werden, was es für den Durchschnittsmenschen vor dem Kriege war: Luxusware. An den Ausgaben für Bücher wird in erster Linie gespart werden. Je höher die Preise, desto schwieriger die Verhältnisse. Das hat über die rein geschäft lichen Interessen hinaus Bedeutung. Dem Verlagsbuchhandel ist es bei den jetzigen Preisen unmöglich, seine hohen Aufgaben für Wissenschaft und Kultur zu erfüllen. Die ungeheure Zahl von Werken, die niemals auch nur die Kosten decken können, für den weiteren Ausbau unserer Wissenschaften aber von höch stem Werte sind, wird auf ein Geringes zusammenschrumpfsn. Ebenso wird die populäre Literatur, deren Verbreitung nur durch niedrige Preise möglich ist, erheblich eingeschränkt wer den müssen, die Vertiefung der Bildung der weitesten Volks kreise dadurch Not leiden. Der Verlagsbuchhandel würde sich zum Mitschuldigen machen und seine bisher gepflegten Kultur aufgaben Preisgeben, wenn er die jetzigen Preisverhältnisse hin nähme, ohne mit allen Mitteln dagegen zu arbeiten. Es gibt nur einen Weg, all diesen Gefahren zu begegnen: das ist die Selbsthilfe durch Zusammenschluß aller Verleger zu einer wirtschaftlichen Orga nisation mit der Aufgabe, durch gemeinsamen Bezug für alle Mitglieder eine einflußreiche Einwirkung aus die Prets- stellung der Lieferanten zu gewinnen. Das kann geschehen durch Zusammenschluß der Verleger zu einer großzügig geleiteten Ein- kaufsgescllschaft mit der ausgesprochenen Eigenschaft einer wirt schaftlichen Kampforganisation. Alles, was zum Betriebe des Verlagsbuchhandels gehört, wird für die angeschlosscnen Fir men nur durch die Etnkaufsgesellschaft vermittelt oder bezogen. Durch ihren Millioncnumsatz erhält sie eine wirtschaftliche Macht stellung, die bei geschickter Leitung auf die Preisgestaltung von erheblichem Einfluß sein muß. Sie wird dadurch ihren Mit gliedern bedeutende Vorteile bieten können. Dazu muß der Kreis der sich beteiligenden Firmen natürlich von vornherein weit gezogen sein. Vor allem dürften die wissenschaftlichen Verleger nicht fehlen, die, wie oben ausgcftthrt, an der Frage der Verbilligung aller Preise auch aus ideellen Gründen stark interessiert sind. Die Einkaufsgesellschast wird nicht nur dem kleinen oder mittleren Verleger von Vorteil sein, sondern eben so den größten Firmen. Je größer der Umsatz, desto größer der Einfluß, desto niedriger die Preise. Die Befürchtung, daß durch Beteiligung an der Einkaufsgesellschaft geschäftliche Unterneh mungen vorzeitig bekannt und von der Konkurrenz ausgenutzt werden könnten, ist nicht stichhaltig und nicht mehr begründet, als im Verkehr mit jedem anderen Lieferanten. Titel und Ein zelheiten braucht ja die Einkaufsgesellschaft überhaupt nicht zu erfahren. Je weiter also der Kreis, um so besser. Darum ist es auch nicht ausreichend, wenn etwa die örtlichen bestehenden Organi sationen des Buchhandels die Aufgabe lösen wollten; sie wür den nie den nötigen Einfluß gewinnen. Der Börsenverein da gegen vertritt zu verschiedene Interessen, um sich der Aufgabe mit der nötigen Tatkraft unterziehen zu können. Dagegen sind im Verlegerverein an sich alle Vorbedingungen gegeben, die die Angliedcrung der Einkaufsgesellschast ermöglichten. Die Verwirklichung sollte sofort, schon im Kriege, begin nen. Auch hier gilt es, vom Kleinen zum Großen vorzugehen. Der erste Schritt wäre, schon jetzt die Grundlagen für die spätere Friedenswirtschaft zu sicher». Mancher Verleger scuszt jetzt unter der Maßlosigkeit der Forderungen einzelner kurzsichtiger Lieferanten, die die Kriegslage bis zum Äußersten ausnutzen. Die Einkaufsgesellschast wird daher alsbald mit der Anlegung einer schwarzen Listc der Lieferanten beginnen, die Preise fordern, die in den tatsächlichen Verhältnissen nicht begründet sind. Die Grundlagen für die Aufnahme in die schwarze Liste müssen natürlich aktenmätzig festgelegt werden, um auch den Schein von Ungerechtigkeit zu vermeiden. Dann werden sich Fälle wie der im Börsenblatt Nr. 35 und 43 veröffentlichte, daß statt 807» Aufschlag von einem Buchdrucker mehr als 2007» ver langt werden, nicht so leicht wiederholen, und der Hauptvor- stand des Deutschen Buchdruckervereins braucht ein derartiges Vorkommnis nicht als einen »Irrtum« hinzustellen. Auf die Liste gehören aber auch solche Lieferanten, die die Not des Ver legers dazu ausgcnutzt haben, nicht bloß zu hohe Kriegsaufschläge zu erlangen, sondern auch unter Androhung der Kündigung im Kriege Erhöhungen der Friedenspreise herausgedrückt haben. In der schwarzen Liste werden ferner ein Plätzchen die Buchbinde reien finden, die auf Kosten der Verleger ihr Schäfchen ins Trockne gebracht haben, vor allem aber die Papierfabriken und -Händler, die ihr Papier mit Papiergeld verwechselt haben. Die schwarze Liste gewinnt aber erst Leben, wenn die Mit glieder der Einkaufsgesellschast sich verpflichten, mit den betref fenden Firmen nicht mehr in Verbindung zu bleiben. Sie wird dadurch ein Machtmittel vernünftiger Preisbildung. Der Be fürchtung, daß damit einem Lieferanten Unrecht geschehen könnte, ist leicht zu begegnen. Der Hauptvorwurf wird nach Lage der Dinge in der Übervorteilung von Mitgliedern bestehen. Ein einzelner Fall wird nie ausreichen. Man setze aber auch bei einer Mehrheit von Klagen eine Firma erst aus die Liste, nachdem sie Gelegenheit gehabt hat, sich zu rechtfertigen. Der Gegenbeweis muß geführt werden durch Vorlegung der Origi- nalgcschäftsbücher, die den Vergleich der Friedens- und Kriegs- gewinnc ermöglichen. So wird die Einkaufsgesellschaft bereits durch ihr Bestehen jeder ungerechtfertigten Preisfestsetzung entgcgcnwirken. Ihre Haupttätigkcit wird im Einkauf und in der Vermittlung zugun sten ihrer Mitglieder bestehen. Den Bnchdruckereien, Buchbindereien und Klischeeanstalten gegenüber wird sie sich im Anfang jedenfalls auf die Vermitt lung des Abschlusses beschränken. Sie wird hier mehr als Preisprüfungsstelle wirken und den Abschluß von Firma zu Firma nicht unterbinden, wie sie in bestehende Geschäftsbezie- hungen nur einzugreifen hat, wenn sie von einem Mitglied dar um ersucht wird. Sic wird aber durch einheitliche Regelung die Abgabe unmittelbar vergleichbarer Preisanstellungen durch die Lieferanten herbeiführen und dadurch klare Verhältnisse schaffen. Wie das im einzelnen zu erfolgen hat, ist später aus- zuführen. Da die Einkaufsgesellschaft mit einer ganzen Reihe leistungsfähiger Firmen im ganzen Reiche in Verbindung stehen wird, kann sie für eilige Fälle stets geeignete Lieferanten Nach weisen. Für,pcn Papicrbezug sind von vornherein weitere Gren zen zu ziehen. Die Einkaufsgesellschast wird für den Bedarf der Mitglieder den Zwischenhandel ansschalten, selbst als Händler auftreten und den Gewinn den Mitgliedern zufließen lassen. Da bei einer größeren Mitgliederzahl ganze Fabriken aus schließlich für die Einkaufsgesellschaft arbeiten können, deren Werbetätigkeit und Risiko wcgfällt, sind die billigsten Preise zu erwarten. Auch hier wird vom Kleinen ausgegangen werden müssen. Zunächst sind keine eigenen großen Lager in Aussicht zu nehmen. Die Lieferung erfolgt von der Fabrik in die Drucke rei. Nur gangbare Sorten werden auf Lager genommen. Darüber hinaus wird die Einkaufsgesellschaft sich mit dem Verkauf von Bureaubedarf aller Art, Schreibmaschinen, Verviel-
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