248, 25. Oktober 1910. Fertige Bücher. Böclenblatl f. d. Dllchn Buchhandel. 12671 KilMWü Trotzdem wird man aber wahrscheinlich wohl noch lange fragen: Ludwig Speidel? Wer ist das? Wer ist Ludwig Speidel? fragt auch Paul Schlenther im „Berliner Tageblatt" und bemerkt- „Diese Frage, die jede Wiener Kaffeesiederin dumm nennen wird, darf außer halb der Kahlenberg- und Innern-Stadt-Bezirke Wiens so mancher stellen, der sonst Grund hat, sich für gebildet und belesen zu halten." Schlenther gibt dann eine eingehende, ausführliche Charakteristik des Wiener Feuilletonisten; aber so treffend sie für den, der Ludwig Speidel kennt, auch sein mag: wer ihn nicht kennt, wird sich trotzdem kaum ein richtiges Bild von seines Wesens Art danach machen können. Im engen Rahmen dürste das überhaupt kaum möglich sein. Als Speidel siebzig Jahre geworden war, hat einer, der ihn am besten kennt und selbst des Wortes mächtig ist wie wenige, sein Freund und Landsmann und nun auch sein Nachfolger bei der „Neuen Freien Presse", Hugo Wittmann, den Jubilar so gefeiert: „Wie Du einer bist, der kann nur mit seinen höchsteigenen Worten ge rühmt werde». ,Wer einen solchen Mann lieben und verehren gelernt, hat sich für sein ganzes Leben einen Schatz erworben^ So schriebst Du über Jacob Grimm. Wir sagen es Dir nach und wissen, wen wir meinen. ,Er wühlte den heimatlichen Sprachgeist in seinen Tiefen auf, und in seinen Schriften hört man alle Brunnen der deutschen Sprache rauschen? Wieder um von Jacob Grimm sprachst Du so, und da hast Du's, wiederum hast Du Dich selber gelobt." Lim zu wissen, wer Speidel ist, muß man seine Feuilletons gelesen haben, wenn es auch nur ein paar Blätter davon wären. Da der erste Band von Speidels Schriften „Persönlichkeiten", der jetzt im vierten Tausend vorliegt, am besten ge eignet erscheint, um auch den Nichtösterreicher mit Speidels großer Kunst be kannt zu machen, erklären wir uns bereit, unfern Herren Kollegen, falls in diesem Monat bestellt, ausnahmsweise mit 40°/g zu liefern, und wir bitten, von diesem Vorzugsangebot reichlich Gebrauch machen zu wollen.