240, 15. Otkober ISIS. Fertige Bücher. Böri-Nill», I. d. Diichn. «»chh-n«,i. 1210S M 6mf>» ru Rantzau, vtt vnlte. Leveimral prsttssor evr. Muss», d-r „Ar-uz Z-itung: Es ist mir eine Freude, die Leser der „Kreuz-Zeitung" auf den soeben erschienenen neuen Roman der Gräfin zu Rantzau mit warmer Empfehlung Hinweisen zu können. Ihren Beruf zur Schriftstellerin hat sie längst bekundet. Mit Frl. Bertha v. Kröcher zusammen redigiert sie die Monatsschrift „Neue Zeiten", die der christlichen Frau ihre Auf gaben und Pflichten in bündiger Weise vorhält, ferner hat sie schon drei Romane veröffentlicht, die Beifall gefunden haben. Ich kenne nur einen, „Ein unmöglicher Mensch", aber dieser hat mich in einem Maße angesprochen, daß ich ihre neueste Arbeit mit großer Spannung in die Hand genommen habe. Und meine Erwartung ist noch über troffen worden. Die Verfasserin gräbt immer tiefer, wirft immer brennendere Fragen auf und kommt zu immer befriedigenderen Ergebnissen. Schon mancher hat gewiß die Beobachtung gemacht, daß zu zwei Menschen, die sich in Liebe oder Freundschaft gefunden haben, ein dritter sich gesellt, der störend in ihren Bund eingreift oder gar Unheil stiftet. Diese Erfahrung machen auch die Helden unserer Erzählung. Wie es nun zur Trennung der Verlobten kommt, und welchen Verlauf die Entwicklung nimmt, das wird psychologisch fein und mit großer Anschaulichkeit und dabei mit voller Wahrheit dargestsllt. Es sind keine erdichteten idealen Zustände, mit denen wir bekannt gemacht werden; Sünde und Unrecht treiben ihr Wesen im Roman wie im wirklichen Leben. Aber — und das hebt das Buch hoch hinaus über viele andere unserer Tage: bei der Sünde und dem Unrecht hat es nicht sein Bewenden, es wird nicht in leichtsinniger oder gar frivoler Weise über sie hinweggegangen, sondern ihre Verkehrtheit und all der Fluch, der ihnen anhaftet, wird aufgedeckt, das Heilige und Reine erscheint im Glanze des Sieges. Dazu verläuft die Handlung bei all ihrer Vielseitigkeit in einheitlichem Flusse. Der Leser wird immer in Spannung gehalten; die Charakteristik ist wohlgelungen. Das sind Menschen von Fleisch und Blut, die scharf Umrissen vor uns stehen. Dies gilt besonders von der Mara, der Trägerin der Handlung. Keine Trübsal, keine böse Erfahrung kann sie von dem Glauben an Gottes Gerechtigkeit und von dem Vertrauen ans den angeborenen Adel der Menschennatur abbringen, und so wird sie gekrönt. Peter Rasmussen, ihr Verlobter, der ein trefflicher Musiker war, aber törichterweise danach strebte, ein großer Schriftsteller zu werden, kann für den Roman, an dem er jahrelang arbeitet, keinen passenden Schluß finden, ein schlagender Beweis für seine Unfähigkeit. Der Schluß eines Kunstwerkes muß nicht ängstlich gesucht werden, er muß sich mit Notwendigkeit aus dem Verlaufe des Ganzen ergeben. In diesen Fehler ist die Verfasserin unseres Romans aber nicht verfallen. Ihr Schluß ergibt sich mit Naturwahrheit aus der ganzen Entwicklung und wird den psychologischen wie den sittlichen Forderungen gleich sehr gerecht. Besondere Anerkennung verdient noch die Frische in Auffassung und Darstellung des Schönen auf allen Gebieten. Wald und Wiese, Fluß und Meer, Wind und Wetter sind köstlich geschildert; der Versuch, in Worten die Eindrücke wicderzugeben, die Rasmussens große „Sinfonie an das Meer" auf alle Hörer macht, ist ein Stück herrlicher Poesie. Ich hoffe, Adeline Gräfin zu Rantzau wird uns noch mehr schöne Sachen zu lesen geben. Bezugsbedingungen: geb. M. 5-— ord., M. 3.50 no., AI. 3.— bar und sf/sO, drosch. A7. 4.— ord., M. 2.80 no., M. 2.50 bar. Vorzugsofferte: 7/6 Exemplare für rn. f8.50. Hochachtungsvoll Berlin Martin Aarneck. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. 1572