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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1910
- Strukturtyp
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- 1910-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1910
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 239. 14. Oktober 1910. durch die Schmutzliteratur drohe und daß Württemberg und Bayern schon Maßregeln getroffen haben, um die Jugend vor solcher Verseuchung zu bewahren. In Hamburg habe man eine Ergänzung der Straßenordnung dahingehend beantragt, daß solche Bücher nicht nur nicht auf den Straßen verkauft, sondern auch nicht in den Schaufenstern ausgelegt werden dürfen. Auch eine Ergänzung der Gewerbeordnung nach dieser Richtung hin habe man beim Bundesrat beantragt. Vor zwei Jahren wurde auch hier eine Kommission zur Bekämpfung des Buchschundes ins Leben gerufen. Ihre Tätig keit habe sich zunächst auf die Ausfindigmachung geeigneter Mittel erstreckt. Um Aufklärung in die beteiligten Kreise zu tragen, sei die Veranstaltung einer öffentlichen Versammlung vorgeschlagen worden. Daß man davon wieder absah, geschah aus dem Grunde, weil man wußte, daß die Kreise, denen man etwas zu sagen hatte, doch nickt kommen würden. Klar war sich die Kommission von vornherein darüber, daß die aufklärende Arbeit in der Presse das geeignetste Mittel sei und es ist davon auch ausgiebiger Gebrauch gemacht worden. Um gegen die Laden besitzer Vorgehen zu können, die Buchschund führten, war es not wendig, ein Verzeichnis derselben aufzustellen. An 16 Geschäfte wurde dann ein freundschaftlich gehaltenes Schreiben gerichtet und gebeten, den Verkauf der Schundliteratur einzustellen, gleichzeitig wurde auf Kataloge aufmerksam gemacht, die gute Bücher Nach weisen. Der Erfolg war der, daß der Schund aus den Fenstern entfernt wurde und der Absatz zurückging. Die Kommission sagte sich daraufhin, nunmehr müsse das Polizeiamt einschreiten, um den Verkauf ganz einzudämmen. Anfang 1909 erließ das Polizeiamt ein Rundschreiben an die Ladenbesitzer, und man hat damit er reicht, daß weder Schundliteratur verkauft wurde, noch solche in den Läden vorhanden war. Einzelne Händler machten allerdings noch Schwierigkeiten, aber auch sie fügten sich schließlich. An die Oberschulbehörde richtete die Kommission eine Ein gabe, dahin wirken zu wollen, daß da, wo die Schüler ihre Hefte kaufen, kein Buchschund feilgeboten werden dürfe. Die Ober schulbehörde ist darauf nicht eingegangen, sie hat aber ein War nungsblatt erlassen. Fünf kleine Händler traten an die Kom mission heran, ihnen den noch auf Lager befindlichen Rest derartiger Bücher abzunehmen. Das gesckah. 1400 Bücher wurden für 58 angekauft und unter behördlicher Auf sicht vernichtet. Die Kommission war sich aber auch darin einig, daß es nicht allein genügt, das Schlechte auszumerzen, sondern daß dafür auch Gutes geschaffen werden müsse. Sie sah ein Mittel darin, Filialen der Lesehalle zu errichten, zunächst in St. Lorenz. Der Senat hat die Sache aus finanziellen Gründen aber nicht befürworten können und man hat sich nun an den St. Lorenz-Verein gewandt. Einen großen Erfolg hat die Weih, nachtsbude auf dem Markt gezeitigt. Es bleibe jetzt noch die Frage der Kolportagebuchhandlungen und der Schülerlektüre zu klären. Es wird dabei auch der bayerische Entschluß zu be rücksichtigen sein, daß die Verkäufer von Schundliteratur von Schülern zu boykottieren seien. Aber auch staatliche Hilfe sei notwendig. Gegen die Verseuchung des Viehes treffe der Staat alle Maßregeln. Sollten gegen die Vergiftung der Jugend nicht auch Maßregeln zu erlassen sein? Der Redner be jahte das und kam dann auf die Kinematographen zu sprechen. Auch diese habe die Kommission einer eingehenden Prüfung unterzogen. Das Polizeiamt habe ja kürzlich eine Verordnung betreffend die Kinematographen erlassen. Die stark erotischen Bilder seien dadurch beseitigt worden, es bleiben aber noch die Schaudergeschichten mit sentimentalem Einschläge. Sachverstän dige prüfen jetzt die Films auf ihren Wert, unsittliche usw. Bilder werden beanstandet. Der Redner bat zum Schluß, es möchten sich noch einige Herren melden, die sich zwecks Prüfung der Films zur Verfügung stellen. In der Debatte wurde erwähnt, daß in einem Geschäfte noch fortgesetzt die sicher als Schundliteratur zu bezeichnende Kriminal- zeitung verkauft werde, die Kinematogefahr für die Kinder, ihre Bekämpfung, der Rückgang der Kinos, ihre Besteuerung be- sprachen, empfohlen, den jetzigen Ausschuß zur Bekämpfung des Schmutzes und Schundes in eine dauernde Institution der Ge sellschaft umzuwandeln, die Errichtung von Schülerlesehallen ge streift, die in Lübeck leicht zu beschaffen wären, und größere Auf merksamkeit für den Kolportagehandel auf dem Lande verlangt. Ein in jeder Beziehung erfreulicher Bericht über eine in vielen Beziehungen erfolgreiche Tätigkeit! Er wird bestätigt und ergänzt durch den Bericht des Ortsvereins Lübecker Buchhändler: in Lübeck liegen die Verhältnisse durchaus günstig. Alle wirk lichen Buchhändler halten ihre Geschäfte vollkommen frei von Schmutz und Schund in Wort und Bild, es besteht Fühlung zwischen Buchhändlern und Lehrern, die durch Vermittelung einer buchhändlerischen Firma eine gemeinsame Ausstellung veranstalten. Auch die Kunstbude auf dem Weihnachtsmarkte, die früher von den Lehrern allein errichtet wurde, wird jetzt unter Beteiligung aller Sortimenter ausgestattet. vr. kV Eine Lebensbeschreibung Alexander Macmillans. — Das Haus Macmillan L Co. gehört seit vielen Jahren unbestritten zu dem etwa halben Dutzend erster Verlagsfirmen, die man nennt, wenn von den Spitzen des englischen Verlegerstandes die Rede ist. Es wurde, wie bekannt, von den zwei Brüdern Daniel und Alexander Macmillan begründet. Sie veröffentlichten als ihr erstes Werk ein Erziehungsbuch »l'tis pdiIo80pb^ ok traininZ« (Philosophie der Erziehung) von A. R. Craig, einem Glasgower Schulmann, im Jahre 1844 in Aldersgate. Bald darauf wurde indessen die Londoner Filiale des Geschäftes geschlossen, und die beiden Brüder verlegten es nach Cambridge, wo sie das früher im Vordergrund gestandene Ladengeschäft mehr und mehr gegen die Verlegertätigkeit in den Hintergrund treten ließen. Die beiden Brüder wirkten stets in ungetrübter Eintracht zu sammen, doch war Daniel bis zu feinem 1857 vor zeitig erfolgten Tode die eigentliche Seele des Ge schäfts. Daniel Macmillans Leben wurde schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert vor dem verstorbenen Thomas Hughes, dem Verfasser von »Tom Browns Schultagen« aus führlich beschrieben; Alexander hatte indessen, als er dem Ver fasser die Lebensbeschreibung seines Bruders übertrug, diesen Bedingungen gestellt, die in der Tat geradezu die Auslöschung seiner Persönlichkeit der Öffentlichkeit gegenüber zur Folge hatten, und es ist deshalb sehr zu begrüßen, daß Charles L- Graves in einem soeben im Verlag des Hauses erschienenen Werke: »lüko anä 1.6t>t,6r8 ok ^.lsxanäsr Hlaoiuillan« diese Lücke ausgefüllt hat. Nach Daniels Tode ging die ganze Last des Hauses auf den jüngeren Bruder über, und wenn es auch schwer zu sagen ist, wie sich das Haus entwickelt haben würde, wenn ihm Daniels ungewöhnliche Verstandesgaben, Arbeitskraft und Beliebtheit länger erhalten geblieben wären, so ist doch nicht zu leugnen, daß Alexander Macmillan sich feinen neuen Aufgaben vollkommen gewachsen gezeigt und sich einen bleibenden Platz unter den großen Verlegern der Viktorianischen Zeit errungen hat. Neben dem Haus in Cambridge mußte bald (1858) auch ein Londoner Zweiggeschäft in Llenristta 8trsst, Oovent 6arä6n, eröffnet werden, wo Alexander während der nächsten fünf Jahre regelmäßig jeden Donnerstag zubrachte und offenes Haus für alle hielt, die bei einem einfachen Mahl an den dortigen Erörterungen literarischer und sonstiger Gegenstände Teil nahmen. Das Verlagsgeschäft nahm in dieser Zeit einen immer größeren Aufschwung, besonders nachdem im Herbst des folgenden Jahres die große Zeitschrift des Hauses »U3.6lllills,n'8 ins Leben getreten war. Der Gedanke einer solchen Zeitschrift wurde zuerst von I. M. Ludlow, dem bekannten Führer der christ lichen Sozialisten, angeregt, der endgültige Vorschlag zur Monatsschrift aber ging v on Thomas Hughes aus. Im November 1859 wurde das Ein weihungsmahl zum Beginn der Zeitschrift unter Beteiligung einer großen" Anzahl von literarischen Größen des damaligen England abgehalten. Vier Jahre später, im Jahre 1863, hatte sich das Geschäft so entwickelt, daß die Verlegung des Haupt quartiers nach London unabwendbar geworden war; im selben Jahr wurde Daniel Macmillan zum Verleger der Universität Oxford ernannt. Die Universität hatte, wie er damals einem Freunde schrieb, große Mittel zur Verfügung und eine Reihe von literarischen Plänen und Absichten, bedurfte aber zu ihrer Durch führung des geschäftlichen Beistandes eines erfahrenen Verlegers, den sie in Alexander Macmillan fand. Diese Verbindung erwies sich als außerordentlich wertvoll für beide Teile, bis im Jahre 1881 die wachsende Ausdehnung, die der Verlag der Universitäts- druckerei unter Henry Frowdes Leitung fand, es erwünscht machte, daß die Universität selbst die gesamte Leitung ihrer Ver-
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