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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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10746 Börsenblatt s. h. Aitschn. Buchvanv« Nichtamtlicher Teil. 218, 20. September 1910. Standpunkte, daß ein Verleger mit den Autoren in persönliche Beziehungen treten müsse, und daß der Verkehr zwischen Verleger und Schriftsteller nicht geschäftsmäßig geführt werden dürfe. So hat er denn darauf gehalten, die umfangreiche Korrespondenz zwischen dem Verlag und den schweizerischen Autoren jederzeit persönlich zu besorgen, und seine Briefe waren Musterstücke, wie die Bücheranzeigen, welche er den Neuerscheinungen in knapper Form mit auf den Weg gegeben hat. So schien das Glück des Hauses fest begründet und fröhlich durfte er noch letztes Jahr mit seinem Vater und mit seinem Bruder und Mitteilhaber das bundertjährige Jubiläum ihres größten Verlagsunternehmens, der »Turgauer Zeitung«, feiern. Doch bald brach das Unglück, dem auch er zum Opfer fallen sollte, über sein Haus herein. Im Oktober raubte ihm der Tod seine Gattin, an der er mit inniger Liebe gehangen, und wenige Wochen nachher stand er am Grabe seines Vaters, die äußerste Energie aufraffend, um diesen Schicksalsschlägen die Stirne zu bieten. Doch scheint sein anscheinend so starker Körper, vielleicht durch Arbeitsüberlastung unterminiert, diesem doppelten Ansturm nicht mehr standhalten gekonnt zu haben. Verschiedene Ohn machtsanfälle ließen den Ernst seines Zustandes erkennen, und am 12. Januar hat ein neuer Ohnmachtsanfall, von einem schweren, unglücklichen Fall begleitet, diesem hoffnungsvollen Leben ein jähes Ende bereitet. — Nicht unserem Vereine angehörend, wohl aber durch seine Firma mit uns verbunden, war der am 10. Januar verstorbene Herr Paul Marti, Teilhaber der Firma Suter, Marti Schäublin in Liestal. Herr Marti ist nach langem Lungenleiden im Alter von nur 35 Jahren seiner Gattin und seiner Firma entrissen worden. Zum Schlüsse sei noch eines Mannes gedacht, der unserem Vereine nicht mehr angehört hat, dessen Name aber im Buchhandel so bekannt war, daß uns seine Erwähnung hier berechtigt erscheint. Am 22. August starb in Zürich nach kurzer, schwerer Krankheit Herr Cäsar Schmidt im Alter von 71 Jahren In den letzten Jahren hatte er schwer unter geschäftlichen Fehlschlägen und Verlegenheiten zu leiden und enthielt sich sich seit einiger Zeit ganz der persönlichen geschäftlichen Be- lätigung. Es darf hier daran erinnert werden, daß er ein begabter und ungemein rühriger Geschäftsmann gewesen ist. Sein geschäftliches, wohl nicht ganz unverschuldetes, Unglück hat ihm einen trüben Lebensabend bereitet. Teilnehmendes Gedenken der Berufskollegen wird ihm nicht versagt sein. Ich lade Sie ein. sich zum ehrenden Gedächtnis der von uns Geschiedenen von den Sitzen erheben zu wollen. Von den Hinterbliebenen der Herren Emil Hug, Karl Schmid und vr. I. Huber sind uns in hochherziger Weise je 500 Fr. als Andenken an die teuren Verstorbenen über wiesen worden. Diese Beträge sind, vorbehältlich Ihrer Genehmigung bei Anlaß der Rechnungsablage, unserer im vorigen Jahre errichteten Gedächtnisstiftung einverleibt worden. Auch an dieser Stelle sei den verehrten Gebern nochmals unser herzlichster Dank ausgesprochen. Im Vordergrund des Interesses stand zu Beginn des abgelaufenen Vereinsjahres die Frage der Bekämpfung der Schundliteratur. Daß die von unserem Herrn Francke letztes Jahr in Leipzig gemachte Anregung auf fruchtbaren Boden gefallen ist, und daß auch unsere letzijährigen, dieses Thema berührenden Unterhandlungen positive Resultate ge zeitigt haben, beweist in erster Linie der sehr anerkennens werte Beschluß der schweizerischen Bahnhofsbuchhändler, die so geschmack- und sittenverderbende Literatur ü. 1a Nie Carter usw. nicht mehr zu führen. Daß auch der Börsenverein gewillt ist, kraftvoll in den Kampf einzugreifen, beweist nach folgendes Schreiben vom März dieses Jahres: In der Hauptversammlung des Börsenvereins Kantate 1909 ist beschlossen worden: »Die Hauptversammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler spricht ihr tiefes Bedauern über das unheimliche Anwachsen einer traurigen Schundliteratur, die, durch keine Rück sichten auf das Volkswohl, durch kein Verantwortlichkeitsgefühl für die geistige und körperliche Gesundheit der Jugend gezügelt, die niedrigsten Triebe der menschlichen Natur entfesselt und die sittlichen Grundlagen unserer Kultur ernstlich gefährdet. Die heute in Leipzig versammelten Buchhändler Deutschlands, Österreichs und der Schweiz lehnen jede Gemeinschaft mit den Erzeugern solcher volksvergiftenden Literatur ab und erklären es als die selbstverständliche Pflicht eines rechten Buchhändlers, sich durch intensive Vertretung guter, durch Bekämpfung schlechter Literatur mit allen Kräften an der Ausrottung des unser Volk bedrohenden Übels zu beteiligen.<. Durch Abdruck in den verschiedensten Zeitungen ist diese Resolution weiten Kreisen zur Kenntnis gebracht worden. Der Vorstand hat der Bekämpfung der Schmutz, und Schundliteratur aber auch weiterhin seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt und zu diesem Zwecke einen besonderen Beamten angestellt, der die Wege prüft, die zum Ziele führen können. Indessen empfiehlt sich bei diesem Vorgehen die größte Vorsicht, um den legalen Buchhandel nicht zu schädigen und nur solche Maßregeln ins Auge zu fassen, die auch wirklich durchgeführt werden können. Neben der eigentlichen Bekämpfung der durch das Gesetz ver botenen Schmutzliteratur muß der Börsenvereinsvorstand und alle Mitglieder des Börsenvereins das größte Gewicht auf die positive Förderung guterJugend-und Volksschriften legen. Der von seiten der Vorkämpfer in dieser Sache oft gehörte Vorwurf, daß der zünftige Buchhandel nicht genug nach dieser Richtung tue, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Beweise hierfür sind: das Erstarken der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung und der deutschen Dichtergedächtnisstistung, das vielleicht auch darauf zurückzuführen ist, auf das indifferente Verhalten eines großen Teiles des Sorti ments gegenüber dieser Art Literatur, das Aufkommen der Volks buchhandlungen, die sich direkt an die Arbeiterkreise wenden, die Anstrengungen, die von Arbeiterbildungsvereinen unter Umgehung des Buchhandels gemacht werden, die Gründungen von Volks- von billiger Literatur. Da allgemein gehaltene Klagen gegen diese wirtschaftlichen Entwickelungen nichts nützen, heißt es, sich den Verhältnissen an- passen, den kleinen Mann in den Laden locken. Mittel hiezu sind: Haltung eines vollständigen Lagers aller billigen Samm lungen, die Fühlungnahme mit Gewerkschaften und Arbeiter- Organisationen, mit Volksbildungsvereinen, mit den Prüfungs ausschüssen der Lehrervereine und den Jugendschriftenkommissionen, z. B. in dem Sinne, daß deren Verzeichnisse nicht von einseitigen Gesichtspunkten aus aufgestellt werden und daß sie auch lokale Literatur mit berücksichtigen. Ferner insbesondere die Ver anstaltung von Ausstellungen billiger Volks- und Jugendschriften, das Beilegen von Bücherlisten zu den Tageszeitungen durch die vereinigten Buchhändler einer Stadt, die Anstellung von Kol porteuren für die Verbreitung guter Volksliteratur. Diese Anstrengungen haben nicht nur eine hohe ideale Be deutung, sondern sie machen sich auch wirtschaftlich bezahlt, indem sie weite Kreise, die bisher ihren literarischen Bedarf anderswo gedeckt haben, dem Sortimenter zuführen, der sie nach und nach zu Bücherkäufern erziehen kann. Der Unterzeichnete Vorstand beabsichtigt, die Schritte, die in den einzelnen Städten eingeleitet werden dürften, dadurch zu unterstützen, daß er sie den zentralen und lokalen Lehrer vereinigungen, den Bildungsvereinen, den Volks- und Jugend schristenverlegern, dem deutschen Verlegerverein bekannt gibt. Die Versendung dieses Briefes erfolgt an alle buchhändlerischen Kreis- und Ortsvereine, gleichviel, ob sie Organe des Börsen vereins sind oder nicht. Wir bitten Sie daher, Ihre Anstrengungen mit den unsrigen zu vereinigen und im Interesse Ihrer Mit glieder uns sobald als möglich über die dort eingeleiteten Schritte zu berichten.
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