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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1910
- Strukturtyp
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- 1910-09-17
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1910
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- Deutsch
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10614 MrI-»dIaU j. d. DUchn. «u»h-nd->. Nichtamtlicher Teil. 216, 17. September ISIS. langen eine Schädigung der Klägerin als glaubhaft gemacht anzusehen ist. Nach alledem besteht die einstweilige Verfiigung nicht zu Recht und ist deshalb aufzuheben. Im übrigen beruht das Urteil auf W 91, 708 ZPO. gez.: Ulbricht. Höring. Maurer. Ausgefertigt am 31. August 1910. Der Gerichtsschreiber des Kgl. Landgerichts Leipzig. U. 8. gez.: Gentsch, Rem. Fraktur oder Antiqua? Da ist er mal wieder im Gange, der alte Streit! Das kenne ich nun seit mehr als 40 Jahren, und auch früher war's wohl nicht anders. Eine Zeitlang ist immer Ruhe. Dann fährt jemand gegen die Fraktur los, ein zweiter ant wortet, andere kommen dazu: immer die selbe Rede und die selbe Gegenrede. Dann wird's wieder still, und die Fraktur — lebt immer noch. Ich habe früher auch wohl mitgestritten, im Börsenblatt und anderswo, für die Fraktur natürlich, habe es dann aber gelassen, weil mir das Zuschauen lieber wurde. Wenn ich heute etwas dazu sagen will, so tue ich das nur, weil im letzten Jahrzehnt die Sache ein etwas anderes Gesicht be kommen hat durch die vorzüglichen künstlerischen Fraktur schristen, die die Schriftgießereien in dankenswertem Wetteifer geschaffen haben. Ehe ich auf diese Umstände eingehe, muß ich doch kurz Herrn G. Hölscher auf seinen Aufsatz in Nr. 208 d. Bl. etwas sagen: Nach Herrn Hölscher soll die Fraktur keine deutsch nationale Schrift seinl Nun, man kann die eckigen Formen der Fraktur schon in deutschen Handschriften des neunten Jahrhunderts finden; denn diese Formen entwickelten sich mit der Einführung des Schreibrohrs von selbst aus den lateinischen Grundformen. Dasselbe geschah aber auch in den romanischen Ländern, und darum braucht man vor Er findung der Buchdruckerkunst in der eckigen Schrift keine deutsche Eigenart zu suchen. Seit aber Bücher in Deutschland gedruckt werden, seit das Volk begonnen hat zu lesen, seit ein gemein verständliches Schriftdeutsch entstand, seitdem lesen die Deutschen Fraktur, seitdem ist ihnen diese Schrift gewohnt und lieb. Das ist nun bald ein halbes Jahrtausend her. Wäre dem Deutschen gerade diese Schrift nicht so ans Herz gewachsen und nicht von Verstandes und Gemüts wegen mit Recht, sie wäre längst den gegen sie gerichteten Angriffen erlegen. Man soll Gefühlswerte nicht gering achten. Auch die Mundarten, die Herr Hölscher als überwundenen Stand punkt cinschätzt, find Gefühlswerte. »Wenn't ehr an't Hart grep, red'ten sei platldütsch.< (Reuter.) Es kommt ja viel leicht einmal die Zeit des großen Völkcrbreis, wo niemand mehr recht weiß, ob er Germane, Slave, Semit oder Mongole ist; wo der Bursch mit dem Deandl, die Mutter mit dem Kinde auf Volapük oder Esperanto Worte der Liebe tauscht. Mögen das andere für ein Glück halten; viele Deutsche werden sich einstweilen noch das Recht nehmen, sich dieser Sorte von Entwicklung entgegenzustemmen, um ihrem Volke völkische und Stammeseigenart zu bewahren. Zur deutschen Eigenart gehört unsere deutsche Schrift. Wenn sie nicht glücklicherweise da wäre, sie sollte eigens zur Stärkung des Nationalgefühls der Deutschen erfunden werden, sintemal wir schon mehr als zuviel an Ausländerei und internationalen Gelüsten kranken. — Dann finde ich in dem Aufsatz des Herrn Hölscher den alten Scherz wieder: SCHRJFTFORM und 80mriI'ri'OIiN Da gibt's aber einen Gegenscherz: Eelbstveistündlich, wenn man ein Ding zweckwidrig an wendet, wird's Unsinn. Großbuchstaben sind zu Anführern von Gruppen der gemeinen Buchstaben bestimmt und er geben mit diesen klare, schnell lesbare Wortdilder. Zur Bildung von Worten sind die Großbuchstaben nicht da, ebensowenig wie man Kompagnien aus Generalen bildet. Wenn die für Steininschriften erfundenen altrömischen Groß buchstaben auch erlauben, einzelne Worte lesbar zu gestalten, so werden ganze Sätze auch aus ihnen unerträglich. Gegen die Brauchbarkeit der Frakturversalien als solcher ist mit jenem Scherz gar nichts erwiesen; wer ihn dennoch nicht lassen kann, muß auf das Gegenbild aus Großbuchstaben lateinischer Schreibschrift gefaßt sein. Übrigens sind die üblichen Großbuchstaben der Fraktur kein notwendiges Zubehör dieser Schrift. So gut wie man U aus u entwickelt hat, so kann man auch die anderen An fangsbuchstaben der Fraktur aus den Kleinbuchstaben heraus bilden. Das ist bekanntlich eine Eigentümlichkeit der Schwa bacher Schriften, die den Frakturschriften zuzurechnen sind. Die Schulen — sagt Herr Hölscher — können sich den Luxus zweier Alphabete nicht leisten! — Die Schwierigkeit des Schreibenlernens besteht in der Übung der Hand; der Schüler braucht Jahre, bis er Griffel und Feder richtig und flink gebraucht, bis die Hand unbewußt tut, was der Kopf will. Das Erlernen der Buchstabenform ist gegen diese Mühen eine Kleinigkeit, wie jeder Quartaner merkt, der mit bereits schristgeübter Hand Griechisch schreiben lernt. Das geht nebenher fast von selbst. — Und gar die Druckereien hätten's besser oder wären leistungsfähiger, wenn sie nur mit einer Schriftart aus gestattet zu werden brauchten! Es mag ja Vorkommen, daß Antiqua in den Kästen ruht, während Fraktur gebraucht wird, und umgekehrt. Andererseits weiß man, daß die meisten Druckereien, sicher alle großen, sowohl von Antiqua wie von Fraktur mehrere Schnitte führen, also den schein baren Luxus verschiedener Schriftarten zweckmäßig finden. Da nur diejenige Schrift abgenutzt wird, die gerade in der Maschine läuft, so bleibt die Abnutzung die selbe, gleich viel, ob die Druckerei vielerlei Schrift hat oder nur eine. Die Kapitalanlage annähernd auch. Wäre da wirklich Wesentliches zu sparen, so hätten sich längst Druckereien aus eine Schrift spezialisiert, um durch die so zu ermöglichenden billigeren Preise Kunden anzuziehen. Weitere Einzelheiten will ich nicht erörtern, verweise aber auf die ganz vortreffliche Schrift von Adolf Reinecke: Die deutsche Buchstabenschrift, ihre Entstehung und Entwick lung, ihre Zweckmäßigkeit und völkische Bedeutung. (Leipzig- Borsdorf 1910, A. Hasert u. G.) An diesem Buche kann niemand mehr Vorbeigehen, der über die Schriftfrage urteilen will. Besonders wertvoll sind die vielen Proben alter Hand schriften und neuer Druckschriften. — Der deutschen Schrift sind die seit Jahrhunderten gegen sie gerichteten Angriffe ganz gut bekommen. Sie ist nach wie vor die Schrift des Volkes; keine Zeitung hat es wohl weislich gewagt, zur lateinischen Fremdschrift überzugehen. Was in Deutschland weite Verbreitung erstrebt, wird meistens in deutscher Schrift gedruckt, und neuerdings bedient sich die moderne Buchkunst freudig der herrlichen Frakturen älterer und neuester Schnitte, mit denen die Neuschnitte der Antiqua sich nicht so recht messen können, trotz aller aufgewendeten Mühe und Kunst. Es kann auch kaum anders sein. In der Antiqua ist der Schristzeichner stets an die Grundformen der Geraden und des Bogens gefesselt. Er kann nicht davon weg. Die deutsche Schrift dagegen gestattet freien künst lerischen Schwung der Form, ist entwicklungsfähiger. Man vergleiche etwa L und B, L und A.
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