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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1923
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- 1923-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1923
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87, 14. April 1923. Redaltioneller Teil. — Sprechsaal. Negelsperger seine Jugend im Orient verbracht; Äas Griechische und Türkische blieb ihm bis ins Alter vertraut. Nach einer wvhlausgefüllten Lehrzeit in Deutschland und Frankreich kam Negelsperger dann nach Wien in die Geroldsche Buchhandlung, der er 40 Jiahre lang angehört hat und deren Mitchef er seit vielen Jahren war. Der Biicherbedarf der Hofbidliothek wie der Universitätsbibliothek und vieler anderer öffentlicher Büchereien ging durch seine Hand, und er hat sich um das Bibliothekswesen in Wien anf diese Art sehr erhebliche Verdienste er worben. Mit den Neigungen und Interessen seines weiten Kunden kreises war er aufs engste vertraut, und manchen Kunden der Gerold- scheu Bnächandlung war es eme freundlich« Gewohnheit, von Zeit zu Zeit hinter Regelspergers Pult zu treten und mit ihm eine halbe Stunde lan-g über Bücher und Menschen zu plaudern, wobei man man chen Blick in das reiche geistige Leben dieses äußerst bescheidenen, aber ungemein charaktervollen, gescheiten und auf seinem Gebiete gelehrten alten Herrn tun konnte. Die Bezeichnung »alter Herr« mag vielleicht übertrieben sein, denn Negelsperger ist erst 61 Jahre alt gestorben. Der Druck der letzten Jahre hat aber schwer auf ihm gelastet und den rüstigen Manu stark vergrämt. Vor einigen Jahren starb seine Frau, was einen sehr schweren Schlag für ihn bedeutete. Der Zusammenbruch des alten Staats beraubte ihn, dessen Kundenkreis die größten Adelssitze und Landgüter Österreichs und Ungarns umfaßte, vieler treuer Ab nehmer; die Not der öffentlichen Bibliotheken zog auch seine Firma in Mitleidenschaft. Sehr schmerzlich war es ihm, daß er auf eine recht unbegründete Denunziation hin wegen Preistreiberei angeklagt und in erster Instanz verurteilt wurde. Die zweite Instanz hat ihn dann glänzend freigesprochen, aber das konnte Negelsperger doch lange nicht verwinden, daß man einen in seiner Korporation so angesehenen und peinlich korrekten Mann wie ihn wegen eines seinem ganzen Wesen und seiner ganzen Geschäftsführung so fern liegenden Delikts vor Ge richt gestellt hatte . . . Trotz aller Reibungen aber verlor er nie gänzlich die Freude an seinem Beruf, von dem er die höchste Auffassung hatte und dem er mit einem unerhörten Fleiß oblag. Wenn sich die Rollladen schon längst vor seinem Geschäft geschlossen hatten, stand Negelsperger noch immer am Pult und arbeitete bis in die Nacht hin ein. Die Nachricht von seinem Ableben wird in Kreisen der öster reichischen Bücherfreunde aufrichtige Trauer erwecken, und mancher Besucher der Geroldschen Buchhandlung wird melancholisch den leeren Platz am Pult betrachten, hinter dem sonst Regelspergers kluges und freundliches Antlitz zu sehen war.« Helene von Mühlan ch — Am 11. April ist inBerlin - Gr >u> n e - w a l d Frau H e>d w i g -v o n M ii, hleufe l-s, die unter dem Pseudo nym Helene von Mühlan geschrieen hat, im 49. Lebensjahre nach längerer Krankheit gestorben. Von ihren Schriften seilen genannt: Beichte einer reinen Törin (1905, 3. Aufl. 1906), Sie sind gewandert hin und her (1907, 4. Aufl. 1919), Das Witmenhaus (1908), Lrwiana Saliern-San tos (1909), Das Kätzchen (1910, 2. Aust. 1012), Eine irrende Seele (1911), Nach dem dritten Kind, 1.-6. Aufl. (1911), Ehefrauen, 1.—3. Aufl. (1912), Hamtiegel, 1.—3. Aufl. (1913), Die zweite Generation, 1.—Z. Aufl. (1914), Der Kriegsfreiwillige (1915), Kabhrinchcn (1916), Abenteuer der Japanerin Kolilee (1917), Krimmel Pascha, 3. Aufl. (1917), Sylvester Dinglein und seine Eltern, 2. Aufl. (1918), Das Glück nach der Liebe (1919), Die Liebe durch die Tür (1919), Das späte Muck (1919), Der Schwiegervater (1920), Arm Balmers Lebensweg (1920), Donna Anna (1920), Annemarie, 1. u. 2. Aufl. (1921), Die wahre Heimat (1921), Das Liebeserlebnis der Elbinor Fandor (1931), Lotte Wetland's Wandlungen (1921), Die Zwillinge (1922), Frau Bilson und ihre Freundinnen (1922), Die beiden Freundinnen (1922). SvrechsMl. (Ohne Verantwortung der Nedaktton; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Das deutsche Buch wird immer noch in großen Mengen nach dem Auslande verschleudert. Unter dieser Überschrift veröffentlichte Herr Fändrich aus Buenos Aires im Bbl. Nr. 83 einen Aufsatz, dem ich di« Forderung entgegen- stcllen möchte: Dos deutsche Buch muß in unge heuren Mengen im Ausland verbreitet werden, um deutschen Anschauungen zum Siege zu ver helfen. Herr Fändrich spricht in seinem Aufsatz einzig und allein für seinen geschäftlichen Verdienst. Dieser Verdienst ist anscheinend sehr reichlich bemessen. Am 8. Absatz seines ArMe'ls führt er aus, daß der Sortimenter in Buenos Aires einen Peso an den Verleger für ein Buch zahlt, !»> Absatz vorher ober führt er ous, dotz dasselbe Buch in Buenos Aires für 3 bis 4 Peso vertäust wird. Der Buch händler in Argentinien muß also on dem Buche 200—333°/, ver dienen, um aus seine Kosten zu kommen. Wenn Herr F. in seinem Artikel mit den stärksten Superlativen arbeitet, um seine An- schauung als die richtige barzustellen, so dürfte ein Verdienst von 233—300«/, doch sicher eine Übertreibung der Vcrdienstjpannc sein, di« nicht berechtigt ist. Ein« solche Verdienstspanne ist aber auch dazu angetan, dem deutschen Buche den unbedingt erforderlichen Ab satz in> Ausland so gut wie zu verschließen, wenn eben nicht andere Weg« vorhanden wären, die dias Buch billiger ins Ausland bringen. Zu diese», billigeren Wege gehört vor allen Dingen das reguläre deutsche Exportsortiment. Im dritten Absatz seines Aufsatzes gibt Herr F. selbst zu, daß ein Buch zum Ladenpreis von 13 333 Mark einschließlich 123A Va- lutazüschlag und einschließlich Portokosten von einem deutschen Jn- landcxportbuchhändler für 25 333 Mark nach Buenos Aires geliefert werben kann, während bei einem Sortimenter in Buenos Aires das Buch noch teurer wäre. Nun frage ich die Mitglieder des »Aus schusses zur Förderung des Ansehens des deutschen Buches im Aus land-, unter denen ich vergeblich nach einem wirklichen Exportbnch- händler, der den Verkehr mit den Auslanddeutfchen kennt, gesucht habe, ob ein Preisaufschlag von 238—333?S geeignet ist, dem deutschen Buche die unbedingt nötige Verbreitung zu sichern. Es handelt sich bei dieser Krage gar nicht so sehr, wie Herr F. uns glaube» machen möchte, um die Aufrechterhaltung der finanziellen Wirtschaft des deutschen Buches in, Ausland, sondern es handelt sich darum, baß das deutsche Volk infolge des schlechten Standes der deutschen Valuta in der Lage ist, an der Verbreitung deutscher Gedanke» im Ausland tatkräftig Mitwirken zu können, und trotzdem dem deut schen Buchgewerbe einen durchaus normalen Verdienst zusühre» kann. Während Frankreich große staatliche Mittel aufwendct, um dem fran zösischen Buch und damit dem französischen Gedanke» Eingang in der ganzen Welt zu verschaffen, kann das deutsch« Volk Bücher zu Preisen im Ausland verbreiten, die ihm einen normalen Verdienst für das Buchgewerbe lassen und trotzdem sür den Ausländer das Buch als fabelhaft billig erscheinen- lassen. Eine deutsche Bibliothek, zu unserem schlechten Geld« im Ausland angeschafft, wird für lange Zelten ejn Werbemittel für den deutschen Gedanken in der Welt sein. Ich kann es daher vom Standpunkt des deutschen Staatsbürgers durchaus nicht bedauern, wenn statt französischer und englischer Unter haltungsliteratur deutsche Werke der Dichtung und der bildenden Kunst in den Bücherschränken gebildeter Ausländer und vor allen Dingen unserer Auslanddeutschen sowie der Ausländer deutscher Ab kunft zu finden sind. Wir haben während des Krieges kennen gelernt, was es bedeutet, wenn uns feindliche Anschauungen im Ausland ungeheure Verbreitung finden; ich erinnere dabei nur an das eine Schundwcrk: »ü'uevuss«. Wir haben ferner während des Krieges kennengelernt, daß unsere Auslonbpropaganda vor dem Kriege durchaus ungenügend war und mit unzureichende» Mitteln geführt wurde. Jetzt haben wir Gclegenheit, Auslandpropaganda durch Verbreitung deutscher Bücher zu treiben, ohne daß „ns diese Propaganda auch nur einen Pfennig kostet, im Gegenteil, sie bringt unserem ganzen Buchgewerbe große Verdienste herein. Weshalb fetzen wir jetzt Preise in ausländischer Währung für deutsche, der Ausbreitung des deutschen Gedankens dienende Bücher fest? Ist eS nicht ein Unding, daß ein deutscher Roman, daß ein deutsches Buch über die Kriegsereignisse zu Ans landpreisen ins Ausland verschickt wird »nd dadurch nur einen kleinen Kreis Auslanddeutscher und solcher Ausländer, die der deutschen Sprache mächtig sind, mit deutschen Gedanken befruchten kann? Ist es nicht viel gesünder, wenn es durch deutsche Preise, in der doch nun einmal bestehenden deutschen Währung, statt ln einigen Hunderten zu Tausenden Absatz in dem uns teilweise mißtrauisch oder gar feindlich gegenüberstehenden Ausland findet? Ich habe durch meine eigene Praxis einen Blick tun können in die zerstörenden Folgen des Aufrufs des Börsenvereins, möglichst allen Büchern Ausland» preise zu geben. Die Folge war, daß für dasselbe Geld, wofür monatllch fünf bis zehn deutsche Bücher nach eigener Wahl des deut schen Ezportsortimenters an einen Kunden verschickt wurden, jetzt noch ein bis drei, Bücher verschickt werden können. Das 'schadet doch der. Verbreitung des deutschen Buches und damit des deutschen Gedan kens tin Ausland, cs schadet aber auch dem deutschen- Buchgewerbe, denn wenn weniger Bücher ins Ausland, das doch nun einmal viel kaufkräftiger als Deutschland ist, zur Vcrsendnng ko-mmen; werden weniger -Bücher gedruckt und das Buchgewerbe ist gur Arbc-itsetNschrän- kung gezwungen. 438
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