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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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9356 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 190. 18. August 1910. Antiqua oder Fraktur. (Vgl Nr. 159. 172 d. Vl.> Politische Auseinandersetzungen sind für gewöbnlich an dieser Stelle nicht üblich und haben bei flüchtigem Zusehen eigentlich auch mit dem durch die Überschrift angedeuteten Gegenstände nichts zu tun; trotzdem bestehen aber zwischen Politik, oder genauer zwischen deutschem Volkstum und deutscher Schrift so enge Zusammenhänge, daß man wohl einige politisch klingende Worte hier wagen darf. Man könnte ein dickes Buch darüber schreiben, wie zahlreiche Angehörige fremder Völker gegen Deutschland Hetzen und alles, was deutsch ist, zu unterdrücken suchen. Die fortgesetzten deutschfeindlichen Ausschreitungen der Tschechen sind in aller Erinnerung; die versuchte systematische Ausrottung alles Deutschtums durch die Magyaren ist allbekannt. Uber die Ent- deutschung der Namen deutscher Städte in Ungarn (vgl. Nr. 157, 167, 169, 171, 172, 173 d. Bl.), bzw. über die ebenso lächerlichen wie unhöflichen Schikanen amtlicher Stellen im Reiche des sagen haften Arpad ist hier in letzter Zeit wiederholt geschrieben worden. In Rußland geht man jetzt daran, dort wohnende deutsche Arbeiterfamilien, die sich nicht naturalisieren lassen wollen, aus zuweisen. Wer regelmäßig französische und englische Zeitungen liest, weiß, daß diese gegen alles Deutsche eingenommen sind oder es verächtlich zu machen suchen. Diese Hetze und Nicht achtung fängt bereits in Schulbüchern an und findet sich auch in zahlreichen Werken, die für die studierende Jugend und für Erwachsene bestimmt sind. In Belgien sind kürzlich deutsche Radfahrer in gröblichster Weise vergewaltigt worden. Und so könnte man seitenlang fortfahren. Diese Vorfälle sind zu bedauern, sie sollten aber nicht gleichgültig hingenommen werden, sondern dazu führen, daß jeder Deutsche nun erst recht daran denkt, daß er ein Deutscher ist und nun erst recht deutsch spricht, schreibt, fühlt und handelt. Vor allen Dingen sollte dies auch für die deutschen Volksangehörigen gelten, die sich als eifernde Freunde der Antiqua betätigen. Der Antiqua darf im deutschen Schrift wesen nur so viel Berechtigung und Raum zugestanden werden, als es unbedingt notwendig ist. Hierüber ist an dieser Stelle wiederholt, so zuletzt in Nr. 106, 169, 172 geschrieben worden. Aus besonderer Veranlassung sei auch noch besonders auf den ersten Band der vom Deutschen Vuch- gewerbeverein herausgegebenen Monographien des Buchgewerbes: Antiqua oder Fraktur? (Lateinische oder deutsche Schrift) Eine kritische Studie von vr. August Kirschmann, ordentl. Professor der Philosophie an der Universität von Toronto (75 S.). Verlag des Deutschen Buchgewerbevereins, Leipzig 1907, Preis 1 sowie auf das Flugblatt von Gustav Ruprecht, in Firma Vandenhoeck <L Ruprecht, Göttingen, hingewiesen, das den Titel führt: »Uber das Kleid der deutschen Sprache«. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich der Buchhandel nicht nur die Gedanken und Bestrebungen dieser beiden Schriften zu eigen machen, sondern auch danach handeln und dafür sorgen wollte, daß sie in weitere Kreise dringen und immer mehr festen Grund gewinnen. Herr Ruprecht stellt jedem, der ihn darum ersucht, seine Flugschrift (8 S. kl. 8°, 4. Abdruck 1908) gegen Antwortkarte als Portoersatz in einem Exemplar zur Verfügung. Jeder Buch händler sollte diese Schrift gelesen haben und sie, wenigstens so weit es die Verleger betrifft, seinen für die Antiqua eifernden Autoren in die Hand geben. Er sollte sich aber auch mit der Schrift von Kirschmann bekannt machen, die über alle wissens werten Punkte, über Vorteile und Nachteile der Fraktur und Antiqua auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen aufklärt. Dann sollte auch jeder, der zu der Fraktur-Antiqua-Frage Stellung nimmt, was unbedingt jeder Buchhändler, Buchdrucker, Schrift gießer und Schriftsteller tun muß, das Werk von Adolf Neinecke, Die deutsche Buchstabenschrift, ihre Entstehung und Entwicklung, ihre Zweckmäßigkeit und völkische Bedeutung, Leipzig 1910, Hasert L Cie., ^ 3.—, vornehmen oder, wenigstens die Buch händler, die Besprechung desselben in Nr. 172 des Börsen blattes lesen. Da jedermann die Schrift von Ruprecht (s. B.-Bl. Nr. 159) leicht erlangen und selbst lesen kann, soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Dafür sollen die wichtigsten Sätze der Kirschmannschen Untersuchungen Platz finden. Die Lesbarkeit einer Druckschrift hängt davon ab, wie sie sich von dem Schrift grunde, also von dem Papier abhebt, sowie von der räumlichen Beschaffenheit der Buchstaben und des Grundes. Grundsätzlich ist festzuhalten, daß die Helligkeitsunterschiede zwischen dem Schrift grunde (also dem Papier) und den Druckbuchstaben möglichst groß sein sollen, mit anderen Worten: es soll auf möglichst Helles, weißes Papier mit möglichst dunkler, schwarzer Farbe gedruckt werden. Es ist z. B. völlig unzweckmäßig, den Titel eines Werkes auf dunkelbraunes, dunkelgrünes, dunkelblaues Umschlagpapier mit schwarzer Farbe zu drucken. Die Helligkeitsunterschiede sind dabei so gering, daß der gedruckte Text sehr schwer, in ganz geringer Entfernung schon gar nicht mehr gelesen werden kann. Im fortlaufenden Texte ist die Länge der Zeilen, der Abstand der Zeilen voneinander, der Abstand der Buchstaben und Wörter, die Form und das Größenverhältnis der Buchstaben von großem Einfluß auf die leichte Lesbarkeit der Druckschrift. Zu große Zeilenlänge strengt das Auge stark an, weil die verschiedenen Entfernungen von Anfang, Mitte und Ende der Zeile vom Auge ein fortwährendes Andern der Anpassung der Augen an die ver aber das zu häufige Umkehren, besonders wenn wegen zu ge ringer Zwischenräume zwischen den Zeilen das schnelle Auffinden des nächsten Zeilenanfangs erschwert ist, auf die Dauer sehr anstrengend und ermüdend. Professor Di. Hermann Cohn (Wie sollen Bücher und Zeitungen gedruckt werden? Braunschweig 1903. S. 31) hält 90 iura für die wünschenswerte, 100 rain für die höchste Zeilenlänge. Zu geringer Abstand zwischen den Zeilen ist verwerflich. Kleiner Druck ist bei genügender Entfernung der Zeilen voneinander leichter zu lesen als größerer, bei dem die Zeilen dicht gedrängt aneinander stehen. Die Abstände zwischen den Wörtern müssen in einem solchen Verhältnis zu den Buch stabenabständen stehen, daß sie schon im indirekten Sehen leicht und sicher aufgefaßt werden. Zu großer Abstand der Buchstaben ist zu verwerfen, da die Wörter dadurch zu lang und die Sprünge des Auges von einem Fixierpunkt zum andern zu groß werden. Für die deutsche Druckschrift empfiehlt sich schmaler Schnitt und verhältnismäßig geringer Abstand zwischen den Buchstaben, dafür ist aber deutlicher Abstand zwischen den Wörtern zu halten. Für die Beurteilung der Vorzüge der Fraktur oder der Antiqua sind manche ärztliche Versuche nicht geeignet. So können z. B. tachistoskopische Versuche für die Frage nach der größeren oder geringeren Zweckmäßigkeit eines Systems von Schriftformen nicht maßgebend sein. Das Tachistoskop enthüllt eine im Gesichts felde feststehende Gruppe von Schriftzeichen oder Wörtern für eine beschränkte Zeit. Beim wirklichen Lesen liegt die Sache aber wesentlich anders. Hier befinden sich die Wörter und Schrift zeichen in einem beständigen Vorrücken, und zwar in einer ganz bestimmten Richtung, nämlich in der des Horizontalmeridians und von rechts nach links, und sind dauernd sichtbar. EmilJaval hat festgestellt (Physiologie des Lesens und Schreibens, deutsch von F. Haaß, Leipzig 1907, s. B.-Bl. Nr. 140, 1908), daß die horizontalen Bewegungen der Augen beim Lesen keineswegs ununterbrochen, sondern ruckweise vor sich gehen. Der Leser teilt die Zeile in eine gewisse Anzahl von Abschnitten von ungefähr zehn Buchstaben ein, die in rhythmischen Pausen gelesen werden. Der Über gang von einem Abschnitt zum folgenden geschieht unter einem sehr lebhaften Ruck, während dessen Dauer kein Sehen stattfindet. Es scheint, daß der Leser die Druckzeile in Abschnitte einteilt, die gerade so groß sind, daß das auf die Mitte des Abschnittes ge richtete Auge im indirekten Sehen die Anfangs- und Endbuchstaben desselben erkennen kann. Angenommen, daß ein geübter Leser die Zahl der Rucke dadurch zu verringern sucht, daß er Abschnitte macht, die mehr als zehn Buchstaben enthalten, von denen die ersten und letzten mehr geraten als gelesen werden, so dürfte es begreiflich sein, daß die übermäßige Verkürzung der langen Buch staben für dieses Verfahren unzweckmäßig sein würde. Denn es ist klar, daß an den Enden der Abschnitte lange Buchstaben leichter kenntlich sind als kurze. Außerdem tragen lange Buchstaben dazu bei, den aus ihnen gebildeten Worten ein im allgemeinen leicht kennt liches äußeres Gepräge zu geben. In welcher Weise die Form der Lettern die leichte Lesbarkeit beeinflußt, zeigt Javal im sieb zehnten Kapitel seines Werkes. Verdeckt man nämlich die obere Hälfte einer Druckzeile mit einem undurchsichtigen Papierblatt, so bedarf es einer gewissen Anstrengung, um die Worte, von
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