Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.08.1910

* Briefe Alexander von Humboldts. — In der letzten Sitzung der ^eacksmis cks8 Inseriptions st 66Us8-I^6ttre3 verlas der Akademiker Cordier eine Mitteilung über noch unbekannte Briefe des französischen Naturforschers Aims Bonpland, des am 28. August 1773 in La Rochelle geborenen Reisegefährten Alexander v. Hum boldts. Diese Schriftstücke waren dem französischen Konsul in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, übergeben worden und gelangten an das Archiv des Naturhistorischen Museums in Paris. Ein Teil wurde dem Pharmakologischen Museum in Buenos Aires vermacht, dessen Direktor Herrn Cordier bat, sie zu prüfen. Unter letzteren befinden sich 28 eigenhändige Briefe Alexander v. Hum boldts an Bonpland, ein Brief des Naturforschers DeCandolle und verschiedene andere. Diese Schriftstücke sollen demnächst in Buenos Aires veröffentlicht werden. * Besuch des Deutschen Buchgewerbevereins in der Weltausstellung in Brüssel. — Zahlreiche Mitglieder des Deutschen Buchgewerbevereins (Leipzig) sind dieser Tage zu einem Kollektivbesuch der Weltausstellung in Brüssel eingetroffen. Die Besucher vereinigten sich am 11. d. M. abends im Deutschen Hause mit Vertretern hoher Behörden und des deutschen Schrifttums in Brüssel zu einem kleinen Festmahl. In dessen Verlauf sprach u. a. auch der ehemalige belgische Handelsminister Rancotte. Er führte aus, daß er ein großer Verehrer der deutschen Kultur sei, insbesondere der deutschen Literatur und des rührigen deutschen Buchgewerbes, und daß es ihm immer eine aufrichtige Freude bereite, mit ge bildeten Deutschen zusammen zu sein. Der deutsche Geschäfts träger Kräcker von Schwartzenfeldt begrüßte die Vertreter der großen deutschen Buchindustrie. Der Reichskommissar, Ge heime Regierungsrat Albert, benutzte die Gelegenheit, um unter Bezugnahme auf eine frühere ironische Anspielung des Vertreters einer anderen Großmacht auf die pünktliche Fertig stellung der deutschen Abteilung zu erkläre«, für Deutschland sei die Periode »billig und schlecht« längst vorüber. Die deutsche Industrie sei jetzt in der ganzen Welt anerkannt unter der Devise »preiswert, gut und pünktlich«, und gerade die Pünktlichkeit in der Lieferung und die Disziplin habe ihr das Vertrauen und die Aufträge gesichert. Das beweise die Ausstellung. — Für den Deutschen Buchgewerbeverein dankte dessen Vorsitzender Herr vr. Ludwig Volkmann. Verein jüngerer Buchhändler, Halle a. T. — Die Feier unseres sechsundsechzigsten Stiftungsfestes findet am 3. und 4. September d. I. statt, und zwar soll sie in der vor etwa zehn Jahren üblichen Weise durch Kommers am Sonnabend, Früh schoppen, gemeinsames Mittagessen und Ausflug mit Tanz am Sonntag begangen werden. Weitere Mitteilungen folgen. An alle ehemaligen Mitglieder des Vereins ergeht hiermit die Ein ladung zur Teilnahme an der Feier. Etwaige Zuschriften an den 1. Vorsitzenden Kollegen A. Zimmermann (im Hause Reinhold Koch, Hofmusikalienhandlung erbeten. Lr. Buchhändler-Verein »Insel« in Tübingen. — Am Sonntag, den 7. August feierte der Buchhändler-Verein »Insel« in Tübingen sein 37. Stiftungsfest. Der Abwechselung halber wurde diesmal von der üblichen Wagenfahrt abgesehen und an deren Stelle eine Wanderung unternommen. Um eine möglichst große Teilnehmerzahl zu sichern, wurde Herrenberg als Ziel der Wanderung und Ort der Feier gewählt. So war den an der Wanderung nicht Teilnehmenden Gelegenheit geboten, die im Laufe dieses Jahres eröffnete Eisenbahn zu benutzen. Das an den vorhergehenden Tagen herrschende Regenwetter hatte denn auch zur Folge, daß sich /m der genußreichen Wanderung nur ein verhältnismäßig geringer Teil der Gäste und Mitglieder be teiligte. Der Haupttroß fuhr um 8^ Uhr mit der Bahn nach Herrenberg und bestieg dort den Schloßberg, wo gegen 11 Uhr auch die »Wanderer« und die Böblinger Musikkapelle eintrafen. Nachdem letztere einige fröhliche Weisen hatte erklingen lassen, begann der gemeinsame »Abstieg« zur Stadt. Im Tale an gekommen, wurde unter Vorantritt der Musik und der Vereins fahne nach dem Hotel zur Post gezogen, wo die Feier vor sich gehen sollte. Doch nur kurze Rast war den Einkehrenden zu nächst gestattet. Schon um 12 Uhr hieß es »auf nach dem Bahnhof!«, um die Gäste vom Stuttgarter Buchhandlungs- Gehilfen-Verein und der Ortsgruppe Stuttgart der »Allgemeinen Vereinigung« würdig zu empfangen. Beide Vereine rechtfertigten die in sie gesetzten Erwartungen, ja sie erschienen zahlreicher, als hätte erwartet werden können, da die »Allgemeine Vereinigung« am selben Tage in Ulm eine Werbeversammlung ver anstaltete. Nun ging es zurück zur »Post«. Ein fröhlicher Willkommen trunk mit Musik und Gesang bildete das Vorspiel zum Festmahl. Im Verlaufe des letzteren begrüßte zunächst der Insel-Vorsitzende die Anwesenden und brachte seine Freude über die zahlreiche Be teiligung zum Ausdruck. Darauf überbrachten die beiden Stutt garter Kollegen-Vereine ihre Glückwünsche. Durch Reden und Gegenreden wurden die kleinen Pausen während des Mittag mahls ausgefüllt und diesem eine besondere Würze gegeben. Nach nochmaligem Aufstieg zum Schloßberg in die »Post« zurückgekehrt, wurde in die »Fidelitas« eingetreten. Ein flotter Walzer eröffnete gar bald den Tanz, an dem sich jung und alt beteiligten und erfreuten. Doch zu rasch enteilte die Zeit; nicht lange, so ging es unter den Klängen der Musik »zum Städtele 'naus«. Eine kurze Schlußsitzung im »Museum« in Tübingen beendigte die schöne Feier. H. Kutzner. Personalnachrichten. » LrdcnsauSzeichnuxg. — Der VerlagsbuchhLndler und Buch- druckereibesitzer Herr Martin Oldenbourg in Berlin ist von Sr. Majestät dem König von Preußen durch Verleihung des Königlichen Kronenordens vierter Klasse ausgezeichnet worden. * Gestorben: am 12. August im Alter von 66 Jahren unerwartet der Buchhändler Herr Louis Wiegand in Leipzig, ein pflicht treuer, von Chefs und Kollegen hochgeachteter Mitarbeiter im Hause B. G. Teubner, dem er 52 Jahre lang seine bewährte Arbeit gewidmet hat. Aus Anlaß seines fünfzigjährigen Dienstjubiläums in diesem großen Verlagshause am 27. April 1909 ehrte Seine Majestät der König seine treue Anhänglich keit und Arbeit durch Verleihung des kgl. sächsischen Albrechts- kreuzes. * Adolf Michaelis s. — Am 12. August ist in Straß bürg der hervorragende Archäolog Professor vr. Adolf Michaelis! Gründer des dortigen Archäologischen Museums, 75 Jahre alt gestorben. Seit 1907 lebte er im Ruhestande. Von seinen Schriften seien hier folgende genannt: Das corsinische Silbergefäß (1859); — Thamyris und Sappho auf einem Vasenbilde (1865); — Der Parthenon (1871); — Bildnisse des Thukydides (1877);—Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom (1879); — ^noisnl ins,rb1s8 in Lritain (1882); — Führer durch das Archäologische Museum der Universität Straßburg (1897); — Straßburger Antiken (1901); — Die archä ologischen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts (1906); — Dasselbe u. d. T.: Ein Jahrhundert kunstarchäologischer Entdeckungen (1908). — Er bearbeitete: 1?uoiti äia1oAU3;— 8opdoo1i8 Llsetra., sä. 0. la-bn; — ^pulsi ks^obs et Oupiäo, rse. 0. 1a.bv; — kau^g-nias buch der Kunstgeschichte I. (Altertum); — O. Jahn, Griechische Bilderchroniken. * Rudolf EPP 1'. — Der geschätzte Landschafts- und Genre maler Rudolf Epp, geboren am 30. Juli 1834 in Eberbach g, N., ist in München, wo er seit 1863 lebte, gestorben. Viele seiner Land schaften schildern die eigenartige Natur des Schwarzwaldes, den er in jungen Jahren zu Studienzwecken wiederholt durchwandert hat. Später fand er seine Anregungen meist im bayerischen Hochland und in Tirol. In zahlreichen gemütvollen Genrebildern bilden Land und Leute in Tirol den Gegenstand der Darstellung. Bekannt sind die Bilder: »Das Versteckspiel«, »Der Christabend«, »Schwarz- Wälder Idylle«, »Der Gaukler«, »Heitere Gesellschaft« und viele andere. In vielen Familienzeitschriften sind Bilder von ihm wiedergegeben.