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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1924
- Strukturtyp
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- 1924-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1924
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- Deutsch
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x° 85, s. April 1924. «edattionell-r Teil. Vom Äußern der Bücher. Betrachtungen und Beobachtungen vor dem Bücherschränke. Von Wilhelm Arens. Da steht ein Buch in kleinem Format mit Lederrücken: »Dombetz L San«. EL stammt aus dem englischen Verlage von Nelson, hat etwa SM Seiten in klarem Druck«, einen Ledereinba-nd, >»i« für die Ewig keit bestimmt, And kostet . . . Sixpencel Im Innern? Gemeinstes Zeitungspapi-er! Der Einband lostet mehr als das Papier des Buches. Etwas slir die Augen, für den Bücherschrank jener Leute, die sich die Bücher mit dem Bücherschränke beim Möbelhändler bestellen, gleich meterweise, Inhalt gleichgültig, aber von »standesgemäßem« Aussehen. Wir Deutsche sind da doch anderen Schlages. Uns gilt der Inhalt als Hauptsache, das Äußere ist Nebensache. Hillger -erzählte, sein großer Mitarbeiter Kürschner habe immer gesagt, cs sei «in- Elend sür das deutsche Schrifttum, daß die Bücher »solange hielten«. Ob er dabei an bi« Schriftsteller dachte und jene, die sich so nennen, oder ob er -das gesamt« »Gewerbe«, den Buchhandel und die Buchfabrikaiion eingeschloss-en, meinte, -das ist nicht festznstell-en, aber sicher ist, daß hier auf eine Lesewut ang-espie-lt wird, -die eigentlich nur in Deutsch land in solchem Grade besteht. Der Ausländer kauft sich Bücher L la Nelson und stellt sie als Beweis seiner Geistigkeit in den Bücherschrank. Der Deutsche leiht sich Bücher, möglichst billigste Bücher, und lieft sie bis zum letzten Lumpen herunter. Auch vom buchhändlerischen Gesichtspunkte aus muß der lesewütige Deutsche einem lieber fein. Diese z-crlescn-en Kürschner- und Reclam- bändchen machen ja gerade keinen imponierenden Eindruck, aber sie geben die Sicherheit, daß bei wachsendem, eines Tages auch unser Vaterland wieder beglückendem Wohlstand« auch gutgebundene Sachen in den breiten Schichten Liebhaber finden werden, und zwar auch bei dem lesestossschluckenden Publikum. Bücher kaust nur, wer schon Bücher hat, an- denen -er, auch was das Äußere angeht, seine Freude haben kann. Das kann -er natürlich nicht, wenn die Bücher schlecht, so aus baldiges Zerfallen eingerichtet sind. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die geringe Einschätzung, unter der manche der populären Serien leiden, auf ihren schlechten Zusammenhalt zurücksührt. Die »Hol'Iänderei« wird -bei uns auf einzelnen Maschinen so schlecht aus geführt, daß die Hefte gleich nach dem ersten Gebrauch rettungslos zerstört sind, baß sich einzelne Bogen lösen und das Ganze unansehnlich machen. Für meine landwirtschaftlichen Arbeiter und Dienstboten habe ich eine kleine volkstümliche Bücherei zusammengeftel-lt, und aus -deren Behandlung war so manches zu erkennen, was in den Kalkulations bureaus der Verlagsanstalt-en nicht in Rechnung gestellt werden konnte. Tie Leser dieser Bücherei, unberührte Naturk-inder, ohne Kenntnis von der Bücherherstc-ll-ung, empfinden offenbar einen heiligen Respekt vor einem guten Einbande. Hefte, bi« schwach gebunden sind und leicht in verschiedene Teile zerfallen, noch soeben durch Z-ufammentragung ge rettet, finden auch nicht den allergeringsten Respekt. Sie sind auch in bezug auf das Anfassen mit schmutzigen Fingern am rücksichtslosesten behandelt, während Hefte ähnlicher Art, die in sich fest zu-sammen- geh-alten werden, -insbesondere auch jene, die trotz einem erheblichen Umfang von vielleicht Sk Seiten ganz ineinander gelegt und in -einem Stoß geheftet worden sind, di« also eigentlich ganz unbuchhändlerisch gebunden sind, weit besser behandelt werden. Auf Grund meiner Beobachtungen darüber würde ich die gesamte kleine Unterhaltungs- -l-iieratur ans diese Weise heften lassen. -Ter schnelle Verschleiß, der dadurch verhindert wird, fördert nämlich den Absatz nicht, was man nach Kürschners Meinung vielleicht glauben könnte, er belastet den -Be sitzer nur mit einem Wust, der ihn zur Geringschätzung des Gehalts verleitet, während ein gut gebundenes Heft, wenn- es auch an- sich, inhaltlich, nicht gerade hochwertig -ist, auf eine erhebliche Hochschätzung rechnen kann. Wer hat beim Platzmachen in seinem Bücherschränke nicht manchmal vor einem guten Einband« oder aber vor einem sau beren Äußeren, trotz unwichtigen Inhalts, Halt gemacht?! Und der kleine Mann, der wenig Bücher kauft, respektiert sein Weniges erheb lich höher, sieht in seinen kleinen festen Bändchen um so eher den An fang einer »Bibliothek«, als sich durch den Einband die Möglichkeit ergibt, sie in Ordnung zu halten. Die eigentlichen Bücher des kleinen- Mittelstandes sind die fach lichen Unterrichtsbücher. Der Handwerker kaust sich leicht allerlei zusammen, wenn er daraus eine Weiterbildung in seinem Fach er warten darf. Er will aber aus nähe-liegenden Gründen einen mög lichsten Schutz vor zu schnellem Verkommen. -In dieser Hinsicht haben die Buchbinder bei- ihren Vorschlägen an die Verleger oft nicht das richtige Augenmaß. So ein lehrhaftes Jachwerkchen ist für den un mittelbarsten praktischen Gebrauch bestimmt. Der Schlosserlehrling will es ln den Pausen zur Hand nehmen können, wenn er sein Früh stück verzehrt, und der ältere Geselle nimmt es bei der Arbeit hin und wieder zur Hand, um sich dieser oder jener nicht alltäglichen Einzelheit sür sein« Arbeit zu versichern. Da soll das Buch so aus gestattet s«ln, daß es nicht gleich jede Unsauderkeit, die sich in der Arbeit nicht vermeiden -läßt, aufnimmt und festhält. Bücher, bei denen -ein praktischer Gebrauch auch nur entfernt vermutet werden kann, müssen auf scharf -satiniertes Papier gedruckt sein, und der Um schlag muß sich so fern wie nur möglich von der modernen Papier mache«-- oder Lei-nenkunst haften, die in den letzten -Kahrzehnten wahr« Orgien feiert. »Ter Einband muß so verrückt wie nur möglich sein», sagte mir einmal ein Berliner Buchbinder, der in -dem Ruse stand, zu jener Zeit bas umfänglichste Geschäft der R-eichshauptstadt zu haben. Das war der Geist, der sich aus den Beobachtungen am Publikum beim Kausen «instellen mußte. Das Publikum reagierte beim Ein kauf von Unterhaltungs-Lektüre natürlich aus die neuesten Moden, und das waren möglichst groteske Formate und al-lermodern-st« Um schläge. Aber dieses Publikum ist es nicht, das hier gemeint -ist. Unterhaltung ist nicht das einzige Objekt der -Bllcherherstellung. Man könnte meinen, sie stehe hinter -der Zweckliteratur erheblich zurück. Diese soll so a-u-sgestattet sein, daß -sie nicht gleich Schaden leidet, wen« sie einmal ln allzu enge Berührung mit der Praxis kommt, geradezu »abwaschbar«. Das gilt auch von der landwirtschaftlichen Fachliteratur. Da muß mal ein Buch, das hinten Abbildungen von Besonderheiten, vielleicht Schädlingen, enthält, mit aufs Feld, da kommt ein tiermedizini-fches Werk mit -in -den Stall. Das sind alles Anwendu-ngsmöglichkeUeu, die leicht ihre unliebsamen Spuren- an- und in dem Buche zurück-lassen. Diese Verb-induugsmöglichke-it zwischen Blich und Schmutz möglichst abwehrend zu behandeln, liegt im aller höchsten Grade im Interesse der Verleger und des Buchhandels, denn der Besitz eines guten Buches reizt zur Anschaffung weiterer. Immer alles möglichst zweckentsprechend! Wenn -mir z. B. der Kalender, den ich als Berufsvade-m-ekum tagaus taget» in der Tasche mit mir her umtrage, den- ich mindestens 3-, 4mal täglich und oft noch mehr in die Hand nehme, mir schon in diesen Märzestagen, beim Nachdrücken, vor einer Eintragung zwischen zwei Bogen mitten entzweibricht, jetzt schon, wo ich ihn noch volle drei Viertel Jahre tragen soll, und wenn das geschieht bei der besten Ausgabe, in der er erscheint, dann ist Ha sicher allerlei nicht so ganz in- Ordnung! finäei5en-0i-o88M3Nll: Orunäfi88 der t1andel8- ^VI88tN8Lll3§1. bearbeitet von vr. Hermann Oroakinann. 14. Laftogo. ftoixmp 1923, Verlsg von Or. Nox tleftlov. 464 8. gr. 8°. Iv Laldloiveeanckbovck (lw. 7.— orck. Der -bekannte Betriebswirtschaftler an der Handelshochschule zu Leipzig hat eine neue Auslage seines in Fachkreisen längst gebührend gewürdigten- Werkes veröffentlicht. Das Sortiment wird gut daran tun, sich Titel und Verfasser -svon dem noch zahlreiche andere ausgezeichnete Schriften stam-men-j vorzumerken, denn das Buch ist wohl das beste seiner Art, das wir -besitzen. Es will »einführende Kenntnisse« in die Haii'delswissenfchaft vermitteln, ist aber dabei ausführlich und vor allem tiefschürfend genug, -um- auch den Studierenden der Handels» wifseufchaften svon denen es meines Wissens sehr viel benutzt wird) und vor allem- auch den- im praktischen Leben Stehenden- als Nach- fchlageduch zu dienen. Wir lebe» in einer Zeit, in der, i-nso-kge des unausgesetzten Wechsels, wohl niemand, der nicht Fachmann ist, den gesamten- Komplex der Handelswisssnschaften zu überschauen- vermag, und IN der es doppelt nötig ist, ein derartiges Werk zur Hand zu haben. Ich selbst habe es auf meinem Schreibtisch stehen und benutze es gern und nicht selten. Ohne als umfangreiches Lehrbuch zu gelten, das man- erst »wälzen« muß, bietet es dank seiner klaren Gliederung und auch seiues gut durchgearbeiteten Sachregisters Immer gerade das, was -man im Augenblick braucht, nicht weniger, nicht mehr. — Der Inhalt des -Buchs entsprach natürlich bei seinem Erscheinen dem Stand der Dinge; -inzwischen ist die Entwicklung weit-ergegangcn-, so- -daß einiges, nicht vieles, überholt sein mag. Das ist aber die Schick- falLeigenschaft eines jeden ähnlichen Buches. Ein Werk, das unter den -gegenwärtigen Umständen vollkommen ans der Höhe des Tages steht, -ist ein Unding. Ich darf also meine Empfehlung an das Sortiment wiederholen-: das Buch für Schüler -höherer Handels- -lchranstalten, für Studierende der Han-dclswi-s-scn-schastcn, sür Han-dels- lehrer und für -Praktiker. Den. reichen- Inhalt auch nur andeutungsweise zu -skizzieren, -hieß« dem Gesagten Abbruch tun. Nur eins sei- erwähnt, wett es sozusagen eine Ka» Milienangelegenheft des Buchhandels ist, für dessen Kachorgan ja diese 631
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