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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1910
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- 1910-08-05
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1910
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Nichtamtlicher Teil. 179, 5. August 1910. für übersandte Lieder und wünschte sehr, sich mit ihm über einige theo retische Punkte der Musik unterhalten zu können. Auch der Brief vom 3. März 1800 enthält einen fast gleichlautenden Gruß an Zelter. Im Schreiben vom 2. April 1800 bedankt sich Goethe für Zusen dungen, die Unger ihm gemacht hat: »Der in den ersten Bünden des Journals enthaltene Roman wird gewiß Glück machen. Er hat das anziehende, das solche Production Zeit die Romane nur durch Frauenzimmer geschrieben werden sollten.« Der letzte Brief Goethes an Unger ist ganz freundschaftlich gehalten und datiert vom 8. Juni 1803, er dankt ihm für die Übersendung einer neuen Ausgabe der Kleistschen Werke, die Unger veranstaltet hatte, spendet ihm Worte der höchsten Anerkennung für einige Meisterstücke seiner Holz schneidekunst, die Unger ihm zugesandt, und spricht sein Bedauern darüber aus, daß eine geplante Reise zur Messe nach Leipzig, wo Goethe Unger treffen wollte, in Halle ein frühzeitiges Ende nahm. Als Goethe den Brief schrieb, war Zelter bei ihm in Weimar zu Gast. »Gegenwärtig genieße ich die Freude, Herrn Zelter in meinem Hause zu besitzen«, schreibt er. »Die Anmuth seiner Productionen, die auf einem so soliden Grunde ruhen, erregt allgemeine Zufriedenheit. In seinem Umgänge ist er so unterhaltend als unterrichtend. Doch was sage ich Ihnen das, da Sie ihn mehr kennen.« So endet der Briefwechsel ebenso harmonisch, wie er während der ganzen Dauer der Beziehungen war. Unger verstand es stets, sich Goethe zum Freunde zu halten. 1798 übernahm er auf des Dichters Veranlassung eine englische Übersetzung der Jphigenia und sandte nach Weimar Radierungen von Schadow, die-Goethe sehr erfreuten und zu hoher Lobpreisung für den Künstler veranlaßten. Friederike Unger, geb. v. Rothenburg hat, wie bereits ange führt, das große Verdienst, Goethe mit Zelter bekannt gemacht, oder- richtiger gesagt: Goethe auf Zelter aufmerksmn gemacht zu haben. Sie sandte einige Lieder nach Weimar, die Zelter komponiert hatte, und empfing dafür in einem liebenswürdigen Schreiben den Dank Goethes: »Sie haben mir, wertheste Frau, durch Ihren Brief und die überschickten Lieder sehr viel Freude gemacht. Die trefflichen Com- positionen des Herrn Zelter haben mich in einer Gesellschaft an getroffen, die mich zuerst mit seinen Arbeiten bekannt machte. Seine Melodie des Liedes: ich denke Dein hatte einen unglaublichen Reitz für mich, und ich konnte nicht unterlassen, selbst das Lied dazu zu dichten, das in dem Schillerschen Musenalmanach steht. »Musik kann ich nicht beurtheilen, denn es fehlt mir an Kenntnis; der Mittel, deren sie sich zu ihren Zwecken bedient; ich kann nur von der Wirkung sprechen, die sie auf mich macht, wenn ich mich ihr rein und wiederholt überlasse; und so kann ich von Herrn Zelters Com- positionen meiner Lieder sagen: daß ich der Musik kaum so herzliche Töne zugetraut hätte. »Danken Sie ihm vielmals und sagen Sie ihm, daß ich sehr wünschte, ihn persönlich zu kennen, um mich mit ihm über manches zu unter halten. In dem achten Bande meines Romans wird zwar kein Raum für Gesänge bleiben, doch ist der Nachlaß Mignons und des alten Harfenspielers noch nicht erschöpft, und ich werde alles, was davon das Licht erblicken kann, Herrn Zelter am liebsten vertrauen. »Indessen schick' ich vielleicht bald einige andere Lieder mit der Bitte, sie für den Schillerschen Musenalmanach zu componiren, die ich dieser Antwort beyzufügen hoffte, deswegen sie auch länger als billig zurückgeblieben ist. »Haben Sie Dank, wertheste Frau, für Ihre Bemühung und glauben Sie, daß ich den Antheil zu schätzen weiß, den gute und gebildete Seelen an mir und meinen Arbeiten nehmen, durch die Zelter hatte die Komposition zu »Ich denke dein« ursprünglich zu einem Liede gleichen Anfangs von Friederike Brun geschrieben; sie ergriff Goethe so sehr, daß er sein herrliches Lied nunmehr zu Zelters Musik dichtete. Bald entspann sich zwischen Goethe und Zelter ein Briefwechsel, durch den im Laufe der Jahre eine immer wärmere persönliche Freundschaft entstand und bis zum Tode beider währte. Zu den meisten literarischen Persönlichkeiten der Zeit trat Unger in Beziehung, vor allem auch zu den Frühromantikern, zu den Brüdern Schlegel, Tieck, Novalis, Schleiermacher; ferner zu Humboldt, zu Brentauo und vielen andern mehr. So bietet der Briefwechsel der Brüder Schlegel, der Briefwechsel Carolinens mit August Wilhelm, Dorotheens mit Friedrich Schlegel, Tiecks Briefe und viele andere mehr, manches Mitteilungswerte über Unger. Um 1800 war er neben Nicolai, der aber, wie wir sahen, neueren Bestrebungen feindlich gegen überstand, der bedeutendste Berliner Verleger. Bei ihm erschienen die neuen Werke von Goethe, Schillers Jungfrau, daneben Schlegels Shakespeare-Übersetzung (1797—1810), Tieck und Wackenroders Herzens ergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders; Tieck, Sternbalds Wanderungen u. a. ihr in den Briefen der Schlegels gemacht wird; Friedrich urteilt recht bissig über sie, sie stehle ihm seine Zeit, wünsche, daß er bei ihr esse usw., »sie will ä touts bricks meine Freundin sein,« heißt es einmal, »die Unger, die mir mit ihrer heftigen Gemüthsart viel Noth macht, und gar keinen Respekt vor meiner Zeit hat«, an anderer Stelle. Dann heißt es wieder in einem Schreiben an August Wilhelm: »Von der alten Ungern hoffe ich sollst du auch profitiren. Es ist schon einige Wochen, daß sie dir im Herzen entgegenjubelt. Sie schreibt, sie wäre eine hitzige Närrin. Rüste dich mit Muth; sie greift die Menschen ernstlich an. Von mir verlangt sie, daß ich Fuß bäder mit Salz nehmen soll, vermutlich weil die Fußsohle die em pfindlichste und reizbarste Stelle des äußern Menschen ist.« Sie ist das Zielblatt des Witzes im Briefwechsel zwischen Auguste Böhmer, der Stieftochter August Wilhelm Schlegels, und Friedrich Schlegel, er nennt sie vielfach die »alte Katze«, und das junge halb wüchsige Mädchen schickt ihm und Tieck einst eine poetische Epistel, in der sich die Verse finden: »Das muß ich Euch nuu betheuern sehr Die Ungern trüg' ich gleich ins Meer, Wenn ich an Eurer Stelle wär; Und wenn ihr meinen Rath befolgt, So hängt ihr einen Mühlstein an, Damit sie nicht wieder ans Ufer kann, Denn Unkraut geht so leicht nicht unter.« Unger selbst wird stets günstig beurteilt, sein Takt, sein Entgegen kommen gerühmt. »übrigens ist Unger ein liebenswürdiger Mensch, aber doch ganz ein Werkzeug seiner Frau. Auch in Geschäften beherrscht sie Auch daß er auf die Praxis, auf Soldaten, Geheimräthe und Branden burg so viel hält, das ist ihm gar nicht natürlich, er ist von Natur ein Künstler. Ihr sticht das adliche Blut auch im Sinn, aber diese Jnokulirung ist schon alt. Diese seine Schwäche machts auch, daß er sich so von Woltmann imponiren läßt. Er hält uns gewiß alle für unbedeutende Menschen gegen diesen elenden Windbeutel. Glaube auch nur nicht, daß sich dagegen etwas, thun ließe, da die Frau mm alles, was sie vou mir wollte, in Woltmann realisiert findet, und da dieser die von Grund aus elenden Jahrbücher*) stützt und unter stützt.« So schreibt Friedrich Schlegel. Auch Schleiermacher erwähnt die Gediegenheit Ungers, wenn er schreibt: »Mit Unger, meint er, würde alles gut gehen, weil er durchaus ein Gentleman ist. Gott geb, daß das von Unger richtig sei! ich gramm derselben war, ein Repertorium aller Gesetzes ein Gesamtbild aller Verwandlungen des Staates und geistigen Lebens zu bieten. Sie erfüllten dieses Programm zwar nicht ganz, aber sie gaben mancher lei davon mit Offenheit ohne falsche Rücksicht. Berliner Verhältnisse werden viel besprochen: Theater, Lebensmittelpreise, Sterblich keitstabelle. Gedichte an hohe Personen, Neisebeschreibungen über Berlin und andere Städte der Monarchie waren ebenso häufig ver treten, wie populäre Aufsätze der mannigfachsten Art; Technisch-Mer- kantilisches fand mit Patriotischem ziemlich gleiche Berücksichtigung; Pädagogisches und Religiöses, beides im Sinne der Aufklärung. (Geiger, Berlin II 35.) Wilhelm III., herausgegeben v. F. C. Rambach. Berlin, Unger 1798 bis 1801.)
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