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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1910
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- 1910-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1910
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176, 2. August 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 8819 das Nomanjournal vermag er nicht beizusteuern, doch sendet er eine kleine Erzählung »Anton und Manon« und verspricht eine weitere, »Der Prozeß« in kurzer Zeit. Für jede dieser Erzählungen hat er dem Verfasser zehn Louisdor versprochen und bittet Unger, diese zu zahlen. Verfasserin war, wie wir jetzt wissen, Schillers Gattin. Was den Kalender betrifft, so macht er den Vorschlag, für diesen ein dramati sches Werk zu liefern. Hierzu erklärt Unger seine Zustimmung und bittet gleichzeitig Schiller dringend, nach Berlin zu kommen und sein Gast zu sein. Am 12. Juli 1800 erneuert er seine Bitte und fragt gleich zeitig an, ob er nicht die »Maria Stuart« für seinen Kalender erhalten könnte. »Die Ausgabe Ihres Wallenstein« — bemerkt er hierzu — »ist nicht schön gerathen; es müßte denn eine besondere Prachtedition gemacht worden sein, die ich nicht kenne. Zu Maria St. lassen sich herrliche Kupfer machen.« Weiter fragt er an, ob vom »Geisterseher« eine Fortsetzung zu er warten sei, und schlägt vor, dann von dem vorhandenen Teil eine ver änderte Ausgabe zu machen und das Ganze dem Nomanjournal zu senden. Schiller antwortet unterm 26. Juli und bedauert sehr, kein Ver fügungsrecht mehr über die Maria Stuart zu haben. Dagegen hätte er die Absicht, ihm für den Kalender für 1802 ein neues Stück zur Ver fügung zu stellen. Bezüglich des »Deutschen Theaters« teilt er mit, daß Goethe sehr für den Plan eingenommen sei, und daß den Winter die Anstalten dazu getroffen würden, er werde dann den Plan noch mals vorlegen. Daß die Ausgabe des Wallenstein nicht einwandfrei sei, gibt Schiller zu; eine schöne Ausgabe des Stückes sei nicht gemacht, Cotta hätte da mit warten wollen, bis die sämtlichen Schauspiele gesammelt würden. Bezüglich des Geistersehers schreibt er, daß ihm zur Vollendung der Erzählung die Stimmung leider gänzlich fehle. habe, ich wollte eben so gut einen ganz neuen Roman schreiben als diesen alten beendigen.« — »Aber die erste gute Idee, die ich zu einem solchen habe« — fährt er fort —, »soll Ihrem Journal der Romane reicher Auszug aus dem Oosur bumam8 äsvoils von Rötif de la Brs- tonne ein geeigneter Vorwurf sei. Bis jetzt seien von dieser Selbst biographie acht Bände heraus, die damit aber noch lange nicht be endigt sei; aber des großen Umfanges wegen würde das Werk weder gekauft noch gelesen, obgleich die Schrift eine der wichtigsten der neuen Literatur sei. »Diese acht Bände« — meint Schiller — »in zwey zu sammengezogen, müssen unendlich interessiren, doch muß ich hinzu setzen, daß sie nicht immer von züchtigen Manieren handeln.« Unger scheint jedoch einen Auszug dieses Werkes nicht für ge eignet gehalten zu haben, und die Bearbeitung der Memoiren unter blieb. Dagegen schlug Schiller etwas anderes vor, was für das Jour nal geeignet sein dürfte. »Es existiert ein Chinesischer Roman unter dem Nahmen Hao Kiöh Tschuen oder Haoh Kiöhs angenehme Geschichte,« schreibt er, »der anno 1766 von Herrn v. Murr in Nürnberg aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt worden. Die Übersetzung ist, wie Sie leicht denken können, veraltet und das Buch vergessen. Es hat aber so viel Vortreffliches und ist ein so einziges Produkt in seiner Art, daß es verdient wieder aufzuleben und gewiß eine Zierde Ihres Romanen- Journals werden wird. Wörtlich übersetzt würde es zwar gegen 25 oder 26 Vogen des Rom. Journals betragen; ich getraue mir aber den Geist des Werkes auf 15 Bogen zusammenzudrängen und ihm durch diese zweckmäßige Abkürzung ein höheres Interesse zu geben, weil die Erzählung zuweilen gedehnt ist. Ich selbst habe Lust zu dieser Arbeit, davon auch schon der Anfang gemacht ist, und wenn Sie das Werk für das Journal der Romane glauben brauchen zu können, so steht es Ihnen zu Diensten. Wenn ich die Mühe, die es mir etwa machen dürfte, Überschläge, so glaube ich den gedruckten Bogen um 2 Carolin liefern zu können. Sobald ich von Ihnen Nachricht er halte, kann der Anfang der Erzählung zum Druck abgesandt werden, und noch vor dem neuen Jahre soll das Ganze in Ihren Händen sein.« Unger ging bereitwilligst darauf ein in einem Schreiben vom 6. September 1800, und Schiller begann mit den Vorarbeiten; voll endet wurde das Werk nicht, obwohl die Arbeit noch in den nächsten Jahren geplant war; im Nachlaß haben sich Bruchstücke gefunden. Am 6. November 1800 machte Schiller endgültige Vorschläge wegen des geplanten Kalenders, an den Unger wiederholt erinnert hatte. Er schreibt, daß die jetzt in Angriff genommene Arbeit, ein großes historisches Trauerspiel, das, nach dem Druck des Wallenstein gerechnet, zwölf Bogen enthalten würde, in den Kalender kommen sollte. Da von anderer Seite 100 Karolin für das Stück geboten sind, fordert er das gleiche Honorar von Unger mit der Begründung, daß, da vom Wallenstein in drei Monaten Vierthalbtausend Exemplare abge setzt seien, man hoffen dürfe, daß auch bei dieser Unternehmung nichts gewagt sei. Der Abmachung mit Cotta wegen müsse Schiller jedoch darauf bestehen, daß diese Tragödie nur in Kalenderformat gedruckt werde, und daß sie in drei Jahren, von der nächsten Herbstmesse an gerechnet, in der Sammlung seiner Tragödien wieder erscheinen dürfe. Die hundert Karolin Honorar wünscht er pränumerando am An fang des nächsten Jahres, weil er bis dahin die Verhandlungen wegen des Hauskaufs in Weimar abgeschlossen haben würde und dazu alles bare Geld, das er schaffen könne, haben müsse. Wegen Druck, Papier, Kupfer stellt er ausführliche Bedingungen. Unger ging auf diese Bedingungen sofort ein; unterm 14. November 1800 teilt er bereits mit, daß er das Geld angewiesen habe, er bittet dringend, aber vergeblich, um Angabe des Titels des Stückes, damit er die Kupfer dazu stechen lassen könne, und erklärt sich auch damit ein verstanden, daß das Stück Michaelis 1801 über drei Jahre zur Dis position Schillers steht und von ihm bloß im Kalenderformat gedruckt und debitiert werden soll. Auf seine zusagende Antwort schrieb Schiller unterm 28. Novem ber 1800: »Allerspätestens in der Mitte des Mürz ist die Tragödie in Ihren Händen, dafür stehe ich Ihnen mit dem Wort eines Mannes. Aber früher als ich fertig bin, verrath ich den Inhalt nicht. Ich habe das Mißvergnügen gehabt, daß von dem Wallenstein und der Maria Stuart so viel im Publikum geschwatzt worden, als beide Stücke noch unter meiner Feder waren, daß mir die Arbeit dadurch bei nahe verleidet worden wäre. Um dieses zu vermeiden, habe ich selbst meinen intimsten Freunden aus meiner jetzigen Arbeit ein Geheimniß gemacht, und Sie sollen der Erste seyn, der zugleich mit dem Stücke auch das Geheimniß erhält. »Nun entsteht die Frage, wie es mit den Kupfern soll gehalten werden. Mir scheinen diese überflüssig, denn das Werk wird sich, hoffe ich, selbst empfehlen, und da Sie das Mscrpt. nicht wohlfeil erhalten, so könnten Sie sich die 100 Ld'ors, welche die Kupfer leicht kosten können, ersparen. Allenfalls könnte ein Titelkupfer genommen werden, und dazu paßt nichts so sehr als eine Minerva. Diese könnte Herr Professor Meier von hier nach der schönsten Antike, die man von dieser Göttin hat, sorgfältig zeichnen und Herr Bolt punktieren. stichen, so muß ich solche auswählen, die das Stück nicht verrathen, und es muß mir erlaubt seyn, die Unterschriften, wodurch sie er klärt werden, bis auf den März zurückzuhalten. Die zwei letzten ent scheidenden Kupferstiche könnten dann etwa auch bis dahin auf geschoben werden, weil es dann immer noch dreh volle Monate bis zum Einbinden der Exemplare sind. »Sie werden, da Sie selbst Kunstverwandter sind, diese Bedenk lichkeiten für keine leere Grille halten. Ich verliere nun einmal die Neigung zu meinem Geschäfte, wenn die Schwätzer, deren es so viele im Publikum gibt, und die Makler, dergleichen wir unter andern auch hier in Weimar haben, mir den Gegenstand durch ihr schmutziges Organ verderben.« Nochmals versuchte Unger, dem Dichter sein Geheimnis zu ent locken, und schrieb unterm 13. Dezember 1800 nochmals wegen der Kupfer, da er laut Kontrakt mit der Akademie zwölf Kupfer dem Kalen der beigeben müsse und am liebsten Gegenstände wählen würde oder Portraits, die mit dem Stücke in Verbindung ständen. Schiller ging jedoch nicht darauf ein und wahrte sein Geheimnis gut. Die Klatschbasen und Zwischenträger — er spielte dabei vor allem auf Böttiger, den bekannten Gelehrten, an — erfuhren nichts über das Stück. Den Zeitpunkt der Fertigstellung hielt Schiller allerdings nicht inne. Anfang März flüchtete er sich in sein Gartenhaus nach Jena, um dort ungestörter arbeiten zu können, denn, wie er an Körner schreibt: »eine sehr unruhige Straße und ein geräuschvolles Haus stören mich im Arbeiten und ich muß fliehen, um in Ruhe zu sein«. An Unger schrieb er unterm 5. März 1801: »Binnen drei Wochen erhalten Sie vor der Hand die erste Hälfte meines Stückes und folglich auch das Geheimnis. Haben Sie recht vielen Dank, mein hochgeschätzter Freund, daß Sie die Güte für mich gehabt haben, mir meinen kleinen Spaß zu lassen und den Ter min, den ich mir ausbat, abzuwarten. Was die Kupfer betrifft, so haben mich alle hiesigen Künstler, die ich fragte, versichert, daß 1148*
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