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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1910
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- Deutsch
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8816 Nichtamtlicher Teil. ^ 176. 2. August 1S10. Bruno Bolger Berlagsbchh. in Leipzig-Gohlis ferner: 8829 tlisr: Höben und liekeo. 2 50^. öossmann: vis letzten 6oten. 2 50 ^Vs1§e: Li kuwrnt anrest ns man «lenkt. 2 ^L. — Vis Leblaebt bei Oelper. 1 ^ 50 v. kevauld - Kellen bnob: Lunken- und laulieder. II. leil kckit einern ^vlurnAs: Neue ^Vavderlieder. I lruncl: vis ^Velt des Nensoksn. 1 ^ 50 ^Vrrldbneb: Osdiebte. 2 Köekert: Vom Nensoben der Lebnsuebt. I ^ 50 L. vüsekmnnn: ölübendes Veden. 2 Lliorer: ver Altertümler. 2 Xenien-Berlag in Leipzig. 8833 Verbotene Druckschriften. Der Beschluß des Amtsgerichts Berlin.Mitte vom 24. Juni 1910, durch welchen die Beschlagnahme der Nr. 39 der Zeitschrift »Die Zukunft« angeordnet war, ist aufgehoben. Berlin, 25. Juli 1910. (gez.) K. Staatsanwaltschaft beim Landgericht I. (Deutsches Fahndungsblatt Stück 3454 vom 29. Juli 1910.) Nichtamtlicher Teil. Berliner Buchhändler der Klassikerzeit. Von I. L. Eckardt. (Fortsetzung zu Nr. 42, 44, 49 d. Bl.) Stand Berlins bedeutendster und einer der bedeutendsten Buch händler überhaupt weder mit Goethe noch mit Schiller in Verbindung, so waren es doch andere Berliner Verleger, die im geschäftlichen Ver kehr mit den beiden Großen von Weimar standen, Goethes Stella er schien bei A. Mylius, seine neuen Schriften bei Unger, sein Hermann und Dorothea bei Vieweg, Schillers Jungfrau erschien bei Unger in Berlin. Das Manuskript zur Stella hatte Goethe an Merck gegeben mit der Bitte, ihm einen Verleger zu verschaffen, da er selbst sich mit seinen bis herigen Verlegern überworfen, einen Groll auf die Buchhändler über haupt hatte und nicht persönlich mit ihnen unterhandeln wollte. Wie Merck nun zu dem Buchhändler A. Mylius in der Brüder straße, dem früheren Gehilfen von Nicolai kam, läßt sich nicht ermitteln. Goethe hatte die Bedingung gestellt, daß der Verleger das Manuskript ungesehen erwerbe und das verlangte Honorar zahle; der Dichter des Götz und des Werther durfte diese Forderung stellen. Mylius war allerdings über diese Forderung erstaunt und unge halten; an Merck schrieb er unterm 24. Oktober 1775: »Es ist allerdings wohl Eigensinn vom Herrn vr. Göthc, wenn er sein Msc. auf die Art verkaufen will; denn unter uns gesagt, es ist etwas sonderbar, unbesehen und, nach dem alten Sprüchwort, die Katze im Sacke zu kaufen. Auch ist mit einer so kleinen Piece ja kein großer Handel zu machen. Was machen denn auch einige tausend für eine Summe, und wie viel verliert sich im Laufe des Buchhandels in Deutschland nicht? Inzwischen damit ich nicht den Vorwurf auf mich lade, als ob nichts mit mir anzufangen wäre, so werde ich die Probe machen und künftigen Posttag an meinen Vetter nach Weimar 20 Thlr. senden, um von Herr vr. Göthe das Msc. der Stella in Empfang zu nehmen, hauptsächlich aber um mit diesem allerdings seltenen Genie und fruchtbaren Schriftsteller in Bekanntschaft zu kommen. Wenn es nur nicht, wie ich fast fürchte, die entgegengesetzte Wirkung thut! Denn da er nur für diese kleine und nicht so sehr interessante Piece 20 Thlr. bekommt, so wird das folgende Stück 50 Thlr. und vr. Faust vielleicht 100 Louisd'or gelten sollen; das ist aber wider die Natur der Sache und nicht auszuhalten, und ich thue von ganzem Herzen Verzicht darauf. Mich wundert übrigens, daß der Herr vr. Göthe die Buch händler so quälen will, da er, wie ich immer gehört habe, solches aus ökonomischen Gründen nicht nöthig hat: Soll es also vielleicht Ruhm seyn, daß ihm seine Msc. so theuer sind bezahlt worden? vr. Faust wäre mir für einen proportionierlichen Preis lieber gewesen.« Witkowski hat in seinem Vortrag über Goethes Verleger bereits darauf hingewiesen, daß das Charakteristische des Briefes darin liege, daß Mylius für das angebotene Werk weniger zahlen möchte, damit der Dichter später für wertvollere Arbeiten nicht zuviel verlange. Goethes Widerwillen gegen Berlin und das Berlinertum, der durch Nicolais Angriff auf den Werther in erster Linie beeinflußt war, wurde verstärkt durch die bei Himburg erscheinende Nachdruckausgabe seiner Werke. Himburg veraustaltete die erste Gesamtausgabe der bis dahin erschie nen Goetheschen Sachen, allerdings ohne Genehmigung des Dichters und ohne Honorarzahlung, also widerrechtlich; aber als Nachdrucker hat sich Himburg nie betrachtet, und die von ihm veranstalteten Ausgaben sollten auch nicht mit anderen Nachdruckausgaben in einen Topf ge worfen werden; er hat auf die Ausstattung viel verwandt und leugnet auch keinesfalls dem Dichter gegenüber, die Ausgabe veranstaltet zu haben, er glaubte dem Publikum einen Dienst damit zu erweisen und indirekt auch dem Dichter, den er volkstümlich machen, dessen Werke er verbreiten wollte. Christian Friedrich Himburg war jedenfalls ein ge wandter Geschäftsmann, der sein Geschäft nach durchaus modernen Grundsätzen betrieb. Vor seiner Etablierung war er Gehilfe bei Trattner in Wien gewesen, 1770 hatte er dann die Filialbuchhandlung von Kanter-Königsberg in Berlin (früher Rüdigersche Handlung) käuflich erworben und wußte diese bald in Flor zu bringen. Er war ein häufiger Besucher der Leipziger Messe und war einer der ersten, der Subskriptionslisten versandte und das Publikum direkt auf Neu erscheinungen aufmerksam machte. Er war berüchtigt wegen seiner Derbheit im Verkehr, und es ist sehr leicht möglich, daß er auf Vorstellungen, die ihm Goethe machte, sehr derb geantwortet hat, oder daß er nicht die richtige Form fand, als er dem Dichter Mitteilung von der Ausgabe machte, weil Goethe noch nach Jahrzehnten so erbost über Himburg war und bittere Worte über ihn in »Dichtung und Wahrheit« fand. Himburg konnte recht ungezogen grob werden. Das erfuhr einst Joh. Joachim Christoph Bode, der ihm seine Übersetzung von Sternes moralischen Reden verkauft hatte, für welches Werk Himburg auch ein kursächsisches Privileg gegen Nachdruck erwarb. Autor und Verleger kamen jedoch in Streitigkeiten miteinander. Bode zog das Werk zurück und ließ das Privileg auf seine Person überschreibeu. Himburg hatte der Übertragung zugestimmt mit den Worten: »Ich laß' es mir, Hochgeehrter Herr, gantz gern gefallen, daß Sie Ihre Produckte entweder selbst verlegen oder an Andere verschachern. Auf Ihre Seele mag Gott dereinst Anspruch machen, und mit Ihrem Leibe ist mir^auch nicht gedient, den können die Würmer verzehren. Leben Sie gesund und damit Gott bestens empfohlen. Himburg. Berlin d. 28. Oct. 1776. Bekannt dürfte Goethes Äußerung im 16. Buch von »Dichtung und Wahrheit« über Himburg sein, wo es heißt: »Als meinen Arbeiten immer mehr nachgefragt, ja eine Samm lung derselben verlangt wurde, jene Erinnerungen aber mich abhielten, eine solche selbst zu veranstalten, so benutzte Himburg mein Zaudern, und ich erhielt unerwartet einige Exemplare meiner zusammen- gedruckten Werke. Mit großer Frechheit wußte sich dieser unberufene Verleger eines solchen dem Publikum erzeugten Dienstes gegen mich zu rühmen und erbot sich, mir dagegen, wenn ich es verlangte, etwas Berliner Porzellan zu senden. Bei dieser Gelegenheit mußte mir ein fallen, daß die Berliner Juden, wenn sie sich verheirateten, eine gewisse Partie Porzellan zu nehmen verpflichtet waren, damit die Königliche Fabrik einen sicheren Absatz hätte. Die Verachtung, welche daraus gegen den unverschämten Nachdrucker entstand, ließ mich den Verdruß übertragen, den ich bei diesem Raub empfinden mußte. Ich ant wortete ihm nicht, und indessen er sich an meinem Raub gar wohl behaben mochte, rächte ich mich im stillen mit folgenden Versen: Holde Zeugen süß verträumter Jahre, Falbe Blumen, abgeweihte Haare Schleier, leicht geknickt, verblichne Bänder, Abgeklungner Liebe Trauerpfänder, Schon gewidmet meines Heerdes Flammen, Rafft der freche Sofias zusammen, Eben als wenn Dichterwerk und -Ehre Ihm durch Erbschaft zugefalleu wäre; Und mir Lebendem soll sein Betragen Wohl am Thee- und Kaffeetisch behagen? Weg das Porzellan, das Zuckerbrod! Für die Himburgs bin ich tot.«
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