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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1910
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 172, 28. Juli 1910. unmittelbar Betroffenen aber keineswegs sehr angenehme Ge- schichten. (Siehe: »Stunden bei Bismarck« von H. v. Poschinger. Wien, C. Konegen Verlag) Sybel erzählte Poschinger bei einem Besuche 1894, daß er 1878 eines Tages in sein Bureau in Berlin kam und alles in großer Aufregung fand. Bismarck hatte den Chef der Reichskanzlei, Geheimrat v. Tiede- mann, mit dem strikten Befehl geschickt, daß die lateinischen Lettern bei den amtlichen Veröffentlichungen der Königlich Preußischen Staatsarchive nicht mehr angewendet werden dürften. Der Kanzler hatte die Vorlage eines entsprechenden Versügungs- entwurfs angeordnet. Sybel ging sogleich ins Kanzlerpalais und ließ sich beim Fürsten melden. Im Vorzimmer fand Sybel einen General, der sich vergeblich bemühte, eine Audienz zu erlangen, die ihm sofort bewilligt wurde. Der Kanzler nahm die erste Veröffentlichung der preußischen Staatsarchive: »Lehmann, Preußen und die katholische Kirche seit 1640« in die Hand und beharrte mit Entschiedenheit auf seiner durch Thiedemann über mittelten Anordnung. »Was würden Sie dazu sagen, wenn Sie die Werke eines französischen Klassikers in deutschen Typen lesen würden?« fragte Bismarck. Sybel stellte Bismarck vor, daß der Verleger Hirzel in Leipzig den Wunsch ausgesprochen habe, die Publikationen in lateinischen Typen zu drucken. »Dann werde ich mit Ihrem Verleger auf Kriegsfuß zu stehen kommen«, sagte der Fürst, worauf Sybel erwiderte: »Das ist nicht nötig, da Hirzel ein glühender Verehrer Eurer Durchlaucht ist, dem Ihre Wünsche Befehl sind«. Bismarck hatte anfangs ungestüm ver langt, daß die beiden schon erschienenen Werke von Lehmanns Werk nochmals und zwar in Fraktur gedruckt werden sollten; er stand jedoch von diesem Verlangen auf Sybels Vorstellung später ab. Sybel setzte es sogar durch, daß auch die ferneren Bände dieses Werkes ausnahmsweise noch in Antiqua gedruckt werden dürften. Sybels Vorstellung, daß die deutschen Typen nach Jakob Grimm nur eine Verstümmelung der lateinischen Lettern seien, ließ Bismarck nicht gelten; er verlangte sogar, daß jeder, der die königlichen Staatsarchive benutze, sich verpflichte, seine Ver öffentlichung in deutschen Typen erscheinen zu lassen. Bismarck nahm ihm gewidmete, in Lateinbuchstaben gedruckte deutsche Bücher nicht an. Bei Rücksendung ihm gewidmeter der artiger Bücher ließ er mitteilen: »Deutsche Bücher in lateinischen Buchstaben lese ich nicht!« Bei anderer Gelegenheit tat er den Ausspruch: »Falls ein französischer Schriftsteller ein Werk in deutscher Schrift drucken lasse, der komme an die Laterne.« Auf einen von allen Schülern mitunterzeichneten Glückwunsch einer australischen deutschen Schule ließ Bismarck antworten: »Ich bi.te meinen Dank auch den Schülern, deren große Zahl und deutsche Schrift mich erfreut hat, auszusprechen«. Gustav Frey tag hat wiederholt erklärt, daß in Lateinschrift gedruckte Bücher schwerer lesbar seien als deutsch gedruckte. Pro fessor Moritz Heyne, der Fortsetzer des Grimmschen Wörter buchs und selbst ein Schüler Jakob Grimms, erklärte: »Ich habe mich nie davon überzeugen können, daß im Grimmschen Wörter buch die lateinische Schrift notwendig gewesen sei, und die daraus bezüglichen Worte Jakob Grimms in der Vorrede zum ersten Bande machen auf mich nicht den geringsten Eindruck. Mein eigenes Wörterbuch ist in unserer deutschen Schrift gedruckt, und aus dem Absätze, den es in Frankreich, England und Amerika findet, kann ich nicht ersehen, daß ihm die Wahl der Schrift irgend etwas in der Fremde geschadet hat«. P. K. Rosegger schreibt: »Ich hänge geradezu mit Leidenschaft an der deutschen Schrift und mag besonders in der schönen Literatur keine Lateinschrift sehen. Daß trotz mancherlei Vorteile letzterer der Deutsche trotz dem so sehr an seiner charakteristischen und heimlichen Schrift hängt, beweist eben, daß diese unserer Natur entspringt. Dieses Fest halten an den Zeichen, die uns der Väter geistiges Vermächtnis, unsere große Literatur, überbracht haben, ist ein besonderes Kennzeichen deutscher Treue. Zudem, wie schön sind die deutschen Schriftzeichen! Ich bedaure sehr, diese Zeilen nicht mit ihnen tippen zu können. Aber die Schreibmaschine ist ein junger Windhund, der nichts weiß davon, was uns von alters her teuer ist. Muß denn alles charakterlos werden heutzutage, sogar die Schrift? Dann traue ich ihr nicht mehr. Nein, der deutschen Väter Schrift muß unser bleiben!« Der Verlagsbuchhändler Gustav Ruprecht (Vandenhoeck L Ruprecht, Göttingen) spricht sich über die deutsche Schrift folgendermaßen aus: »Heute wissen wir aber, daß die Antiqua eine seit vielen Jahrhunderten in der Entwicklung völlig stehen gebliebene Schriftform ist, während in der deutschen Druckschrift eine allmähliche Anpassung an die besonderen Bedürfnisse der deutschen Sprache vorliegt. Sonst gilt doch heute der Entwick- lungsgedanke; warum verkennt man ihn gerade hier? .... Deutsch ist unsere Schrift vor allem deshalb, weil sie in Deutsch, land herrscht, deutscher Art und den besonderen Bedürfnissen der deutschen Sprache mit ihren langen Wörtern entspricht, und daher mit Recht im deutschen Volke allgemein als deutsche Schrift empfunden wird . . .« Auf S. 96—109 seines Werkes gibt Reinecke ein Verzeichnis von Männern, die ihren Namen mit deutschen Schriftzeichen schrieben. Den Schluß des Werkes bilden zahlreiche Schriftproben deutscher Schriftgießereien, sowie faksimilierte Beispiele der Ver- Wendung deutscher Schrift auf den verschiedenartigsten aus ländischen Drucksachen. Für den Buchhandel hat die Frage, ob Fraktur, ob Antiqua? eine große Bedeutung. Schon aus deutschem Stammesbewußtsein heraus sollten die deutschen Buch- Händler jede deutsche Druckschrift, wenn sie nicht notwendiger- weise, wie z. B. bei Sprachbüchern und Wörterbüchern, in An- tiqua hergestellt werden muß, in Fraktur drucken lassen, um so mehr, als dies billiger ist und einen billigeren Verkaufspreis gestattet. K. Verbote und Verbotsaufhebungen deutscher Bücher in Rußland. (Vgl. ISIO, Nr. 22, 47, 57, 78, IN, 124 d. Bl.» März 1910. L.. Ganz verbotene Bücher. Büttner, Heinrich, Margarete Steinheil. Die Geheimnisse einer unglücklichen Ehe. Nach Mitteilungen eines Freundes der Familie Steinheil erzählt. 8". Dresden. Dühring, Eugen, der Wert des Lebens. Eine Denkerbetrachtung im Sinne heroischer Lebensauffassung. 6. von neuem durch gearbeitete und vermehrte Auflage, gr. 8". XIV, 496 S Leipzig 1602, O. R. Reisland. 6 ^l, geb. 7 Guttzeit, Johannes, Naturrecht oder Verbrechen? Über Weib- mannstum und mannmännliche Liebe. Mit den Bekenntnissen der »Pompadour«. 3. verbesserte Auflage. 8°. 80 S. Leipzig 1910, Max Spohr 1 ^ 20 Lingam-Poni oder die Mysterien des Geschlechts-Kultus als die Basis der Religion aller Kulturvölker des Altertums und der Marienkultus in der christlichen Kirche, sowie Ursprung des Kreuzes und des 6rax ^nsota. Aus dem Engl, übers, von Pendragon. 8°. 128 S. Groß-Lichterfelde-Berlin 1906. Petersen, Pastor E-, Die wunderbare Geburt des Heilandes. 1.-5. Taus. (Religionsgeschichtliche Volksbücher für die christ liche Gegenwart. Herausg. von 0. Friedrich Michael Schiele. I Reihe. Die Religion des Neuen Testaments. 17. Heft. 8°. 47 S. Tübingen 1909, I. C. B. Mohr. 50 H; geb. 80 -ß. Reldärg, Ernst, Deutschlands Sturz. Eine Warnung dem deutschen Volke. 1.—10. Taus. 8°. 176 S. Leipzig 1910, Neuer Verlag deutsche Zukunft. 2 60 H, geb. 3 60 H. Sydacoff, Bresnitz von, Aus dem Leben eines Kaiserpaares. Neues vom Petersburger Hofe. (Aus Rußlands jüngster Ver gangenheit. I.) gr. 8°. HI, 122 S. Leipzig 1910, B. Elischer Nachf. 2 Werner, Arthur, Fritz Wellner. Ein Werdegang. 8". 152 S. Dresden 1909, E. Pierson. 2 .k, geb. 3 L. Teilweise verbotene Bücher. Hauptmann, Carl, Panspiele. VII, 240 u. Liedbeilagen. 8°. 11 S. München 1909, Georg D. W. Callwey. 4 geb. 5 60 «H. Mit Ausschnitt der Seiten 123—124. Kuptschinsky, F., Die Helden der Etappe. Die verbrecherische Tätigkeit russischer Jntendantur-Beamten. I. Teil. Deutsche Übersetzung von Brutus. 8°. XII, 194 S. Berlin 1910. Risels Deutsche Zentrale für Militärwissenschaft. 3 ^t. Der Umschlag ist zu entfernen,
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