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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1910
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- 1910-07-25
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- 25.07.1910
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8554 VVrsrnblatt f. d. Dtschn- Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 169. 25. Juli 1910. des jungen Schriftstellers war demnach eine geradezu epoche- machende Bedeutung für Laubes Leben beschieden. Zu dieser Zeit waren bereits die Helden des »Jungen Eu- ropa« in Laube aufgestanden, der novellistischen Trilogie, deren erster Teil unter dem Titel »Die Poeten« im Sommer 1833 in Leipzig erschien und ihrem Autor das erste bedeutende Honorar eintrug, das sogleich in einer Reise nach Italien angelegt wurde. »Am Gelbe fehlte es nicht mehr,« erzählt Laube in seinen Er innerungen, »ein Buchhändler von enthusiastischer Teilnahme für neue Produktionen, Otto Wigand, hatte mir einen ganzen Haufen Goldstücke gezahlt für das »junge Europa«, und ich hatte diesen Haufen in meinen Hut gestrichen, weil ich meinen solcher Last ungewohnten Taschen das kostbare Metall nicht anvertrauen mochte. Barhaupt hatte ich's nach Hause getragen. Es war der erste Goldhaufe, der in meinen Besitz gekommen, und er hatte etwas Fabelhaftes für mich, etwas wörtlich Fabelhaftes. Die schöne Fabel, meines Erachtens der Mittelpunkt literarischer Kunst, lag geöffnet vor mir wie ein Bergwerksschacht, aus welchem Erzstufen und Edelsteine entgegenblitzten. Ganz sachgemäß, meinte ich, wird dieser Schatz sogleich in die Lüfte zerstreut für eine Reise nach Süden, und ich stieg in den Postwagen, der mich nach München bringen sollte. Dort wohnte Gutzkow; ihn wollte ich abholen.« Auch Gutzkow war in derselben angenehmen Lage wie sein neuer Freund Laube; ihm hatte der Verleger Cotta ein stattliches Honorar für seinen Roman »Maha Guru« gezahlt und so die Jtalienreise ermöglicht. Diese gemeinsame Fahrt der beiden jungdeutschen Schriftsteller ist für die Literaturgeschichte von Bedeutung geworden; die beiden energischsten Naturen der aufstrebenden Schriftstellergeneration traten sich hier persönlich näher, und das Zusammensein pflanzte in beide, soweit ihre ver schieden gearteten Charaktere auch auseinandergingen, das Gefühl gegenseitiger Anlehnung der Jugend gegenüber dem Alter. Bald nachher war das »Junge Deutschland« das Schlagwort des Tages. Im selben Verlage von Otto Wigand, Leipzig, erschienen auch die zwei ersten Bände von Laubes »Reisenovellen«, die der Niederschlag jener mit Gutzkow unternommenen Jtalienfahrt waren. Ihre Herausgabe geschah im Mai 1834, also unmittelbar bevor Laube wegen seiner literarischen und burschenschaftlichen Sünden preußischerseits gefänglich eingezogen wurde und alle seine Schriften dem Verbot verfielen. Als dann außerdem im Jahre 1835 die Maßregelung der sämtlichen jungdeutschen Schrift steller einsetzte, mochte der Verlag der Laubeschen Schriften mancherlei Unbequemlichkeiten mit sich bringen, denen Otto Wigand das Interesse für seine sonstigen Unternehmungen be greiflicher Weise nicht zum Opfer bringen wollte. Die Fort setzungen des »Jungen Europa« und der »Reisenovellen« er schienen bei Heinrich Hoff in Mannheim, von dem ich noch be sonders sprechen werde, und auch die Neste der ersten Bände gingen in seinen Besitz über; der neue Verleger gab ihnen ein entsprechend geändertes Titelblatt mit der Jahreszahl 1836. Die Interessengemeinschaft Laubes und Gutzkows und mehrerer anderer jungen Schriftsteller zeigte sich im Jahre 1835 auch darin, daß sie einen gemeinsamen Verleger für etliche ihrer bedeutungs vollsten Schriften in dieser Zeit fanden, und zwar in Karl Löwen thal, dem Begründer der Firma Nütten L Löning (Literarische Anstalt) in Frankfurt am Main. Als Student der Rechte hatte sich Löwenthal schon im Sommer 1833 in München an den Verfasser des »Maha Guru« angeschlossen und ihm eine herz liche Freundschaft entgegengebracht. Nach Beendigung seines Studiums als vr. jur. widmete er sich dem Verlagsbuch handel, wozu seine Eltern nicht ohne Widerstreben die Ein- willigung gaben. Er besaß eine Empfindung dafür, daß in den jungen Dichtern jener Epoche etwas Neues sich emporrang, und daß unternehmende Männer nötig waren, dieses Neue aus der buchhändlerischen Taufe zu heben. An der Spitze dieser seiner Pläne stand für ihn der Name Gutzkow, dessen Träger denn auch auf die Gründung des Verlags von Einfluß war. Durch ihn jedenfalls wurde auch Heinrich Laube für die neue Firma gewonnen. Unter dem von Gutzkow geprägten Titel »Moderne Charakteristiken« erschien im November 1835 hier eine zwei bändige Sammlung und Neubearbeitung von Laubes kritischen Aufsätzen für die »Zeitung für die elegante Welt«, ein Werk, das zu den ästhetischen Gesetzbüchern der jungdeutschen Epoche gehört, im Lärm der unmittelbar nach seinem Erscheinen einsetzenden Literaturskandale aber weit weniger Beachtung fand, als es ver diente. Mit dem unternehmungslustigen Löwenthal wurde im Juni 1835 auch die Herausgabe eine »Almanachs der Schönheit« verabredet, für den neben jüngeren Freunden wie Gutzkow auch Fürst Pückler, Eduard Gans und Varnhagen als angesehene Mit arbeiter gewonnen waren; er sollte »in unerhörter Pracht« er scheinen und ein »Sammelpunkt schöner neuer Schreibart« werden; die Schwierigkeit in der Beschaffung von Porträts, besonders von schönen Frauenbildern, hinderte aber zuletzt die Ausführung, und das Schicksal des Löwenthalschen Verlags, das mit dem des »Jungen Deutschlands« eng verschwistert war, machte einer weiteren Verbindung ein vorschnelles Ende. Löwen thal hatte sein Geschäft mit der Versendung von Gutzkows »Wally« und der Schrift von Ludolf Wienbarg »Zur neuesten Literatur« eröffnet und sollte auch der Verleger der von diesen beiden Autoren geplanten großzügigen »Deutschen Revue« werden, die nie erschienen ist, obgleich sie mehr Staub aufwirbelte, als manche Zeitschrift, die sich durch Jahre fortgeschleppt hat. Dem Autor und dem Verleger der »Wally« wurde im November 1835 der Prozeß gemacht, und das preußische Verbot aller Schriften des »Jungen Deutschlands« vom 14. November 1835 erstreckte sich auch auf die sämtlichen Verlagsartikel der Löwenthalschen Buchhandlung, die sogar von der buchhändlerischen Konkurrenz öffentlich als gemeingefährlich bei der Behörde denunziert worden war. Ich habe darüber in meinen »Gutzkow-Funden« (1901 S. 202 f.) nähere Mitteilung gemacht. Um diese Zeit lebte Laube in Naumburg, wohin er nach acht monatiger Haft in Berlin verbannt worden war; unter anfangs ziemlich strenger Polizeiaufsicht hatte er das Urteil des Gerichts abzuwarten, das fast zwei Jahre ausblieb. Allmählich wurden die Bande etwas gelockert, er wohnte zeitweilig in Kösen, zum Teil auf Vorschrift des Arztes, und machte mit und ohne Erlaubnis zu Fuß und zu Pferde kleine Ausflüge in die Um gebung, von denen einer für sein Leben entscheidend werden sollte. Und wieder war es ein Verleger, dem hierbei, wenn auch ganz zufällig, eine vermittelnde Rolle zufiel. Seit Laube 1832 nach Leipzig übergesiedelt war, hatte sich zwischen ihm und Heinrich Brockhaus eine freundschaftliche Verbindung angeknüpft, die weit mehr persönlicher als geschäftlicher Natur war. Denn in letzterer Hinsicht stand Laube mit dem Brockhausschen Verlag immer nur als Mitarbeiter bei dessen Zeitschriften in Beziehung. Werke von Laube hat Brockhaus nie verlegt. Einmal war Laube offenbar um Abnehmer seiner Bücher schon damals nie verlegen; der mächtige Redakteur der »Zeitung für die elegante Welt« brauchte seine Neuigkeiten nicht erst anzubieten; weder über das »Junge Europa« noch über die »Reisenovellen« liegen Verlagsanträge vor. Anderseits hatte Heinrich Brockhaus schon gleich nach seiner ersten Bekanntschaft mit Laube eine erstaunlich feine Witterung von den Zensurdrangsalen, die den kecken Schlesier erwarteten. Schon unterm 8. September 1832 schrieb er in sein Tagebuch: »Nummer 78 meiner Mitarbeiter an den »Blättern für literarische Unterhaltung«, ein Herr Heinrich Laube aus Schlesien, dessen Arbeiten vielen Beifall finden, obwohl er oft zu rücksichtslos ver fährt, ist jetzt hier und besuchte mich; er kann mir nützlich werden, nnr muß ich ihm aufpassen, denn sonst könnte es meinen »Blättern« wie den »Politischen Annalen« ergehen, die nun wirklich vom Bundestag verboten worden sind«. Und zwei Monate später spricht er ähnlich über Laube. Um eines noch unbekannten Autors willen das Schicksal seiner großen Verlagsunternehmungen zu gefährden, dazu war Heinrich Brockhaus natürlich nicht leichtsinnig genug, hatte doch sein Vater Friedrich Arnold Brockhaus schon ein Gesamtverbot seines Verlags in Preußen über sich ergehen lassen müssen. Er bewarb sich daher nicht erst um Dinge, die auch so ihre Abnehmer fanden und kam durch diese ausweichende Politik selten in die Lage, Laube etwas abschlagen zu müssen. Laube seiner seits, der sich schon in seiner Hauslehrerzeit um eine Anstellung beim Brockhausschen Verlag beworben hatte, empfand diese kluge Zurückhaltung des Verlegers sehr wohl, ohne aber darüber empfindlich zu sein. Das persönliche freundschaftliche Verhältnis gedieh so nur desto besser, und so oft Laube jetzt und später in Leipzig einkehrte oder sich dauernd dort aufhielt, war er im Brock hausschen Familienkreise ein gern und oft gesehener Gast. Und ein solcher, 1835 ganz polizeiwidriger Besuch bei Heinrich Brock-
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