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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1910
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- Deutsch
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- Saxonica
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-S 1KS, 25. Juli 1810. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8553 ein ganzer Lenienkampf entbrannte in den mannigfachen schlesischen Journalen für oder wider die »Aurora«. Der etwas übermütige Ton der jungen Dichterlinge, die sich etwas darauf zugute taten, eine Zeitschrift von »einigermaßen wissenschaftlichem Anstrich« auf die Beine gebracht zu haben, hatte natürlich in erster Linie die Konkurrenz verschnupft, und von beiden Seiten wurde mit epigrammatischer Wut aufeinander losgedichtet, daß die Späne flogen. Die Theaterkorrespondenzen beschränkten sich natürlich fast nur auf Breslau, denn auswärtige Korrespondenten zu gewinnen, war mit dem gar nicht vorhandenen Budget der Redaktion ganz undurchführbar. Laube bestritt aber nicht nur den Hauptinhalt des Blattes, sondern auch die Druckkosten wurden von dem Kommissionsverleger Max auf sein Konto geschrieben; und er, der arme Sohn des Sprottauer Maurers, besaß von allen diesen Anfängern nicht nur am wenigsten, sondern hatte für seine redaktionelle Arbeit noch eine kleine Wegzehrung erhofft. Die Rempeleien mit der älteren eingesessenen Konkurrenz hatten die Breslauer Philister obendrein gereizt, und die Studenten, auf die man in erster Linie als Abnehmer gerechnet hatte, waren immer zur Stelle, nur nicht am Zahltage. Knapp ein halbes Jahr konnte sich daher die Zeitschrift behaupten, vom 5. Juli bis zum 23. Dezember 1829 mit 25 Nummern. Dann starb sie, wie ein Korrespondent der »Zeitung für die elegante Welt« boshaft genug berichtete, an der »galoppierenden Pränumerantenschwind- sucht« und wurde »ohne Musik auf dem literarischen Kirchhofe beigeseht«. Aller Appell Laubes an das »Interesse aller schlesischen Literaturfreunde« hatte nichts geholfen; ein neuer Verleger, Johann Friedrich Korn der Altere, hatte noch den Mut, eine Probenummer des neuen Jahrgangs 1830 drucken und gratis ver teilen zu lassen. Das lesende Publikum wollte aber, wie es in der selbstironisierenden Ankündigung der Redaktion hieß, »selbige Morgenröte des öfteren Ansehens so wenig würdigen«, daß diese letzte Nummer völlig verschollen ist, während sich von den beiden ersten Quartalen wenigstens ein Exemplar bis auf die Gegenwart gerettet hat, das von der Universitätsbibliothek in Breslau auf bewahrt wird. An den finanziellen Folgen dieser seiner ersten literarischen Tat hatte Laube noch in den vierziger Jahren zu tragen, was aber nicht ausschloß, daß er mit seinem ersten Ver leger Joseph Max L Comp, in freundlicher Verbindung blieb, wie sich später zeigen wird. Nun vergingen zwei Jahre, ehe sich Laube neue Opfer für seine literarischen Pläne suchte. Er hatte sich mittlerweile des schnöden Mammons wegen in eine Hauslehreridylle zurück gezogen und diese Muße zu mannigfachen Studien benutzt. Nach dem er so sich geistig und auch finanziell gestärkt hatte, begann er im Sommer 1831 Ausschau zu halten und richtete zu nächst seinen Blick auf den Mittelpunkt des Buchhandels, Leipzig. Im September 1831 knüpfte er mit dem Verlag F. A. Brockhaus an, für dessen »Blätter für literarische Unterhaltung« er zahlreiche Bücherkritiken lieferte. Im Februar 1832 wandte er sich dann an den Stuttgarter Verleger I. G. Cotta mit einer ganzen Reihe literarischer Pläne; außer zwei Tragödien bot er eine »Bildungs geschichte der Menschheit« in Form einer Literaturgeschichte an und eine Sammlung historisch-politischer Aufsätze. Cotta soll auch mit freundlicher Aufmunterung geantwortet haben; doch blieb es zunächst bei diesen Projekten, denen Laube natürlich damals nicht annähernd gewachsen war. An dem Gedanken einer Über siedelung nach Leipzig hielt er jedoch fest, und im Sommer 1832 brachte er diesen Plan wirklich zur Ausführung. Leipzig sollte eigentlich nur eine Station auf dem Wege nach Paris sein; aber er kam nicht weiter, denn hier fand er die Männer, die ihn eigentlich erst literarisch entdeckten. Durch den Neffen Jean Pauls, den Schriftsteller Richard Otto Spazier, lernte er zunächst den jungen unternehmungslustigen Verleger Anton Philipp Reclam kennen; bei literarischen Debatten im Schweizer häuschen des Leipziger Rosenthals hatte man sich zusammen gefunden, und Reclam gewann für den temperamentvollen Fremd ling Interesse, das er auch alsbald in die Tat umsetzte. Laube hatte ein Buch über »Polen« geschrieben, das den ersten Band eines Sammelwerkes »Das neue Jahrhundert« bildete, und dafür verschaffte ihm Reclam einen Verleger in der Fr. Kornschen Buch handlung zu Fürth in Bayern. Im Grunde war er aber selbst der Verleger und bediente sich der bayerischen Firma nur deshalb, weil er, selbst Mitglied des Polenkomitees in Leipzig, nicht un-^ Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77 Jahrgang. nötig durch den Verlag des vielfach sehr aggressiven Werkes von Laube die Aufmerksamkeit auf sich herausfordern wollte. Den zweiten Teil des Werkes, »Politische Briefe«, von denen auch Exemplare mit dem Titel »Briefe eines Hofrats oder Bekenntnisse einer jungen bürgerlichen Seele« existieren, und zu deren Heraus gabe sich Laube, angestachelt durch solches Entgegenkommen, durch das ganze betriebsame Milieu Leipzigs und in der Hoffnung auf Erwerb des Reisegeldes für Paris kurzerhand entschloß, übernahm Reclam auf seine eigene Firma, das »Literarische Museum«. So war Laube mit einem Male mitten in literarischer Produktion, und der Zeiger, der nach Paris rücken sollte, blieb einstweilen auf Leipzig stehen. Etwa um dieselbe Zeit erschien noch ein zweiter Verleger auf der Bildfläche. Die neue Eröffnung des Leipziger Theaters am 15. August 1832 hatte in Laube wieder den Theaterkritiker geweckt, der nach seinen ersten jungen Erfolgen in Breslau zwei Jahre geschlummert hatte. Das übertriebene Lob, das die Leipziger Lokalkritik dem neuen Unternehmer Ringelhardt entgegenbrachte, hatte Laubes Widerspruch geweckt, und sein antikritisches Gelüst drückte ihm eines Tages die Feder in die Hand, um dagegen Front zu machen, nur »so zum Spaß«, wie er glaubte. Bei dieser Tätigkeit überraschte ihn der Verleger Reclam, nahm das Manuskript an sich, und wenige Tage darauf stand der Anfang eines Artikels »Theaterzustand« im »Leipziger Tageblatt« abge druckt. Der Artikel erregte Aufsehen, wie die Redaktion selbst erklärte, als sie nach etwa fünf Wochen den Schluß davon und bald nachher einen zweiten derartigen Aufsatz von Laube brachte, und der kecke Ton des Vortrags hatte vor allem den Verleger der »Zeitung für die elegante Welt«, Leopold Voß, gereizt. Unter Methusalem Müllers Leitung war jenes Blatt mit der Zeit alters schwach geworden. Voß bat also gleich nach Erscheinen des ersten Theaterartikels im »Tageblatt« den jungen forschen Kritiker um Beiträge für seine »Elegante«. Man sollte nun glauben, Laube habe mit beiden Händen zugegriffen; aber, wenn ihn seine spätere Erinnerung nicht täuschte, so lehnte er den Antrag des Verlegers ab; noch mit der Vollendung seiner »Politischen Briefe« be schäftigt, fühlte er sich ganz als Mann der Politik, der belletristische Journale ziemlich achtlos beiseite zu schieben gewohnt war. Aber die Aufforderung von seiten des angesehenen Verlegers hatte ihm doch Lust zu jenem zweiten Theaterartikel gemacht, nach dessen Erscheinen Voß sich schon zu dem Vorschläge verflieg, Laube möge an der Redaktion teilnehmen. Wieder lehnte dieser ab, schon nicht mehr aus Prinzip, sondern weil ihm mit Recht eine Ge meinschaft mit dem alten Methusalem Müller unmöglich schien. Aber die Umwandlung des historisch.wissenschaftlichen Schrift stellers in den Belletristen setzte bald ein, als Laube im »Hötel de Baviere« in Leipzig an der Mittagstafel des gebildeten Gast wirts Julius Kistner Männern wie Friedrich List begegnete, deren umfangreichen Kenntnissen gegenüber Laubes Zuversicht auf seinen Beruf als Historiker bald zusammensank wie eine Ballon- hülle, aus der das Gas gewichen. Die vermittelnde Tätigkeit eines Belletristen trat daher als die seinen Fähigkeiten weit an gemessenere in den Vordergrund, der Theorienbau des »Neuen Jahrhunderts« geriet ins Stocken, und als das Angebot des Ver legers Voß nunmehr die Steigerung erfuhr, daß vom Januar 1833 ab Methusalem Müller gänzlich ausscheiden und Laube allein die Redaktion übernehmen sollte, da schlug dieser bereitwilligst ein, und unterm 10.Dezember1832 wurden schon dieProspekte für den neuen Jahrgang der »Eleganten Zeitung« versandt. Hatte das Entgegen kommen Reclams, der die ersten selbständigen Bücher Laubes ver legte, den jungen Autor im entscheidenden Moment tatkräftig aufgemuntert, so warf die Berufung an die »Elegante Zeitung« geradezu das Los über seine ganze Zukunft. Von diesem Nedak- tionsposten aus wurde der Name Laubes durch das frische Blut, das er dem alten Journalkörper einzuflößen wußte, ziemlich all- gemein bekannt, manche von seinen kecken, draufgängerischen Kri tiken machten Aufsehen selbst bei geistig überlegenen und viel älteren Männern wie dem Fürsten Pückler und Varnhagen von Ense, und diese anderthalb Jahre seiner Leipziger Journal redaktion sind für Laube gewissermaßen die Mündung, durch die sein literarisches Bächlein, vom schlesischen Gebirge her nieder plätschernd, in den Strom der deutschen Literatur einzieht. Der Hartnäckigkeit des Verlegers Voß und seiner richtigen Einschätzung 1113
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