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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.07.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-07-02
- Erscheinungsdatum
- 02.07.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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7834 Börsenblatt d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 150, 2. Juli 1910. haben den Ruhm des bewährten Verlages reich gemehrt und seiner unermüdlichen Arbeit auch den verdienten Lohn gebracht. So darf der im ganzen deutschen Buchhandel hochgeachtete Jubilar, bald dreiundsiebzigjährig, mit berechtigter Befriedigung Rückschau halten auf sein wohlgelungenes Lebenswerk und den Gedenktag als einen vollen Ehrentag hinnehmen. Den sicher zahlreichen Begrüßungen der Freunde und der Kollegen schließen wir gern unsere aufrichtigen Segenswünsche an für recht viele weitere gesunde, glückliche und frohe Jahre friedvollen Alters. Red. * Wilhelm SPemaun -j- (Vgl. Nr. 14S d. Bl.) — Unser betrauerter Kollege Geheimer Kommerzienrat Wilhelm Spe- mann, Verlagsbuchhändler in Stuttgart, der am 29. Juni unerwartet aus seinem tätigen Leben geschieden ist, war am 24. Dezember 1844 in Unna in Westfalen geboren. Er war der Sohn eines Rechtsanwalts, kam im zarten Kindesalter mit den Eltern nach Dortmund, verlor aber schon früh, 1861, den Vater. In Dortmund besuchte er das Gymnasium, mußte es aber vor zeitig, als siebzehnjähriger Jüngling, verlassen, um zur Festigung seiner Gesundheit die Winter 1861/62 und 1862 63 am Genfer See zu verbringen; die Sommer 1862 und 1863 benutzte er zum Studium auf der Universität Zürich. Bischer, Scherr, Wislicenus, Clausius u. a. waren dort seine Lehrer. 1864 trat er bei Carl Hoffmann in Stuttgart in die buchhändlerische Lehre, 1866 arbeitete er während einiger Monate bei F. Volckmar in Leipzig. Im Herbst 1866 nötigte ihn sein wieder leidender Gesundheitsstand (Asthma) zur Unterbrechung seiner beruflichen Ausbildung. Längerer Aufenthalt in Rom und in Mentone brachten ihm zeit weilige Genesung, aber dauernd hat er das Leiden nicht verloren, Zeit seines Lebens hat er nur mit seiner starken Willenskraft erfolgreich dagegen angekämpft. 1868 trat er als Prokurist in Julius Weise's Hofbuchhandlung in Stuttgart ein. Er erwarb das vornehme Geschäft am 1. Januar 1870, übergab es aber schon am 1. Januar 1874 an Adolph Schmidt, den Sohn von C. A. Schmidt (Schmidt L Spring). Schon am 1. Januar 1873 hatte er unter der Firma W. Spe- mann einen Verlag begonnen, dem er sich fortan mit großem Eifer widmete. In der Folgezeit hat er eine ungemein frucht bare Verlagstätigkeit entfaltet und seine Firma zu einer der namhaftesten im deutschen Buchhandel gemacht. Insbesondere hat er, gestützt auf den Reichtum Stuttgarts an musterhaften graphischen Werkstätten, den Ruhm des Stuttgarter Verlages als Ursprungsstätte gediegener Prachtwerke außerordentlich gemehrt. Wir erinnern an Scherrs »Germania«, an v. Falles »Illustrierte Kostümgeschichte«, »Hellas und Rom«, an Poten und Speier, »Unser Volk in Waffen«, an Friedrich von Hellwalds reich illustrierte Werke, an Reinhard Kekules Prachtwerke aus der griechischen Kunst, Bruno Buchers Geschichte der technischen Künste, usw. Sie alle sind dem Buchhändler, wenigstens dem älteren, bekannt und vertraut, nicht nur der Gediegenheit ihres Inhalts und ihrer Ausstattung wegen, sondern auch wegen der ungewöhnlich bereitwilligen Aufnahme, die sie in weiten Kreisen der Kundschaft fanden. Als praktisch nutzbares Pracht werk sei hier das »Deutsche Maler-Journal« und »Das Kunst handwerk« genannt. Ein großer Erfolg war die Monats schrift »Vom Fels zum Meer«, die er 1881 begann; nicht minder groß war der Erfolg der in demselben Jahre be gonnenen deutschen Hand- und Hausbibliothek »Collection Spemann«. Glänzend führte Spemann mit Joseph Kürschner die lange Bändereihe »Die deutsche Nationalliteratur« durch. Von Jugend-Zeitschriften seines Verlages, die sich großer Beliebtheit erfreuen, seien »Der gute Kamerad«, »Das Kränzchen«, »Das Neue Universum« genannt. Auch »Spemanns Schatzkästlein des erinnert, den Spemann-Stuhlmanns Zeichenhefte in der breiten Öffentlichkeit fanden. Die Neubelebung des veralteten Piererschen Konversationslexikons in Bearbeitung von Joseph Kürschner erwies sich dagegen als weniger glücklich im Erfolge und hat dem Ver leger manche sorgenvolle Stunde bereitet. 1882 errichtete Wilhelm Spemann eine Zweigniederlassung seines Verlags in Berlin, mit deren Leitung er Herrn August Brüller betraute. Diesem Geschäft lag in der Hauptsache die Pflege der Altertumswissenschaft und des Verlags der Königlichen Museen in Berlin ob. Am 1. Janur 1890 fand eine Verschmelzung des W. Spemannschen Verlages in Stuttgart mit der dortigen Druckerei der Gebrüder Kröner und dem Hermann Schön- leinschen Verlage zu der großen Geschäftsorganisation »Union Deutsche Verlagsgesellschaft« in Stuttgart statt, in deren Besitz auch die I. G. Cottasche Buchhandlung zunächst überging. Aber schon 1896 schied W. Spemann aus dieser Gesellschaft aus und wandte sich in Verbindung mit seinem Bruder Gottfried Spemann, der die Leitung des Berliner Zweiggeschäfts übernahm, wieder dem selbständigen Betriebe seines Verlages zu. Zahlreiche wertvolle Werke entstammen der gemeinsamen Arbeit dieser Periode: »Das Museum«, »Die Baukunst«, »Spemanns Kunst lexikon«, »Kunstkalender«, »Hauskunde«, Herman Grimms »Michel angelo«, Jacob Vurckhardts »Griechische Kulturgeschichte«, Carl Neumanns »Rembrandt«, Richers »Anatomie für Künstler« und viele andere schöne Werke, die eine wertvolle Bereicherung der deutschen Kunstliteratur bilden. Aus neuester Zeit sei hier das großartige Werk von Wilhelm Spemanns Sohne Adolf angereiht: »Dannecker« (vgl. Börsenblatt 1909 Nr. 271). Wir haben schon in unserer kurzen Traueranzeige in Nr. 149 d. Bl. daran erinnert, daß Wilhelm Spemann in den Jahren 1880 bis 1884 unter Adolf Kröners Vorsteherschaft im Vorstande des Börsenvereins im Amte des II. Schriftführers mitgearbeitet hat. Es war eine schwierige, kampfreiche Zeit im Buchhandel. Die Schaffung der neuen Satzungen des Börsenvereins bereitete sich vor, und es erforderte viel Geduld, Festigkeit, Mut und Arbeit, um die neuen Verhältnisse, wie sie durch die bekannten Verlegererklärungen gegeben waren, einzuleiten, Beschlüsse durchzuführen und manchem Widersacher zu begegnen. Wilhelm Spemann hat stets in vorderster Reihe der Kämpfer für die neue Organisation gestanden und ist entschlossen für sie eingetreten. Er war es auch, der 1887 in Frankfurt a. M. in der außer- nahme der neuen Satzungen aufs freudigste begrüßte: »Ich glaube, daßder deutsche Buchhandel den stolzen Erfolg errungen hat, daß er die erste jener kaufmännischen Korporationen ist, die das Prinzip der moralischen Verantwortlichkeit gegenüber der Gesamtheit zur Ausführung bringt.« Auch im süddeutschen Buchhandel, im Süddeutschen Buchhändlerverein, hat er dauernd in diesem Sinne gewirkt. Im Jahre 1883 war er im Reichsjustizamt an den Beratungen über den Literarvertrag mit Frankreich beteiligt, 1898 an den Beratungen über das neu zu schaffende deutsche Urheber rechtsgesetz, 1899 an denen über das Verlagsrecht. Seit 1893 war er im Außerordentlichen Ausschuß des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler für Urheberrecht und Verlagsrecht tätig und hat dessen Beratungen bis in die jüngste Zeit als Vorsitzender geleitet. Auch in anderen Ehrenämtern war er tätig: 1893 als Preisrichter für das Deutsche Reich auf der Weltausstellung in Chicago, im gleichen Amte 1900 in Paris. Ein reiches Leben sinkt mit Wilhelm Spemann in die Gruft, umfassende Kenntnisse, ein scharfer Verstand, ein weit voraus reichender Geschäftsbuch ein kühner Unternehmungsgeist, gepaart mit festem Charakter, vornehmer Gesinnung, gewinnender Liebens würdigkeit und großer Herzensgüte. Der deutsche Buchhandel trauert um einen seiner Tüchtigsten. Wir alle wollen dem treuen Manne dauerndes Gedenken in Ehren bewahren. Red. * Gestorben: Am 30. Juni auf seinem Gute Niederdollendorf im Alter von siebzig Jahren der Verlagsbuchhändler Herr Albert Ahn sen., seit 1868 Inhaber der Verlagshandlung Albert Ahn in Köln, seit 1892 in Gesellschaft mit seinem Sohne Albert Ahn jun. Sein Verlag ist besonders durch seine umfangreiche »Opern textbibliothek« und andere namhafte Bühnenwerke ausgezeichnet, auch durch die Folge »Geerlings Erzählungen aus deutschen Klassikern«, »Schrammens Erläuterungen zu deutschen Klassikern«, ferner durch das »Westdeutsche Eisenbahn-Kursbuch«. durch Schul bücher und manches andere gangbare Buch und Musikstück. Er war ein begeisterter Verehrer der französischen Oper, ein Freund Bizets und anderer Bühnenkomponisten und hat zur Verbreitung französischer Musik und Literatur in Deutschland viel beigetragen. Auch mit Richard Wagner war er befreundet.
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