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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1910
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- Deutsch
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^ 120, 28. Mai 1910. Nichtamtlicher Teil. -!örsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 6349 Überall empfindet der Leser die sichere Beobachtung eines subjektiv denkenden Verfassers, der Tatsachen niederzuschreiben wünscht, ohne mit seinem eigenen Lande zu vergleichen, und der im allgemeinen in zutreffender Weise schildert. Den Buchhändler dürfte neben dem Kapitel »Die Presse« be sonders der »Literarische Untersuchungen« überschriebene Absatz interessieren. Im nachfolgenden sei der wesentliche Inhalt dieses Kapitels wiedergegeben. Der Verfasser erkennt zunächst an, daß gegenwärtig keine lite rarische Schule in Deutschland vorhanden ist, sondern daß jeder Schriftsteller in seiner Art schreibt, was er zu sagen hat. Freilich fänden manche nicht den richtigen Ton oder Weg, um sich dem Publikum verständlich zu machen. Jedenfalls sei man sich über die Richtung des Fortschrittes in der Literatur nicht klar. Wenn auch der Einfluß Goethes, Schillers, Heines (!), Nietzsches (er vergißt manchen, z. B. E. T. A. Hoffmann, Jean Paul, Keller u. a.) noch geltend sei, so seien doch Zola, Ibsen, Tolstoi nicht unbedeutende Vorbilder. Mit Hilfe dieser Größen suche sich der Deutsche erst eine literarische Richtung. In der Menge der literarischen Erzeugnisse fände sich neben manchem Wertlosen doch auch manches Interessante und Gute. Besonders die romantische Novelle werde trotz der ihr häufig an haftenden Schwächen begierig vom Publikum aufgegriffen. Man übertreibe zwar stark in der Zerstörung des Idealismus, doch seien Anzeichen zum Besserwerden vorhanden. Viele Schriftsteller machen den Fehler, sich eingehend mit Problemen zu beschäftigen, die wohl ihre eigene kleine Lebens sphäre, aber nicht im geringsten die der übrigen Welt interessieren. Sie werden deshalb höchstens zur Befriedigung der augenblicklichen Neugier gelesen. Während bis gegen die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die deutsche Literatur mit einigen Ausnahmen — er nennt da Wildenbruch, Wilh. Busch (?), Fontane, Raabe (warum nicht Gustav Freytag?), — durchaus unbe deutend war, begann sie sich von da an zu heben. Die Leser verlangten nach Frischerem und Greifbarerem und er hielten darauf manche realistischen Werke, die bald wieder über das Ziel hinausschosscn und in der Entwickelung ihrer medizinischen und psychologischen Probleme oft geradezu abstoßend waren. Unter den Autoren solcher Werke behaupteten sich schließlich Sudermann und Hauptmann, sowohl als Dramatiker wie als Novellisten. Für Berry gilt Sudermann als der beste Erzähler der gegenwärtigen deutschen Literatur. Er rühmt besonders »Jolanthes Hochzeit« (Novelle). Hauptmann wird mehr als Dramatiker geschätzt, als der er die deutsche Bühne entschieden vorangebracht habe. Arno Holz, besonders als Lyriker, Joh. Schlaf als Novellist stark realistischer Richtung, M. G. Conrad als Romanschriftsteller und Führer der süddeutschen literarischen Be wegung werden hervorgehoben. Raabe, der düstere Gedanken, aber einen heiteren Humor habe, wird ein Nachahmer (!) Dickens' (!), Wildenbruch ein fruchtbarer Lyriker, Novellist und Dramatiker genannt. Ferner erwähnt Berry als bedeutend Fontane, Ebers, als Humoristen: Busch, Hans Hoffmann, Seidel, Aram. Während er Liliencrons Gedichten keine Zukunft voraus sagt, hält er seine Novellen sür ausgezeichnet. Beyerlein, O. Ernst, G. Freytag (zu wenig), Dahn, Frenssen, Bölsche, Bierbaum, Bleibtreu, Heyse, Bulcke, Bloem (!), Herzog, Laufs werden in zutreffender Weise kurz charakterisiert. Man hat aber den Ein druck, als ob Berry sich doch nicht so eingehend mit der Literatur beschäftigt habe, da noch mancher nicht unbedeutende Dichter fehlt, während einige weniger anerkannte Namen genannt sind. — Von den Frauen, unter denen nur wenige eine führende Rolle einnähmen, werden Helene Böhlau, Freiin v. Bülow, I. Boy-Ed, E. v. Heyking, Joh. Ambrosius (!?) erwähnt, während auch hier merkwürdigerweise einige bedeutende Schriftstellerinnen wie El. Viebig, Ebner-Eschenbach u. a. fehlen. Die Lyrik sei nicht erloschen, wohl aber vernachlässigt, da man im Getriebe rastloser Arbeit nicht genug Sinn für Poesie habe. Einige fast vergessene (?) Dichter werden genannt, wie Baum bach, Jul. Sturm, O. v. Redwitz, E. Curtius, H. v. Treitschke (?). Als einen Führenden unter diesen rühmt er Martin Greif, ferner schätzt er Jul. Wolfs (!), Gust. Schüler, L. L. Schücking, Ferd. Avenarius, Dehmel, Falke und prophezeit Alfons Paquet als Lyriker eine Zukunft. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Berry bespricht noch kurz die ungeheure Produktion von Büchern und Zeitschriften, die nach der buchhändlerischen Statistik in der Zeit vom !. Juli 1007 bis 30. Juni 1908 die beispiellose Höhe von 30 780 Druckschriften erreicht habe, wovon auf Berlin 7775, auf Leipzig 6070, auf Stuttgart 1832, auf München 1506 entfallen. Berry gibt an, es gäbe in Deutschland 80 000 Kolporteure. Scheinbar zählt er auch die Ausläufer von Buchhandlungen zu den Kolporteuren, denn für diese allein wäre die Zahl ganz un möglich richtig. Auch beruht wohl kaum auf Richtigkeit, daß der Kolportagebuchhandel jährlich einen Umsatz von 2 600 000 bis 4 000 000 ^ erreiche. Mit Recht sagt er, daß die von der Kol portage vertriebene Literatur von armseligster Güte und sehr stark im Volke verbreitet sei, so daß man behaupten könne, sie übe großen Einfluß aus und trage mit Schuld an der Entsittlichung der Jugend. Es überrasche, daß Deutschland, obgleich es nach obigen An gaben das Land der Bücher sei, so wenig öffentliche Bibliotheken habe, nämlich etwa 190 mit zusammen 23 456 200 Bänden. Ursache dieses Mangels seien die geringen Beträge, welche Staats- und Stadtverwaltungen dafür ausgesetzt hätten. Wenn uns im wesentlichen auch nichts Neues in dem Abschnitt über »Literarische Untersuchungen« gesagt wird, so ist doch immerhin von einigem Interesse, wie ein Ausländer über das vor kurzem noch arme und zurückgebliebene Deutschland denkt, und einen besonderen Reiz hat es, daß der Verfasser ein An gehöriger jenes reichen und verwöhnten Volkes jenseit des Kanals ist, der vorurteilslos und ohne Neid sich über die Fortschritte seines Nachbarlandes äußert. Würzburg. 8. k. Kleine Mitteilungen. Buchhändlcrverband für das Königreich Sachsen. — Die diesjährige (31.) ordentliche Hauptversammlung des Ver bandes findet am Sonntag den 12. Juni in Dresden-N., Hotel Kronprinz, Hauptstraße 5, statt. Mit der im amtlichen Teil der heutigen Nummer auf Seite 6341 veröffentlichten Einladung ist auch die reichhaltige Tagesordnung abgedruckt. Uber den ge selligen Teil der Versammlung werden die Mitglieder noch aus den ihnen direkt zugehenden Einladungen das Nähere erfahren. »Pariser Photos«. — Einen Massenvertrieb unzüchtiger Bilder und gewisser Bücher der Schmutzliteratur hatte der Agent Eugen Jeschow in Berlin eingeleitet, der sich kürzlich vor der 4. Strafkammer des Berliner Landgerichts 1 unter der Anklage der Verbreitung unzüchtiger Abbildungen zu verantworten hatte. Vor einiger Zeit tauchten in Berlin eine große Anzahl »Pariser- Photos« auf, die das Schamloseste enthielten, was wohl aus diesem Gebiete überhaupt bisher geleistet worden war. Die Kriminalpolizei setzte alle Hebel in Bewegung, um den Verbreiter dieser Schmutzereien ausfindig zu machen. Mehrere Spuren deuteten auf den Angeklagten Jeschow hin, der im Süden Berlins und in Nixdorf mehrere Lager unterhielt, von denen aus er Kolportageromane und andere zweifelhafte Lektüre vertrieb. In diesen wurden wiederholt Haussuchungen vorgenommen, bei denen jedoch nicht das geringste Verdächtige vorgefunden wurde. Durch einen Zufall kam jedoch ein findiger Kriminalbeamter auf den Gedanken, einen Treppenpodest, der hohl zu sein schien, etwas näher zu untersuchen. Zu seinem Erstaunen fand er hier ganze Bündel der gesuchten Bilder. Der Angeklagte gab auch sofort jedes Leugnen auf und legte ein umfassendes Geständnis ab, das er auch vor Gericht wiederholte. Mit Rücksicht auf die große sittliche Gefahr, die in der Verbreitung derartiger Schamlosig keiten liege, hielt es das Gericht für angebracht, auf eine exem plarische Strafe zu erkennen. Das Urteil lautet auf sechs Monate Gefängnis. (Voss. Ztg.) Bergehen gegen die Sittlichkeit. — Der Bureauleiter einer Wiener Buchhandlungsfirma, Julius Pollak, erschien vor den Wiener Geschworenen unter der Anklage des Vergehens gegen die öffentliche Sittlichkeit. Im Juli 1909 erhielt die Polizei direktion Essen einen Brief des Kaufmanns Peter Fasbender, in dem dieser zur Kenntnis brachte, daß seinem 20jährigen Sohn 821
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