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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1910
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- Deutsch
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6348 Börsenblatt o. Dtschn. Buchtzanbel. Nichtamtlicher Teil. 120, 28. Mai ISIS. Bücher mit einem festen Preis — Rot ?rios heißen sie es unter Anlehnung an die englischen Verhältnisse — veröffent licht werden sollen, der von allen Verkäufern kontraktlich ein gehalten werden soll. Der Enthusiasmus auf der Versamm lung war groß, und die Sache scheint im besten Gange zu sein, um so mehr, als der Veitriebsleiler eines der be deutendsten amerikanischen Verlagshäuser (Mr. B. H. Ticknor von der Firma Houghton Mifflin L Co.), das als erstes seit einem Jahre alle seine Veröffentlichungen nach dem Rst-System herausgebracht hat, von dem glänzenden Resultat berichten konnte, das es mit seinen Weiten erreicht habe; der Handel habe überall ihre Bestiebungen derart unterstützt, daß sie einen großen Erfolg zu verzeichnen hätten und un bedingt den angesangenen Weg weitergehen würden. Von verlegerischcr Seite wurde geltend gemacht, daß es hauptsächlich die Verträge mit den Autoren unmöglich machten, die Bücher nach dem Rot-System zu veröffent lichen, da diese fürchteten, ihre Einkünfte dadurch zu schmälern. Mr. F. N. Doubleday, der Besitzer einer der schönsten Verlags-Unternehmungen der ganzen Welt, erzählte bei dieser Gelegenheit von einem Erlebnis aus seiner eigenen Praxis mit einer beliebten Autorin seines Verlags, Mrs. Williamson, der er während einer Reise in Südfrankreich den neuen Kontrakt auf Grund des Rot-Systems unterbreitete und dabei die Entscheidung in die Hände des lokalen eng lischen Buchhändlers legte, dem beide unbekannt waren. Auf die Frage: »Was denken Sie über Romane, die nach dem Rot-System veröffentlicht sind?- antwortete dieser Sorti menter prompt: -Entweder müssen die Verleger dazu kommen, alles not zu veröffentlichen, oder der Sortimentsbuchhandel geht zu gründe«. (In England lagen bis vor einigen Jahren die Verhältnisse ähnlich wie in Amerika.) Und auf die weitere Frage der Verfasserin: »Was denken Sie über die Chancen des Autors beim Rot-System?« erfolgte prompt die Antwort: »Wenn der Autor den Mut hat, seinen Ver leger zum Rot-System zu zwingen, wird er Geld machen.« Mrs. Williamson Unterzeichnete den neuen Kontrakt. Um auf die Verhandlungen der Versammlung selbst zurückzukommen, so berichtete zuerst der Präsident der Lssoeiation über das vergangene ereignisreiche Jahr im all gemeinen und gedachte dabei des Verlustes, den der ameri kanische Buchhandel durch den Tod des Herrn Adolf Growoll, Herausgebers und Redakteurs vom »kublisbors IVoolil/«, — gleich seinem Vorgänger F. Leypoldt aus Deutschland gebürtig — erlitten hat (osrgl. Börsenbl. 1S10, Nr. 2 u. 12). Nach verschiedenen, weniger für die Allgemeinheit inter essanten Mitteilungen gab Mr. W. B. Clarke von Boston einen genauen Bericht über die Verhandlungen zwischen den Sortimentsbuchhändlern und Verlegern. Die Hauptsache war, auf den Verleger einzuwirken, 1. das Buch zu einem Rot-Preise zu veröffentlichen; 2. als Minimalrabatt an den regulären Buchhändler 33)4 Prozent festzusetzen, mit S oder 10 Prozent Extrarabatt für den größeren Abnehmer; 3. daß ferner der Verleger einen individuellen Kontrakt sowohl mit dem Händler als auch mit dem Wiederverkäuser über das Einhalten des Verkaufspreises eingehen solle; 4. daß dieser Preis mindestens zwei Jahre festgehalten werden müsse. Bei dieser Gelegenheit möge eingeschaltet werden, daß nach den neuesten Entscheidungen des obersten Gerichtshofes der Ver einigten Staaten die Verleger - Vereinigung (Lmsriorm kublisbors' Lsoooiaticm) als solche kein Recht hat, die Einhaltung fester Preise zu erzwingen, sondern nur der einzelne Verleger mit dem ersten Käufer und auch dann nur bei Werken, die durch OopM-igbt geschlitzt sind (Ent scheidung des Bundesgerichts in Sachen Warenhaus Macy gegen ^moi-ies-o kublisbors' ^.ssaoiotion). Macy verkauft heute noch Romane zu 98 ots. anstatt H 1.08, dem Minimal preis der übrigen Häuser. Der Berichterstatter verlas dann eine Rabatttabelle der wichtigsten Verleger schöner Literatur, nach der die Rabatte zwischen 25 und 45 Prozent schwanken, sodann Briefe von Buchhändlern aus fast allen Staaten der Union über ihre Stellung zur Rabattfrage, die ein ganz interessantes Bild über die Verhältnisse des amerikanischen Sortiments- Buchhandels gaben. Die Briefe werden alle in der Nummer vom 14 Mai des Lublisbors' IVootlv veröffentlicht werden; ich darf deshalb nur einige charakteristische Be merkungen daraus herausgieifen. Ein Buchhändler aus Oregon schreibt: »Nach 25jähriger Erfahrung im Buchhandel sage ich, daß ein kleiner Sortimenter kein Geld verdienen kann, wenn er nicht mindestens 33)4 Prozent erhält. Wenn wir nicht noch Papierwaren nebenbei gehabt hätten, wären wir am Verdienst aus den Büchern allein Hungers gestorben und wir haben schon öfters daran gedacht, den Buchhandel für den Papierhandel aufzugeben«. Ein anderer schreibt aus Kansas: »Meinen eigentlichen Verdienst mußte ich aus anderen Zweigen des Geschäftes herausziehen«. Die Grundidee in allen Briefen ist, daß ein Minimalrabatt von 33)4 Prozent absolut notwendig ist, um dem Sortiments buchhandel neues Interesse und neue Kapitalien zuzufahren, denn auf die Dauer wird wohl niemand auch nur einen Teil seines Geschäftes ohne Gewinn oder gar mit Verlust führen wollen. Interessante Vorträge hielten während der zweitägigen Verhandlungen Mr. CH. L. Bowman in New Dork Uber das Buch-Versandgeschäft und die Abfassung der Bücherkataloge dafür; E. Madison in Montclair über Dcuckaufträge als Nebenerwerb für Sortimenter; E. L. Herr in Lancaster über Propaganda und Anzeigen im Buchhandel; W. K. Stewart in Indianapolis über lokale Geschäfts-Propaganda; F. N. Doubleday in New Dork über die Lage des modernen Ver legers und Miß M. Sturdivant in Buffalo über Bücher- preife im Warenhaus. Die letztere Dame trat sehr energisch für Aufrechterhaltung der Preise im Warenhaus ein, wie denn die Tendenz in allen besseren Warenhäusern hierzulande ist, die festgesetzten Preise bei regulärer Ware einzuhalten. Ein Bankett am Abend des 11. Mai vereinigte im Hotel Astor zirka 300 Buchhändler und Autoren und gab den Verhandlungen einen gemütlichen Abschluß. New Dork, 14. Mai 1910. L. R. Das Urteil eines Engländers über die deutsche Literatur und den deutschen Buchhandel der Gegenwart. Ein gewisser Robert M. Berry hat soeben bei Pitman L Sons in London ein in vieler Beziehung interessantes Buch veröffentlicht, das den vielsagenden Titel trägt: 6erroau^ ok tbo Oerwans (Preis geb. 6 stl. net). Es ist eines jener heute nicht mehr so seltenen Bücher von Ausländern über unser Land und Volk, die von dem längeren Einleitung im allgemeinen ein hohes Lob der deutschen Art gesungen wird, an dessen Spitze der Satz »'l'bese psople ms wonllgriul mstboäieal« steht, und in der gesagt wird, daß der deutsche Michel aufgewacht ist, auch der kleinsten Angelegenheit seine volle Aufmerksamkeit widmet, ein lebhaftes, arbeitsames, militärisch begabtes, polizeilich geordnetes, patriotisch fühlendes, nach Erfolg strebendes Volk von achtunggebietender Zahl bildet, das bei aller zeitfüllenden Arbeit doch nicht versäumt, sich mit Künsten und Literatur zu beschäftigen, folgen die einzelnen Kapitel, in denen der Kaiser und seine Familie, Heer und Marine, Ver waltung und Gesetzgebung, Glaubens- und soziale Frage, «Handel und Industrie, Künste, Philosophie, Kultur usw. eine Rolle spielen.
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