6074 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 114, 21. Mai 1910. Meyer «8c Jessen, Verlag, Berlin 8>V. 11, Tempelhofer Afer 35 Ludwig Speidel's Schriften. ^7^2^ Erster Biographisch-literarische Essays. Band: Dauerhaftgeh.M.4.-,geb.M.5.-. Aus dem Inhalt: Martin Luther — Ulrich Zwingli — Spinoza — Voltaire — Jean Jacques Rousseau — Moses Mendelssohn — Schiller — Anselm Ritter von Feuerbach — Jacob Grimm — Andreas Schmeller — Ludwig Uhland — Ludwig Börne — Johann Nestroy — Wilhelm Kaulbach — Döllinger — Sans Christian Andersen — Leine — Leinrich Laube — Franz Dingelstedt — Friedrich Theodor Bischer — David Friedrich Strauß — Michael Etienne — Anselm Feuerbach — Wilhelm Scherer — Wilhelm Leibl — Böcklin — Lans von Marees — Daniel Spitzer — Gustav Freytag — Heinrich Natter — Meunier u. a. Die Bandzahl wird ganz unauffällig angebracht, und die Bände, von denen zwei weitere bestimmt noch Heuer erscheinen werden, sind zunächst einzeln käuflich. Band 2 wird „Wiener Frauen und anderes Wienerische" bringen, Band 3 „Leilige Zeiten", die kostbaren Stimmungsbilder und Märchen, die in den Weihnachtsnnmmern der „Neuen Freien Presse" erschienen sind. Es sind insgesamt sechs bis acht Bände vorgesehen. Wir bitten deshalb, nicht zu Unterlasten, Kontinuationslisten anzulegen. Das Erscheinen voll Ludwig Speidels Schriften wird allen Wissenden eine frohe Kunde sein und für die gesamte literarische Welt ein Ereignis ersten Ranges bedeuten. Wahrscheinlich werden aber auch sehr viele selbst literarisch Gebildete und auch manche unserer Lerren Kollegen erstaunt fragen: wer war denn Ludwig Speidel? And diese Frage auf einer Börsenblattseite erschöpfend zu beantworten, dürfte nicht leicht sein. Ludwig Speidel war Kritiker und Feuilletonist der Wiener „Neuen Freien Presse", aber einen „Fürsten der Feder" den „,König der Wiener Kritik", einen „Schriftsteller von Gottes Gnaden", den „Klassiker des Wiener Feuilletons" haben ihn Berufene genannt. Wie wenig indessen diese Worte besagen wollen, weiß jeder aus der Generation, die Ludwig Speidels Glanzzeit noch mit Bewußtsein erlebt hat. „Es gibt Namen, die etwas wie von einer Zauberformel in sich tragen." Der Satz Äermann Grimms könnte auch auf Ludwig Speidel gelten. And dieser Mann, der der deutschen Sprache die wundervollstenMöne geliehen, ist für de» weitaus größten Teil des deutschen Volkes ein^ Anbekannter! Der Grund dafür: Speidel war zu seinen Lebzeiten nie zu bewegen, eine Sammlung seiner Aufsätze zu veran stalten. Seine Worte waren: „Ich habe nie eine Korrektur gelesen und nie ein gedrucktes Feuilleton wieder angesehen."