Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1910
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19100411
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191004114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19100411
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1910
- Monat1910-04
- Tag1910-04-11
- Monat1910-04
- Jahr1910
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4322 Börsenblatt f. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 81. 11. April 1910 stuhl) und sich mit ihm wegen der von Nanteuil gestochenen Ra dierungen zu diesem Buche, die das Mißfallen des jungen, em pfindlichen Dichters erregt hatten, bald entzweit, während der letztere zwei erfolgreiche Novellenbände »Der Nachttisch» und »Kopf und Herz», sowie »Samuel, ernsthafter Roman» bei Renduel veröffentlicht hat. — Ferner Toulette, dessen ge schichtliche Romane und Studien Titel von unglaublicher Länge aufwiesen (Ein Beispiel: »Der Hof und die Stadt, Paris und Coblentz, Das alte Regime und das neue, betrachtet unter dem Einfluß hervorragender Männer und berühmter Frauen durch ihre Handlungen, Lehren und Schriften, von Karl IX., Heinrich IV. und Ludwig XlV. bis auf Napoleon, Ludwig XVIll. und Karl X.»); Aloisius Bertrand (»6uspu,rä äs lg. 8uit», Phantasien in der Art von Rembrandt und Callot); den bereits genannten Gerard Labrunie, der unter dem Schriftstellernamen Gerard de Nerval — man beachte, wie häufig die Romantiker sich mit anderen Namen schmückten — bekannt war und sich schon im Jahre 1827 durch eine Faust- Übersetzung berühmt gemacht hatte, und der seinem Verleger 15—20 Seiten lange Reisebriefe schrieb mit der Bitte, sie unter den Freunden der Tafelrunde, dem berühmten »Lennels», zirkulieren zu lassen. Er verdient unser besonderes Interesse als Heines Mitarbeiter an der französischen Ausgabe von dessen Werken. Heine hat dem unglücklichen Poeten, der im Jahre 1855 durch Selbstmord endete, ein schönes Denkmal seiner Freundesdankbarkeit gesetzt in der Einle tung zu der im gleichen Jahre erschienenen französischen Prosaausgabe der »?oLms8 st, 1-SFsnäs«», in der er den großen Anteil Gerard de Nervals an dieser Übersetzung und dessen geniales Verständnis für die Heine- sche Muse hervorhob.*) Eugen Capus, der Verfasser von: -/luins? Geschichte aus der anderen Welt», der dem Verleger ebenfalls unendliche Episteln schrieb, wozu ihm sein Aufenthalt in einer weltabgelegenen Provinzstadt offenbar Zeit genug ließ, und schließlich eine ganze Reihe heute längst vergessener Schrift stellerinnen, von denen nur zwei: Rosa de Saint-Surin und Juliette Becard, uns ein gewisses Interesse abnötigen durch die Aufdringlichkeit, mit der sie Renduel nachstellten, damit er ihre Werke verlege, und durch den burschikosen Stil ihrer Briefe. Den Namen Honors de Balzacs finden wir im Renduelschen Verlagsverzeichnis nicht, doch darf uns dies nicht weiter be fremden, wenn wir uns daran erinnern, welche Rolle Balzac im Leben Renduels gespielt hat und wie durch sein Dazwischentreten dessen erste Etablierungspläne vereitelt worden sind. Balzac hatte sich gegen den Willen seiner Eltern von dem Notarberuf, für den er bestimmt war, abgewandt und sich ganz der Schriftstellerei gewidmet, die ihm jedoch lange nicht soviel einbrachte, daß er davon Hütte leben können, obwohl er bereits am Anfang seiner schrift- stellerischen Tätigkeit relativ bedeutende Honorare bezahlt erhielt, wie im Jahre 1822 von dem Buchhändler Pollet, der ihm für eine ziellen Unterstützung feiner Freundin und Gönnerin Mme de Berny als Verleger. Er debütierte recht unglücklich mit dem Verlag von Lieferungsausgaben der großen französischen Klassiker, von denen jedoch nur La Fontaine und Moliere erschienen sind. Diese bedeuteten insofern eine originelle Neuerung im fran zösischen Buchhandel, als sie, zweispaltig gesetzt, in sehr kleinen Lettern (»mi^nonns») gedruckt waren und die gesamten Werke in einem Bande umfaßten. Sie enthielten interessante Einleitungen aus der Feder des Verlegers, der als solcher die zu seinem Namen gehörige Adelspartikel, die er sich übrigens ganz unbe rechtigterweise zugelegt hat, weglieb und sie unter der Firma »8. U-U22.6, Lärrsur - ?i opristui' 6, ros äs* käirrais - 8t. 6srrn.tin» anzeigte. Jeder Band enthielt außerdem 30 Holzschnitte von Thompson, nach Zeichnungen von Dev-ria, und kostete die ver hältnismäßig preiswerte Summe von 20 Frcs. (4 Liefernngen L 5 Fr.) für die gewöhnliche und 30 Frcs. für die Ausgabe auf Luxuspapier. Das Unternehmen, dessen Kosten sich auf über 14000 Francs beliefen, schlug jedoch durchaus nicht ein, die Jllu- *) H Heines Gesammelte Werke. Hrsg. v. E. Elster. (Biblio graph. Institut.) Bd. 1, S. 499 ff. strationen sollen daran schuld gewesen sein, die allerdings herzlich schlecht waren — richtiger wohl, weil es Balzac an jeder geschäft lichen Erfahrung und Geschicklichkeit fehlte. Es wurden kaum 20 Exemplare jedes Werkes verkauft, und der Rest der Auflage (je 3000 Ex ) ging als Makulatur ab. Aber Balzac ließ sich nicht entmutigen und wandte sich dem Druckgewerbe zu. Er erhielt von seinem Vater 30 000 Frcs. und erwarb für diese Summe die Buchdruckerei des nachmaligen 15 000 Fr. für das Druckerpatent und 12 000 Fr. als Ent schädigungssumme für seinen Socius Barbier aufzntreiben, die Letzterem für das Ausgeben seiner Stellung in einer andern Buchdruckerei kontraktlich zugesichert worden waren, sodaß sich Balzac immer mehr verschuldete, umsomehr als es ihm an Geld und Kredit aufzutreiben, die es ihnen ermöglichten, eine Anzahl Werke zu drucken, darunter die dritte Auflage von Alfred de Vignys »Memoiren von Madame Roland» und »Der fünfte März», die Werke von Lefage, den zweiten Band der Memoiren von Villemain, Romane, Broschüren, die »Romantischen Annalen«, in denen er einige seiner Gedichte unterbrachte. Auch an andern seiner Verlagswerke hat er vermutlich selbst mitgearbeitet, wie: »Kleines kritisches und anekdotisches Wörterbuch der Pariser Firmenschilder», »Die Kunst, seine Kravatte zu binden« und »Die Kunst, seine Schulden nicht zu bezahlen». Bei letzterem hat ihm jedenfalls seine eigene Erfahrung gute Dienste geleistet, und er hat diese auch später bei verschiedenen seiner Roman- siguren, wie Gobseck, Birotteau, Crevel, mit Geschick verwertet. Nachdem er mehrere Male hart am Bankerott und dem Schuld gefängnis vorbeigekommen war, nachdem er noch zu guter Letzt seinem Unternehmen einen neuen Halt zu geben, indem er die in Konkurs geratene Firma Gills fils übernahm (nach einer Anzeige im äournul äs 1a. libiairis vom 27. September 1827), der tatkräftige, intelligente, neunzehnjährige Sohn seiner Gönnerin, die vorher durch ihren Eintritt in das Geschäft als stille Teil haberin mit einer neuen Einlage von 18 000 Frcs. nochmals ver- mit der Schriftgießerei eine Million verdient haben und die Firma Deberny steht heute noch in großem Ansehen. Balzac selbst kehrte in Ehren, aber trotz der großen Geldopfer von seiten seiner greisen Eitern, mit Schulden überladen, zur Schriftstellerei zurück. Seinem Unternehmungssinn, seiner Erfindungsgabe, seinen groß zügigen Ideen hatte das Wesentlichste gefehlt: die Ausdauer und die praktische Begabung, die auch dem Unbedeutenden und Klein lichen im Geschüftsleben mit Ernst nachgeht. Daß er in späteren Jahren neben manchem andern geschäftlichen Projekt, von dessen Ausführung er sich goldene Berge versprach, ernstlich an die Gründung einer Zeitschrift dachte, die die damals bereits führen den Zeit fchriften »Usvos äss vsux Nonäs8« und »üsvus äs glücklich gewählt war, war bereits gebildet, aber auch hier gebrach es dem rastlosen Verfasser der »Menschlichen Komödie» wieder gänzlich am erforderlichen Betriebskapital.*) Die intensive Tätigkeit Renduels, der im Jahre 1837 zur Vergrößerung seines Betriebs nach der Rue Christine Nr. 6 um gezogen war, war leider nicht ohne schädlichen Einfluß auf seine Gesundheit geblieben. Gegen Ende der dreißiger Jahre zog er sich vorerst einige Monate im Jahr auf ein in Beuvron er worbenes Grundstück zurück, sah sich jedoch bald genötigt, Paris ganz aufzugeben und sich in seiner Heimat endgültig anzusiedeln. *) Vergl. A.-J. Pons: Honors äs kalro-o säitsur, impriwsur st. koväsur äs SLrLt.1ers8 in »Us l^ivre», Jahrgang 1880, S. 274 ff. und ^Ipb. 8sobs et. 1uls3 Lsrtaut, II. äs Ualrae (1910), S. 36 ff.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder