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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1923
- Strukturtyp
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- 1923-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1923
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84, 11. April 1923. Redaktioneller Teil waren unter den in größerem Umfang vorgenommenen Betriebs einschränkungen die Fälle der Einführung von Kurzarbeit beson ders zahlreich, da nach Möglichkeit versucht wird, -Entlassungen zu vermeiden. Immerhin nimmt auch di« Zahl der Arbeitsuchen den (also Arbeitslosen) langsam zn. Arbeitsstreckung bedeutet aber naturgemäß zugleich Einkonunenstreckung, mit anderen Wor ten: Lähmung, wenn nicht Minderung der Kaufkraft. Sie fällt um so schwerer ins Gewicht, als wir seit Jahr und Tag nur noch von der Hand in den Mund gelebt haben, zum guten Teil zugleich aus Kosten unserer Vermögenssubstanz, und Sparrücklagen so gut wie gar nicht erfolgt sind. Die Holzarbeiter-Zeitung hat kürzlich ausgerechnet, daß, an der Ernährungsverteuerung gemessen, der Reallohn der Holzfacharbeiter in Prozenten des Friedenslohnes nur betrug 1922 im Januar 71°/», im April 63A, im Juli 66?6, im Oktober 59?S, im November 47°/>, im Dezember 60"-,! und im Januar 1923 nur 47,5?S.' Diese Einkommensmindernng dürste typisch sein. Da der Handarbeiter verhältnismäßig immer noch die best« Anpassung seiner Löhne an die Geldentwertung hat durchsetzen können, dürfte für weite Bevölkerungsschichten die Lage sogar noch viel unglücklicher sein. Wir habe» also im Durch schnitt nur noch etwa halb so viel als vor dem Krieg« auszu geben. Für Ersparnisse, auf die jetzt zurückgegriffen werden könnte, bleibt dabei naturgemäß nichts übrig. Nur die Industrie hat bei entsprechender Bi-lanzpolitik sich Rücklagen schaffen können, die ihr jetzt über di« Krisis forthelsen dürften. Teilweise Wohl auch der Handel. Soweit dabei aber Lagerwerte in Frage kom men, ist gerade in Zeiten abbröckclnder Preise alles unsicher. Die Einlagen der deutschen Sparkassen wurden nach dein Stande vom 31. Dezember 1922 auf 130 bis 140 Milliarden Mark geschätzt, gegen 45 Milliarden «n 3l. Dezember 1921. Sie haben sich also in dem Jahr, das einen Jndexsprung auf das 40- bis ZOfache und bei den Kreditbanken eine Kveditoienhebung auf vielleicht das lOfache brachte, bei den Sparkassen höchst wahrscheinlich nur ver dreifacht. So gering war die Sparkraft; so gering war aber auch die Sparlust. Dem ständigen Steigen der Preise entsprachen ja die als Flucht vor der Mark bezeichneten Angstkäufe, die allent halben eine Scheinkonjunktur höchster Potenz dorzauberten, heute aber die Kehrseite zeigen, daß die vielfach übersättigten Käufer nun plötzlich völlig ausfallen. Alles das erklärt die Absatzstockung, die teilweise im übrigen an die Lag« 1921 erinnert, wo ja schon einmal einigermaßen eine Stabilisierung des Dollar-Mark-Kur- ses erreicht war. Damit ist auch wieder dieFragedesPreisabbaues in den Vordergrund gerückt. Die tatsächliche Lage unserer Gesamt- wirtschafi ist aus der nachstehenden Zusammenstellung der von der Industrie- und Handelszeitung wöchentlich «rechneten Großhan- delsindices zu ersehen. Zum Vergleich ist die Markentwertung im Verhältnis zmn Dollar daneben gesetzt: liegt. 2. Der Vergleich der einzelnen Teilindices läßt erkennen, daß die Deueruugslage nicht für alle Warengattungen gleich ist, daß aber vor allem auch die Abbaueniwicklung bei ihnen keines wegs einheitlich vor sich geht. 3. Der Vergleich mit dem Ent- wertungsiindex der Mark läßt erkennen, daß die Preise der für unsere Ernährung wichtigsten Dinge allerdings noch unter der Goldparität liegen, daß sich die Gruppe Häute, «Felle usw. ihr ungefähr anpaßt, daß aber die Preise bei den Gruppen Textilien und Kohl«, Eisen usw. über der Goldparität und damit Wer dem Weltmarktniveau liegen. Die Wirtschaft drängt naturgemäß von sich aus ans einen völligen Ausgleich. Namentlich di« über dem Weltmarktniveau liegenden Preise sind auf die Dauer unerträg lich. Bislang sträubt man sich aber, soweit nicht aus Valutabasis erfolgende Kalkulationen automatisch der Devisenentwickluiig folgteu, gegen jeden entschiedeneren Preisnachlaß, da „um die da mit verbundenen Verluste scheut und vor allem nicht überall an die Möglichkeit der Stabilisierung der Mark für die Dauer auf dem heutigen Kursniveau glaubt. Nur soweit Geldknappheit zu Verkäufen um joden Preis nötigt, ist ein stärkeres Nachgeben zu bemerken gewesen. Sonst fordert man ein Vorangehen vor allem des Fiskus im Preisabbau, um mit der Verbilligung der Her- stellungs- und allgemeinen Betriebskosten, von der Urproduküvn beginnend, die Grundlage für -eine allgemeine Senkung des Tene- cnngsspiegels zu gewinnen. Daß Eisenbahn und Post aus eine weiter« Erhöhung ihrer Tarife verzichtet haben, dürste dieser For derung bereits entsprechen. Doch genügt das allein Wohl nicht. Namentlich die Frachten müssten auch geradezu ermäßigt werden. Der allerdings nur sehr bescheidene Abbau der Kohlenpreise gehört gleichfalls in diesen Rahmen. Diesen in preissenkender Richtung wirkenden Faktoren stehen aber doch auch noch andere entgegen, von denen eher «in preissteigernder Einfluß zu erwarten ist. Aus die Dauer wird weder für das Brot noch für die Wohnrmg die bisherige Zwangswirtschaft in vollem Umfang aufrecht erhalten werden können. Gerade ein« Stabilisiernngsperiode wie die jetzige verstärkt die Tendenz zur Anpassung an die natürliche Marktlage auch auf diesem Gebiet. Soweit verlautet, läßt auch der bisher noch beobachtete Widerstand dagegen nach. Freilich fordern die Gewerkschaften in diesem Fall einen entsprechenden Ausgleich in der Lohnpolitik. Hier ist also ein Stoß zur Entwicklung nach oben zu erwarten. Der Reichslebenshaltungsindex ist im Laufe des Monats März von 2643 aus 2854 gestiegen, was beweist, -aß die allgemeine Teuerungsbewegung trotz allem überhaupt noch nicht zum Stillstand gekommen ist, sondern noch immer sortschreitet, wenn auch stark verlangsamt. In der Erkenntnis aber, daß hin sichtlich der Binnenteuerung ein klarer Abschluß noch nicht erreicht ist, sträubt sich die Industrie gegen den Preisabbau im Innern und hat die zweifellos vorhandenen Schwierigkeiten für die Aus fuhr vielfach dadurch zu beheben gesucht, daß lediglich Ermätzi- Kohle, Eisen, Metalle, Baustoffe, Ole Textilien Häute, Felle, Leder, Gummi ^Mehl^ Kartoffeln, Düngemittel Reisch, gliche, Fette, Milch, Zucker Gesamt- der Mark nach dem Dollarkurs 1913 I 1 1 l 1 1 1 27.1.—2. II. 1923 7162.04 14 770.24 9 273.71 3919.66 4320.65 6874.95 i 9143.24 3.-9. II. 8062.02 14 426.45 10 136.56 4500.22 5098.24 7575.37 8672.78 10.—10.11. 8717.86 11 751.07 6 916.66 4154.15 4079.49 7051.34 5887.72 17.—23. II. „ 8676.74 9 579.50 5 532.76 3802.67 4096.95 6650.02 5202.87 24. 11.—2. III. .. 8643.14 11 480.56 5 845.23 3472.09 4287.81 6815.68 5419.64 3.—9. IN. 8472.39 9 914.07 5 070.21 2952.59 3939.68 6363.39 5121.98 IO->6. III. 8389.47 g 422.73 5 014.93 2936.17 3743.79 6234.89 4967.64 17.—23. III. . 8185.97 9 859.50 5 111.31 2848.08 3782.37 6169.08 4978.56 24.—30. II I. .. 8163.47 9 705.95 4 738.09 2934.91 3817.89 6148.58 4984.63 Di« Übersicht zeigt dreierlei: l. Die im Gesamtindex sichtbar werdende Entwicklung läßt erkennen, daß nach dem in der Woche vom 3. bis 9. Februar erreichten Höchststand die Tendenz mit einer einmaligen kurzen Unterbrechung dauernd abwärts gerichtet war; es hat also in den Großhandelspreisen tatsächlich ein Abbau statt- gesunden auf ein Niveau, das niedriger als Anfang Februar, aber immer noch höher als in der Januarwoche zuvor (4081.08)' gungen der Auslandpreise vorgenommen wurden. Das echte Dum ping, das dabei eintritt, glaubt man Wohl in dem Augenblick wie der aufgeben zu können, wo der Markkurs wieder schlechter wird. Wie sich die Dinge hier gestalten, hängt natürlich völlig vom Aus gang der Ruhrsrag« ab. Wir erwarten selbstverständlich den Er folg des deutschen Abwehrkampfes. Viele glauben aber auch bei einem Sieg mit einer Verlegung des Stabilisienmgsniveaus rech-
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