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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1923
- Strukturtyp
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- Band
- 1923-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1923
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 84, 1l. April 1S23. »Tor bün ick nigllch up», meinte er. Und Töppel fuhr in seiner Erzählung fort: »Jo, wat meenst Du, Britnslvw? Denk di blot ehs an: »litten mang all den Schitkram dor up den Lisch iceg een Spickaal I Kcen gewöhnlichen Spickaal! Nee, ganz un gor »ich! Dat wir een Spickaal, de kunn sick scihn laten. Dünner Narren noch ehnsl De wir to'n mindestens so lang». Und Töppel breitete die Arme, als wollte er einen umarmen. Er markierte eine Länge von etwa dreiviertcl Metern. »Wo ist't mägbichl» meinte Brünslow. »Un so dick», zeigte Töppel, indem er Damnen und Zeigefinger weit ausspreizte. »Un ganz een sinen Spickaal wir dat nn cn ganzen frischen. So een Dirk Hess ick min Lewtag noch nich to seihn kregen un Du ook „ich, Brünslow, kann'ck di seggen. Een ganzen wunnerboren Spickaal.» Meines alten Meisters Augen leuchteten bei dieser Schilderung jenes Spickaal-Unikums in Heller Freude. Ja, ja, das war wirklich das Beste, was er bisher von Töppcis Reise vernommen hakte. Ge spannt schaute er ans den Erzähler. Ter aber war in seinem Bericht schon weiter sortgceilt und erzählte von Mannheim und Worms und Speyer, von Lutherdenkmal und Reichstag. Und erzählte von Straß- bnrg mit seinem unvergleichlich schönen Münster, schwärmte .von der Romantik, die in all de» Gassen und Gähchcn und in de» bnntgczierten Gicbeihänschen wohnte, die soviel zu erzählen wuhten von alten köst lichen Zeiten, von stolze» Geschlechtern früherer Tage, von Krieg und Frieden, von Hatz und Liebe. — Auch bei Straf,burgs Beschreibung lies mit dem alten Töppel di« jngcndfrische Begeisterung sort. Wie horchte ich mit offenen Ohren und offenem Munde aus diese» Mann, der so köstlich zu schildern wußte, »nd durch mein Herz klangen die alten weh mütigen Soldatenlieder von der wunderschönen Stadt. Aber vor meiner jungen Seele Augen sah ich auch wieder all die bunten Fahnen froh im Winde wehe», die vor fünf Jahre» in meinem Heimatstädtchcn geweht hatten, als das vielumstrittene Straßburg endlich wieder deutsch ge worden war. . . Vater Brünslow hatte wohl auch osfcncn Mundes zugehört. In seiner Aufmerksamkeit aber lag etwas wie eine nervöse Unruhe und ein Mangel an Befriedigung. Unruhig rutschte er ans seinem Stuhle um her und schien zuweilen den Erzähler mit einer Frage unterbrechen zu wollen. Aber Töppck schilderte so schnell und lebendig, daß der Alte wirklich keinen Haken zu finden wußte, an den er die beabsichtigte Frage hätte hängen können. Er mußte wohl oder übel die Straßburger Schilderung über sich ergehen lassen. Endlich, als Töppel eben aus Goethes Straßburger Erlebnisse zu sprechen gekommen war, als er mit seinen. Besuche in Sescnhcim beginnen ivollte, meinte Brünslow den Erzähler unterbrechen zu diiescn: »Aewcr nu segg blot, Töppel» Ter aber ließ den Alten gar nicht ausreden: »Verteil ick, vrrc Du? Wenn ick di wat verteilen sali, so möl'st Du di ook gefallen laien, dat ich verteil. Paßt di dat nich, denn so möt ick wedder na Hus gähn». — Und Töppel berichtete weiter. Zunächst von Sefenheim »nd seinem traulichen Pfarrhaus und dann von der Weiterreise gegen Süden hin. Wieviel Schönes wußte er von Basel zu erzähle», von dieser alten, stolzen Patriz-icrstadt, die so viele Schönheiten »nd Reich- tümcr ihr eigen nennt! Vater Brünslow zeigte sich weiter unge duldig und schickte sich an, zu sragcn. Doch Töppel fertigte ihn ab: »Holl din Mul, Brünslow. Mick biln ick sarig. Ick möt jo doch na Hus, aewcr vörhcr möt ick di swinning von de Sweiz noch en beten wat verteilen.« Und nun ging's hinein in die Schweiz. Ei, wie wurde mir da mein geliebter Wilhelm Tel! lebendig, als Töppel vom Rigi sprach und vom Vierwaldstätter See! Und wie leuchtend lag vor mir der Thuner See, den der Erzähler so prächtig zu schildern wußte, daß man meinte, mit ihm über das spiegelkiare Wasser Hinzugleiten und mit ihm die Herr lichkeiten der Umgebung zu schaue»! — Brünslow aber ward sichtlich un geduldiger. Schon zuckte es um seine Augen, als käme sür ihn ei» Ge witter über den Thuner See her. — Töppel kehrte sich nicht an all diese Zeichen der Ungeduld des Alten. Er kam an die Schilderung des Fung- srangcbietes. Wie köstlich war es droben ans der kleine» Scheidegg! Wie wunderbar erhaben die überwältigenden Eindrücke, die ihm dort zum unvergeßlichen Erlebnis geworden waren! — Wie klein, wie er bärmlich fühlt sich der Mensch gegenüber solcher Herrlichkeit der Natur: Mönch, Jungsrau, Eiger! Ihr drei Riesen! Ihr herrliche» Wunder Gottes!» »Ach wat, Töppel», ries da der alte Brünslow »nd schlug mit der Faust aus den Tisch, daß die Tinte ans ihrem Behälter spritzte — »dat's jo man allcns dumm Tilg — hür endlich up mit din ollen däm lichen Sweizer Barg un segg mi blot dat Een: Wo is de Spickaal blcebe n?» Ol6 1923. leurioser Llrnanaokr kür kluotr- drucke?, Lueü^exverbler uud Luekkreuude. Heraus^«- Feben von liudolk LuZel-Hardt. k-eiprig: ckuliu» Bläser 1923. (141 8. m. 2. 11. karb. ^bb.) 8°. Handausgabe und in Oanrleinen Zeb. 62. 12.50. Wie bereits im vorigen Jahre bietet auch Sie diesjährige »Zeuq- k i st e« allerlei Scherz und Ernst in Poesie und Prosa, wobei zahl reiche Bildbeinaben das Auge erfreuen. Die literarischen und künstle rischen Beiträge bieten nicht nur dem Buchdrucker und den andern Buch geiverblern, sondern jedem Bücherfreund eine Fülle des Belehren den und Unterhaltenden. Museumsdirektor Prof. vr. Albert Schramm plaudert über den Nürnberger Drucker und Buchhändler Anton Kober- ger. Von dem in der Bayerischen Staatsbibliothek in München befind lichen Oodox Aureus erzählt der Bibliothekar Vr. Hans Heinrich Bock witz, der noch mit einem weiteren Beitrag über Kaiser Maxsimilian l.j und seine Bücher vertreten ist. G. Tomel steuerte einen flottge schriebenen Aufsatz über Jukuuabelforschung bei, während Arthur SU- bergleit neben seinen anderen Beiträgen »Miniaturen über Buchkunst« zum besten gibt. Karl Fleischhack, Wilhelm Cchmidtbonn, Ernst Arnim und Tsterchrist spendeten zum Teil humoristisch-satirische Ga ben. Einen Hauptantcil der Mitarbeiterschaft bestreitet jedoch auch diesmal wieder Rudolf Engel-Hardt, der nicht nur diesen Almanach herausgab, sondern auch durch verschiedene Beiträge den Vogel abschießt und sich hierbei nicht nur als gewandter Schriftsteller und Poet zeigt, sondern sich auch als bildender Künstler mit z. Tl. prächtigen Bildbcigaben bewahrt. G. Kretzschmar steuerte ebenfalls gutgelungencn ganzseitigen Bildschmuck bei, z. B. »Auf der Walze« und andere Illustrationen mehr. DerHerausgeber und der Ver leger Julius Mäscr in Leipzig haben diesen zweiten Jahrgang typo graphisch sehr gut ausgestattet, sodaß er eine wertvolle Fortsetzung zum vorjährigen Jahrgang darstellt und als hochwertige Sammlung lite rarischer und künstlerischer Beiträge eine wertvolle Bereicherung der Eigen-Micherei eines joden Buchhändlers bildet. Ludwig Schön rock. Mine Mitteilungen. Pflichten i»l Geschäftsverkehr zwischen »»besetztem und besetzten« Deutschland. — Ter Reichsvcrband der deutschen In dustrie in Berlin Hot das nachfolgende Rundschreiben erlassen, dessen Inhalt auch in unserem Kreise Beachtung verdient: »Es ist Eure vaterländische Pflicht, der bedrängten, für Euch kämpfenden Wirtschaft der besetzten Gebiete am Rhein und an der Ruhr zur Seite zu stehen: 1. Unterstützt die Industrie am Rhein und an der Ruhr mit Aufträgen »nd achtet den Kundenkreis der Firma des besetzten Ge bietes im In- und Ausland! S. Keine Geschäftsverbindung mit »nbckannien und verdächtige» Firmen im besetzten Gebiet! 3. Bei Versandsiockungcn möglichstes Entgegenkommen zeigen! 4. Keine Verschärfung der Zahlungsbedingungen (insbesondere keine Neueinsührungen von Vorausbezahlungen und keine Verkürzung der Zahlungsfristcns! 8. Verlangt keinen Schadenersatz für unverschuldet verspätete Zahlungen! s. Möglichst schnelle Lieferungen und Zahinnge» nach dem b»> setzlen Gebiet! 7. Möglichste Zuweisung von Ansragen und Aufträgen zur Liefe rung in das besetzte Gebiet an die Firmen dieses Gebiets! 8. Möglichste Vermeidung von Prozessen aus LiefcrungSgeschäf- icn! In Streitfällen Austragung durch fachliche Schiedsgerichte!» Wohltatkgkeitsveraiistältung sür die Nuhrhikfe in Berlin »m 20. März. (Vgl. Bbl. Nr. kg.) — Ter »Krebs, Verein jün gerer Buchhändler» in Berlin Hai, wie wir im Bbl. Nr. 00, S. 306 mitgeteilt haben, am 2V. März in den Kammersälen, Tel- tower Straße l, einen literarisch-musikalischen Abend zum Besten der Ruhrhüfe veranstaltet, der von gutem Erfolge begleitet gewesen ist. Die Darbietungen fanden durchweg wohlverdiente» Beifall, so wohl die Aufführung von Hvfmannsthals »Tor und Tod» als auch die Vorträge des kleinen Kammerorchesters von Friedenau, das unter der straffen und eleganten Stabführung unseres Mitarbeiters Herrn vr. Alexander Elster, von dem die Anregung zu der Ver anstaltung ausgegangcn war. Vorzügliches dargebolen hat. 472
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