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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1885
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- Erscheinungsdatum
- 30.09.1885
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- Deutsch
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den Beweis von der frischen Unternehmungslust ihres Ver legers; — trotz alledem scheint »hochlöbliche Bürgermeisterei und Rath der Stadt Gotha« letzteren noch als »Kaufmann« betrachtet zu haben; denn als an einen solchen gelangte am 4. Februar 1797 die Aufforderung an Perthes: »am 11. ietzigen Monats Vor mittags 10 Uhr auf dem Rathhaus zu erscheinen, sich anzumelden und der Publication sothanen gnädigsten Herzog!. Regierungs- Rescripts wegen Erlaubnis zu einer ordentlichen Verlags und Sortiments-Buchhandlung zu gewarten.« Diese lange Ver zögerung der Konzessionserteilung, die Perthes in der Ausübung seines Berufs offenbar gar nicht gehindert hatte, wird dadurch erklärt, daß Ettinger, sein früherer Compagnon und nachheriger Konkurrent, mit allen Mitteln gegen dieselbe aukämpfte. Nun erst ward Justus Perthes anerkanntermaßen »Buchhändler«. Einen regulären Sortiments-Buchladen hat er indessen nie gehabt; Wohl aber wurden alle vom Publikum in seinem Comptoir gemachten Bestellungen auf Sortimentsbücher stets pünktlich ausgeführt. Mit dem Verlegen ging's dafür um so flotter vorwärts. Als mit Ende 1800 der Pachtvertrag mit Ettinger über den Gothaischen Hoskalcnder ablief, gelang es Perthes, denselben auf weitere fünfzehn Jahre (Jahrgänge 1801 — 1815) zu erneuern, und das kleine elegante Buch gedieh auch während dieser neuen Periode unter Beibehaltung seiner alten Redaktion zu immer größerer Blüte und angesehenerer Stellung. Das beginnende neunzehnte Jahrhundert drückte dem Per- thes'schen Verlag, der es bis dahin fast mit jedem Zweige der Litteratur versucht hatte, allmählich einen einheitlichen Charakter auf. Die Unternehmungen von 1801 waren vorbedeutend für die ganze weitere Entwickelung der Handlung, — sie gaben ihr die Richtung auf das Geographische. Zunächst erschienen zwei für die damalige Zeit bedeutende Reisewerke, nämlich »Anton Pigavetta's Beschreibung der von Magellan unternommenen ersten Reise um die Welt. Aus einer Handschrift der ambrosianischcn Bibliothek zu Mailand von Amoretti zum ersten Mal heraus gegeben. Aus dem Französischen übersetzt von C. W. Jacobs und Fr. Kries. Mit einer Weltkarte in Mercator-Projection und einer Karte der Philippinischen und Molukkischen Inseln in Kupferstich« und zweitens: »Diplomatische Geschichte des portu giesischen berühmten Ritters Martin Behaims. Aus Original urkunden von Christoph Gottlieb von Murr«. In dieser Weise sehen wir die Entwickelung des Justus Perthes'schcn Verlagsgeschäfts sich im Laufe der ersten beiden Jahrzehnte seines Bestehens vollziehen. Die Art erscheint uns ganz ähnlich der, wie auch heute ein unternehmungslustiger junger Verleger die Sache anzugreifcn Pflegt. Es handelt sich zunächst darum, irgend eine verlegerische Thätigkeit zu zeigen, um überhaupt Spuren vom Dasein von sich zu geben, Bekannt schaften anzuknüpfen, irgendwo festen Fuß zu fassen. Mit den Jahren lehrt die Erfahrung, welche hauptsächliche Richtung den Unternehmungen zu geben sei, um am leichtesten Erfolge erwarten zu lassen; Neigungen, besondere Verhältnisse treten mit ihren Einflüssen hinzu, und dann ist in der Regel die Grundlage ge funden, auf welcher ein Weiterbau des Geschäftshauses angezeigt erscheint. So war cs früher und so wird es wohl auch künftig sein, nur vielleicht mit dem Unterschied, daß fortan die Verzwei gungen der Verlagsrichtungen noch zahlreicher werden dürften, als sie es bereits jetzt geworden sind, — eine natürliche Folge der in ununterbrochenem Fortschreiten sich befindenden Wissen schaften, Künste und Forschungen auf allen Gebieten des mensch lichen Geistes. Bisher ist gerade das Verdienst, der Firma die spezielle Richtung gegeben zu haben, dem Geschäftsnachfolger von Justus, Wilhelm Perthes zugeschrieben worden; es ist jedoch auch für den Begründer der Firma in Anspruch zu nehmen. Mit vollem Rechte; denn der erste große Handatlas über den ganzen Erdteil, also ein Unternehmen, wie solche in der späteren Folge in großer Zahl den Rnf des Hauses Justus Perthes ans dem Gebiet der geographischen Litteratur und Kartographie befestigen und erhöhen sollten, ist schon von Justus Perthes selbst durchgcführt worden. Es war dies der »Handatlas über alle bekannte Länder des Erdbodens, nach einer auf Nalurgrenzen beruhenden Dar stellung der Länder entworfen, znm Studium der Geographie und Geschichte, zum Jugendunterricht und für jedes allgemeinere Bedürfniß der Liebhaber der Geographie bestimmt, nebst Reper torium herausgegeben von Johann Heinrich Gottlieb Hensinger, Professor an der königlichen Ritter-Akademie und Lehrer am k. Pageu-Jnstitut zu Dresden, Gotha, bei Justus Perthes 1809«. Schon seit dem Jahre 1797 stand Perthes mit diesem außer ordentlich fruchtbaren Gelehrten in Verbindung, der den Plan eines großartig angelegten Kartenwerks bereits seit vielen Jahren mit sich herumtrug und nunmehr dazu gelangte, es bei seinem Verleger erscheinen zu lassen. Der Atlas wird eine »wirklich glän zende Publication« genannt; er brachte vicrnndzwanzig Blätter in Kupferstich im Format von 45 X 60 om, war also bedeutend größer als alle späteren im sogenannten Handatlas-Format er schienenen Kartenwerke. (Die einzelnen Karten waren meistens von Stein in Dresden gestochen worden.) Auch mit einer bedeutenden Persönlichkeit trat bereits Justus Perthes in persönliche Verbindung, welche in der Folge sich als eine der wirksamsten Kräfte zur Hebung des Ansehens der karto graphischen Unternehmungen des Perthes'schcn Hauses erweisen sollte: nämlich mit Adolf Stielcr. Dieser war ein geborener Gothaer und als Legationsrat, Beamter des geheimen Archivs und Mitglied gothaischer Gesandtschaften auch im Auslände thätig; doch folgte er schon früh seiner großen Neigung für Geographie und Kartenzeichnen und hat hierin wahrhaft Hervorragendes ge leistet. Seine erste Arbeit für die Firma Justus Perthes be stand in einer »Karte von Deutschland nach dem Reichsschlusse vom 27. April 1803 mit den bis zum September 1804 er folgten Veränderungen«; sie hatte zahlreiche und vielfach Aus gezeichnete Fortsetzungen, unter denen sein großer Handatlas später eine hervorragende Stelle einnehmen sollte. Leider war es Justus Perthes nicht mehr beschieden, diese seine größte Unternehmung, die seinen Namen bald in alle Lande trug und seiner Firma einen Weltruf verschaffte, noch in die Öffentlichkeit treten zu sehen. Er starb am 1. Mai 1816 nach kurzem Kranksein im achtundsechzigsten Lebensjahre. Noch mag er aber geahnt haben, daß durch die Verbindung mit Stieler eine neue Ära seines Geschäfts angebrochen war, und dies muhte ihn mit um so größerer Freude und Zuversicht für das fernere Emporblühen seiner Handlung erfüllt haben, als er dieselbe jungen, bewährten Kräften hinterlassen konnte; zwei Jahre schon stand ihm sein ältester Sohn helfend, fördernd nnd neuschaffend zur Seite. Hat sich der alte Justus Perthes auch des Aufschwunges, den überhaupt der Buchhandel in den folgenden Friedensjahren nahm, nicht mehr erfreuen können, so hat er die schwere Aufgabe, wäh rend der bis 1815 dauernden bösen Kriegszeit sein Geschäft auf ehrenhafte Weise durchznführen, völlig gelöst; — die Rich tung seines ganzen Verlags ging nur auf würdige Unterneh mungen. In häuslicher Beziehung — sagt unsere Quellenschrift — lebte Justus Perthes, der noch Puderperücke und Zopf trug, in den einfachsten Verhältnissen eines kleinbürgerlichen Kreises. Am 19. April 1784, ein Jahr vor Gründung seiner eigenen Firma 638*
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