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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1923
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- 1923-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1923
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18V, 4. August 1923. Redaktioneller Teil hinterlassen. Ihm war das Dichten und Leben zu leicht gemacht worden. Aber man darf ihn denn doch nicht, wie es jetzt beliebt wird, allenfalls unter die Könner rechnen. Das hietze seine blei- benden Leistungen gewaltig unterwerten. Vielleicht wird ein« neue Teilnahme für Heyses beste Werke, die vielen srcmd geworden sind, sich denen ergeben, die den Menschen näher kennen lernen. Da zu bietet sein Briefwechsel die Gelegenheit, der neben dem Biogra phischen eine allgemeinere dokumentarische Bedeutung hat. Den» diese Briesbücher sind Urkundenbücher der deutschen Bildungsge- schichte und gerade als solche vortreffliche Zeugnisse für den Laus der geistigen Strömungen in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Mag auch das Formstreben des Italic,isahrcrs und Romanisten als ein welsches Element, manchem als etwas Fremd artiges, etwas Ungeeignetes erscheinen wollen.— worüber zu strei ten allerdings kaum lohnen würde, — das Urwüchsige ist bei Heys« nicht zu verkennen und von seinen sicherlich zu einem Urteil berufe- neu Lebcnsfreunden auch nicht verkannt worden. Das beweist von neuem: Der Briefwechsel von Emanuel Geibel und Paul Heyse. Herausgegeben von Erich Petzet. I. F. Lehmann, München 1922, der sich früheren Briefwechsel- Veröffentlichungen aus dem Heyse-Nachlaß (Der Briefwechsel von Jakob Burckhardt und Paul Heyse. Heraus gegeben von Erich Petzet. Mit2Bildnissen. I. F. Lehmann, München 1916; Der Briefwechsel zwi schen Paul Heyse und Theodor Storm. Heraus gegeben und erläutert von Georg I. Plotke. Mit s8j Abbildungen im Kupferdruck. I. F. Lehmann, München 1917—18. II) anschließt, die in ihrer Gesamtheit und mit den anderen hierhergehörigen Briefen Heyses nicht nur dessen künstlerische Persönlichkeit widerspiegeln, sondern vor allem auch eine sehr reichhaltige Urkundenauswahl zur Geschichte des deut schen Schrifttums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bie ten. Reichhaltig, vielleicht nicht einmal so sehr im Stofflichen, ob- schon cs darin natürlich bei Heyses Stellung nicht an wichtigen Auf schlüssen fehlt, als vielmehr in der Abschilderung geistiger Zu stände, in der sich Heyses Psychologie (und Burckhardts Skeptizis mus) bewähren. Dabei ergänzen die verschiedenen Briessamm- lungen einander glücklich, die letztveröffentlichte, anhebcnd mit dem 1848er Aufstande, führt dann in Maximilians il. München weiter, wo, befeindet und beneidet, Heyse und Geibel das Kunstlcben offiziös zu pflegen hatten, während man in dem Krokodilkünstlerbunde sich der freien Künstlcrlaune überließ und in ihm eine Art Mittelpunkt der »Münchener Schule« hatte. Da gibt es einen bunten Bilder wechsel anzustaunen, der mit der heiteren Klarheit Hcysescher Schil derungskunst entworfen ist. Doch fehlt es ebensowenig an bedacht samem Vertiefen in die eigenen Arbeiten. Eine edle Gemütsruhe adelte Storms Leben und Werk, in dem eine herbe Kraft mit stiller Versonnenheit um den Ausdruck künstlerischer Wahrheit rang: So wird cs ein seltener Genuß, Heyse und Storm zu lauschen, wenn sic formvollendet auch von den kleinen Literatensorgen plaudern, und Kleinigkeiten scheinen Ansehen und Wert zu bekommen. Das liebenswürdige Buch, in dem Theodor Storms Tochter Gertrud Andenken an ihren Vater sammelte: Vergilbte Blätter aus der grauen Stadt von Gertrud Storm. Habbel L Ra u mann, Regensburg undLeipzig 1922, anheimelnd schon durch seine Ausstattung, bietet mancherlei biographische und literarhistorische Materialien. Empfindsam und vergnüglich ver weilt man bei ihren Berichten aus alten Blättern und Erinnerun gen, unter denen »Weihnachten noch besonders hervorgchoben werden soll, ein kleines Prachtstück, das sich mit den berühmtesten deutschen Weihnachtsgemälden (so denen von E. T. A. Hossmann) verglei chen darf. Zu den Überschätzten und dann Unterschätzten gleich Heyse gehört Eduard von Bauernfeld. Farbig und frisch, doch auch flüchtiger hat er der Dinge und Menschen in seiner Wienerstadt ge dacht, als er Kapitel aus seinen Memoiren in den Zeitungen heraus- gab und sic später im letzten, zwölften Bande seiner »Schriften zusammenschlotz. Er beabsichtigte eine Ergänzung dieser Erstaus gabe aus den seitdem von ihm bekanntgegebenen Lebensnachrichtcn, empfahl sie sogar ausdrücklich seinen literarischen Testamentsvoll streckern. Doch ist erst jetzt in rechter Weise sein Wunsch erfüllt wor den, als ein Denkmal des Ehedem-Wien erschienen die Erinne rungen aus Alt-Wien von Eduard Bauernfeld. Mit 28 Bildern. Hcrausgegeben von Josef Bindt- ! n c r. Wiener Drucke, Wien 1922. Das kritische Bemühen des Herausgebers erstreckte sich ebenso auf die Ergänzung früher ausgelassener Stellen wie auf die Hinzufllgung neuer Teile, sodaß die Abrundung dieser Autobiographie, die zu den besten deutsch österreichischen Memoirenwerken des 19. Jahrhunderts gehört, er reicht worden ist. Es versteht sich von selbst und für Bauernfelds Erinnerungen doppelt von selbst, daß gute Wiener Memoiren des 19. Jahrhunderts auch gute Beiträge zur deutschen Theatergeschichte dieses Zeitraumes zu sein Pflegen. In ihr verdiente Wohl Franz Dingelstedt einen etwas besseren Platz, als er ihm gemeinhin zu erkannt wird. Heine hat den »Ex-Nachtwächter«, als dieser hof- rätlich wurde, arg verspottet. Trotzdem klingt es in den ironischen Wendungen jenes Zeitgedichtes wie eine halbe Zustimmung, der Pariser Weltmann sah doch Wohl schärfer als die deutschen Frei- heitsschrcibcr, daß ein Abfall, ein Gesinnungswechsel des Tätig- keitswcchsels, der Versorgung wegen Dingelstedt kaum nachzuschmü- hen sei. In die gärenden Jahre der Jugend Dingelstedts gibt: Franz Dingelstedt und Julius Hartmann. Eine Jugendfreundschaft in Briefen. Hcrausgegeben von Werner Dectjen. Insel-Verlag, Leipzig 1922, einen fesselnde» Einblick. Der schmucke Band wird von dem Buch freund«, der Dingelstedt nicht zu Unrecht vergißt, den »Liedern eines kosmopolitischen Nachtwächters« vorangestellt werden. Mit den Münchenern, zu denen ja schließlich auch Dingelstedt gehörte, in regem Verkehr stehend und trotzdem ein eigener Mann blieb Otto Gildemeister, der Übersetzer Gilde Meister, wie ihn Heyse nannte, und als solcher, ebenso wie Negis, das Beispiel eines guten Lesers. Gildemeister hatte, in Werken und Worten, einen hanseatischen Zug. Das klingt recht trivial ausgedrückt, bleibt aber trotzdem das für ihn Kennzeichnendste, und wenn man es nur aus seine äußere Lebens stellung anwenden wollte. Der Senatorsohn und selbst rechts- gelehrte Senator einer alten, freien, vornehmen Stadt hatte deren alle freie und vornehme Würde. Als Bismarcks Genosse im Bundes - rat brauchte er nicht den Bürger und Zeitungsschreiber zu verleug nen, brauchte er nicht den Aristokraten oder Demokraten zu spielen. Mit der Meinung, die er einmal aussprach, daß Gott ihn eigentlich zum Journalisten gemacht habe, täuschte er sich nicht. Aber in Deutschland fand er nicht den Boden eines Weltblattes, auf dem er sich zu seiner vollen Größe hätte aufrichtcn können. Zit den besten deutschen Essayisten gehörte er auch in seinen Briefen, in denen er seine vaterstädtische weltmännische Haltung, hellhörig und weit blickend, noch unmittelbarer zeigte. Daß diese Familienbriefe (von denen die an einen Ressen in einem begehrten Privatdruck schon früher veröffentlicht waren) allgemein und dazu in einer sehr ver mehrten Auflage zugänglich geworden sind, haben wir der Heraus, geberin und dem Insel-Verlag zu danken, die uns mit ihnen cm auserlesenes Briefbuch erschlossen haben. (Briefe von Otto Gildemeister. Herausgegeben von Lissy Suse- mihl-Gildemeister. Insel-Verlag, Leipzig 1922.) Wir haben ja leider noch keine Geschichte des deutschen Journalis mus (nicht zu verwechseln mit der Zeitungsgeschichte, die es mit den Organen und der Organisation der öffentlichen Meinung zu tun hat). In einer solchen Geschichte des deutschen Journalismus müßten die Führer der geistigen Bewegungen als literarische Persön lichkeiten hervortreten, müßten aber andrerseits auch diejenigen lite rarischen Persönlichkeiten nicht vergessen werden, die gelegentlichen Anteil als Tagesschriftstcller an Zeitfragen genommen haben. Durch die Aussonderung gerade dieser ihrer schriftstellerischen Tätigkeit würde manches für die bessere Erkenntnis der Schrifttumsgcschichte gewonnen werden können. Man übersieht vielleicht allzusehr, daß manche bekannteste Träger unserer Schrifttunisentwicklung in nicht geringem Umfange Journalisten waren. Von Lessing, Goethe, Schil ler zu schweigen. Freytag hat nicht nur in seinem Lustspiel die Journalisten auf die Bühne gebracht, als Grenzbotcnredakteur ist er lange seinem Berufe nach Journalist gewesen, wovon die Lite raturgeschichten meist indessen nicht viel zu halten scheinen. Ilm so bemerkenswerter ist deshalb eine diesen Teil seines literarischen Schaffens erläuternde Darstellung, die di« erstmalige Veröffent lichung des Briefwechsels zwischen Gustav Freytag und Max Jordan einführt. (G u st avFreytagalsPolitiker, Jour nalist und Mensch. Mit unveröffentlichten Brie- 1I0S
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