^ 252, 29. Oktober 1906. Fertige Bücher. 10773 Zn meinem Verlage ist erschienen: O Ms tlem viltlerbuch einer reichen I^inGeii. Erinnerungen von Mna Malberg. so Bogen Oktav in vornehmer Ausstattung. Geheftet 2 Mark, gebunden 5 Mark. Tarl Busse schreibt hierüber in Vclhagen ör Klasings Monatsheften: „Und nun möcht' ich noch einige Morte über ein Buch sagen, das mir sehr lieb geworden ist. Ls heißt „Aus dem Bilderbuch einer reichen Kindheit". Der Verfassername Anna Malberg ist bisher noch nicht bekannt ge- geworden; er steht wohl zum erstenmal vor einem Druckwerk. Aber ich Hab' eine Hochachtung davor bekommen, wie ich sie mir vor manchem weit berufenen Namen noch nicht habe angewöhnen können. Dieses „Bilder buch einer reichen Kindheit" ist eins jener nicht eben häufigen Dilettantenbücher — Dilettant hier als Gegensatz zum Berufsschriftsteller genommen —, die man nicht genug schätzen kann. Ls ist herausgeboren aus Lrinnerungen, die sich gesetzt und geordnet haben während eines ganzen Gebens, — während eines Lebens, dessen Kraft und Erfahrungen ihnen auch noch zugute kamen. Nun sind sie gepflückt wie eine schöne, reife, volle Frucht, vielleicht die einzige. Und möglicher weise sind diese Gedenkblätter gar nicht so im Hinblick auf Öffentlichkeit und Publikum geschrieben worden, als um Kindern und Lnkeln zu sagen, wie es einst aussah in der Welt, als Mutter oder Großmutter ein kleines Mädchen waren. Clemens Brentano leiht das Motto her: „Sprich aus der Ferne, Heimliche !Velt, Die sich so gerne Zu mir gesellt!" Und die heimliche Welt beginnt zu sprechen. Das alte Berlin taucht auf, der Osten, Köpenickerstraße und Kanalufer, da wo es nach Treptow hinausgeht. Von der Stralauer Stadtschule erzählt Anna Malberg und ihren Lehrern, von der Poesie der Kinderstube und drei Nähmamsellen, von Litern, Verwandten und Dienstboten, von „unserm Theater" und dem, „was wir Kinder vor vierzig Jahren lasen", von der Spielzeugwelt und dem Puppenwinkel. Und zu dem Reiz, den an sich alles Biographische besitzt, tritt hier noch der Reiz der Darstellung. Diesem ruhigen, klaren, reinen Stil, der apart und eigen ist ohne Ligenwilligkeit, folgen wir mit einer schönen und sicheren Ruhe. Mir fühlen hinter ihm eine Persön lichkeit, der wir vertrauen. Ls weht ein Atem wahrhafter Vornehmheit durch das Buch, und je weiter man liest, um so stärker empfindet man den feinen Takt, der überall waltet und dessen Mangel gerade in Autobiographien oft so peinlich empfunden wird. Die Frau, die sich lächelnd und sinnend hier in ihre reiche Kindheit zurückträumt, zählt auch nicht zu denen, die am liebsten die Gegenwart mit der Vergangenheit totschlagen würden. Zhr gehört im Gegenteil, wie manche Bemerkung beweist, die Gegenwart ebensogut wie die verschollene Zeit, und deshalb schwächen diese Lrinnerungsträume * nicht wie weiland die romantischen, sondern kräftigen und stählen eher. Das Buch ist auch nicht etwa nur, weil es viel vom versunkenen Berlin erzählt, für alte Berliner bestimmt. Zm letzten Grunde ist das Mas hier ja völlig nebensächlich — das Wie macht es, die reiche Herzens- und Geschmacksbildung, die ruhige Vornehmheit, die Güte und Klarheit, die sich offenbart. Daß die stoffhungrigen Hyänen der Leihbibliothek dabei nicht auf die Kosten kommen, ist selbstverständlich. Aber mit denen rechnen wir ja auch nicht. Und nachdenklichere und stillere Leser haben nach der Lektüre doch vielleicht gleich mir das frohe Gefühl, zwei Stunden in allerbester Gesellschaft gewesen zu sein . . ." wenn bis juin 20. November bestellt, liefere ich gegen bar mit W°/<> nnd 7/6. LerrL Reiszirer. t415 Dresden, 27. Oktober ißOS. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 73. Jahrgang.