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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1910
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- Deutsch
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62. 17. März 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3349 die viel denke und auch viel zu beobachten Gelegenheit habe. Sie sagte: »Wir sprechen so viel zusammen über Armenpflege und Unterstützung und haben immer so hochstrebende Gedanken und Wünsche. Ob sie praktisch sind«, seufzte Carmen Sylva, »das ist ja eine eine andere Frage. Wer ist praktisch? Wer ist imstande, den wirklichen Schäden zu steuern? Wer? Hier sind so viele Frauen tätig, oft mit reichen Mitteln, und geben sich undenkliche Mühe; aber ob die Zahl der Armen dadurch abnehmen wird, erscheint mir zweifelhaft. Ich sehe, daß man stets dieselben unter stützt, und sage ihnen auch immer, daß man nach meiner Erfahrung sein Leben lang stets dieselben unterstützen wird und muß; denn wer sich selbst helfen kann, bedarf eben der Hilfe nicht, und wer einmal Hilfe braucht, der bleibt auch in der Zukunft hilflos; es sind seltene Menschen, denen eine einmalige Hilfe hilft und die sie zum Stehen bringt. Dabei scheinen die Erwerbsverhältnisse immer schwieriger zu werden«, fuhr die Königin fort. »Ach, man möchte helfen und man möchte finden, was zu tun ist; aber es bleibt dunkel und rätselhaft, und die Erde ist im besten Falle ein Ge fängnis, zwar mit einigen Sonnenstrahlen und Lichtblicken«, meinte sie lächelnd, »aber doch ein Gefängnis.« Ich habe mir diese goldenen Worte Carmen Sylvas wohl gemerkt und später alsbald zu Papier gebracht, so daß ich sie wort getreu hier erzählen konnte. Im weiteren Verlauf der Audienz sprach ich der Königin meine Bewunderung aus über ihr neuestes großes Wohltätigkeits werk: die inzwischen bereits der Verwirklichung zugeführte Blinden stadt, die sie in der Nähe Bukarests gründete. Va-tra I-nminoasa »Leuchtender Herd« ist der Name dieses großartigen Liebeswerkes, das vielleicht bestimmt ist, alle Welt mit seinem Ruhme zu er füllen und vorbildlich zu wirken für alle derartigen Wohltätig keitseinrichtungen. Nicht nur die Rumänen, alt und jung, wett eiferten, ihrer geliebten Mama Regina bei diesem Liebeswerk mit tatkräftiger Hilfe an die Hand zu gehen, nein, aus aller Welt flössen und fließen noch der Königin die Gaben zu, und vor noch nicht langer Zeit ist unter großer Feierlichkeit und unter Anteil nahme aus allen Schichten der Bevölkerung im Beisein des Königs und der Königin der Grundstein zu der neuen Blindenstadt gelegt worden. Anschließend an das Gespräch über die Vatra, Immivorrgn. und ihre gedeihliche Weiterentwicklung erzählte ich Ihrer Majestät eine kleine Episode, die ich den Abend vorher erlebt hatte: Mein Freund und ich hatten einen echten rumänischen Volks garten besucht, ohne uns dort mit dem nur rumänisch sprechenden Kellner verständigen zu können. Als Helfer in der Not stand uns ein des Deutschen kundiger, offenbar dem Arbeiterstand an gehörender Mann bei, der den Dolmetsch machte. Natürlich unter hielten wir uns des weiteren mit ihm und erfuhren, daß er in Deutschland in Arbeit gestanden, dort gelebt und geliebt habe. So kamen wir auch auf seine, einem deutschen Fürstengeschlecht entsprossene Königin zu sprechen, und begeistert sprach er von ihr als von der liebsten und besten Königin; wie deshalb auch der einfachste Arbeiter seinen letzten Lani (Pfennig) zu ihrem großen Wohltätigkeitswerk, der »Vatra, 1,umioon.8a«, mit beigesteuert habe, nur um der Königin an ihren Bestrebungen mit zu helfen und ihr Freude zu machen; denn jedermann im Volk liebe und ver ehre die gute Königin und lese gern ihre schönen Lieder und Märchen, die größtenteils aus dem Deutschen ins Rumänische übersetzt sind. Die Begeisterung des einfachen Handwerksmannes über seine Königin war echt und ohne Falsch und schien diese in der er zählten Ursprünglichkeit zu erfreuen; Mama Regina, wie man die Königin in Rumänien allgemein zärtlich nennt, weiß übrigens wohl, daß ihr Volk sie liebt und auf Händen trägt. Mit ihrem bezaubernden,gewinnenden Lächeln und den gütigen klaren Augen gewinnt sich die hohe Frau alle Herzen, wie erst derjenigen, die das Glück haben, ihren Worten zu lauschen, die ihr fließen wie ein goldener Quell. Zu ihren Häupten war ein großartiges duftendes Blumen arrangement aufgestellt, Blumen ringsum, so daß sie dalag wie Dornröschen im Zauberschloß, nachdem es erwacht war. Sie bemerkte wohl mein Staunen ob der Blumenfülle, die über ihr ausgeschüttet war, und sagte lächelnd: »Die Menschen wollen, daß ich heute meinen Namenstag feiere, sie freuen sich darüber, und alle schicken mir Blumen, die ich sehr liebe.« Der Eintritt des Leibarztes der Königin unterbrach die inter essante Stunde, nicht ohne daß Carmen Sylva mich mit den Worten verabschiedet hätte: »Auf Wiedersehen; ich spreche Sie nochmals, bevor Sie von Bukarest scheiden, und dann auch hoffentlich einmal auf Wiedersehen im alten interessanten Regens burg, das ich von meinem Besuch vor zwei Jahren in sehr lieber Erinnerung behalten habe; ich möchte einmal, wenn es angeht, eine Donaufahrt bis dort hinauf unternehmen.« Den ersten Teil ihres Versprechens hat die hohe Frau mir in einer durch die Umstände veranlaßten leider kurzen Abschieds audienz erfüllt, den zweiten Teil jedenfalls nicht aufgegeben. Hoffen wir, sie auf heimatlichem Boden einmal wieder begrüßen zu dürfen! Traumverloren stand ich bald darauf unterm Portal; ein Haiduck in der üblichen schmucken Landestracht eilte davon, meinen Wagen herbeizurufen, und ein schöner interessanter Tag meines Lebens gehörte der Erinnerung an, die in mir fortleben wird. Regensburg. Wilhelm Wunderling Kleine Mitteilungen. * Post. Schiffsliste für billige Briefe nach den Ver einigten Staaten von Amerika (10 H für je 20 §). — »Kaiser Wilhelm II.« ... ab Bremen 22. März Kaiserin Auguste Victoria« „ Hamburg26. „ Bremen 2. April „ 6. „ 12. Hamburgs. „ Bremen 16. „ IS- „ „ 26. „ Alle diese Schiffe sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnellste Beförderungs gelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk, wie »direkter Weg« oder »über Bremen oder Hamburg«, zu versehen. Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw. und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Kanada. »Prinz Friedrich Wilhelm »Kaiser Wilhelm der Große« »Kronprinzessin Cecilie«. »Amerika« »George Washington« . »Kronprinz Wilhelm« »Kaiser Wilhelm II.« Post- schluß nach Ankunft der Frühzüge. Tie Kruppschen Bibliotheken. — Die Kruppsche Bücher- Halle, die seit ihrer Gründung in dem von Krupp erworbenen ehemaligen Knappschaftsgebäude an der Limbecker Straße in Essen untergebracht ist, besitzt jetzt keine Räume mehr zur Auf nahme neuer Bücherbestände. Die Firma Krupp hat deshalb beschlossen, noch in diesem Jahr das erwähnte Gebäude durch einen Anbau im Hofe zu vergrößern. Dieses neue Bücher magazin wird nach den neuesten Erfahrungen der Technik fünf Geschosse hoch in Eisenkonstruktion erbaut werden und wird u. a. einen Bücheraufzug, eine Entstäubungsanlage und Zentralheizung erhalten. Jedes Geschoß soll etwa 18 000 Bände aufnehmen, so daß in dem Anbau 90 000 Bände untergebracht werden können. Die Technische Bibliothek der Gußstahlfabrik mußte vor zwei Jahren umziehen, da das Gebäude, in dem sie sich bis dahin be fand, dem Umbau einer Fabrikwerkstatt weichen mußte. Aus dem Hause, in dem sie sich jetzt provisorisch befindet, wird sie im nächsten Jahre nach dem bisherigen Hauptverwaltungsgebäude übersiedeln. In diesem werden die nötigen Räume frei, sobald das neue Hauptverwaltungsgebäude vollendet sein wird, dessen Einweihung mit der Feier des hundertjährigen Bestehens der Gußstahlfabrik zusammenfallen wird. I'. L. Paganini-Konzert. (Vgl. Nr. 24 d. Bl.) — Von den bisher unveröffentlichten Kompositionen Paganinis, die, wie kürzlich hier gemeldet werden konnte, mit dem übrigen künstlerischen Nachlaß in den Besitz des Antiquariates Leo S. Olschki in Florenz übergingen, kamen dort am 8. März einige Stücke vor einem geladenen Publikum von Musikverständigen im Hause des derzeitigen Besitzers dieser Schätze zur erstmaligen Aufführung. Kannte die musikalische Welt den Genueser Künstler, der be reits mit sechs Jahren sein Instrument mit staunenswerter Voll kommenheit zu spielen verstand, bis jetzt nur als Meister auf der Violine, so weiß man heute, daß er auch als Komponist Hervor- Börsenblatt fiir den Deutschen Buchhandel. 77. Iahraana. 433
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