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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.02.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-02-21
- Erscheinungsdatum
- 21.02.1910
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- Deutsch
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2272 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 42, 21. Februar 1910. * Auszeichnung. — Seine Majestät der König von Preußen, Deutscher Kaiser, hat den Oberbibliothekar der Nationalbibliothek in Mailand Professor Giuseppe Fumagalli durch Verleihung des Roten Adler-Ordens dritter Klasse ausgezeichnet. * Oskar Roesger -j-. (Vgl. Nr. 38 d. Bl.l — Unserm am 13. d. M. verstorbenen Kollegen Oscar Roesger in Bautzen widmen die»Bautzener Nachrichten« folgenden warmberedten Nachruf: Oscar Roesger -j-. Wer von uns hätte ihn nicht gekannt, ihn, den »alten Roesger«! Buchhändlerfirmen der Oberlausitz seinem rastlosen Wirken ver dankt, oder mochte man unter seiner Führung die von ihm selbst mit unermüdlichem Sammeleifer zusammengestellte Altertums sammlung seines Stieber-Museums bewundern, immer hatte man den Eindruck: Hier war eine starke Persönlichkeit, ein Charakter inl besten Sinne des Wortes. Nun ist er heimgegangen, der alte Roesger. Von langen, schweren, qualvollen Leiden hat ihn der Tod erlöst. Wenn man denkt, daß man ihm nicht mehr begegnen, seinen prächtigen Charakterkopf nicht mehr sehen, an seinem liebens würdigen, geistvollen Humor sich nicht mehr erquicken soll, dann fühlt man, daß mit ihm ein guter Mann abqerufen wurde. Aber mehr als das: Sein jahrzehntelanges Schaffen auf dem Gebiete der Oberlausitzer und besonders der Bautzener Altertums forschung, das hoch über einem geschäftsmäßigen Zusammen tragen alter Gegenstände stand, das er vielmehr mit Wissenschaft- lichem Eifer betrieb, hatte ihn zu einem der besten Kenner unserer Bautzener und Oberlausitzer Geschichte gemacht. Wie er in seinen Altertümern aufging, wie er von jedem Stück Herkunft und Geschichte im Kopfe hatte, wie er zu Hause war in der Chronik der alten Bautzener Familien, das muß man selbst mit ange sehen und erlebt haben, um dann sagen zu müssen: mit ihm sinkt ein gut Teil Bautzener Geschichte selbst ins Grab! Wie oft haben wir ihn gebeten, er solle seine Erinne- teilte Bewunderung eingetragen hätte' Mit Oscar Roesgers Hei ngange ist eine Lücke entstanden, die wohl niemals ganz aus gefüllt werden kann. Der wertvollste Teil seines Stieber-Museums geht uns mit dem Tode seines unermüdlichen Pflegers selbst verloren! Und wie als Forscher und Sammler, so war uns Oscar Roesger als Mensch teuer und wert. Seine sich stets gleich blei- bende Liebenswürdigkeit, seine stete Hilfsbereitschaft, mit der er Wie rasch vergingen da die Stunden, wenn wir als Gym nasiasten einmal nach Herzenslust dort beim alten guten Roesger herumstöbern konnten! So gründete sich auf jugendliche Zu neigung manche Freundschaft für das Leben, die jeden gern wieder den kleinen Laden aufsuchen ließ, wo man dann feststellte, daß alles noch genau so geblieben war, wie vor zehn, zwanzig, ja dreißig und mehr Jahren: die alte Sophokles-Büste droben auf dem Regal, die alte gute Verkäuferin und vor allem — der alte Roesger selbst. Mochte sich auch in den Mauern Bautzens manches ändern im Laufe der Jahre, hier war es, als ob die Zeit spurlos vorübergegangen wäre: der alte Roesger war ja noch da! Nun ist auch er heimgegaiigen nach einem langen, arbeitsvollen, aber segensreichen Leben, und mit stiller Wehmut beten wir an seiner Bahre. Kaqaia8errt, in paea! Oscar Roesger war geboren in Bautzen am 16. April 1843. Nachdem er zunächst in dem Kolonialwarengeschäft von Haupt mann 3'/, Jahre gelernt hatte, trat er, auf Veranlassung eines Oheims, dem der geweckte Knabe zu Besserem bestimmt schien, in die Helfer'sche Buchhandlung auf der Neichenstraße in Bautzen als Volontär ein und besuchte gleichzeitig die hiesige Handels schule. Nachdem er einige Zeit in Glogau, Magdeburg und Hanau, wo er einmal seiner preußischen Aussprache wegen bei nahe als Spion verhaftet worden wäre, tätig gewesen war, kehrte er 1868 nach Bautzen zurück und übernahm hier die »Wellersche Buchhandlung« von deren zweitem Inhaber Schlüssel. Diese hat er bis zu seinem Tode selbst geleitet. Von Jugend an war es Roesgers Lieblingswunsch, ein Alter tumsmuseum in Bautzen zu schaffen. Schon als zehnjähriger Knabe sammelte er zum Entsetzen seiner Großmutter Alter tümer, deren Zahl sich im Laufe der Jahre stattlich vergrößerte. Roesgern wurde dann im September 1868 auf sein Ansuchen, befürwortet durch ein Bittschreiben des Gewerbevereins, das Eck zimmer Nr. 7 der jetzigen Industrieschule zum Aufstellen sowohl der wiesenen Altertümer bewilligt. Vielfache Geschenke aus Privatbesitz, sowie Ankäufe, die aus den von den Stadtbehörden zur Ver fügung gestellten Barmitteln bestritten wurden, hatten das Zimmer bald gefüllt, das am 12. Oktober 1869 erstmalig gegen Eintrittsgelb geöffnet wurde. 1871 fand die Übersiedelung in den großen Saal des Jndustrieschulgebäudes, 1880 der Umzug in die zweite Etage des Engertschen Grundstückes, innere Lauenstraße 10, statt; Anfang Juli 1884 wurde die Neuaufstellung im Gewand hause vollendet. Am 29. September 1877 gelangte die Stadt Bautzen in den Genuß eines Vermächtnisses des Appellations gerichtspräsidenten vr. Stieber in Höhe von 62 100 mit der Verpflichtung, in Bautzen ein Museum zu gründen, das für hat Roesger unermüdlich seine Kraft geweiht. Seine Verdienste fanden äußere Anerkennung durch Ver- leihung des Albrechtskreuzes. — 1908 feierte Roesger sein 40jährigcs Bürgerjubiläum, sowie sein 40jähriges Geschäftsjubiläum. In den letzten Jahren seines Lebens hatte Roesger vielfach an einer schweren Blasenerkrankung zu leiden, der er nunmehr erlegen ist. — Auch das »Bautzener Tageblatt« widmet dem Verstorbenen warme Worte der Anerkennung. — Von berufenster Seite werden die Verdienste des verstorbenen Kollegen als Sammlers auch in den »Dresdener Nachrichten« gewürdigt. Deren Nummer 46 vom 16. Februar 1910 bringt folgenden Nachruf: »Am 13. Februar verstarb in Bautzen nach kurzem, schwerem LeidenderBuchhändler Oscar R oesger im67.Jahre seines arbeits reichen Lebens. Cs ist ein schlichter Mann damit dahingegangen, dem die Stadt Bautzen viel verdankt. Denn in Zeiten der Interesselosig keit für die geschichtlichen Denkmäler ist er ein eifriger Sammler gewesen, ein Mann von den vielseitigsten Interessen. Und zwar sammelte er nicht bloß sich zur Freude und noch viel weniger sich zum Vorteil. Er trug, was er fand und was man aus allen Berufen ihm, dem in der ganzen Lausitz bekannten Freunde der heimischen Altertümer, zubrachte, in das Bautzener Museum zu sammen, oft gehöhnt von den »praktischen« Leuten, die Besseres zu tun haben, als ohne Anspruch auf Anerkennung und Verdienst für ideale Zwecke zu arbeiten. Was Roesger anhäufte, bedarf wohl noch der systematischen Ordnung. Aber wenn diese einmal durchgeführt sein wird, wird man erst recht erkennen, wie große Werte er der Stadt und damit der Geschichte erhielt. Solche Männer, wie er einer war, die still und sicher ihres Weges gehen, nicht nach Lohn und nicht nach Dank sich umsehen, die trotz mühevollen Daseins reich sind im Geben ihrer Kraft für die Allgemeinheit, die sind es, die die idealen Bestrebungen ins Volk tragen und erhalten. Wie einst Heinrich Gerlach in Freiberg und Hofrat Mirus in Leisnig wird auch Oscar Roesger in der Ge schichte der sächsischen Altertümer unvergessen bleiben. Cornelius Gurlitt.«
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