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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1910
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- Deutsch
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20. 26. Januar 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 1087 sie reine Tagesgrößen sind und niemals mehr etwas Be trächtliches zustande bringen werden. Wie viele solcher Namen könnten ohne Not restlos aus unseren Novitäten- listen verschwinden, wenn die Verleger wollten. Der Vorsitzende unseres Börsenvereius hat in der Haupt versammlung des Deutschen Verlegecvereins dringende Mahu- worte au den Verlag gerichtet, es sich doch zehnmal zu überlegen, ob ein Manuskript wirklich gedruckt werden müsse. — Verleger von Übersetzungsliteratur sollten es sich lieber zwanzigmal überlegen, ehe sie ein neues Manuskript in die Druckerei geben, denn sie haben für ihr Verlagswerk die doppelte moralische Verantwortung. 6. N. Celestin Nanteuil. Den im letzten Jahrzehnt bei Floury erschienenen, schönen Monographien französischer Illustratoren und Graveure des 19. Jahrhunderts (Rops, Vierge, Riviere) reiht sich nunmehr eine von L. Carteret verlegte Monographie von Cölestin Nanteuil an, deren Ausstattung diejenige der oben erwähnten Sammlung noch übertreffen dürfte.*) Ihr Verfasser, Aristide Marie, läßt dem Namen des Künstlers den Nebentitel »lln imrc^isi romantigus« vor ausgehen, um dadurch Nanteuils Anteil an der französischen Roman tik und seine Eigenschaft als »Bildermaler« im Sinne der mittel alterlichen Illuminatoren von vornherein zu betonen. Die Blüte zeit der romantischen Literatur Frankreichs, die Zeit der beispiel losen Erstlingserfolge Victor Hugos war zugleich auch die Zeit des Auflebens der Jllustrationskunst, der in Frankreich im letzten Jahr hundert so viele große Meister erstanden sind — es sei nur an die allergrößten: Dors, Gavarni, Daumier, Johannot erinnert. Maries Buch bildet denn auch nicht nur eine Würdigung des Künstlers, sondern gleichzeitig eine allgemeine Schilderung des literarischen und künstlerischen Lebens in den dreißiger und vierziger Jahren. Mit dem Ruhm Victor Hugos ging auch der Stern des jungen Nanteuil auf. Bei der berühmten Erstaufführung des »llsrunvi« war dieser einer der begeistertsten Vorkämpfer für das Werk des vom »jungen Frankreich« zum Halbgott erhobenen Dichters; zu seinen ersten und besten Radierungen gehören die Titelblätter zu »^msraläa.« aus Hugos Notrs va-ms äs ?aris, zu dessen »kuorses korxia» und »N.rris '1'uäor«. Nanteuils Verehrung für Hugo führte ihn zu Eugen Renduel, dem Verleger des romantischen Frankreich, einem der interessantesten und bedeutendsten belletristischen Verleger, dessen Lebensgeschichte einer späteren Arbeit Vorbehalten sein soll. Für Renduel ätzte Nanteuil seine ersten Stiche. Es war damals noch nicht Mode, die Bücher mit vielen Illustrationen zu schmücken; die Kosten dafür mochten wohl auch zu groß sein, speziell Renduel begnügte sich stets damit, jedem Band seiner Verlagswerke ein einziges Titelkupfer beizufügen. Die bedeutendsten der damals bei ihm erschienenen Werke enthalten derartige Titelvignetten (»1''ront.i8pies8«) von Nanteuil. Es dürfte außerordentlich schwierig sein, deren künstlerischer Eigenart in kurzen Worten gerecht zu werden; sie muten uns heute - gleichwie die Illustrationen von Gavarni — als Schöpfungen einer längst verblichenen Zeit an, und wir wissen nicht, ob das künstlerische oder das altertümliche Interesse an diesen vielfach mit Allegorien und Inschriften überladenen Gravüren bei uns vorwiegt. Zu den bekanntesten rechnen wir seine Illustrationen zu Alexandre Dumas' »von Inan äs Usrana«, zu Theophile Gautiers »Vs8 äeuns8-k'raQc6«und »kllia.8 1Viläwan8ta.äiu8«, Petrus Borel: »üimp8oäie8«, Paul de Müsset: »Samuel«, Roger de Beauvoir: »Va Oaps st l'lLpes«, Görard de Nerval: »äolis k'ills äs la 6a.räs«. Wie wir sehen, fehlt kaum eine der damaligen literari schen Größen; aber auch weniger bedeutende Schriftsteller wurden durch Nanteuils Illustrationen vor der Vergessenheit bewahrt, so Philothee O'Neddy, I. d'Ortigues, Albitte, Alphonse Royer (»Vensria 1a Kella«) und Hippolyte Tampucci, welch letzterer nur ihnen seine Biographie von Champsleury verdankt. Wir sehen Nanteuil, dessen Bedeutung in der Ornamentik liegt, die er in seinen Titelblättern, Texteinrahmungen und Kapitel- *) Claris, ^ristiäs, vn iwa§isr romanti^us. 6sls3tin l'sau-^rts st äs 80 reprockuctiov8. 4°. 136 Seiten. Paris 1910. Vignetten (»6ul8-ä6-1a>mp6«) zu großer Vollendung gebracht hat, in jener Zeit außerdem als illustrativen Mitarbeiter am »^.rti8ts«, am »Nu8ss«, einer Art Jahresbericht über den Salon von 1834, am »Nonäs äramatigue«, einer von Gerard de Nerval 1835 ge gründeten Zeitschrift, deren 8 Bände von den Bibliophilen heute über alles geschätzt sind, ferner an der von dem bekannten Biblio graphen und Romantiker CH. Nodier in Verbindung mit Baron Taylor herausgegebenen Folio-Publikation »Vo^ri^s pittors8gus äs l'aneisnns Kranes«. Als dann der Verleger Paulin im Jahre 1835 durch Herausgabe seiner großen illustrierten Ausgabe des »6il 81v8«, die auf jeder Seite eine Vignette von Gigoux enthielt, den Geschmack des Publikums für die Buchillustration weckte und die damaligen Verleger, wie Curmer, Perrotin, Hetzel, Mallet und Bourdin, fast ausnahmslos ihm darin folgten, da tat sich ein neues, großes Arbeitsfeld für unfern Künstler auf, der mehr und mehr die mühsame Arbeit des Grabstichels verläßt und von jetzt ab in erster Linie Zeichnungen für die Prachtwerke dieser Verleger liefert. Seine Jllustrationstechnik vervollkommnet sich in dieser Zeit, verliert jedoch in dem Maße an Originalität, als der Romantismus in der französischen Literatur verblaßt. Selten ist er übrigens der alleinige Illustrator eines Werkes wie Johannot, Grandville, Gavarni und später Dors und Vierge; aber wie außerordentlich umfangreich ist die Zahl der jenigen Veröffentlichungen die hier und da einen Beitrag seines Stiftes enthalten. Hier seien an erster Stelle genannt die Luxus ausgaben der »Abenteuer des Telemach«, des »Befreiten Jerusalem«, des »Faublas«, des »Rasenden Roland«, die er in den Jahren 1840—1844 für den Verleger Mallet in Gemeinschaft mit Baron und Fran^ais illustrierte; ferner: kioeiola, von Saintine (1843, Verlag von Marchand); kss ruv8 st Is8 eoviicms äs vuris (1844, Verlag von Kugelmann); Llatbiläs, von Eugen Sue <1844/15, Verlag von Perrotin); l-^prr^us ?ittors8g>is, von Cuendias und Försal (1848). Der Geschmack des Publikums für diese großen Jllustrations- werke nahm jedoch mit Beginn der fünfziger Jahre bedeutend ab, und damit verringerte sich auch das Arbeitsfeld Nanteuils, versiegte der Hauptguell seiner Einnahmen. Er warf sich um so mehr auf die Lithographie von Umschlägen und Illustrationen zu Noten stücken, mit denen er bereits 1832 durch Illustrierung der Romanzen eines anderen, jung verstorbenen Romantikers, des Komponisten Monpou, debütiert hatte (Kompositionen zu Bürgers Lenore in der Übersetzung von Gerard de Nerval, zu »Llaäriä«, »Oban8on äu kou äs Oromvvsll«, »ksau Lloins«). Während Nanteuil auf diesem Gebiete eine dreißigjährige, unerschöpfliche Produk- tivität aufwies und auch zahlreiche Prospekte, Programme, Fest karten in seine Tätigkeit einschloß, blieben seine lithographischen Reproduktionen nach Gemälden des Salons, seine Porträts, seine wenigen Modeblätter unbedeutend und ohne Erfolg. Aber auch die Illustration der Musikstücke verlor gegen Mitte der sechziger Jahre viel von ihrer anfänglichen Popularität; Nanteuils malerische Tätigkeit war zu unbedeutend, um seinen Lebensunter halt zu bestreiten, wiewohl er eine ganze Anzahl beachtenswerter Gemälde hervorgebracht hat, und so stand er vor Not und Ent behrung, als ihm auf Befürworten seiner Freunde die kaiserliche Regierung im Jahre 1867 die Leitung der Kunstakademie in Dijon, der interessanten alten Burgunderstadt, übertrug. Hier verlebte er die letzten Jahre seines Lebens, durch ein Jahres gehalt von 3000 Frcs. und freie Wohnung vor materiellen Sorgen bewahrt, jedoch ziemlich unzufrieden mit seinem Geschick und durch den deutsch-französischen Krieg und die nachfolgende Okkupationszeit, die gerade Dijon sehr in Mitleidenschaft zogen, in seinen künstlerischen Aufgaben in empfindlicher Weise gestört. Der eigentlichen Biographie, deren gehobene Sprache zu loben ist, folgen einige Anmerkungen, in denen der Autor einzelne bio graphische und anekdotische Züge zusammengetragen hat. Der Lebenslauf des Künstlers bietet übrigens nur wenig Interesse. Er war 1813 in Rom von französischen Eltern geboren, die den König Joseph nach Neapel begleitet hatten und unter Murat noch in Italien blieben, jedoch 1814 nach Paris zurückkehrten. Nach der in der Familie bewahrten Überlieferung stammte diese von Robert Nanteuil, dem berühmten Stecher des siebzehnten Jahrhunderts, ab. Cölestin Nanteuil trat 1827 in die Pariser »Lools äsg Ks8.ux-^rt8« ein, aus der er zwei Jahre später mit anderen wegen Rebellion gegen einen der Lehrer auf 141*
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