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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1910
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- Deutsch
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.V 13, 18. Januar 1910, Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. 68? Nichtamtlicher Teil Zur Geschichte der Bttcherpreise. Es ist sehr schade, daß bisher noch niemand unter nommen hat, sich den Preis zu erringen, den vor einigen Jahren eine deutsche Universität für eine Geschichte der Bücherpreise ausgeschrieben hat. Die Aufgabe ist allerdings so umfangreich und zeitraubend, daß zu ihrer befriedigenden Lösung ganz besondere Begeisterung und Arbeitskraft ge hören dürfte. So sehr wir es bedauern, eine solche Ge schichte, die sicher nach verschiedenen Richtungen hin äußerst interessant zu werden verspräche, entbehren zu müssen, so sehr können wir uns der löblichen Gepflogenheit privater Liebhaber und öffentlicher Sammlungen freuen, für wichtige seltene und merkwürdige alte Bücher gute Preise anzulegen. Diese Freigebigkeit ist übrigens keineswegs nur eine Erscheinung aus der Zeit der amerikanischen Dollarmilliardäre; auch die alte Zeit hatte ihre Liebhaber, die es sich gestatten konnten, etwas für das Buch auszugeben, wie die folgenden Beispiele erweisen dürften. So soll der keineswegs reiche Plato (427—347 v, Chr) für drei kleine Abhandlungen des pythagoräischen Philosophen Philolaus etwa 7200 ^ bezahlt haben. Aristoteles (384—322 v, Chr) erwarb die nur wenig zahlreichen Schriften des Speusippus, eines Schülers Platons, für drei Talente, also etwa 14 VW Wie Galenus (Oomm, II, in epiäom, 3) berichtet, kaufte Ptolemäus Phila- dclphus (28S—247 v, Chr.) von den Athenern für fünfzehn Talente (etwa 71 VW die Originale der Tragödien des Sophokles, Euripides und Aeschylus, befreite außerdem die Athener von jedem Tribut und sandte ihnen einen großen Transport von Lebensmitteln, Dieser Ptolemäer war cs auch, von dem Ammonius in seinem Kommentar zu Aristoteles' Kategorien erzählt: >Es wird berichtet, daß Ptolemäus Philadelphus sich sehr für die Schriften des Aristoteles interessierte und sogar Geld denen gab, die ihm Bücher des Philosophen brachten. Daher setzten manche, um sich Geld zu erwerben, den Namen des Philosophen auf die Schriften anderer«. Nach dem jüngeren Plinius (Epist. III, 5) bot Largius Licinius dem älteren Plinius einen Betrag von etwa 32 000 sür seine Werke, Im zehnten Jahrhundert erwarb eine Gräfin von Anjou eine Homiliensammlung des Bischofs Haimon von Halber stadt sür 20V Schafe, fünf Malter Weizen, Roggen und Hirse und drei Marderfelle. 1054 vertauschte der Mönch Ulrich vom Kloster Benediktbeuren niit Zustimmung des Abtes und Konvents ein Meßbuch gegen einen umfangreichen Weinberg bei Bozen, Die Nonne Diemuth von Wessobrunn (1057— 1130) erwarb in ähnlicher Weise für eine von ihr geschriebene Bibel ein Landgut am Pleissenberg, Welche Wichtigkeit man früher dem Erwerb eines Buches beilegte, beweist ein von G, Naudd mitgeteilter notarieller Akt, nach dem der Buchhändler Geoffroy de Sainct-Liger 1332 vor zwei Notaren anerkennt und bestätigt, daß er ein Buch: »Lpeoulum bistorirüö in 60N8U6tuäin68 UariZienses«, geteilt und gebunden in vier Teile, in rotes Leder, verkauft, abgetreten und übergeben hat unter Verpfändung aller und jeder seiner Güter und mit Haftung seines eigenen Körpers an den würdigen Mann Mefsire Gerard de Montagu, Advokat des Königs beim Parlament in Paris, sür die Summe von vierzig Pariser Livres (350 Frcs,), womit sich der genannte Buchhändler zufrieden und wohlbezahlt erklärt, Etienne de Conty zahlte sür eine prachtvoll gebundene Luxusabschrist der 1345 verfaßten Henri Bohicschen Kommentare (»In guivgus äeerstaliewi libros Oommeataria«) 62 Livres 11 Sous, etwa 825 Frcs, Davon kamen u, a, aus Gebühren an den Abschreiber 31 Livres 5 Sous, auf das Pergament 18 Livres 18 Sous, auf sechs große vergoldete Initialen 1 Livre 10 Sous, auf die übrigen roten, schwarzen und blauen Illuminationen 3 Livres 6 Sous, auf Miete an den Pedell der Pariser Universität 4 Livres und auf Einband 1 Livre 12 Sous (Kapp, Geschichte des deutschen Buchhandels), Die Gräfin von Blois, die Gattin eines Barons von Castellane, vermachte 1392 in ihrem Testament ihrer Tochter ein Manuskript des »Oorpus juris» auf Pergament unter der Bedingung, daß sie einen Rechtsgelehrten heirate, damit dieser kostbare Schatz in die rechten Hände komme. Der be rühmte Jurist Accurstns war nicht imstande, sich eine gute Abschrift des »Oorxus juris», die 1000 Goldgulden kostete, anzuschaffen. Der Eichstälter Domherr Hans Prahsel zahlte 1427 für einen Livius 120 Goldgulden. Plutarchs »Parallelen« wurden 1470 mit 800 Goldgulden bezahlt. Der Bruder Jan van Enkhuisen aus Zwolle e, hielt ein schließlich seiner Vorauslagen für ein Prachtexemplar der Bibel 500 Goldgulden; eine einfach geschriebene Bibel kostete 100 Kronen. Nach der Schulordnung von Bautzen 1418 kostete ein Abcbuch und Paternoster 1 Groschen, ein Donat 10 Groschen und ein Doctrinale eine halbe Mark, Nun kaufte man aber noch 1514 dort eine Henne für I H, ein Pfund Rind oder Kalbfleisch für 2 H, Brot sür drei Menschen per Tag für 3 H, ein Pfund Käse für 3 H und eine Maß besten Weines für 1 Kreuzer. Für das allmähliche Sinken der Preise seien nach Kapp folgende Beispiele mitgeteilt: 1279 kostete eine in Bologna geschriebene Bibel 80 Lire (313 ^B); 1493 wurde eine -Liblis latina» auf 319 Pergamentblättern in Breslau mit 4 Gulden (nach jetzigem Werte etwa 40 Gulden) verkauft. Im vierzehnten Jahrhundert betrug in Italien der Durchschnittspreis eines vollständigen »Vorxus juris« 480 1451 brachte ein solches in Florenz 14' , Dukaten (gleich etwa 90 ^ nach dem Münzfuß von 1464), Um 1400 kostete ein auf 115 Pergamenlblätter in Folio geschriebenes Exemplar des Justin, Sallust und Sueton 16 fiorentinische Dukaten (gleich 100 ^), 1487 dagegen wurden für die Komödien des Terenz, 198 Blätter in Folio auf Papier, in Heidelberg 3 Gulden bezahlt, während 1499, wo die Buchdruckerkunst schon überall blühte, eine Handschrift von Euripides' »Hecuba« und Theokrits »Idyllen«, 134 Blätter auf Papier in Quart, für 2 Gulden verkauft wurden. Im Jahre 1474 verpfändete Ludwig XI. von Frankreich als Sicherheit für ein ihm von der Pariser medizinischen Fakultät geliehenes Manuskript des arabischen Arztes Rhases sein Silbergeschirr und stellte außerdem noch einen Edelmann als Bürgen sür die Rückgabe, Das jetzt in der St, Markus-Bibliothek in Venedig be findliche berühmte Brcviarium Grimani, das um 1478 innerhalb der nächsten zehn Jahre von Hans Memling, G, van der Meire, Lieven de Witte von Gent, Hugo von Antwerpen u, a, angefertigt und vermutlich von Memling an Antonio von Messina verlaust wurde, der es I486 dem Kardinal Dominicas Grimani in Venedig überließ, wurde von letzterem mit 500 Zechinen oder Dukaten bezahlt. Die ersten Denkmäler der Mainzer Presse werden heute mit Gold ausgewogen. Ein Pergamentexemplar der zwei- undvierzigzetligen Bibel wurde von Merlin de Thionoille, als er sich 1793 als französischer Regierungskommissar in Mainz aufhielt, aus der dortigen Universitätsbibliothek annektiert und an den Buchhändler Nicol in London ver kauft, der cs sür 504 Pfd, Sierl. dem reichen Londoner Bierbrauer Perkins überließ Als 1868 die Bibliothek von Perkins veräußert wurde, brachte die Bibel 3400 Pfd. Stert.
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