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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1910
- Strukturtyp
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- 1910-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1910
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- Deutsch
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692 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. IS, IS. Januar ISIS. dunklen Mächten des Schicksals, das mit erbarmungsloser Hand in wenigen Wochen so viel blühendes Familienglück zerstört hat. Herr Arnold Huber war am 6. Juni 1865 als ältester Sohn des Herrn Di-. I. Huber in Frauenfeld geboren. Sein Vater, der bekannte Verleger, hat dem Sohne in zielbewußtem Bildungsgänge eine gediegene und weitsichtige Bildung zukommen lassen. Nachdem Arnold Huber die Schulen seiner Vaterstadt und fünf Gymnasialklassen der thurgauischen Kantonsschule durchlaufen hatte, kam er auf das Gymnasium in Neuenburg, um seine Gymnasialbildung abzuschließen und gleichzeitig sich mit der französischen Sprache vertraut zu machen. Der Verstorbene hat dort im fremden Sprachgebiete nach zweijährigem Studium glänzend die Maturitätsprüfung bestanden. Es folgten einige Semester an der Universität Berlin, die hauptsächlich der deutschen Literatur gewidmet waren, ferner eine Lehrzeit als Buchdrucker bei der Firma Breitkopf L Härtel in Leipzig, eine Lehrzeit als Sortimentsbuchhändler bei der Firma Schmid, Francke L Co. in Bern, eine praktische Tätig keit im heimischen Geschäfte in Frauenfeld und schließlich längere Aufenthalte zu weiterer Ausbildung in Paris und London. So konnte dann im Jahre 1890 Arnold Huber mit reicher Ausrüstung an literarischer Bildung, praktischen Kenntnissen und geweitetem Blick in das aufblühende väterliche Geschäft eintreten und dort seine jungen Kräfte und sein reiches Können zu voller Entfaltung bringen. Es war eine dankbare Aufgabe, in welche das praktische Leben den jungen Mann hineinstellte. Der Hubersche Verlag hatte be reits seinen Ruf über die Grenzen der Schweiz hinaus, und diesen Ruf zu festigen und das Verlagsgeschäft weiter auszubauen, das war das Ziel, an das Arnold Huber sich mit Lust und Freude und mit einer Arbeitskraft heran machte, die sich alles glaubte zumuten zu dürfen. Der junge Verleger, dem neben tüchtiger Geschäftskenntnis ein feiner lite rarischer Sinn und künstlerischer Blick eigen waren, hatte von seinem Beruf eine hohe Meinung; er stand auf dem Standpunkt, daß ein Verleger mit den Autoren in persönliche Beziehungen treten müsse und daß der Verkehr zwischen Verleger und Schrift steller nicht geschäftsmäßig geführt werden dürfe. So hat er denn darauf gehalten, die umfangreiche Korrespondenz zwischen dem Verlag und den schweizerischen Autoren jederzeit persönlich zu besorgen, und seine Briefe waren Musterstücke, wie die Bücher anzeigen, die er den Neuerscheinungen in knapper, feiner, litera rischer Form mit auf den Weg gegeben hat. Der Erfolg ist nicht ausgeblieben: Die Räume wuchsen, und es dehnte sich das Haus. Und dieser unermüdliche, rastlose Mann, in dessen Arbeits zimmer jeden Abend die Lampe bis tief in die Nacht hinein brannte, hat neben seiner aufreibenden Tätigkeit noch Zeit ge funden, sich anderem zu widmen. Ohne politisch aktiv mit zumachen, hat er mit Interesse alles verfolgt, was in der Ge meinde und im Staate vorging. Er hat sich im Juli 1908 in die Aufsichtskommissivn der Kantonsschule wählen lassen, wo der viel seitig gebildete und praktisch veranlagte Mann ein treffliches Element war; die thurgauische Hypothekenbank hat ihn im Jahre 1904 in ihren Verwaltungsrat und im Jahre 1907 in ihre engere Verwaltungskommission berufen, und daneben hat Herr Arnold Huber auch im Schweizerischen Buchhändlerverein, im Verein schweizerischer Buchdruckereibesitzer, im Börsenverein der Deutschen Buchhändler und im internationalen Buchhändlerverband eine hervorragende Rolle gespielt. Den größten Teil seiner freien Zeit aber hat der Verstorbene dem Militärdienste gewidmet. Während mehr als zwei Jahr zehnten war der Militärdienst die einzige Ferienzeit, die er sich gönnte. Und der Mann, der sich im Zivilleben jeden militärischen Titel verbat, war Soldat mit Leib und Seele, sobald er im Dienste stand, bei seiner Artillerie, bei seinen Kanonieren, die ihn immer als einen strengen und exakten, aber guten und gerechten Vorgesetzten gekannt und geachtet haben. Im Jahre 1894 zum Hauptmann der Artillerie befördert, hat Arnold Huber fünf Jahre die Batterie 39 kommandiert; im Jahre 1899 ist er Major ge worden, und er hat in dieser Stellung bis zum Jahre 1907 die erste Abteilung der Divisionsartillerie 7 geführt; im Jahre 1907 ist er zum Oberstleutnant befördert und mit dem Kommando des 12. Feldartillerieregiments betraut worden. Und wie war er stolz auf sein Regiment! Als schwere Schicksalsschläge in der Familie und erhöhte geschäftliche Inanspruchnahme ihm den Gedanken nahebringen mußten, sich durch die Niederlegung des militä rischen Kommandos zu entlasten, da hat Oberstleutnant Arnold Huber einen schweren inner« Kampf durchgekämpft; aber sein strenges Pflichtbewußtsein verbot es ihm, ein Kommando beizu behalten, das er nicht mehr glaubte so ausfüllen zu können, wie es sein militärisches Gewissen von ihm verlangte. Schweren Herzens hat er auf Neiljahr den Bundesrat um Enthebung vom Kommando des 12. Feldartillerieregiments ersucht, und sie ist unter Verdankung der geleisteten Dienste erteilt worden. Wie Oberstleutnant Arnold Huber allzufrüh seine schöne militärische Carriere hat abschließen müssen, so ist er auch viel zu früh seiner Familie und seinem Berufe entrissen worden. Zu der großen Trauergemeinde, die erschüttert an der Bahre dieses jäh und tragisch aus dem Leben geschiedenen Mannes steht, gehören neben der Familie, der sich die herzlichste Teilnahme weitester Kreise zuwendet, als trauernde Hinterlassene auch das große Geschäfts- personal, dem der Verstorbene jederzeit ein wohlwollender Chef gewesen ist; es stehen an der Bahre die Waffenkameraden, die Oberstleutnant Arnold Huber als braven Soldaten in gutem An- denken behalten werden, und es stehen am offenen Grabe mit einem dumpfen Weh im Herzen wir andern, die wir den guten, liebenswürdigen, prächtigen Menschen Arnold Huber näher zu kennen das Glück gehabt haben. -ick. Gestorben: am 12. Januar nach kurzem Krankenlager Herr Hofbuch- Händler Bernhard Seeber, früherer Inhaber der imJn- und Auslande hochangesehenen Firma B. Seeber, Loescher L Seeber's Nchflg., Kgl. Hofbuchhandlung in Florenz, gegr. 1865. Der Verstorbene, der der Firma Loescher längere Zeit als Mitarbeiter angehört hatte, wurde im Jahre 1884 Teilhaber und Leiter der Florentiner Firma, die er im Jahre 1894 für eigene Rechnung übernahm und durch rastlosen Fleiß und große Umsicht zu einer der bedeutendsten Sortimentsfirmen erhob. Am 1. März 1907 verkaufte er sein blühendes Geschäft, um nach arbeitsreichem Leben sich der wohlverdienten Ruhe zu erfreuen, was ihm leider nur kurze Zeit vergönnt sein sollte. Alle, die die gerade, offene Weise des Entschlafenen kennen gelernt haben und denen er mit Rat und Tat zur Seite ge- standen hat, werden dem verdienten Buchhändler weit über das Grab hinaus ein ehrendes Andenken bewahren. Florenz. Oscar Seidel. * Hierzu empfingen wir aus Florenz folgende weitere Mitteilung: In dem zypressenumstandenen Friedhof »axli allori«, dessen geweihte Erde so manchen deutschen Namen von gutem Klange nennt, hat man soeben einen Mann zur Ruhe gebettet, dessen Leben still in unseres Berufes Arbeit verflossen ist, — Bernhard Uber dreißig Jahre das Haupt, seit fünfzehn Jahren Allein besitzer, hat er die alte Loescher'sche Buchhandlung, unterstützt von treuen Mitarbeitern, zu hoher Blüte gebracht. Erst seit zwei Jahren ist das Geschäft in neuen Händen. Der außergewöhnlich rüstige, Willensstärke Mann, wohl durch den Tod der Lebens gefährtin anfänglich zur Rückkehr in die alte Heimat entschlossen, hatte sich plötzlich aus voller Tätigkeit zurückgezogen, zum Erstaunen aller, die ihn kannten. Kurz war der Abend dieses Lebens; aber das Werk seines Tages steht würdig neben dem Loeschers in den Annalen der Geschichte des deutschen Buchhandels in Italien. Eine deutsche Tanne und Florentiner Rosen auf dieses allzu frühe Grab! Die Thüringer Heimat darf stolz sein auf ihren Sohn, der mit voller Kraft Bescheidenheit und ein goldenes Gemüt vereinte — ein Deutscher vom alten Schlage — und auch Florenz, das geistige Florenz, wird dankbar das Andenken dieses Mannes segnen. Am Abend des 14. Januar 1910. H'. j.'. Gestorben: am 14. Januar, im Alter von 45 Jahren, unerwartet infolge Schlaganfalls Herr Hugo Dworatscheck, ein Pflicht- treuer Mitarbeiter im Verlagshause Georg E. Nagel in Berlin-Schöneberg.
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