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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.03.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1923-03-31
- Erscheinungsdatum
- 31.03.1923
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- Deutsch
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76. 31. März 1923. Sprechsaal. Ganz anders liegen die Dinge mit der Feue r-V crstchernng. Eine Utopie ist dieser Gedanke durchaus nicht; ganz im Gegenteil! Eine Vcrsicherungskasse zu griinden ist eine Angelegenheit technischer Natur, die gewisser Vorbereitungen und Voraussetzungen bedarf und schließ lich vor Gründung der Kasse bzw. der Genossenschaft gesetzliche Be stimmungen erfüllen muß. Schwierig ist die Ausführung aber nicht; eine solche Versicherungs-Genossenschaft könnte alle für uns Buchhänd ler in Betracht kommenden Versicherungsarten umfassen, außer der Lebensversicherung, die wohl zunächst anszuschalten wäre, also die Haftung gegen Feuer, Einbruchsdiebstahl und Haftpflicht. Da wohl heute jeder Buchhändler für seinen Geschäftsbetrieb sowohl gegen Feuer als auch gegen Einbruchsdiebstahl versichert ist, so ist die erste Schwierigkeit, die sich bei'dem Plan ergibt, die Festlegung eines Termins für das In krafttreten der Versicherung. Aber auch diese Schwierigkeit ist insofern leicht zu liberwinden, als wohl kaum ein Buchhändler heute Min volle» Wert sein Geschäft versichert hat, gleichgültig, ob Sortimenter oder Ver leger. Wird eine Versicherungs-Genossenschaft gegründet, so könnte sie diejenigen Risiken übernehmen, die sich aus dem heutigen hohen Tageswerl abzüglich der bereits versicherten Summe ergeben. Lausen die alten Versicherungen ab, so wären sic rechtzeitig zu kündigen, um alsdann bei der Genossenschaft neu getätigt zu werden. Die Vorbereitungen für die Genossenschaft müßten ans rechnerischer Grundlage erfolgen und in die -Hand eines Versicherungsfachmannes gelegt werden. Hierzu würden einige Monate Zeit nötig sein. Wenn also der Sache günstig gesinnte Kollegen gelegentlich der Kantate-Ver sammlung in Leipzig Zusammenkommen, dort die Sache besprechen und sich zur Ausführung des Planes vereinigen, so würde immerhin im Lause des Jahres der Versicherungsbctrieb beginnen können. Die Prämienbeträge könnten wahrscheinlich um ein Beträchtliches niedriger sein als diejenigen, die heute an die Berufs-Versicherungs-Gesell- schasten bezahlt werden, weil ja das Risiko sowohl gegen Feuer als auch gegen Einbruchsdiebstahl im Buchhandel nicht allzugrotz ist. Für die ersten Jahre wären die Überschüsse aus den Prämicneinnahmen zu einem größeren Fonds für etwaige Schadensfälle anzusammcln. Später ist ein solcher Fonds in genügender Höhe vorhanden — würden die Mitglieder dieser Genossenschaft am Schluß jedes Jahres eine wahr scheinlich nicht unbeträchtliche Dividende genießen, wie das bei der Wirtschaftlichen Vereinigung schon heute der Fall ist und wie es bei der Abrechnungs-Genossenschaft vielleicht auch der Fall sein wird. Hoffentlich hat der Vorschlag des Herrn Hermann zahlreiche Kol legen ebenso sympathisch berührt wie mich. Ich mache den Vorschlag, daß alle Kollegen, die Hem Plan günstig gesonnen sind, mit Herrn Hermann Abrede treffen zu gemeinsamer Besprechung der Angelegen heit gelegentlich der Kantateversammlung in Leipzig. B erli u. August Rehe r. Einige Worte vom Rezensionsexemplar. (Vgl. zuletzt Bbl. Nr. 59.) In der schönen Vorkriegszeit wurden meist schon bei einer eiu- sachen Tausender-Auflage 59 und 190 Bücher übergodruckt, um sie als Besprechungsexemplare auszuschicken; 10°/, dieser Bücher kamen an ausgesuchte A-dressen, während die anderen meist sorglos und zufällig hiiiausgeschleudert wurden. Hellte ist das anders; oft wird nichts nber- gedruckt; die Rezensionsexemplare gehen meist von der Auflage ab und werden mit größter Sparsamkeit nach weiser Überlegung ausgegeben. Da ich selbst Verleger bin, weiß ich, daß dieses Verhalten meiner Kol legen durchaus richtig ist, denn es muß in unseren Tagen mit jedem einzelnen Buch gerechnet werden. Als einziges richtiges Verfahren ist es daher heute auzusehen - ich übe es auch —, saß der Verleger überhaupt keine Besprechungsexemplare ausschickt, wenn solche nicht von den Redaktionen verlangt werden. Dann kann man immer damit rech nen, daß das ausgeschickle Buch auch eine bemerkenswerte Besprechung bringt, während sonst manches Buch nur genannt wird und man in den meisten Fällen gar nichts davon hört. Selbstverständlich wird man be sonders befreundeten Zeitungen ein Buch auch ohne Aufforderung zu gehen lassen können. Die Befürchtung, daß die Redaktionen nicht früh genug oder gar nichts voll den Neuerscheinungen hören, ist überflüssig, da jeder ernsthafte Schriftleiter des Feuilletons gewissenhaft ben »Bi bliographischen Teil« des Börsenblattes studiert; alles was ihn da interessiert und wofür er Platz hat, wird er daun verlangen. Anderseits ist der Vorschlag des Prof. Oppermann in Nr. 59 des Börsen blattes sehr beachtenswert, wonach die DPK. eine besondere Biblio graphie der Neuerscheinungen gibt. Da das Börsenblatt nun allerdings ill jeder anständigen Redaktion zu Hause ist, bin ich nicht ganz von der Notwendigkeit dieser DPK-Bibliographie überzeugt; aber doppelt hält besser, sagt der Volt'Smund, und das trifft besonders bei der Reklame zu. Buchbesprechungen sind Reklame, wenn auch eine feine, eine ideale und billige. Ja, es ist die billigste Reklame, die für ein Buch gemacht werden kann. Viele Verleger sehen das nicht ein, und häufig sind die Fälle, nw von Redaktionen verlangte Rezensionsexemplare nicht geschickt wer den, da man das Buch für zu wertvoll ausieht. Hier und da kann das auch richtig sein. Wenn ein winziges Kleinstaötblättchen allerdings gibt es heute kaum noch solche — von mir ein Buch anfordert mit der Grundzahl 50, so werde ich dankend ablehuen. Aber ein billiges Buch — etwa bis Grundzahl 10 — werde ich' auch einer kleineren Zeitung nutzbringend überlassen können. Garuicht genug kann sich der Verleger dessen erinnern, daß die besprechende Zeitung oder Zeitschrift durch die Buchbesprechung ganz erhebliche Unkosten hat, die meist über dem Wert des Buches stehen. Ein Inserat in der Größe der Buchbesprechung wird ja auch meist den zehnfachen Buchpreis ausm-achen. Es ist daher ent weder eine schlecht überlegte Maßnahme oder eine große Unart, daß manche Verleger ihre Rezensionsexemplare als solche kennzeichnen oder besser unter diesem Vorwand »unverkäuflich« machen, bzw. brutal ruinieren. Ich halte es für sehr wichtig, daß dieser Punkt einmal an geschnitten wird. Ter eine Verleger drückt den Stempel Rezensions exemplar« ein Dutzend mal in das Buch ein, quer über das-Titelblatt und mitten auf Tafelbilder; der andere reißt den Umschlag, das Titel blatt und dergleichen mehr bis zum Buchrücken ein. Nebenbei bemerkt werden ja auch vielfach fehlerhafte Exemplare zu Besprechungsstücken angesetzt. Jedenfalls wird das alles den Einsruck des Buches in den Redaktionen nicht fördern, und jeder Verleger darf versichert sein, daß ein ausdrücklich zum Rezensionsexemplar gestempeltes Buch nur mit gemischten Gefühlen in der Schriftleitung begrüßt wird. Häufig wandert das Rezensionsexemplar nach! Gebrauch in den Bücherschrank des Besitzers der Zeitung, mehrfach wird es der Bücherei der Re daktion cinverleibt, und in den meisten Fällen geht es stillschweigend in den Besitz des Redakteurs über. Ja, es gibt Redakteure und Re zensenten, die die Bücher sogar verkaufen. Das ist das Entsetzen der meisten Verleger, und deshalb werden die Bücher meist »unverkäuflich« gemacht, das heißt, man ruiniert sie brutal. Dieser Standpunkt ist meiner Ansicht nach ganz falsch. Mit der Buchbesprechung geschieht dein Verleger ein Gefallen; eine Liebe ader ist der anderen wert. Warum darf die Zeitung oder ihr Redakteur das Rezensionsexemplar nicht als eine Bezahlung ansehen und nach Belieben verwerten? Es gibt sogar Rezensenten, die den Verkauf der Besprechungsexemplare als dringende Nebeneinnahme nötig haben. Diese Tatsache kann natür lich auch ausarten. Hier märe von den oft dunklen Existenzen zu reden, die Bücher mit großen Versprechungen znsammcnbetteln und sie nutzbringend für ihre eigene Person verwenden, ohne daß in den meisten Fällen eine Besprechung erfolgt ist. Vor solchen Leuten kann nicht genug gewarnt werden, auch wenn sie sich Doktor und Professor nennen. Ich übe längst die Praxis, daß ich nur an Redaktionen sende, und kann das auch nur allgemein empfehlen. Andererseits aber sehe ich es lieber, wenn ein Rezensionsexemplar nach zweckbestimmtein Ge brauch verschenkt oder verkauft wird, also Buch bleibt, was es doch sein soll, als wenn es weil durch allerlei Maßnahmen entwertet i» den Papierkorb und in den Ostn fliegt. Ich habe nicht das Talent, so kleinlich zu denken, daß der, der das Buch ans diese Weise in die Hände bekommt, vielleicht sonst auch eins gekauft hätte und ich dann »ein Geschäft« gemacht haben würde. Hier sei auch bemerkt, daß es eine ganze Reihe von Redaktionen gibt, die die Besprechung gekenn zeichneter Rezensionsexemplare ablehnt. Ich gehöre mit zu diesen; denn ich bin nicht nur Verleger, der Rezensionsstücke verschickt, sondern auch Verleger, der andere bekommt zur Besprechung in eigener Zeit schrift. Deshalb sehe ich diese Angelegenheit nicht einseitig an und bin auch in der anderen Hinsicht erfahren. - Die »teuer« gewordenen Bücher haben aber auch noch eins gezeitigt: es gibt eine Reihe so klein licher Verleger, die heute das Besprechungsexemplar teilweise, meist halb, bezahlt haben wollen. Das geschieht nicht nur von kleinen Ge schäften, die scharf rechnen müssen, sondern auch von allerersten Ver lagshäusern. Hier kann eine Redaktion nur kühl ablehnen; ich ant worte nicht auf solche Anerbieten. Lächerlich ist ein solcher Vorschlag schon deshalb,'weil doch jedes Zeitungs- und Zoitschriftenunternehmen so zum Buchhandel steht, daß es zu Nettopreisen beziehen kann; für die Buchbesprechung will man dann dem Kollegen das Buch 10 oder 15°/, billiger lassen. Das ist zn armselig. Das Abschlagen eines Be sprechungsexemplars ist das gute Recht des weise überlegenden Ver legers; man kann es ihm nicht übelnehmen; aber das Anbieten znm »Vorzugspreis* ist eine Beleidigung. Hier will der Verleger, daß man etwas für ihn tut; er selbst aber drückt sich von der Gegenleistung. Zum Schluß noch einige Worte über den heutigen Wert einer Buchbesprechung. Hier spreche ich nur als ausschickender Verleger, und als solcher muß ich ehrlich sagen: Sparsam mit den Besprechungs exemplaren; denn der Wert der Buchrezension wird meist überschätzt. Nicht allzu groß ist die Menge der Bnchkänfer auf Besprechungen hin; die große Menge kauft doch nur das, was der Sortimenter ihr vor- 415
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