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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1910
- Strukturtyp
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- 1910-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1910
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- Deutsch
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456 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ S. 13. Januar 1S10. Nichtamtlicher Teil, Aus der Bücherwelt. Von Tony Kellen (Bredeney, Ruhr). I. Das Weihnachtsgeschäft. Eigentlich ist es ein ungesunder und unerfreulicher Zustand, daß sich ein großer Teil des Umsatzes im Buch Handel, soweit er zu Geschenken in Betracht kommende und auch einige andere Literatur umfaßt, auf die wenigen Wochen vor Weihnachten zusammendrängt. Nicht als ob gegen die Eilte des Schenkens irgend etwas einzuwenden wäre, aber es gibt eine Unmasse Leute, die das ganze Jahr — von zwingenden Aus- nahmesällen abgesehen — kein Buch kaufen und dann zu Weihnachten als eine schwer zu bedienende Kundschaft die Läden füllen und leider oft genug nach dem Feste wiederkommen, uw das gekaufte Buch umzutauschcn. weil es dem Beschenkten nicht gefallen hat. Wie wenig Leute gibt es noch immer bei uns in Deutschland, die es als ihre Pflicht betrachten, sich regelmäßig das ganze Jahr hindurch in den Buch Handlungen nach den neuen Erscheinungen umzusehen, die sür ihre Fortbildung von Bedeutung oder sonst für sie wenigstens von Interesse sindl Die Gewohnheit des Deutschen, den Kauf eines Buches als einen Luxus zu betrachten, ist ja erfreulicherweise im Schwinden, aber sie liegt doch sehr vielen so recht im Blut, daß noch auf lange Zeit damit gerechnet werden muß. Das diesjährige Weihnachtsgeschäft ist im Buchhandel, so weit es sich überblicken läßt, ziemlich still verlaufen Im großen Ganzen dürfte es nicht unbefriedigend gewesen sein, zumal wenn man berücksichtigt, daß die wirtschaftliche Lage sich noch wenig gebessert hat und daß eine allgemeine Steuererhöhung und eine allgemeine Verteuerung der Be dürfnisse eingetreten ist. die besonders diejenigen Kreise stark betroffen haben, die zu den besten Abnehmern des Buch handels gehören. Ein eigentlicher Schlager war im Verlag nicht zu ver zeichnen. Einzelne Werke bekannter Verfasser habe» zwar einen hohen Absatz erreicht, aber es war doch bei keinem ein ganz außergewöhnlich großer Erfolg, wie ihn früher einzelne Werke eizielten. Die Gunst des Publikums verteilte sich ans eine größere Anzahl gediegener älterer und neuerer Werke, und damit kann die Mehrheit der reellen Verleger, Sorti menter und Schriftsteller wohl zufrieden sein. Es ist ganz erklärlich, daß z. B. ein Buch wie Bismarcks Gedanken und Erinnerungen mindestens ein Jahr lang den Buchhandel sozusagen beherrscht, aber Bücher von überwältigender Größe können nun einmal nicht jedes Jahr auflauchen. Es komml zwar auch vor. daß spekulative Verleger und Autoren durch eine plumpe amerikanische Reklame z. B. einen Roman für einige Zeit in den Vordergrund des Interesses schieben und ihn als das Buch bezeichnen, das jeder lesen müsse, aber wenn solche Praktiken auch vorübergehend Erfolg hoben, so vermögen sie doch auf die Dauer der Kritik und dem ge sunden Sinn des Publikums nicht standznhalten. So kann man z. B. bemerken, daß ein Buch, das mit vielem Tamtam in die Welt gesetzt wurde, schon nach wenigen Jahren völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Der Verleger bringt es nicht einmal mehr den Sortimentern vor Weihnachien in Er innerung. weil doch niemand mehr es kauft, zumal der Antiquariatsmarkt bereits mit dem Buche überschwemmt ist. Die erwähnte amerikanische Reklame kommt erfreulicher weise im deutschen Buchhandel nur in Ausnahmefällen vor, und die Erfahrungen, die bisher damit gemacht wurden, dürften wohl auch nicht zur Nachahmung anspornen. Man konnte in früheren Jahren öfter bemerken, daß zu Weihnachten gewisse Bücher in den Handel gebracht wurden, die in ihrer ganzen Aufmachung speziell für Ge schenke berechnet waren, aber inhaltlich dürftig und in der Ausstattung trotz der überladenen Ornamente durchaus minderwertig waren. Soweit ich den Büchermarkt übersehe, hat die Zahl dieser Werke erfreulicherweise abgenommen, und es sind hauptsächlich Restbestände solcher »Geschenk werke«, die als Zeitungsprämien verwendet und zu diesem Zweck auch wohl noch von alten, bereits abgequetschten Stereotypplatten nochmals neu gedruckt werden. Die ge läuterte Geschmacksrichtung unserer Zeit wendet sich immer mehr von solchen Werken ab. Dagegen bringt der solide Verlagsbuchhandel heutzutage viel mehr als früher gute Werke in solider, geschmackvoller Ausstattung auf den Bücher markt. die zwar nicht speziell für Weihnachten berechnet sind, aber doch sich vorzüglich als Geschenkwerke eignen. Das schlimmste Übel ist noch immer die Überproduktion im deutschen Verlagsbuchhandel. Die hohe Schlußzahl der jährlichen Statistik der Hinrichsschen Buchhandlung (1SV8: 30S17) ist zwar nicht an und sür sich maßgebend, denn es sind darin viele Tausende von Schriften enthalten, die gar nicht den Ehrgeiz haben, in weitere Kreise zu dringen, und die lediglich Drucksachen für ein ganz beschränktes Interessengebiet sind. Die Zahl steigt vermutlich auch da durch. daß jede neue Auflage gezählt wird; und da von vielen Büchern die Auflage nur klein ist. so trägt natürlich auch dieses Verfahren dazu bei. die Gesamtzahl in die Höhe zu treiben. Aber auch wenn wir einen angemessenen Teil in Abzug bringen, so bleibt doch noch eine ungewöhnlich hohe Zahl übrig. Es ist gar nicht möglich, daß alle Bücher, die sür weitere Kreise gedruckt werden, einen angemessenen Absatz finden. Gesündigt wird in gleicher Weise von Schriftstellern und von Verlegern. Die Zeit ist leider vorbei, wo man glaubte, wer ein Buch veröffentliche, müsse wenigstens leid lich die deutsche Sprache beherrschen. In einer Zeit, wo jeder etwas Schulbildung hat. glaubt jeder sich auch be rufen. gelegentlich ein Buch zu schreiben. Dabei werden Schriftsteller-Dilettanten und -Dilettantinnen sogar von eigenen Vereinen großgezogen und von -rührigen« Verlegern durch Anzeigen angelockt. Aber die große Masse von Büchern, die diese Verleger aus Kosten ihrer Verfasser drucken, bildet durchaus nicht das größte Übel, denn diese Verleger tun glücklicherweise nichts für den Vertrieb (es wäre ja auch verschwendete Mühe), aber einen großen Anteil an der eigentlichen Überproduktion haben die Verleger, die neben guten Büchern eine große Menge Mittelware oder auch ganz unbedeutende Schriften auf den Büchermarkt werfen, sowie die Verleger, die nur gelegentlich einige Werke herausgeben, obschon sie sich bei näherer Prüfung derselben sagen müßten, daß die Welt nichts verlöre, wenn diese Schriften ungedruckt blieben. Vielfach kann mau auch die Erfahrung machen, daß ein Schriftsteller, der leidlich gut bekannt ist. jedes Jahr mehrere Bände produziert und schließlich sogar zu ganz kleinen Verlagshandlungen geht, wenn die angesehenen Firmen, mit denen er bis dahin in Verbindung stand, seine Produkte nicht mehr alle aufnehmen. Wer die Geschichte des Buchhandels und der bedeutendsten Firmen desselben studiert, kann sich leicht davon überzeugen, daß kein Verleger mit dem kritiklosen massenhaften Produzieren von Verlagsartikeln Glück gehabt hat. Die Überproduktion rächt sich früher oder später. Wenn wir die umfang reichen Kataloge von großen Verlagshäusern zur Hand nehmen, so finden wir, daß diese Firmen, sobald wir die rein wissenschaftlichen Werke abziehen und zugleich die
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