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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1910-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1910
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- Deutsch
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4, 7. Januar 1S10. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 179 Autoren-Honorare und Buchhändler-Vermögen einst und jetzt. Von Ernst Waldmann (Paris). Alles ist teurer geworden im Laufe der Jahre und Jahrhunderte, und auch die Honorare der Dichter und Schriftsteller sind gestiegen mit der Erfindung der Buch druckerkunst. der zunehmenden Verbreitung von Bildung und Kultur. Wenn z. B. das heutige Frankreich eine jährliche Summe von 250 000 000 Fies, sür Bücher. Zeitungen nnd Theater anlegt, so würde das einem Betrage ent sprechen. der zweihundertmal größer wäre, als ihn die Franzosen im Jahre 1300 zur Befriedigung ihrer literarischen und dramatischen Bedürfnisse ausgaben. In merkwürdigem Gegensatz dazu steht die Tatsache, daß das Buch an und für sich immer billiger geworden ist. denn noch nie hat es in allen Ländern so viele billige Ausgaben und Sammlungen gegeben wie heute, und es ist Aussicht dafür vorhanden, daß das Buch auch in Zukunft immer noch billiger werden wird. Nicht jeder Dichter, Künstler oder Komponist ist nach Verdienst und Würdigkeit belohnt worden; für manchen unter ihnen ging die Sonne des Ruhms erst nach seinem Tode auf. Mancher Unsterbliche hat sich kümmerlich durchschlagen müssen, und andere haben die materiellen Früchte seines Genies geerntet, während die Helden des heutigen Feuilletonromans manchmal über ein Jahres einkommen von ! 00 000 Frcs. und darüber zu verfügen hatten. In Frankreich entfallen heute auf l 00 000 Frcs., die in Zeitungen angelegt werden, je nach der Auflage des Blattes 4- 20 000 Frcs. auf den oder die Redakteure; bei Büchern erhallen die Autoren einen Anteil von IO — 15000 Frcs. und bei Bühnenwerken beläuft sich ihr Einkommen an Theatertanliemen auf 12 000 Frcs. sür Paris und auf 6000 Frcs. sür Provinzbühnen, immer bei einem Umsatz von 100 000 Frcs. Es sind interessante Daten, die der Vicomte d'Avenel in seinem Buche") über die Entwicklung des Reichtums in sieben Jahrhunderten mitteilt. Das mit großem Fleiß zu- sammengetragene Material beschränkt sich nicht ans durch Handel und Industrie erworbene Vermögen, sondern gibt auch wichtige Aufschlüsse über die pekuniären Verhältnisse der meisten derjenigen Dichter und Schriftsteller, deren Namen heute der Literaturgeschichte angehören. Die mitgetcilten Zahlen beweisen, daß gerade in unseren Tagen Honorare von manchmal fabelhafter Höhe gezahlt werden, daß Dichter und Schriftsteller, die durch ihr Genie oder irgend einen Glllcks- sall in die erste Reihe ihrer Zeitgenossen getreten sind, es leicht bis zum Millionär und darüber hinaus bringen können. Anderseits enthalten die Ausführungen des Vicomte d'Avenel auch eine Warnungstafel für junge talentlose Anfänger, denn von den 1500 Mitgliedern der »8ocist« äes gens äs lsiires« sollen nur etwa 100 von dem Ertrag ihrer Feder leben können. Vor Erfindung der Buchdruckerkunst konnte von einem Einkommen für geistige Arbeit naturgemäß ebensowenig die Rede sein wie von einem durch Verkauf von Büchern er worbenen Vermögen Die umherziehenden Sänger und Troubadoure jener Zeit, die ihre Kunst an Fürsten- und Königshöfen ausübten, wurden zwar dasür belohnt, aber weniger mit barem Geld als mit Schmuck (»Die goldne Kette gebt mir nicht . . .«), beweglichen oder unbeweglichen Gütern. Diese Honorare waren natürlich ganz in das Ermessen der hohen Herrschaften gestellt und schwankten, kariv. 4 kr.) soweit sie bares Geld betcasen, zwischen 15 und 4650 Frcs., ja in einem Falle, bei der Krönung von Saint Louis, wurden diese Dichter und Sänger, deren Zahl leider nicht genannt wird, mit 11 000 Frcs. belohnt. Ein sinnreicher Kopf, Anselme Faydil aus Avignon, der auf den Gedanken gekommen war, kleine Dichtungen aus seiner Feder von einer Truppe ausführen oder vortragen zu lasten, ähnlich wie unsere heutigen Theater, soll damit ein Vermögen von 200000 Frcs. verdient haben. Außerdem verkauften diese Dichter und Sänger nicht selten das einzige handschriftliche Exemplar ihrer Werke an etwaige Liebhaber. Am Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts bürgerte sich in vornehmen Häusern und FUrstenhöfen die Sitte ein, solche Troubadoure gegen ein festes Jahresgehalt anzustellen. Vicomte d'Avenel berichtet von einem solchen, der am Hofe des Grafen von Roussillon ein Jahresgehalt von 3700 Frcs. bezogen hätte; der Inquisitor derselben Grafschaft erhielt nur 2600 Frcs. Ronsard, ein Zeitgenosse von Elisabeth von England, erhielt von dieser Diamanten, und von Maria Stuart Möbel im Werte von 45 000 Frcs. Er besaß mehrere Landgüter und lebte als großer Herr. Rabelais dagegen verdiente fast nichts mit seinen Büchern, obgleich nach seiner eigenen Aussage von seinem »kargantua« in zwei Monaten mehr Exemplare verkauft wurden, als »Bibeln in neun Jahren«. Indessen waren bis zum achtzehnten Jahrhundert die Dichter und Schriftsteller noch mehr oder weniger von der Gnade der Höfe und großer Herrschaften abhängig; sie lebten weniger von dem Ertrag ihrer Werke, als von der -allgemeinen Achtung«. Mit der Erfindung der Buchdruckerkunst änderte sich natürlich das ganze Bild; doch ist vor dem großen Jahr hundert (Regierung von Louis XIV.) nicht viel Bedeutendes über das Einkommen von Schriftstellern zu erfahren. Boileau (gest. 1711) hintcrließ ein Vermögen von etwa 300 000 Frcs., das er aber kaum aus dem Verkauf seiner Werke erzielt haben kann, denn er schreibt beim Erscheinen seines Haupt werkes -I-« I-utrin« ans einen Drucker: -Der Erfolg übersteigt alle meine Hoffnungen, ich glaube, wir werden bis zu 1200 Exemplaren davon verkaufen können«. Corneille da gegen mußte sich sehr einschränken; er hatte sechs Kinder und nur wenig Vermögen, mußte also von dem Ertrag seiner Werke leben. Daß er diese gegen Geld verkaufte, wurde ihm von seinen Zeitgenosten verdacht, und der Dichter war als. geizig verschrieen. Molidre war der einzige, der sich Corneille gegenüber nobel erwies. Er bezahlte für das Aufführungsrecht des -Attila« 6500 Frcs. und ebensoviel für den -Titus« und -Berenice«. Aber das war vorüber gehend, und da Corneille keine solchen Verbindungen und Stützen bei Hofe hatte wie die meisten seiner Dichterkollegen, so starb er, wenn auch nicht gerade in Armut und Not, doch nicht weit davon. Auch Racine galt als geizig, weil er seine Werke nur gegen Geld ausführen und drucken ließ; aber auch er hätte kaum von dem Buch- und Theaterertrag seiner Dramen leben können, wenn ihm nicht seine vielen Ämter und Ehren stellen, mit denen immer eine mehr oder weniger große Pension verknüpft war, ein bedeutendes Einkommen gesichert hätten; er starb als wohlhabender, ja fast als reicher Mann. Obwohl sein Einkommen als Dichter nur etwa das doppelte eines guten Schauspielers jener Zeit betrug, hinterließ er doch ein Verinögen, daS eine Jahresrente von 55 000 Frcs. abwarf. Der einzige aus jener Zeit, der wirklich von dem Ertrag seiner Werke hat leben können, scheint Molidre ge wesen zu sein, und auch er wohl nur, weil er als persona xrata am Hofe immer ein zahlreiches Publikum sowohl sür die Buchausgabe seiner Werke als auch sür deren Aufführung 24»
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