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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1910
- Strukturtyp
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- 1910-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1910
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- Deutsch
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18V SMsenblatt s, d. DtM. Bllchhmdel. Nichtamtlicher Teil. ^15 4, 7. Januar 1910. fand. Außerdem war Mokiere Dichter, Schauspieler und Theaterdirektor in einer Person, und damals war es noch nicht so wie heute, daß der Theaterdirektor seine eigenen Werke nicht auf seiner Bühne aufführen lassen durfte. So konnte Molitzre dafür sorgen, daß er selbst, bei aller Freigebigkeit gegen seine Truppe und andere Dichter, in pekuniärer Beziehung nicht zu kurz kam. Er starb als Millionär, denn jedes seiner Werke brachte ihm im Durchschnitt etwa SV vüv Frcs. ein. Wäre er von der Gnade eines Impresario abhängig gewesen, so hätte er wohl nur recht magere Einnahmen aus seinen Werken ge zogen, und wenn er bei der Aufführung seiner Schauspiele nicht selbst immer mitgewirkt hätte, so würde er es kaum zur Hälfte seines wirklichen Vermögens gebracht haben; denn das Einkommen des Schauspielers Maliers war be deutend größer als dasjenige des Dichters. Voltaire war sogar noch bedeutend reicher, und dieser Umstand wird von den Verehrern des großen Philosophen gern zu der Behauptung benutzt, daß das wirkliche Genie immer und überall durchdringe und sich auch pekuniäre An erkennung verschaffen könne. Der Vergleich ist indessen schlecht gewählt, denn aus dem, was ihm der Verkauf seiner Werke einbrachte, ist Voltaire nicht reich geworden; aber er war ein großer Geschäftsmann; er hat sein Leben lang spekuliert, und zwar meistens ziemlich glücklich, so daß er gegen Ende seines langen Lebens ein Vermögen besaß, das nicht nur für damalige, sondern auch für heutige Verhält nisse ungewöhnlich groß war. Da Voltaire in den letzten zwanzig Jahren seines Lebens in stiller ländlicher Zurück gezogenheit lebte, so befand er sich, wenn er auch nicht gerade geizig war, in der absoluten Unmöglichkeit, seine Einkünfte auch auszugeben, so daß sich diese immer mehr vergrößerten. Aus einer Aufstellung von seiner eigenen Hand ist ersichtlich, daß sein Vermögen eine jährliche Rente von 350 000 Frcs. abwarf. Um den Absatz seiner Werke hat sich Voltaire nie bekümmert; er hat häufig überhaupt keine Honoraransprüche geltend gemacht, sondern gab das Manuskript her gegen Lieferung einer Anzahl von schön ge bundenen Freiexemplaren, mit denen er sehr freigebig um ging. Er ließ es sogar zu, daß sein Sekretär das Recht für eine Gesamtausgabe seiner Werke für 12 000 Frcs. ver kaufte und diese Summe für sich behalten durfte. In scharfem Gegensatz zu Voltaire stand Jean Jacques Rousseau, der, obgleich er bedeutend geringere Ansprüche ans Leben stellte, doch große Mühe hatte, sich mit dem Verkauf seiner Werke eine jährliche Einnahme von 3800 Frcs. zu sichern. Für diesen Betrag, der bis an sein Lebensende gezahlt werden sollte, wollte Rousseau alle Rechte an seinen Werken an seinen Verleger abtretcn, soweit von einem Ur heber- und Verlagsrecht zu jenen Zeiten überhaupt gesprochen weiden kann. Als diesem das Angebot zu hoch erschien, ging Rousseau auf 2200 und endlich auf 1400 Frcs. herunter, worin das Honorar für alles, was er in Zukunft noch schreiben werde, schon mit inbegriffen sein sollte. Zu sammen mit zwei kleinen Pensionen kam Rousseau somit auf eine jährliche Einnahme von 2720 Frcs. In dieser Beziehung besteht ein eigentümlicher Kontrast zwischen Voltaire und Rousseau: beide erfüllten zu gleicher Zeit die Welt mit dem Ruhme ihres Namens; aber während der eine als kluger Rechner große Reichtllmer sammelte und den Gipfel aller irdischen Ehren und Genüsse erklomm, hat der andere in Armut gelebt und ist arm gestorben. Rousseau hat indirekt der Welt ein anderes Aussehen gegeben, denn er war der Vorläufer der -Neuen Zeit«, und der materielle Lohn für das alles war gleich Null; er, der Naturphilosoph, der sich über alle Schwierigkeiten des Lebens hinwegsetzen konnte, kam nicht über die Schwierigkeit hinweg, sich durch die Arbeit seiner Feder ein jährliches Einkommen von 8600 Frcs. zu verdienen. Von den übrigen Schriftstellern jener Zeit ist noch Bernardin de Saint Pierre zu erwähnen, dem seine -Voz-agss ö, I'Isls äs tkranss- 2250 Frcs. einbrachten; ferner Friedrich Melchior Grimm (1723—1807), dem seine »vorrssponäMSS lüttsrairs« 200000 Frcs. eingebracht haben soll; endlich Diderot, von dem man nicht recht weiß, auf wie hoch sich sein Einkommen belief. Während er nach einer Angabe mit seiner -Lns^slopsäis- die jedenfalls übertriebene Summe von 450 ovo Frcs. verdient haben soll, war er nach einer anderen Angabe genötigt, seine Bibliothek sür die Summe von 100 000 Frcs. an Katharina II. von Rußland zu verkaufen, die ihm aber die Benutzung seiner Bllchersammlung bis an sein Lebensende beließ. Im allgemeinen sind die mitgeteilten Honorare und Einkommen eher als hoch denn als niedrig zu bezeichnen, zum Teil wären sie sogar für heutige Verhältnisse sehr hoch. Ferner waren die Bücher selbst damals ganz bedeutend teurer als heute: so umfaßte z. B. die eben erwähnte »Encyclopsdie» von Diderot 35 Bände, und jeder Band kostete 52 Frcs., das komplette Exemplar somit nicht weniger als 1820 Frcs. Diese Preise waren bei den erzielten Auflagen fast ungerecht fertigt hoch; die »Encyclopsdie« zählte ursprünglich 3000 Abnehmer, deren Zahl dann nachher noch bis aus 4300 stieg. In unseren Tagen würde kaum ein Verleger bei diesem Umfang und Preise mit einer solchen Absatzziffer rechnen können. Mit Erfindung der Schnellpresse und der Zunahme der allgemeinen Bildung änderte sich natürlich das ganze Bild; die Honorare wurden bedeutend höher. Zwar sollen nach Emile de Girardin die Schriftsteller und Dichter von 1835 ihrem Einkommen nach in folgende fünf Klassen zer- fallen sein: erstens diejenigen, deren Werke in 2500 Exem plaren Absatz fanden (vermutlich alljährlich) und die dafür ein Honorar von 3—4000 Frcs. pro Band bezogen; nur zwei Autoren gehören zu dieser Klasse: Victor Hugo und Paul de Kock; zweitens solche mit einem Absatz von 1500 Exem plaren; hier finden wir vier: Balzac, Souliö, Sue und Janin. Die dritte Klaffe, zu der Alphonse Karr gehörte, umfaßt Autoren mit einem Absatz bis zu 1200 Exemplaren und einem Einkommen von 1000—1200 Frcs. Viertens solche, zwölf an der Zahl, unter ihnen Alfred de Muffet, mit einem Absatz von 6—900 Exemplaren und einem Honorar von 500 Frcs. Fünftens endlich solche mit einem Absatz von weniger als 500 Exemplaren, sür die 100—300 Frcs. bezogen wurden; zu dieser Klasse gehörte u. a. Theophile Gautier. Nur wenige Jahre später, mit dem Aufkommen der Presse und besonders des Feuilletonromans, änderten sich diese Zahlen gewaltig, wie aus folgenden Angaben her vorgeht: Eugene Sue bezog an Honorar für alle Ausgaben des -Ewigen Juden- nicht weniger als 100 000 Frcs., für die »Geheimnisse von Paris« sogar 160 000 Frcs.. Alexandre Dumas xdrs brachte es mit seinem -Grasen von Monte Christo- und den »Drei Musketieren«, die übrigens beide heute noch stark gekauft werden, aus 200 000 Frcs. Victor Hugo erhielt für die -Aissrablos, allein 300 000 Frcs. Er starb als siebenfacher Millionär und dürfte von allen Schriftstellern des neunzehnten Jahrhunderts derjenige sein, der die größten Einnahmen aus der Arbeit seiner Feder ge zogen hat. Thiers bezog für seine -Geschichte der Re volution und des Kaiserreichs- (also ein wissenschaftliches Werk, im Gegensatz zu den eben genannten Volksromanen) ein Gesamthonorar von 200 OVO Frcs. Eugene Scribe brachte es mit seinen Theaterstücken und Operntexten aus
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