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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1909
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- Erscheinungsdatum
- 30.12.1909
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- Deutsch
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E 303, 30 Dezember 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dychn. Buchhandel. 15987 setzte. Friedrich war zuerst im Geschäft als Gehilfe tätig und fand nur abends Zeit, sich weiter auszubilden Anfang des Jahres 1755 wurde er mit Lessing und durch diesen mit Moses Mendelssohn bekannt. Innigste Freundschaft verband ihn bald mit diesen beiden und hat bis zum Tode der beiden gewährt. »Wir waren damals«, schreibt Nicolai, »alle drei in der Blüte unserer Jahre, alle drei voll Wahrheitsliebe und Eifer, alle drei von unbefangenem Geiste und hatten keine andere Absicht, als wissenschaftliche Ideen aller Art in uns zu entwickeln«. Aus solchen Anregungen gingen, Ende 1755, die -Briefe über den izigen Zustand der schönen Wissenschaften in Deutschland« hervor, in denen Nicolai sich über die damals wich tigen Streitigkeiten der Gottschedianer und Schweizer mit ebenso viel Geschmack wie Freimütigkeit und Witz aussprach. Uber sein Verhältnis zu den beiden Freunden äußert sich Nicolai dahin, daß mit Lessing, dessen »Scharfsinn und feurige Einbildungskraft« er bewundert, ihn vornehmlich seine Schätzung der Alten und die gleiche Liebe zu den Büchern verbänden, während mit Mendelssohn ihm der Kaufmannsstand und das Gefühl gemeinsam gewesen sei, das; er das, was er an Kenntnissen besaß, sich selbst er worben habe. Schon bald nach dem Sichfinden der drei, 1756, wurde der Plan zu einem gemeinschaftlichen periodischen Unternehmen ge faßt, das für die Zeit von großer Bedeutung werden und auf das geistige Leben großen Einfluß ausüben sollte. Es war die »Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste«, für die Lessing einen Verleger in dem Leipziger Buchhändler Dyk fand. Nicolai bat jedoch Lessing, ihn nicht als Herausgeber zu nennen, da er von seinem Bruder abhängig sei und nicht möchte, daß man erführe, er beschäftige sich mit literarischen Arbeiten. Bald darauf setzte sich jedoch der ältere Nicolai mit den jüngeren Brüdern auseinander und übernahm die Handlung zum Eigentum. Friedrich zog sich nun vom Geschäft zurück und beschloß, ganz seinen literarischen und wissenschaftlichen Neigungen zu leben. Lessing begrüßte diesen Entschluß aufs freudigste und schrieb dem Freund unterm 29. November 1756 aus Leipzig: »Gesegnet sey Ihr Entschluß, sich selbst zu leben! Um seinen Verstand auszu breiten, muß man seine Begierden einschränken. Wenn Sie leben können, ist es gleichviel, ob Sie von mäßigen oder von großen Einkünften leben. Und endlich sind Plätze in der Welt, die sich besser für Sie schicken, als die Handlung«. Aber nicht lange war es Nicolai vergönnt, seinen Neigungen zu leben; im Herbst 1768 starb plötzlich der Bruder, und, um das Geschäft zu erhalten, sah Friedrich sich genötigt, es zu über nehmen und fortzuführen. Von da ab datiert ein neuer Abschnitt dieser für Berlins geistige Interessen so wichtigen Buchhandlung Aus der Vorgeschichte der Haudeschen Handlung ist noch folgendes bemerkenswert: Johann Christoph Pape, der Käufer des Völckerschen Geschäfts, war in Geldschwierigkeiten geraten und hatte deshalb 1723 sein Geschäft an Ambrosius Haude ab treten müssen. Im Verlage von Pape erschien der erste Band der Schriften der Akademie »Ni8os11an6L Lsro1iusu8ia aä inersmsn- tuw Leisntiarium, gx 8oripti8 8oei6tati8 Kenias 8ei6ntiaium 6xüibitu6 eäita«. Pape und sein Nachfolger führten seitdem die Bezeichnung »Königlicher und der Societät (oder Akademie) der Wissenschaften privilegierter Buchhändler«, wenn auch die regelmäßigen Berichte erst seit 1746 erschienen; von den früheren Bänden waren nur der zweite und dritte, 1723 und 1727, noch bei Pape, resp. Haude erschienen. Ambrosius Haude war am 4. April 1690 in Schweidnitz ge boren. Eine vortreffliche Bildung wurde ihm zu teil, er beherrschte in vollkommener Weise die lateinische und französische Sprache. So brachte er das alte Geschäft, zumal er wohlhabend war, bald zu neuer Blüte. Sein Geschäft verlegte er, nachdem er vorübergehend »an der Schleuse« ein Lokal besessen hatte, nach der Schloßfreiheit, wo er 1732 das ehemalige Rostsche Haus an der Werderschen Mühle zu eigen erwarb. Er unterhielt eine trefflich eingerichtete reichhaltige Sortimentshandlung und gab schon im Frühjahr 1728 einen um fangreichen, 288 Seiten starken Sortimentskatalog nebst 8 Seiten eigenem Verlagsanhang heraus unter dem Titel »Catalogus von allerhand Alten und Neuen Büchern, Welche bey Ambr. Haude, Königl. und der Societät der Wissenschaften priv<leg. Buchhändler Ilm billigen Preiß zu haben. Berlin 1724. Anietzer in der Spandauer Straße am Eck der Nagel-Gaße in des Herrn General von Barlebens, nach Ostern in dem Rückerischen Hause, neben Speners Apotheke an der Schleuße«. Ein Exemplar des Kataloges befindet sich in der Bibliothek des Börsenvereins. Von größter Bedeutung wurde für Haude, daß der Kronprinz, der spätere Friedrich II., sein Kunde wurde. Nach dem Willen seines strengen Vaters sollte dem Prinzen Lektüre möglichst fern gehalten werden, literarische Neigungen zu haben oder zu fördern, erschien dem König fast wie ein Staatsverbrechen. Den Prinzen aber reizten nach einem ewigen Gesetze menschlicher Seelen kunde gerade die verbotenen Früchte am meisten, heimlich wußte er sich Bücher zu verschaffen, zunächst französische Romane, die er in nächtlicher Stille und in verborgenen Ecken las. Haude war es, der die Bücher besorgte, und der ehemalige Lehrer Friedrichs, Duhan, war der Vermittler. Im Frühjahr 1730 wurde, als der König den Kron prinzen und Quantz beim Flötenspiel überrascht hatte, Haussuchung in den Gemächern des Prinzen gehalten und dabei, in Wand schränken verborgen, die Handbibliothek des Prinzen entdeckt. Der König ließ diese Bücher verkaufen; Haude war der Käufer, der sie dann dem Kronprinzen nach und nach zurücklieferte. Außer dieser Handbibliothek im Schloß war noch eine mehrere tausend Bände starke Hauptbibliothek vorhanden, die der Kronprinz nach Vorschlägen seines Lehrers durch Haude und Nicolai besorgen ließ und die in einem vom Kronprinzen gemieteten Hinterzimmer des Haudeschen Geschäfts in verschließbaren Schränken auf gestellt war. Als nach der mißglückten Flucht des Kronprinzen im August 1730 ein strenges Strafgericht über den Prinzen und seine Freunde ausbrach, wurde auch die Existenz dieser größeren Bibliothek bekannt und mit Beschlag belegt. Auf Befehl des Königs wurde sie über Hamburg nach Amsterdam geschickt, um dort versteigert zu werden. Ob es Haude damals gelang, dabei Bücher für den Prinzen zu retten oder zurück zu erwerben, ist nicht bekannt; sicher ist aber, daß er pekuniäre Verluste gehabt hat und auch späterhin dem Prinzen in weitgehender Weise kreditiert hat. Vermutlich wird auch er den Zorn des Königs zu spüren be- kommen haben, und es ist nicht undenkbar, daß der König sich an ihm rächen wollte, als er ihn zwang, das Werk von Eisenmenger abzunehmen. Mit diesem Werke verhielt es sich folgendermaßen: König Friedrich I. hatte 1711 das umfangreiche zweibändige Werk Eisenmengers »Entdecktes Judentum« auf Kosten der Bibliothek in Berlin, allerdings mit der Bezeichnung: »Gedruckt in Königs berg in Preußen« Nachdrucken lassen. Die Rechnung des Berliner Hofbuchdruckers Ulrich Liebpert hatte für 3000 Exemplare 3526 Taler 12'^ Groschen betragen, und da die Exemplare so gut wie gar nicht abgingen, so fehlte in der Bibliothekskasse der für den Druck des Werkes verausgabte Betrag. Als nun unter Friedrich Wilhelm I. der Bibliothekskasse überhaupt fast jeder Zuschuß entzogen wurde und die von Buchhändlern und Buchdruckern für Privilegien und Gerechtsame gezahlten Summen in die Rekrutenkasse wanderten, kam die Bibliotheksverwaltung in eine recht üble Lage, und die Buchhändler mußten für die wenigen Werke, die sie lieferten, recht lange auf Bezahlung warten. Als nun Haude 1736 auf Bezahlung seiner alten Forderung drang, bestimmte der König, da in der Kasse kein Geld war, daß der bedauernswerte Buchhändler für seine Forderung 900 Exemplare der Eisenmenger- schen Schrift übernehmen und außer Streichung seines Guthabens noch binnen Jahresfrist Bücher im Werte von 200 Taler an die Bibliothek liefern solle. Gegen eine solche Verfügung des Königs war nichts zu machen, und Haude mußte sich fügen. Auch sonst hatte er manchmal unter dem Groll des Königs zu leiden, der ihm u. a. einmal 1737 einen scharfen Verweis zu kommen ließ, weil er dem Vizepräsidenten Groeben zum Stein ein sranzösisches Werk verkauft habe, »welches nicht nur öffentlich wider Gott, dessen Wort und Allmacht streitet, sondern sogar Un- sern Heyland Jesum Christum, Mosen und Mahomet in eine Classe setzet, und die Religionen auf das allerschändlichste traduciret«. Mehr den Beifall des Königs fand Haude, als er dem Lieblingsprediger des Königs, Konsistorialrat und Propst Johann Gustav Reinbeck, dessen Hauptwerk »Betrachtungen über die in der Augsburgischen Konfession enthaltenen und damit verknüpften göttlichen Wahrheiten« verlegte. Der König wünschte, daß eine 2072*
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