Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19091204
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190912044
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19091204
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-12
- Tag1909-12-04
- Monat1909-12
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
15084 Bö^enblaU f. d. Dtschn. Buchhande«. ZUchtamtlicher Teil. 282, 4, Dezember 4SÜ8 Nichtamtlicher Teil. Aus der Reisemappe eines deutschen Buchhändlers. (Vergl. 1908, Nr. ISS, 201; ISM, Nr. SS, IS7, l«g, 188, 204, 20S, 2Z2, 248 d. Bl.) X>. Auf den Spuren Otto Mühlbrechts. In der Festgabe zu Ehren des XVII. internationalen lite rarischen und künstlerischen Kongresses zu Dresden im Jahre 1895 äußerte sich der uns unlängst durch den Tod entrissene Verlags buchhändler Otto Mühlbrecht am Schlüsse seines Beitrages »Die Stellung der Niederlande zu einer Literatur-Konvention mit Deutschland und zur Berner Konvention« folgendermaßen: »Damit wären wir also auf dem Punkt angelangt, daß die Holländer nur ihre Regierung zu ersuchen brauchten, den jetzt seit zehn Jahren ruhenden Vertragsentwurf wieder bei der Zweiten Kammer der Generalstaaten einzubringen. Aber wie gesagt, so weit sind wir noch nicht; solange sich nicht in den Kreisen der Autoren und Buchverleger eine Majorität findet, welche der Ne gierung die Garantie für die Annahme des Entwurfs erbringen kann, so lange wird die Sache wohl noch ruhen. Und wenn sie wieder ausgenommen wird, so wäre zu wünschen, daß die Nieder lande voll und ganz und ohne jede Reserve der Berner Kon vention beitreten. Schließlich ist dies doch der'große Verband, in dem sich alle Kulturvölker zusammenfinden werden.« Gegen Ende vergangenen Jahres erklärte der Minister des Äußern der Niederlande, daß binnen kurzem bestimmt der Ab schluß einer literarischen Konvention mit Deutschland zu erwarten sei. Vor einigen Tagen schrieb mir ein Amsterdamer Geschäfts freund, daß der Zweiten Kammer ein bezüglicher Gesetzentwurf vorgelegt werde, der aber erst im nächsten Jahre zur Verhand lung gelange.*) Damit wären wir also nach fünfzehn Jahren glücklich auf dem Punkte angelangt, den Otto Mühlbrecht in oben zitiertem Beitrag herbeisehnte. Man kann heute getrost behaupten, daß der Beitritt der Niederlande zur Berner Konvention nur noch eine Frage der Zeit ist. Wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, im letzten Jahrzehnt die Niederlande fast alljährlich bereist hat, weiß, daß in den dortigen Verleger- und Autorenkreisen die Stimmen derer, die den An schluß an die Berner Konvention fordern, ständig im Znnehmcn begriffen sind. Und damit verringert sich der.Widerstand von der Seite, die Otto Mühlbrecht, dieser unermüdliche und unverwüst liche Rufer im Streite der Parteien, am ^meisten fürchtete. Äußerte er doch noch in seinen »Erinnerungen«, Neue Folge, im Jahre 1903: »Es würde mir eine Freude sein, wenn ich den Bei tritt Hollands zur Berner Konvention noch erlebte; aber nach meiner Überzeugung wird sich der dortige Buchhandel freiwillig niemals dazu verstehen«. Nun, es hat sich auch inzwischen in dortigen interessierten Kreisen die Überzeugung immer mehr Bahn gebrochen, daß der gegenwärtige Zustand ein Ende nehmen muß. Man wünscht, daß die kulturell so hoch entwickelten und freiheitlich gesinnten Niederlande nicht noch fernerhin ihren bösen Ruf als literarische Raubstaaten beibehalten. Was im neunzehnten Jahrhundert noch möglich war, im zwanzigsten empfindet man es bereits als unwürdig. Wir wollen also getrost hoffen, daß der Beitritt der Nieder lande zur Berner Konvention nur eine Frage der Zeit ist. Aber man möge sich in der Zweiten Kammer mit den Verhandlungen etwas beeilen; denn sonst könnte es geschehen, daß der jüngste europäische Verfassungsstaat, die aus langem Schlaf zu neuem Leben erwachte Türkei, sich eher in den internationalen Bund der literarischen Schutzstaaten aufnehmen läßt als der alte Kulturstaat der Niederlande. Deutsche Verleger und Autoren wüßten alsdann ihre Werke im fernen Osmanenreiche geschützt, während sie im *) Vgl. die Mitteilung in Nr. 281 d. Bl. vom 3. Dezember 1909. Red. benachbarten, stammverwandten niedersächsischen Brudervolks schutzlos den Nachdruckern und unberechtigten Übersetzern preis gegeben sind. Hoffen wir also von einer nahen Zukunft das Beste! Auf meiner letzten holländischen Reise, die mich nach Amsterdam, Groningen, Leeuwarden, Haarlem, Utrecht, Leiden, 'sGravenhage, Rotterdam und einigen anderen Städten führte, las ich als Reiselektüre jene kleine Schrift Otto Mühlbrechts: »Der holländische Buchhandel feit Coster«, einen Vortrag, welchen im Jahre 1866 der damals Achtundzwanzigjährige im Leipziger Buchhandlungsgehilfen-Verein gehalten hatte. Es gewährte mir denn während meiner Reise einen eigen artigen Reiz, festzustellen, inwieweit die damaligen Verhältnisse im Laufe der Zeit eine Änderung erfahren hatten. Wie gewaltig hatte sich doch auch in dem kleinen Holland in einem Zeitraum von vierzig Jahren vieles verändert! Vergleicht man die Beobachtungen Mühlbrechts mit den gegen wärtigen Zuständen, so erkennt man den gewaltigen Fortschritt, den sowohl der holländische Buchhandel als auch die Literatur des Landes im allgemeinen in diesem Zeitraum gemacht haben. Übrigens möchte ich vorausschicken, daß Otto Mühlbrecht selbst über diese Veränderungen im holländischen Leben und Buchhandel genau unterrichtet war, denn als ich nicht allzu lange vor seinem Tode Gelegenheit hatte, mit ihm darüber zu sprechen, zeigte er sich über das moderne Holland bestens unterrichtet. Während Mühlbrecht noch feststellen konnte, daß die Mehrzahl der niederländischen Sortimenter ihren Schwerpunkt in dem noch allerlei Kurzwaren vertreibt und den Buchhandel nur, wenn das Bedürfnis bzw. die Nachfrage an ihn herantritt, aus übt, ist das schon längst anders geworden. Die niederländischen Buchhändler sind standesbewußter ge worden. Selbst in kleineren Provinzstüdten wird man derartige »Gemischtwaren-Buckhändler« nur noch selten antreffen. Es ist freilich nicht nur die Hebung des Staudesbewußtseins allein, was die Fortschritte im beruflichen Leben brachte. Es günstige Weiterentwicklung erklären zu können. Vor allem ist das geistige Leben der Niederlande seit ungefähr dreißig Iahten in stetem Steigen begriffen. Der Holländer selbst ist nicht mehr der bequeme, in seinen Entschlüssen langsame Herr, der sich nur ungern dazu versteht, Neuerungen der Zeit bei sich einzuführen. Lange Zeit hatte er sich in seinem materiellen es sich in dieser Weise kaum das reiche England gestatten konnte; mau fühlte sich in den kleinen Niederlanden abseits vom großen Weltverkehr. Jetzt ist der Holländer — wozu er sich früher nur im äußersten Falle entschließen konnte — sehr viel auf Reisen, und überall macht sich ein lebhaftes Interesse für die Kulturfortschritte auch anderer Nationen bemerkbar. Hiermit im Zusammenhang steht das lebhafte Interesse für Literatur und Kunst. Während es früher in den Niederlanden mehr oder weniger Modesache war, alles, was französischen Ursprungs war, urteilslos zu bewundern, hat das Interesse für die Geisteswelt anderer Völker, so auch für deutsche Literatur und Kunst in den Kreisen der Gebildeten ganz gewaltig zugenommen. Nicht im Besitze der Werke Schillers und Goethes zu sein, gilt auch in den Niederlanden für ungebildet. Es ist ja in Leipzig bekannt, wie stark der Bedarf Hollands an Werken der deutschen Literatur ist; nicht minder stark ist der Bezug an Werken anderer ausländischer Literaturen. Aber während zu Mühlbrechts Zeiten einige wenige »Im porteure« die Vermittler des ausländischen Bücherbedarfs waren, deren Geschäfte infolge der bedeutenden Umsätze sich als Gold quellen erwiesen, hat heute bereits eine ganze Reihe auch weniger umfangreicher Provinzgeschäfte diese Art von Vermittler ausgeschaltet und direkten Anschluß in Leipzig, Paris und London gefunden. Günstig für die Entwicklung des niederländischen Buch handels in den letzten Dezennien war ferner, daß die Schulen allgemein um ein bedeutendes vermehrt und verbessert wurden,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder