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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1923
- Strukturtyp
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- Band
- 1923-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1923
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- Deutsch
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69, 22. März 1923. Redaktioneller Teil. gebundenen Roman zum Grundpreis von 5 Mark. Bei dem Dezember schlüssel von 600 hatte also das Buch einen Ladenpreis von 3000 Papier- mark. Dazu ILO"/, Valutaaufschlag, ergibt 6600 Mark für -das Buch, die der Obersteward beim Verkauf fordern must. Nun kommt aber das Schiff erst im Februar nach Buenos Aires, wo daun die Bücher an die das Schiff besuchenden Deutschen verkauft werden. In der Zwi schenzeit ist aber die Mark ganz ungeheuerlich gefallen, und der argen tinische Peso von etwa 2500 im Dezember auf etwa 15—18 000 im Februar gestiegen. Wenn nun ein Deutscher dort den Wert eines guten Mittagessens nimmt (in Buenos Aires etwa 3—4 Pesos) und dafür Mark kauft, so bekommt er für den Geldwert eines Mittagessens etwa 60 Tauseud- markscheine. Für diese kann er an Bord des Schiffes etwa zehn schön gebundene Romane kaufen, das sind etwa 40 Centavos für den Band. In allen deutschen Buchhandlungen in Buenos Aires kostet aber ein solches Buch, welches die Grundzahl 5 hat, etwa 3—4 Pesos. Es liegt also tatsächlich der unglaubliche Fall vor, dast unter den jetzigen anormalen Verhältnissen ein Deutscher in Buenos Aires au Bord eines deutschen Schiffes für denselben Betrag, den er bei dem dortigen Sortimenter für e i n Buch bezahlen must, deren zehn kaufen kann. Dabei ist der Betrag, den der deutsche Sortimenter in Buenos Aires fordert und den dortigen Verhältnissen entsprechend fordern must, keineswegs zu hoch. Tenn ein Nomanband mit der Grundzahl 5 entspricht ja ungefähr einem Buch, welches vor dem Kriege 5 Goldmark kostete. Ein solches Buch wurde in Argentinien von jeher mit 4 Pesos umgevechnet. Dieser Preis ist also durchaus angemessen und in Argen tinien seit vielen Fahrzehnten ortsüblich. Auch ist wohl (rein gimnti- tativ betrachtet) ein gutes deutsches Buch in allen Teilen der Welt wohl immer den Geldwert eines guten Mittagessens wert. Wenn mau uuu aber in der geschilderten Weise für den Geldwert eines Mittagessens zehn gute Bücher kaufen kann, dann ist das unstreitig die übelste Schleuderei, die mau sich überhaupt denken kann. Die Sache hat aber auch noch eine Kehrseite. Viele Verleger liefern au argentinische Firmen nur noch in argentinischer Währung. Dabei gelten die deutschen Grundzahlen gleichzeitig als Schweizer Franken preise, die daun nach dem Umrechnungsschlüssel der Austenhandels uebenstelle in die Währungen anderer Länder »ungerechnet werden. Nach Argentinien wird ein Schweizer Franken gleich 0,30 Peso gerech net, das sind gleich 1,50 Pesos für 5 Franken. Nehmen wir nun 33^°/, Rabatt au, so bezahlt der Sortimenter in Buenos Aires 1 Peso für dasselbe Buch, das unter den oben geschilderten Umständen an Bord des deutschen Schiffes jeder Privatmann für 0,30^-0,40 Pesos kaufen kann. Das ist natürlich ein ganz unhaltbarer Zustand. Als ich das letztem«! nach Argentinien zurückreiste, nahm ich einige Koffer Bücher mit. Ich habe mir ganz treu und brav die notwendige Ausfuhrbewilligung verschafft. Als ich aber in Bentheim, der deutschen Grenz- und Zollstation für die Reisenden nach Holland, mein Gepäck der Zollrevision vorlegtc, verzichtete der Zollbeamte von vornherein aus die Öffnung meiner Koffer. Auf seine Frage, was in den' .Koffern drin sei, antwortete ich: Bücher. Daraufhin machte er ohne weiteres mit Kreide sein Zeichen, Last die Koffer passieren könnten. Nach einer Ausfuhrbewilligung halber überhaupt nicht gefragt. Ich hätte also ebensogut meine Bücher auch ohne Zahlung von Valutaaufschlägen hinausbckommen können. So wie es in meinem Falle gewesen ist, wird es in unzähligen anderen Fällen auch noch sein. Und da unter den jetzigen Valutavcrhältnissen austerordentlich viele Ausländsdeutsche Reisen nach Deutschland unternehmen, die sich alle in Büchern reichlich eindecken und diese ohne Valutazuschlag hinauszubekommeu ver suchen, ist leicht zu ermessen, wieviele Bücher auf diese Weise die Grenze passieren, ohne dast die Aufschläge bezahlt werden. Daß mein Fall nicht der einzige oder eine Ausnahme ist, können wir Sortimenter drüben fast täglich erfahren, da uns häufig von unseren Kunden er zählt wird, dast sie eine groste Menge Bücher zu lächerlich billigen Preisei» mitgebracht hätten. Aber nicht nur, dast solche Reisende ihren eigenen Bedarf mitnehmen, sie versorgen sehr häufig auch Freunde und Bekannte damit, so dast der Schaden für die in Buenos Aires ansässigen Sortimenter auch dadurch erheblich verschärft wird. In Buenos Aires gibt es einen Zigarettenhändler namens Jose G o m e z. Dieser Mann hat den günstigen Umstand zur Seite, dast sein »Lokal« (ein kleines Bildchen von höchstens 8 Quadratmetern) in mitten jener Gegend von Buenos Aires liegt, wo die meisten deutschen Kneipen und Hotels dicht beisammen liegen. Unmittelbar daneben liegt das deutsche Hotel Kaiscrhof. Infolge dieser Nachbarschaft hat der Mann viele Deutsche zu Kunden, die bei ihm ihre Zigaretten und Zi garren kaufen. Besonders die Mannschaften der deutschen Schiffe, die in den dortigen Kneipen verkehren, kaufen bei ihn». Dadurch ist der Mann auf den Gedanken gekommen, früher die bei der seemännischen Be völkerung so beliebten kleinen Schriften (Kürschnerbändchcn, Nick Carter, Sherlock Holmes-Schriften und ähnliches) zu führen, ferner deutsche Zeitschriften für die aus der Provinz nach Buenos Aires kommenden deutschen Kolonisten und Landwirte. Dadurch hat er Geschmack an der Sache gesunden und fing auch an, bessere Werke, wenn auch in verhält- nismästig geringem Umfange (was schon die Gröste seines Lokals nicht anders zuiästt), zu führen. Das alles wäre nun nicht so tragisch zu nehmen. Ter Haken liegt aber darin, dast der Mann absolut keine Spesen damit hat, besonders nicht die enormen Unkosten für die Miete eines grosten Lokals und die Unterhaltung eines reichen Bücherlagers' Das bitzchcn Miete, die er für sein Büdchen zahlt, wird reichlich durch sein eigentliches Geschäft, den Ziganttenverkauf, gedeckt. In folgedessen verkauft er die deutschen Bücher zu so billigen Preisen, »nie sie für ein Sortiment mit seinen Unkosten von vornherein ausge schlossen sind. Selbst »venu er nur 10 oder 20 Prozent auf seinen Ein kaufspreis darauf schlägt, so sind diese reiner Verdienst. Dadurch drückt er die Prxise in einer ganz unerhörten Weise und bringt die deutschen Buchhändler mit ihren normalen und immer ortsüblich gewesenen regu lären Preisen in schweren Verruf. Denn die unwisseude Kundschaft fragt sich mit Recht, wie cs kommt, daß ein spauischer Zigarrcnhäudler die Bücher viel billiger verkaufen kann als ein deutsches Sortiment. Also ^auch das ist eine ganz unerträgliche Preisdrückerei, die in ihren Folgen für die deutschen Sortimenter in Buenos Aires auf die Dauer ebenso schädlich wirkt, wie früher die Schleuderkonkurrenz der Waren häuser auf den Sortimentsbuchhandel in Deutschland gewirkt hat. Das Betrübende hierbei ist, dast sich deutsche Verleger und Grossisten finden, die diesem Mann Ware liefern. Es mag in anderen Ländern not wendig sein, solchen Lotten zu liefern, wo keine deutschen Buchhand lungen vorhanden sind. Aber nach Plätzen, wo ein blühender deut scher Sortimentsbuchhandel mit etwa einem halben Dutzend deutscher Buchhandlungen besteht, sollten die Herren Verleger und Grossisten die Leute, die sich als Wiederverkäufer ausgeben, etivas genauer unter die Lupe nehmen. Dieses letztere gilt auch ganz besonders für die Redaktion des Adrestbuches des Deutschen Buchhandels. Fm Jahrgang 1921 stau- 'deu noch Firmen darin, die absolut nichts oder nichts mehr mit dem deutschen Buchhandel zu tun haben und die ganz bestimmt in den letzten Jahren keinen Fragebogen der Schriftleitung des Adrestbuches beant wortet haben. Da erwähne ich zunächst die Firma Jacobo Peuser. Dies ist eine deutsche Gründung, der deutsche Inhaber und Gründer ist aber schon seit mindestens 20 Jahren tot, seine Witwe ist eine Stockargcuti- uieriu und hat keinerlei deutsche Interessen. Da das Hauptarbeitsscld dieser Firma auf dem Gebiete der Druckerei und Geschäftsblicherfabri- katiou liegt, hat sie als ihre wichtigste Kundschaft die grosten inter nationalen Geschäftshäuser und Gesellschaften, die meist in englischen und französischen Händen sich befinden (Eisenbahn- "nd Straßcubahn- gesellschaftcn, Banken, Waren- und Jmporthäuser usw.). Ter deutsche Buchhandel bildete nur einen ganz verschwindenden Prozentsatz des Umsatzes dieser Firma. Aus Geschäftsinteresse und unter dem Ein flüsse ihrer alliierten Kundschaft ist uuu die Firma Jacobo Peuser- während des Krieges von ihrem deutschen Ursprung vollständig abge rückt un'd hat alles, was ehemals deutsch au ihr war, verleugnet. Die Firma ging daun sogar soiveit, zunächst ihren deutschen Angestellten zu verbieten, unter sich soivie mit den deutschen Kunden deutsch zu spre chen^ später hat sie überhaupt alles deutsche Personal auf die Straste gesetzt und sich so deutschfeindlich gezeigt wie nur irgend mög lich. Sie hat ganz bestimmt keinen Fragebogen der Adrestbuchschriftlci- tuug beautwortet. Trotz alledem aber steht sic noch im Jahrgang 1921 des Adressbuchs. Ferner stand noch darin eine Firma, auf deren Namen ich mich augenblicklich nicht entsinnen kann. Der Inhaber ist dänischer Nation, und »nährend des Krieges hat diese Firma die unflätigsten Schmäh- und Schundschriften der Alliierten, besonders der Franzosen, in ihren Schaufenstern gehabt. Auch ist ihr Bücherlager aus franzö sischen und spanischen Büchern zusammengesetzt. Trotzdem hat diese Firma Eingang in das deutsche Buchhäudleradrestbuch gefunden. Viel leicht hat sie früher mal für einen spanischen oder französischen Kunde»», die ja auch zuweilen deutsche Bücher verlangen, einige deutsche Bücher besorgt. Ein Lager deutscher Bücher hat sie jedoch uie besessen und ist demzufolge auch keine deutsche Buchhandlung. Ferner hat bis jetzt iin Adrestbuch ein Herr Heisecke als Musikalienhändler gestanden. Dieser Mann hat aber keine Musikalienhandlung, sondern besitzt ein kleines und bescheidenes Musikuuterrichtsiustitut. Um für dieses seinen Notenbedarf zum buchhäudlerischeu Einkaufspreis zu haben, ev. um durch den Verkauf an seine Schüler etivas nebenbei zu verdienen, hat er den kluge»» Gedanken gehabt, sich als Musikalienhandlung zu be zeichnen. Auch noch eine französische Firma namens Loubiöre hat im Adrestbuch gestanden, die aus denselben Gründen »vie bei den be reits angezogenen Fällen nicht in ein deutsches Adrestbuch gehört. Schliesslich möchte ich noch den Fall einer italienischen Firma er wähnen, die ebenfalls im deutschen Buchhäudleradrestbuch steht. Auf den Namen der Firma kann ich mich augenblicklich nicht besinnen: sie lat ihren Sitz in Mailand oder Roin und importiert deutsche Bücher »ach Italien. Dies könnte allenfalls ein Grund sein, sie im Adrest- 361
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