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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1886
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- 1886-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1886
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 7067 284, 8. Dezember 1866. venezianischen Druckerkönigs konnte Grolier jedoch nicht lange genießen, da denselben im Jahre 1515 der Tod mitten aus seiner ruhmvollen Thätigkeit abrief. Es muß für Grolier ein harter Schlag gewesen sei», als ihn die Nachricht von dem Tode dieses Mannes traf, wenn, woran man nicht zweifeln darf, seine Worte, die er an Franz von Asola, Aldus' Schwager, schrieb, sein Inneres wiederspiegeln. »Das Andenken an diesen Mann«, schreibt er, »erregt in mir den herbesten Schmerz, weil die Wissenschaft in ihm einen geschickten Erneuerer verlor, ich aber eines teuren Freundes beraubt wurde.« Auf diese freundschaftlichen Beziehungen ist es wohl auch zurückzuführen, wenn Grolier die griechische Grammatik, auf deren Ausarbeitung Aldus so viele Sorgfalt verwandt hatte, aber an deren Vollendung ihn der Tod hinderte, von Marco Masurus, der auf Bitten von Aldus' Hinterbliebenen die weitere Aus arbeitung übernahm, gewidmet wurde. In der Widmung zu dieser Grammatik heißt es: »Als Aldus sein Ende herannahen fühlte, empfahl er seine Kinder dem Schutze seines Schwieger vaters Andreas Asolanus, eines Mannes von bekannter Recht schaffenheit. Aldus hatte sich nicht in der Meinung getäuscht, die er von diesem Manne gefaßt hatte. Er sorgt für die Er ziehung seiner Kinder und übergab mir sein kleines Töchterchen, die sein Geist geboren hatte, um sie, wenn ich sie möglichst aus gebildet hätte, deinem Schutze anzuvertrauen. Ich übersende dir daher die griechische Grammatik — dieses ist nämlich der Name des Töchlerchens — die Aldus infolge seines vorzeitigen Todes nicht vollenden konnte. Da du, wie es von dir heißt, den Schutz über Tugend und Gelehrsamkeit übernommen hast und deswegen, weil dich unser Aldus stets achtete und verehrte, so wolle auch dieses sein Töchterchen freundlich aufnehmen und schützen « Am meisten aber bekundete Grolier seine Zuneigung zu dem gelehrten Drucker dadurch, daß er ihm in verschiedenen Geld verlegenheiten, in denen er sich vielleicht infolge der Kriege, in die Venedig verwickelt war, befand, seine Unterstützung zu teil werden ließ, eine Thatsache, die Franz von Asola in der Wid mung des »Illbsr äs asss« von G. Budaeus unumwunden ein gesteht. »Du hast nicht allein mich«, schreibt er, »und meinen Bruder Friedrich, sondern unser ganzes Haus mit deinem Wohl wollen überschüttet. Du hast dich meines Schwagers Aldus so wohlwollend angenommen und ihn häufig mit Geld unterstützt (»sasxs Numero orns8Ü«). Dieses »Inbsr äs S88S«, mit dessen Verfasser, wie ich schon oben erwähnte, Grolier nahe befreundet war, errang bei seinem ersten Erscheinen einen durchschlagenden Erfolg. Aber da sich der Verfasser, der während eines Zeitraumes von zehn Jahren den Stoff zu dieser Arbeit gesammelt hatte, auf ciu von ihm fast unbetretenes Gebiet gewagt hatte, so konnte es nicht fehlen, daß sich hie und da Mängel zeigten, die er in einer zweiten Bearbeitung zu beseitigen bestrebt war. Diese zweite Ausgabe war es, die Grolier bei Aldus auf seine Kosten drucken ließ, und die Sorgfalt, die er bei der Drucklegung des Werkes angewandt wissen wollte, verrät nicht nur den Geschmack des Bibliophilen, sondern beleuchtet auch sein Wirken in ganz besonderer Weise: »Du aber, lieber Franz«, schreibt er an Franz von Asola, »wirst dir Mühe geben, daß das Buch möglichst fehlerfrei in die Häude der Gelehrten gelangt. Vereinige Schönheit und Richtigkeit, sorge dafür, daß das Papier von ausgesuchter Schönheit, die Lettern gleich und möglichst unbenutzt und die Ränder breit sind und dann möchte ich, daß das Buch mit denselben Lettern gedruckt würde, die beim Politianus angewandt wurden. Da dir hier durch sehr große Ausgaben erwachsen, werde ich nicht verfehlen, dich schadlos zu halten. Außerdem wünsche ich, daß an dem Manuskripte nichts verändert wird.« Diese seine Neigungen mag auch Erasmus von Rotterdam im Auge gehabt haben, als er sich in einer Fülle von Lobreden erging, ihn die Zierde Frankreichs, den Beschützer der Gelehrten nennt und ihm zuruft: »Du verdankst den Büchern nichts, aber dir werden die Bücher einen unsterblichen Ruhm verschaffen.« Vielleicht hatte auch Erasmus Groliers Gunstbezeugungc» er fahren, wovon jedoch keine Beweise auf uns gelangt sind; des vaterlandslosen Gelehrten Schriften waren in Groliers Bibliothek teilweise in mehrfacher Anzahl vorhanden und das zeugt sicher von der Achtung, die er diesem gewaltigen Geiste zollte. Und wenn Erasmus keine Gunstbezeugungen von Grolier erhalten hat, so ist das Lob, das er ihm zu teil werden läßt, umsomehr ein Beweis für die Richtigkeit so vieler anderer Lobpreisungen. Hatte doch zu damaliger Zeit ein derartiges Mäcenatentum in viel höherem Maßstabe seine Berechtigung, da sich dem Einzelnen noch nicht die gewisse Aussicht auf eine sorgenfreie Staatsanstellung bot, wenn ihm nicht die Gunst eines Fürsten oder einer anderen hochgestellten Persönlichkeit zur Seite stand. Da Grolier einerseits an den wissenschaftlichen Bestrebungen lebhaften Anteil nahm, andererseits sein Reichtum und seine hohe Stellung als Schatzmeister des Herzogtums Mailand — diese Würde war im Jahre 1512 von seinem Vater auf ihn übergegangen — ihm eine große Macht gaben, so konnte die Erlangung seiner Gunst manchem strebsamen Gelehrten eine große Hilfe in seinem Fortkommen sein. In seinem Hause in Mailand, wo er während seines Ausent- haltes in Italien, der sich bis zum Jahre 1530 erstreckte, sich am meisten aufhielt, herrschte ein lebhafter Verkehr: »Gehe zur Wohnung des Grolier«, läßt Maurus Ugerius die Musen sagen, »dort Hallen tausend herrliche Accorde wieder. Die Musik des Gafori hört man in diesem Palaste, wo sich so viele gelehrte Männer versammeln. Coelius Rhodoginus beherrscht sie durch seine herrliche Gabe der Rede und glänzt wie der Edelstein in einem Ringe. Grolier liebt sie alle, nimmt sie mit bekannter Liebe auf; er belebt ihr Streben und überhäuft sie mit seiner Gunst.« Ähnlich spricht Assaracus und führt als Zeugen für seine Behauptung Marco Masurus, Stephanus Niger, Lascaris, Al dus auf. Es war natürlich, daß seine vielen freundschaftlichen Be ziehungen seinem Sammeleifer besonders zu statten kamen, in sofern ihm Gelehrte wie Buchdrucker Widmungsexemplare über sandten. Unter den letzteren zog Aldus von den von ihm ver legten Werken eine Anzahl auf besseres Papier oder Pergament ab. Sämtliche Aldiner Drucke in Groliers Bibliothek hatten in Farben oder Gold gemalte Jnitialien und ebenso den Anker, das Buchdruckerzeichen dieser Familie, und die auf Pergament ge druckten Bücher sind auf ihrem ersten Blatt mit herrlichen Vi gnetten geschmückt. In Groliers Bibliothek sind die Werke seiner bedeutendsten Zeitgenossen vertreten, so weit sie in den Bereich seiner Neigungen gehören. Da vor allem ist Erasmus von Rotterdam, Picus von Mirandula, Petrus Bembus, Giustiniano di Candia, Balt. Castiglione, Gasori. Selbst die berühmte »^.88srtic> geptsm 8s.org.- msutorum sävsr8U8 I-utbsrrrm« des Königs Heinrich von England und die ebenso berühmte »bsrmcmiss svsuAstiogs libri gustuor« des Protestantischen Theologen Lsiander sind vertreten. Den be deutendsten Rang aber nehmen die griechischen und römischen Klassiker ein, die Grolier fast sämtlich oft in mehreren Exem plaren besaß. So finden wir 9 Cicero, 4 Ovid, 10 Plinius,
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