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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1886
- Strukturtyp
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- Band
- 1886-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1886
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- Deutsch
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7012 Nichtamtlicher Teil. ^ 282, 6. Dezember 1886. früher Geselle bei Bartsch, mit »guter Empfehlung seiner Kunst und Wohlvcrhaltens wegen«, von einer ehrsamen Landschaft zum Buchdrucker bestellt. In deni bezüglichen Bestallungsbriefe heißt es, er solle »zu jeder Zeit alle einer ehrsam. Landschaft weltlichen und geistlichen Kirchen- und Schulsachen, soviel ihm derselben allein von uns oder in unserem Namen von einer ehrs. Landschaft Secretarius, oder auf unseren Befehl von den Herren Snb-Jnspectoren bei einer ehrs. Landschaft Stiftskirche und Schule allhier und sonst von keinem anderen anvertrant und eingehändigt werden, treu lich und fleißig drucken und befördern, und vor der Zeit er sie uns, oder die es von nnseretwegen abzufordern Befehl haben, überantwortet, in Geheim halten und von denselben niemanden, wer immer es sei, hohes oder niederes Standes, geistlich oder weltlich, außer unser Vorwissen nichts hinausgeben, sehen oder lesen lassen, auch bei seinem Gesinde solches zu halten, mit Ernst verordnen.« »Im Falle ihm auch diesfalls von einem anderen was be schwerliches zugefügt werden wollte, soll er uns dessen alsbald erinnern, damit wir ihn im Namen einer ehrs. Landschaft gegen denjenigen in Schutz halten mögen. Solchem also bei seiner Ehre, Treuen und Glauben festiglich nachzukommen, hat er uns an Eidesstatt mit Mund und Hand angelobt und sich mit einem besonderen Revers gegen uns verschrieben.« Als Besoldung wurden dem Buchdrucker jährlich 52 fl. aus gesetzt; sollte aber »der Landschaft durch seine oder seines Ge sindes Nachlässigkeit ein Schaden verursacht werden, davor er sich aber zu hüten wird wissen«. Der vormalige Druckergeselle mochte sich anfänglich wegen dieser bei seiner Anstellung aufgewendeten Formalitäten eine sehr wichtige Persönlichkeit dünken; er sollte aber bald erfahren, daß der landschaftliche Schutz ein recht unverläßliches Ding und auch die ihm zugesagte Verwendung und Unterstützung eine unzu reichende sei. Vor allem ließ die Landschaft die »Landtagshandlung und Landrechts-Resorm« nicht bei ihm, sondern im Auslande drucken. Die ihm von der Landschaft dafür gewordene »Gutmachung« von 20 fl. konnte ihm den Ausfall nicht ersetzen und auch das nun zur Gepflogenheit gewordene »Deputat« von 20 fl. für die den Verordnten zu Neujahr überreichten Kalender war wenig belangreich, wenn auch deren Geldwert damals ein weitaus höherer war als heutzutage. Schmidt hatte sich auch darüber zu beschweren, daß der gleichfalls unter landschaftlichem Schutze stehende Buchhändler sich vermaß, selber verschiedene Buchtitel zu drucken, statt sie bei ihm Herstellen zu lassen. Endlich kam er mit der Regierung noch dadurch in Zwiespalt, daß er ein von einem »fahrenden« evangelischen Pädagogen, der sich um eine Stelle an der landschaftlichen Stiftsschule bewarb, verfaßtes und der Landschaft gewidmetes lateinisches Gedicht gedruckt hatte. Die Regierung behauptete nämlich, daß er hiezu der landes fürstlichen Druckbewilligung bedurft hätte; die Landschaft hin gegen gab ihm eine »Ehrung« von 8 fl. Im Jahre 1583 führte der Landesfürst Karl II. trotz des heftigen Widerstandes der Landschaft und zum großen Ärger des Grazer evangelischen Ministeriums den Gregorianischen Kalender ein und erließ zugleich das Verbot für Buchdrucker und »Buech- fuehrer«, keinerlei Kalender mit alter Zeitrechnung mehr zu drucken und zu verschleißen. Der Grazer Bürgermeister bekam von der Regierung den Auftrag, im Landhause, wo der Buchdrucker wie der Buch händler ihre Geschäfte ausübten, ungeachtet des Protestes der Landschaft, eine Visitation der verkäuflichen Kalender vorzu nehmen. Die bei beiden Geschäftsleuten Vorgefundenen Kalender wurden weggenommen und der Drucker Hans Schmidt als Ver leger derselben außerdem gefangen gesetzt und mit Landesver weisung bedroht. Wie aus dem mitgeteilten Bestallungsbriefe des Buchdruckers Schmidt ersichtlich ist, war es bei den von der Landschaft ge übten Vorbehalten den Katholiken in Graz schwierig gemacht, etwas in Sachen ihrer Religion drucken zu lassen, war ja auch die Regierung bei Drucklegung ihrer »Generalia, Mandata und Patente« von dem Belieben der Landschaft abhängig. Es gab zwar laut Aussage des Steuerbuches zu dieser Zeit noch einen Buchdrucker in Graz, der es aber bei den obwaltenden Verhält nissen für klüger und gewinnbringender fand, statt Winkelhaken und Preßbengel zu handhaben, Handel mit Schweinefleisch, Schmalz und anderen dem leiblichen Wohle dienlichen Sachen zu treiben. Bei Hofe war dieser dem landesfürstlichen Regale und Ansehen abträgliche Zustand schon lauge übel vermerkt worden, »indem durch dergleichen widerwärtige (feindselige) Buchdrucke reien die Urrorss und Jrrthümer am meisten unter den» gemeinen Mann als mit Büchern und Traktätln spargirt werden«. So nach beschloß man dort, gleichzeitig mit der Errichtung der Universität eine katholische Buchdruckerei ins Leben zu rufen. Diese katholische, zugleich Hofbuchdruckerei wurde 1585 dem Buchdrucker Georg Widmanstetter, einem Katholiken aus Mün chen, der Geburtsstadt der Landessürstin, übertragen und auch ein Buchhandel damit verbunden. Als Hilssgeld erhielt der selbe in seiner zweiten Eigenschaft 100 Kronen jährlich. Widmanstetter brachte mit solch mehrfacher Unterstützung sein Geschäft bald zur Blüte, während die Landschaftsdruckerei — man kann sagen: nicht ohne Verschulden der Verordneten — niemals auf einen grünen Zweig kam. Letztere litt vor allem an einer mangelhaften Einrichtung. Die Landschaft selbst ließ alle »namhafteren« Arbeiten »draußen« im Reiche, zumeist in Augsburg, drucken; auswärtige und ausländische Buchhändler machten eine beträchtliche Büchereinfuhr ins Land, wo sie auf den großen Jahrmärkten in Graz und auch auf jenen der Land städte und Marktflecken lutherische Bibeln, Postillen, Traktate und Flugschriften feilhielten und vielen Absatz fanden. Der land schaftliche Drucker war auf die Erzeugung von Kundmachungen, Hochzeits- und Lobgedichten, Streitschriften und ähnlichen Ge legenheitssachen und Kalendern beschränkt geblieben, und jetzt nahte mit gewaltigen Schritten die Gegenreformation, welche der Sache der Evangelischen den Todesstoß gab. Unter den Druckarbeiten Schmidts sind von besonderem litterarischen Werte die Kalender des Magisters Johannes Kepler, welcher von 1594 bis 1600 als »Mathematikus« in Diensten der steierischen Landschaft war. Sie beginnen mit 1595 und laufen bis mit 1600. Von jenem auf das Jahr 1599 befindet sich ein Exemplar in der Grazer Joanneums-Bibliothek, es führt den Titel: »Schreib-Calender aufs das Jar nach deß Herrn Christi unsers Erlösers Geburt 1599, gestellt durch U. Joannem Kheplerum. Einer Ersamen Landschafft deß Herzog- thumbs Steyr Mathematicum, gedruckt zu Graetz in Steyr durch Hansen Schmidt.« Wegen eines in seinem Laden ausgehängten Schmähbildes gegen den Papst wurde Schmidt 1598 neuerdings durch landes fürstliche Gewalt in Haft genommen und erst nach acht Wochen mit der Drohung entlassen, sich fürder nichts mehr zu schulden kommen zu lassen, sonst würde schärfer gegen ihn verfahren. Diese Drohung wurde endlich auch ausgeführt, weil er sich dem
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